Counter-Strike: Global Offensive - Test, Shooter, 360, PlayStation3, Mac, Linux, PC
Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an: Counter-Strike ist immer noch hässlich. Zugegebenermaßen war das Spiel noch nie eines der Kategorie "Eye Candy", und Global Offensive hat im Vergleich zu CS: Source deutliche Sprünge gemacht. Aber einen Vergleich mit echter Hochglanzware wie Battlefield 3 oder Modern Warfare 3 sollte man sich ersparen. Der Fokus lag schon immer auf Skill, und dem steht Blingbling nur im Weg - viel wichtiger ist, dass die Simpelgrafik nicht nur aussieht wie 2000, sondern auch entsprechend niedrige Hardwareanforderungen hat, wodurch es auch auf Mittelklasse-Hardware mit Frameraten im dreistelligen Bereich flitzt.
Party like it’s 1999!
Auch spielerisch bleibt Valve bei seinen bewährten Leisten - CS ist und bleibt CS: Anvisieren über Kimme und Korn gibt es nicht, man kann nur etwas genauer zielen, indem man in die Hocke geht. Mit dem Messer in der Hand läuft man schneller.
Nicht ohne meine P-90!
Die Standard-Spielmodi ("Classic Casual" und "Classic Competitive") könnten auch “Für Einsteiger” und „Für Profis“ heißen: In Ersterem hat man immer Kevlar und Helm dabei, es gibt kein Friendly Fire, nach dem Ableben darf man auch dem Gegner bei der Ballerarbeit zusehen - in Zweiterem gilt all das nicht. Die bekannten Karten wurden behutsam verändert, zum Teil etwas verkleinert und um sinnvolle Details erweitert - so gibt es auf Dust z.B. eine neue Treppe im Tunnel sowie eine Brücke zwischen den beiden Balkonen, was das bisherige Ungleichgewicht zugunsten der Anti-Terrors spürbar ausgleicht. Es gibt auch neue Karten, allerdings nur in den beiden zusätzlichen Spielvarianten.
Und da hoppeln sie wieder
Inhaltlich ist die 360-Fassung (die PS3-Version stand zum Testzeitpunkt nicht zur Verfügung) im Großen und Ganzen identisch zur PC-Version: Alle Spielmodi sind drin, alle Waffen, selbst die aufdringliche (und dankbarerweise abschaltbare) Musik. Schaut man allerdings genauer hin, offenbaren sich eklatante Unterschiede, die dem Konsolen-CS fast die Existenzberechtigung entziehen.
Konsolen-Terror
Allerdings nicht so schwachsinnig wie die Steuerung - der größte Knackpunkt des Konsolen-Global-Offensive. Natürlich darf man nicht erwarten, die Präzision der Kombination Maus/Tastatur hundertprozentig auf die Analogsticks zu bekommen. Aber es gibt mittlerweile wahrlich mehr als genug Shooter, die eindrucksvoll beweisen, wie punktgenaue Steuerung auf dem Gamepad auszusehen hat. Auch aus dem Hause Valve. Bei Global Offensive ist aber nichts präzise, im Gegenteil: Die Standardbewegungen sind träge, schwammig und lassen sich nur sehr oberflächlich nachkorrigieren. Zwar gibt es sinnvolle Erleichterungen (wie eine 180°-Drehung auf Knopfdruck), aber dennoch hat das normale Spielen nicht mehr viel mit dem rasanten Counter-Strike zu tun. Von den gehäuften Lags ganz zu schweigen.
Fazit
Wahnsinn, wie alt das mittlerweile aussieht! Spielt man direkt davor Battlefield 3, spürt man den Sprung zurück zum Jahrtausendwechsel. Mit viel Phantasie und noch mehr zugekniffenen Augen könnte man die Technik von Global Offensive in die Nähe des ersten Modern Warfare rücken - aber das wäre auch schon das Maximum. Mit Prachtstücken der Neuzeit darf man das Spiel also nicht vergleichen, Counter-Strike ist nun mal ein Relikt aus simpleren Ballerzeiten, das Serious Sam der Mehrspielershooter, ein Anachronismus - aber ein nach wie vor sehr unterhaltsamer. Hier gibt es keine Perks, keinen Rangaufstieg, keine Boni, keine Killstreaks, keine Fahrzeuge - sondern nur perfekt ausbalancierte Levels, wirkungsvolle Waffen und das endlose Verlangen nach Skill, Skill, Skill. Skill über alles. Wer ein Problem damit hat, anfangs zehntausende Tode zu sterben, der ist bei den üblich verdächtigen AAA-Shootern besser aufgehoben. Counter-Strike ist unverändert eine höchst frustrierende Angelegenheit, bei der das Erfolgserlebnis allerdings umso größer ist, wenn man einen guten Lauf hat - ganz zu schweigen davon, dass das Arrrrrrrgh-verdammter-Dreck-elender-Cheater-Camper-Lucker-nur-noch-eine-Runde-wirklich!-Syndrom sehr ausgeprägt ist. Die Frage ist: Brauche ich Global Offensive, wenn ich das Original oder CS: Source schon habe? Nein, wenn es dir nur um den gewohnten CS-Spaß geht. Ja, wenn du Wert auf die intelligenten Design-Veränderungen in den klassischen Levels sowie die unterhaltsamen Sondermodi legst. Deutliche Worte der Warnung finde ich dagegen für potenzielle Besitzer der Konsolenversion: Mit der schlechteren Kulisse habe ich grundsätzlich kein Problem - mit der deutlich geringeren Spielerzahl schon. Das Schlimmste an dieser Fassung ist allerdings die träge und schlecht konfigurierbare Steuerung; da sind 360-Spieler wesentlich Besseres gewohnt!
Pro
- fesselndes Katz-und-Maus-Spielprinzip
- enorm herausfordernd
- rasante Gefechte
- im Vergleich zu früher deutlich verbesserte Grafik
- intelligente Veränderungen der Karten
- unterhaltsame Zusatzmodi
- gute Bots
- sinnvolle Erweiterungen im Waffenlager
Kontra
- technisch hoffnungslos veraltet
- gelegentliche Lags
- aufdringliche Musik
- sehr einsteigerunfreundlich
- deutlich eingeschränkte 360-Version (schlechtere Grafik, weniger Spieler)
- träge, schlecht konfigurierbare Steuerung (360)
- größtenteils altbekannter Inhalt