Unmechanical - Test, Logik & Kreativität, PlayStation3, PC, PlayStation4, XboxOne, iPad, PS_Vita, iPhone

Unmechanical
23.10.2012, Benjamin Schmädig

Test: Unmechanical

Wie kommt es nur, dass ich mich in diese Blechbüchse verguckt habe? Ein auf dem Kopf stehender Schmelztiegel könnte es mal gewesen sein: kleine, tief sitzende Lichter als Augen, müde flapsende Rotorblätter als Antrieb. Vier nutzlose Schläuche schlappen beim Links-Rechts beschwingt hin und her. Und wenn er manchen schweren Stein partout nicht ziiiiiiehen kann, legt sich der Blechboter beim vergeblichen Versuch fast komplett zur Seite. Nun ja... daher kommt es wohl, dass ich mich schnurstracks in die putzige Blechbüchse verliebt habe.

Dabei weiß ich gar nicht, was der kleine Blecheimer eigentlich in dieser riesigen Höhle macht. Gerade schwebte Familie Robot noch über grüne Wiesen, plötzlich ziehen ihn spinnenartige Greifarme in die Tiefe. Dort schwebt er dann, kann in alle Richtungen fliegen und mit elektronischem Fangstrahl kleine Felsbrocken heben. Mehr nicht. Mehr braucht er auch nicht, um einen Haufen Geröll aus dem einzigen Ausgang zu räumen. Dahinter dringt Blechbot immer tiefer in eine Welt aus Nieten, Stahl, Maschinen, Elektrizität – fliegt bald an Knochen, Fleisch und einem riesigen Herz vorbei. Das ist manchmal richtig unheimlich! Verblüffend, wie eindrucksvoll die schwedischen Entwickler die Geschichte buchstäblich im Hintergrund geschehen lassen, während ihr knuffiger Held nur ein paar Rätsel löst.

Ein Herz in Stahl

Tatsächlich habe ich die Erzählung genau deshalb in den Vordergrund gerückt, weil sich Unmechanical (ab 7,90€ bei kaufen) nach mehr anfühlt als nach einem schnöden Puzzlespiel. Der kleine Bot schwirrt zwar durch Räume, die wie eine Perlenkette aneinander gereiht sind, seine Welt würde aber selbst einem Action-Abenteuer gut stehen!

Fast beiläufig lerne ich, dass mein Bot mit dem Traktorstrahl nicht nur Steine sowie andere

Gewichte verteilen, Spiegel blockieren, Türen versperren: Der blecherne Hauptdarsteller beherrscht vieles, was die Welt der Puzzles hergibt.
Gegenstände heben, sondern auch Hebel bedienen kann. Auf diese Weise bedient er Maschinen oder öffnet Tore. Die sind natürlich meist verschlossen. Oder er muss verschiedene Tore in bestimmter Reihenfolge öffnen, eine Waage ausbalancieren, Farben auf einer Art Dartscheibe richtig anordnen, Glühbirnen in der richtigen Reihenfolge anknipsen. Die Aufgaben sind abwechslungsreich, allerdings nicht besonders knifflig und meist recht bekannt.

Logik und Physik

Trotzdem sorgen die Logik- und Physikaufgaben für gute Unterhaltung. Am interessantesten sind naturgemäß Letztere: Der mechanische Knilch muss z.B. ein Wasserbecken mit Gegenständen füllen, um den Wasserspiegel anzuheben. Ein andermal sperrt er Pforten auf, indem er einen Pfeiler dazwischen klemmt oder lässt Bomben an der richtigen Stelle explodieren.

Gefällt mir sehr, dass ich manch erfolgreiche Versuchsanordnung erweitern muss, wenn ich nach einer Rundreise durch die weitläufigen Höhlensysteme an einen bereits besuchten Ort zurückkehre. Klasse auch, dass ich für keine der Aufgaben eine Anleitung lesen muss: Mein Bot kam immer durch aufmerksames Hinschauen und Ausprobieren auf den Trichter – so sollte ein gutes Puzzle aussehen! Nicht nur deshalb musste ich gelegentlich an Vessel denken, bei dem viele Rätsel allerdings vertrackter und die Reise deutlich länger war. Unmechanical ist zwar ein sehr unterhaltsamer, aber kurzer Verdauungsspaziergang.

Fazit

Als eifriger Physikknobler stelle ich fest: So langsam hat diese Art Rätsel ihren Zenit überschritten. In Unmechanical spüre ich jedenfalls leichte Abnutzungserscheinungen, wenn mein sympathischer Blechhubschrauber mal wieder mit Steinen wirft oder Maschinen mit Fremdkörpern blockiert. Zumal manche Puzzles gerne mehr Kopfzerbrechen bereiten könnten. Trotzdem habe ich die kurze Reise genossen. Denn so vertraut die Rätsel wirken, so clever sind sie konstruiert: Alle Aufgaben ergeben sich aus der Spielsituation, kaum eine Herausforderung wiederholt sich und ein paar Minuten ist der Kopf eben doch bei der Sache. Zudem ist es eine Wohltat, den liebevoll ins Leben gerufenen Hauptdarsteller mit Neugier durch die faszinierende Unterwelt zu lotsen. Ob nun mechanisch oder unmechanisch: Dieses Spiel hat ein großes Herz!

Pro

  • intuitives Probieren und Rätseln
  • furchtbar liebenswerter Hauptdarsteller geheimnisvolle
  • mechanisch-biologische Kulissen symbolhafte, aber hilfreiche Tipps
  • Musik unterstreicht Grusel, Spannung und Geheimniskrämerei mit Gamepad
  • oder Maus/Tastatur spielbar

Kontra

  • wenige echte Kopfnüsse
  • sehr kurz
  • zahlreiche bekannte Arten von Rätseln
  • keine Kapitelauswahl
  • Gamepad im (hässlichen) Menü nicht nutzbar

Wertung

PC

Liebenswertes Rätselabenteuer mit einzigartigen Schauplätzen und abwechslungsreichen Aufgaben - kurz und etwas zu einfach.