Geheimakte 3 - Test, Adventure, Switch, iPad, PC, iPhone

Geheimakte 3
06.09.2012, Bodo Naser

Test: Geheimakte 3

Ab sofort können Adventure-Fans wieder in Geheimakten schmökern, die auch dieses Mal allerhand Mysterien rund um die Welt bereit halten. Dass Teil drei nicht schlecht werden würde, hat sich bereits in der Vorschau abgezeichnet. Aber kann er wirklich mit den ersten beiden mithalten?

Es dauert ein ganzes Spiel lang, bis sich das Traumpaar wieder in den Armen liegt.
Max und Nina, die beiden Protagonisten, leben eine Beziehung im On/Off-Modus:  In Tunguska kamen sie zusammen, im zweiten Teil trafen sie sich nach langer Reise wieder und im dritten wollen sie endlich heiraten. Doch es ist wie verhext, denn jedes Mal, wenn sich die beiden was vornehmen, kommt das Schicksal dazwischen. Den Fan freut es natürlich, wenn wieder mal eine Verschwörung Schwung in die Liebesdinge bringt. Denn wer will ernsthaft ein Abenteuer spielen, wo alles glatt geht und die zwei am Schluss in den Urlaub nach Malle entschweben?  Doch fürs virtuelle Paar selbst muss das natürlich Gift sein. Ein Wunder also, dass sie immer noch zusammen sind.

Liebe im Adventure-Mode

Mit Vorliebe war es Max, der bisher einen unfreiwilligen Abgang hinlegte. So läuft es auch  dieses Mal: Just als die beiden endlich den großen Schritt in die Ehe wagen wollen, wird der deutsche Archäologe unter einem Vorwand verschleppt. Ist es tatsächlich die Polizei, die ihn für einen Terroristen hält? Oder steckt doch was anderes dahinter? Nina hat immer so komische Alpträume, in denen Finstermänner ihr Unwesen treiben. Die Wächter mit den Kapuzen erscheinen zwar zunächst lächerlich, aber was sie im Schilde führen, ist es ganz und gar nicht. Ihre Ziele aufzudecken sorgt für im Spielverlauf für Neugier und Spannung.  Und zum Schluss gilt es auch noch eine Entscheidung über die Beziehung zu fällen.

Man kommt ganz schön rum, was auch Historie und Träume einschließt. So darf man Leonardos Labor durchsuchen.
Es hat dem Abenteuer sichtlich gut getan, dass bei Teil drei professionelle Autoren beteiligt waren. Klar, ist das immer noch keine hohe Erzählkunst, aber manchmal machen sich auch kleinere Schritte bezahlt. So wirkt der kulturelle Hintergrund dieses Mal authentischer, da er besser integriert wurde. Es kommt einem nicht mehr als wilder Mix vor, dass die Bibliothek von Alexandria, der antike Erfinder Archimedes und Leonardo da Vinci auftreten. Man darf sogar die Werkstatt des Künstlergenies durchsuchen, die für Kenner einige Überraschungen bereithält. Schade, dass man sich nicht mit ihm unterhalten kann, da Nina in der Sequenz unsichtbar ist. Zum Schluss ist man doch positiv überrascht, was als Lösung rauskommt.



Mona Lisa anfassen

Besser inszeniert werden dieses Mal auch die Aufenthalte in fernen Ländern, die deutlich mehr Flair haben. Die Helden verschlägt es nach Deutschland, Türkei, Italien, USA, Schweiz und Griechenland. So macht sich Nina gekonnt über die rigorosen Alkoholgesetze der Amerikaner lustig, als sie in San Franzisco ist. Leider dauert es eine Weile, bis die Hauptstory in Schwung kommt, da man am Anfang noch von einer Station zur nächsten hechtet. Kein Wunder – beginnt doch alles im alten Ägypten, was etwas verwirrt. Aber spätestens ab dem rätselhaften Nabelberg kommt Fahrt in die Geschichte, auch weil immer neue interessante Personen wie Emre auftreten. Ihn kann man auch noch spielen, nachdem man ihm aus der Patsche geholfen hat. Weitere Kurzeinsätze anderer Leute folgen.

Eine typische Szenerie mit vielen Aktionsmöglichkeiten. Das meiste ist allerdings einfacher.
Das Point & Click made in Germany lebt ganz und gar von seinen gelungenen Inventar-Rätseln, die wie schon bei den Vorgängern recht leicht sind. Den tumben Polizisten vor dem Museum kann man daher ohne große Laufarbeit aus der Szene selbst überwinden, da man alles dafür vorfindet - die Anzeige aller benutzbaren Sachen braucht man meist gar. Die Aufgaben sind derart zugänglich, dass man bei der Lösung kaum gefordert wird. So muss man an einer Stelle den Ausbruch aus dem berühmten Gefängnis Alcatraz hinbekommen, was sich schwerer anhört als es dann ist - schade. Die Einfachheit rührt auch daher, dass man nur wenige Dinge mit sich führt, die man notfalls schnell durchprobiert hat. So bringt es auch keine zusätzliche Herausforderung, wenn man was kombinieren will.   

Sehr machbare Rätsel

Obwohl man an einigen Stellen eine schwere Variante eines Rätsels spielen kann, hängt man auch dort selten so fest, dass man Tipps  benötigt. Apropos: Diese Wahl zwischen schwerer oder einfacher Variante ist hoffentlich nicht die Zukunft des Adventures. Wie wäre es stattdessen mal mit mehreren Möglichkeiten, ein Rätsel zu lösen? Also alternative Wege zum Ziel? Wenn man etwa jemanden sowohl im Dialog überreden als auch über Geschenke oder Tätigkeiten überzeugen könnte? Das würde für mehr Abwechslung und Offenheit sorgen. 

Wenn es mal schwerer wird, dann liegt es an der fehlenden Logik: So ist manches in der Traumsequenz weit hergeholt, was sicher nicht nur daran liegt, dass die Szene nicht echt ist. Da fragt man sich dann schon, wie man drauf kommen soll, etwa wenn es um die Gasse mit den Fischern sowie die Katze geht. Welcher Fan moderner Kommunikation hat sich das ausgedacht?  Bei solchen Hängern braucht man dann vereinzelt mal die Hilfe, die einem aber auch keine Lösung serviert. Es gibt lediglich Tipps nach dem Motto, dass man dies oder das noch mal ausprobieren solle.   

Andere als Inventarrätsel sind rar und auch nicht viel anspruchsvoller. Man braucht selten länger als 10 Minuten.
Andere Rätsel treten während der rund zehnstündigen Suche eher sporadisch auf, echte Dialogaufgaben fehlen gar ganz. An einer Stelle gilt es, Schnipsel wieder in einen lesbaren Text zu verwandeln, was auch kein Hexenwerk ist. Dann  muss man noch ein paar Codes eingeben, die man zuvor natürlich finden muss. Aufgrund der jederzeit aktivierbaren Hot-Spots führt auch das nicht zu einer Sucherei. Logisches Kombinieren wird einem nicht oft abverlangt; am Nabelberg muss man wenigstens etwas kobeln, wo der Gesuchte wohl steckt. Natürlich muss man heutzutage nix mehr von Hand aufschreiben, da alles automatisch verglichen wird, was auch etwas schade ist.   

Weitere Herausforderungen

Das einfache Knobeln wird selten durch andere Spielelemente aufgelockert. An einer Stelle muss man im richtigen Moment drücken, um einen Schaukeleffekt auszulösen. Das ist aber schon die einzige echte Actioneinlage und die lässt sich auch noch leichter machen. An einer anderen Stelle muss man zwei Roboter miteinander kämpfen lassen, was mal witzig ist. Hierbei ist sogar Taktik gefragt, da man seine Maschine ausrüstet und ihr vorher sagen muss, was sie tun soll. Diese harmlose Bastelei macht auch deshalb Spaß, weil man es stressfrei so oft wie nötig wiederholen kann. Leider kann sich der Gegner nicht regenerieren, weshalb er schnell niedergekämpft ist. Hier wiederum wäre eine Version für Cracks gut gewesen, die aber fehlt.             

Ganz am Schluss, als Max zu Boden geht, hat man mal die Wahl...
Eigentlich sollte Geheimakte 3 (ab 39,99€ bei kaufen) ja ein Adventure mit Weichenstellungen sein, wo man mal mehrere Wege gehen kann. Das Problem ist, dass es dafür schlicht an Möglichkeiten fehlt, da es im Spielverlauf kaum eine Rolle spielt. Laufen die ganz normalen Dialoge schon automatisch, gibt es doch ein paar, bei denen man Antworten aussuchen kann. Trotz gewohnt professioneller Vertonung wirkt das nicht organisch, sondern eher aufgesetzt. Gerade mal zum Schluss steht eine für Nina und das Fortbestehen der Welt wichtige Entscheidung an. Man fragt sich dann natürlich, warum man Multiple-Choice nicht schon vorher gescheit eingesetzt hat.

Wahlrecht für Spieler

Sonst bleibt es bei ein paar schlecht eingebauten Wahlmöglichkeiten, die unvermutet im Spiel auftauchen. An einer Stelle kann man zwischen verschiedenen Waren am Kiosk aussuchen. Bei denen wäre es besser gewesen, sie vorher kenntlich zu machen, da man so gar nicht so schnell speichern kann, um es nochmal zu erleben.

Für Auge und Ohr wird schon was geboten, weshalb Durchspielen lohnt.
In Sachen Bedienung setzt man auf Altbewährtes, so ist etwa die Mausführung exakt dieselbe geblieben. Man kann mit rechter Taste anschauen und mit links bewegen, wie man das aus den bekannten Vorgängern kennt. Auch das gute alte Inventar bleibt übersichtlich, da man nie zu viel mit sich rumschleppt. Mehr als ein paar Räume sind ohnehin nie hintereinander geschaltet, so dass es keine zu große Latscherei gibt. Noch nicht mal, als man in einer Traumsequenz immer wieder dasselbe machen muss. Ganz am Schluss gibt‘s noch eine Bilanz der gelaufenen Meter.

Vieles beim Alten

 

Trotz ähnlicher Engine gibt’s dennoch Schauwerte wie etwa den Flugzeugträger, verfallene Ruinen oder die blauen Tiefen des Meeres. Gelegentlich gerät die Szenerie auch in Bewegung, wenn mal wieder ein Filmchen läuft. Optisch unrealistisch wird‘s eigentlich nur dann, wenn Nina mal wieder riesige Sachen wie ellenlange Leitern in die Hosen steckt. 

Fazit

Geheimakte 3 macht viel beim Drumherum richtig, aber einiges im Kern falsch. Allen voran ist da die mysteriöse Story, die etwas mehr Schwung hat, weshalb es einen sogar mal interessiert, wie’s ausgeht. Den professionellen Autoren ist zu verdanken, dass sie aus dem Wust an Einzelschnipseln noch ein überraschendes Ende zimmern, das im Genrerahmen glaubhaft ist. Und man steht schonmal staunend in den tollen Kulissen, die die Schauplätze lebendig machen. Aber unterm Strich enttäuscht das Rätseldesign: Sie sind so sehr auf Machbarkeit getrimmt, dass man kaum gefordert wird. Für einen echten Adventurefan sind sie oft zu einfach, was sich auch nicht dadurch ändert, dass es an einigen Stellen eine schwerere Version gibt. Immerhin gilt das nicht für alle, so dass es auch mal echte Kopfnüsse gibt. Aber leider haben sich die Entwickler selber ein Bein gestellt, indem sie Wahlmöglichleiten mit Konsequenzen ankündigten. Ja, ganz zum Schluss steht mal eine Entscheidung an. Aber sonst ist Geheimakte 3 ein normales lineares Abenteuer. Man macht den Fans zunächst den Mund mit möglicher Offenheit wässrig und speist sie letztlich mit viel zu wenig ab. Daher wirkt der dritte Teil bisweilen etwas anspruchslos und abwechslungsarm, auch weil interessante Dialogrätsel fehlen. Unterm Strich ein solider, aber kein fulminanter Abschluss der Reihe.

Pro

  • verschiedene Charaktere spielen
  • Story macht neugierig
  • logische Inventarrätsel
  • verschiedene Enden
  • ab und zu Entscheidungen
  • zuschaltbare Hilfe
  • einige ansehnliche Kulissen

Kontra

  • manche Rätsel zu einfach
  • keinerlei Dialogrätsel
  • zu wenig der versprochenen Entscheidungen
  • etwas zäher Story-Einstieg
  • Kapuzentypen wirken lächerlich

Wertung

PC

Stimmungsvoller, aber lediglich solider dritter Teil mit lösbaren Rätseln, der hinsichtlich der Entscheidungen weniger hält als er versprach