The Hunter 2013 - Deutsche Wälder - Test, Simulation, PC

The Hunter 2013 - Deutsche Wälder
06.09.2012, Mourad Zarrouk

Test: The Hunter 2013 - Deutsche Wälder

Letztes Jahr im Oktober überraschte Rondomedia mit seiner ersten echten Simulation - und das, ohne den obligatorischen Namen im Titel. The Hunter 2012 überzeugte als glaubwürdiges Jagdspiel vor ansehnlicher Kulisse. Seit einigen Tagen steht die 2013'er-Edition in den Regalen. Lohnt sich der Ausflug in deutsche Wälder?

Da sich am Grundspiel nichts Entscheidendes geändert hat, empfehle ich einen Blick auf

Das neue Szenario "deutsche Wälder" in der Kartenansicht.
den Test vom letzten Jahr. Auch diese Ausgabe überzeugt mit prächtiger Grafik, einer riesigen Spielwelt (innerhalb der erworbenen sechsmonatigen Vollmitgliedschaft), wunderbar inszenierten Tag/Nachtwechseln, dynamischen Wettereffekten und einer realistischen Soundkulisse. Die Tiere agieren nach wie vor  glaubwürdig, ethisches Jagen (d.h es ist  nur artgerechte Munition zu verwenden und angeschossene Tiere dürfen nicht "vergessen" werden) steht im Vordergrund. Mein Fortschritt wird in Ranglisten sowie optional über Facebook dokumentiert. Kurzum: Alles, was letztes Jahr schon positiv hervorzuheben war, ist auch dieses Jahr dabei - das ist schön, aber auch selbstverständlich. Viel wichtiger ist daher die Frage, ob an den Schrauben gedreht wurde, die das Spielerlebnis weiter verbessern könnten? Und hier muss ich ernüchtert feststellen: Fehlanzeige! Nach wie vor ist von einer  Mehrspieleroption nichts zu sehen, ich gehe immer noch mutterseelenallein auf die Pirsch. Storyelemente, eine echte Karriere oder  freies Speichern suche ich vergebens. Warum sollte man sich die aktuelle Version zulegen?

Was ist neu, was hat sich geändert?

An dem Abo-Modell hat sich ebenfalls nichts geändert. So kostet eine dreimonatige

Vor stimmungsvollem Abendlicht an einem Hochsitz.
Mitgliedschaft 15 Dollar und eine sechsmonatige 27 Dollar. Nach aktuellem Kurs macht Letzteres 21,41 Euro, somit ist die aktuelle Verkaufsversion  genau einen Euro und 42 Cent günstiger als so eine  sechsmonatige Vollmitgliedschaft (zumal die 2012'er-Edition nicht im Preis reduziert wurde) über das Web. Das ist nun nicht die Welt, doch immerhin erspart man sich den Download, kann sich etwas in den Schrank stellen und bekommt ein virtuelles Outdoor-Zelt sowie das Anschütz Jagdgewehr Modell 1780 D FL in der Ausführung Kaliber 8x57 IS als Zugabe. Das Zelt und ein nahezu identisches Jagdgewehr würden im „Hunter-Store“ auf der Website mit etwa zehn Dollar  zu Buche schlagen. Das ist alles schön und gut, würde alleine aber noch nicht unbedingt den Test der diesjährigen Ausgabe rechtfertigen. Was mich hat aufhorchen lassen, sind die „deutschen Wälder“. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Diese sind nicht exklusiv der Verkaufsversion zugeschrieben, auch als reiner Online-Abonnent erhalte ich Zugriff auf das neue Szenario. Es handelt sich also um eine klare Erweiterung des Spielumfangs von vier auf fünf Jagdgebiete. Jetzt darf im deutschen „Hirschfelden“ auf Rot- und Schwarzwild sowie allerlei Wild-Geflügel geschossen werden bis die Flinte glüht.

Hirschfelden, Outdoor Zelt und Kaliber 8x57 IS

Das neue Szenario „Hirschfelden“ mit seiner fiktiven „Rittersteinhütte“ und der „Müllerwaldhütte“ ist in der Tat  deutschen Wäldern nachempfunden. Allerdings hat das Szenario mit der Umgebung des real existierenden Hirschfelden bei Krumbach in Bayern nichts unmittelbar gemeinsam. Zumindest ist die Marienkapelle (laut Wikipedia die einzige Sehenswürdigkeit)  nirgends auszumachen. Überhaupt ist der erste Eindruck eher ernüchternd: Mischwald durchsetzt von Nadelholz begrüßt mich, sobald ich den Pfad abseits meiner (frei wählbaren) Starthütte verlasse. Alles ist so realistisch wie gewohnt und wirkt auch recht heimisch, aber auch unspektakulär und fast schon ein wenig langweilig. So durchstreife ich den Wald in bekannter Manier, meinen „Huntermate“ immer zur Hand. Dieser futuristische Geo-Tracker, verrät mir zu jeder Spur die passende Tierart nebst Zugrichtung. Irgendwann komme ich bei der Verfolgung einer heißen Spur

Das in der Verkaufsversion inkludierte Zelt im aufgebauten Zustand.
eines Rothirsches zu einem Fluss, der von einer Brücke überquert wird. Die wiederum gehört zu einer Landstraße, welche sich durch den Wald schlängelt, gesäumt von den charakteristischen Leitbarken wie man sie hierzulande kennt. Ok...aber das allein kann doch noch nicht das einzig Typische am „deutschen Wald“ sein? Auch die beiden „Sehenswürdigkeiten“ in Form von identischen Bauernhöfen retten da nicht wirklich etwas. Schöne Aussichtsplattformen wie in „Loggers  Point“ oder Eyecatcher wie das Wrack in „Redfeathers Falls“ suche ich vergeblich. Das ist schade, denn deutsche Wälder haben so etwas auch zu bieten. Stichwort: Burgen, Ruinen oder ganze Schlösser.

Wo ist denn die Marienkapelle?

Unter Umständen geht der günstiger zur Jagd, der  sich erst einmal eine drei Monatslizenz

Nach jedem Abschus darf ich meine Beute -wie diesen Zwölfender- quasi zum "Beweis" fotografieren.
für umgerechnet etwa zwölf Euro zulegt, die ja auch schon die deutschen Wälder inkludiert. Eine gute Internetverbindung und die Möglichkeit elektronisch zu bezahlen sollten dann aber vorhanden sein. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, meldet sich einfach zunächst kostenlos auf www.thehunter.com an. Der Download der Spielsoftware ist  dann natürlich unvermeidbar, aber danach wird man mit einem recht  umfangreichen und kostenlosen Einblick in das Spiel belohnt. Dieser umfasst das Jagen von Rotwild im Szenario „Loggers Point“ mit einer Waffe und unbegrenzter Munition. Danach kann jeder für sich entscheiden, ob sich der Erwerb des Hauptspiels (bzw. die sechsmonatige Mitgliedschaft) lohnt oder nicht. Übrigens: Nach Ablauf der Mitgliedschaft fällt man automatisch auf diesen „Free“-Status zurück, jedoch  bleiben erworbene Fähigkeiten, Errungenschaften und Trophäen erhalten, gleiches gilt für die Boni der Verkaufsversion, so man denn diese erworben hatte.

Zahlungsmodelle & Co.

Fazit

Lohnt sich die Anschaffung der diesjährigen Verkaufsversion? Wer im Besitz der 2012'er-Edition ist und Freude an dieser realistischen Jagdsimulation hat, sollte nur zugreifen, wenn er ohnehin eine sechsmonatige Verlängerung plant. Ansonsten fährt der PC-Jäger eventuell günstiger, wenn er nur Tages-, Wochen- oder Monatslizenzen für das neue Jagdgebiet erwirbt. Die gibt es nämlich schon ab unter einem  bis etwas über zwei Dollar- je nach Dauer. Wer sich bislang noch gar nicht mit dem Spiel beschäftigt hat und auf der Suche nach  einer realistischen Jagd-Simulation ist, wo ein einzelner Damwild-Abschuss innerhalb von Stunden die Regel ist (also im positiven Sinne alles andere als ein „Call of Hunter“), der kommt an The Hunter nicht vorbei - daran hat sich nichts geändert. Leider aber auch nichts an der Tatsache, dass man ständig alleine auf die Pirsch muss und Storyelemente oder Karriere vergeblich sucht. Wer eine neue Jahreszahl auf die Verpackung druckt, muss sich mit der des letzten Jahres messen lassen und hier rechtfertigt das eine (eher dröge) Szenario keine Aufwertung. Im Gegenteil: Insgesamt hat sich zu wenig geändert und Stillstand quittieren wir grundsätzlich mit einer Korrektur nach unten.

Pro

  • sehr ansehnliche Kulisse
  • neues deutsches Szenario ...
  • authentisches Jagen
  • leicht zugängliches Spielprinzip
  • riesige Spielwelt
  • Tag/Nachtwechsel
  • dynamische Wettereffekte
  • realistische Soundkulisse
  • Tiere agieren glaubwürdig
  • ethisches Jagen wird propagiert
  • Online-Ranglisten & FB-Anbindung
  • Endlosspiel
  • Training an Schießständen möglich
  • original lizenzierte Waffen
  • frei begehbare Spielwelt
  • realistische Trophäenauswertung

Kontra

  • keine Mehrspieleroption
  • ... das aber recht bieder daherkommt
  • keine Storyelemente
  • keine Karriere
  • keine freies Speichern
  • keine Sprachausgabe
  • Ausrüstung nicht freispielbar
  • nach 6 Mon. Ende der Vollmitgliedschaft
  • danach kostenpflichtige Mitgliedschaften
  • dauerhafte Internetverbindung nötig

Wertung

PC

Realistische, technisch einwandfreie Jagdsimulation mit neuem deutschem Revier, die aber ansonsten auf der Stelle tritt.