Trine 2 - Test, Plattformer, 360, Wii_U, PlayStation3, PC, PlayStation4

Trine 2
04.12.2012, Jörg Luibl

Test: Trine 2

Amadeus, Pontius und Zoya sind zurück: Das schlagfertige Trio begeisterte u.a. auf PC in einem farbenprächtigen Abenteuer. Kampf und Rätsel, Physik und Hüpferei - dieser kreative Mix vor märchenhafter Kulisse war uns Gold wert. Jetzt haben die finnischen Entwickler Trine 2 (ab 14,99€ bei kaufen) inklusive der bisher exklusiven PC-Erweiterung "Goblin Menace" für Wii U veröffentlicht. Die Umsetzung erfolgte laut Frozenbyte in Rekordzeit von zwei Tagen.

Verflixt, dieses Hexenhaus macht mich noch verrückt! Wie komme ich bloß weiter? Ich habe Kobolde und Riesenschlangen besiegt, tödliche Abgründe überwunden und zig Fallen überlebt - ich bin sogar auf einer meterlangen Froschzunge balanciert! Zunächst schien die Reise durch diese zauberhafte Märchenwelt kinderleicht. Wie im Vorgänger kämpfte, hüpfte und schwang ich mich vor idyllischen Hintergründen durch wabernde Sümpfe, verwunschene Höhlen und Wälder im Abendrot. Ob ich dabei auf den großen TV-Bildschirm oder nur auf den kleinen des Wii U GamePads schaue, macht fast keinen Unterschied: Trine 2 sieht klasse aus.

Auf der Suche nach Lösungen

Jetzt stehe ich zwischen Feuer speienden Rohren, meterhohen Bücherregalen und kann den Ausweg oben rechts sogar deutlich sehen. Aber ich komme einfach nicht hinauf: Der Enterhaken der Diebin findet keinen Halt, selbst die gestapelten Kisten des Zauberers reichen nicht aus! Und der Krieger hilft mir weder mit Schwert, Schild noch Hammer. Ich habe alle Hilfen ausgestellt und will sie auch partout nicht aktivieren - da bin ich stur wie ein Esel. Und weil ich das Abenteuer vom PC kenne, spiele im Hardcore-Modus, wo es keine Wiederbelebungen und Speicherungen an Checkpoints gibt. Da muss das Trio an einem Stück das Levelende erreichen!

Die stimmungsvollen Kulissen sorgen von Anfang an für märchenhaftes Fantasyflair. Auch auf Wii U gibt es drei Schwierigkeitsgrade. Hinzu kommt der Hardcore-Modus, bei dem man das Levelende ohne Wiederbelebung und Sicherungen erreichen muss.
Auf Wunsch können entspanntere Spieler alle zwei oder fünf Minuten einen automatischen Hinweis von den Gefährten bekommen - und natürlich auf einem der drei normalen Schwierigkeitsgrade spielen. Schade ist, dass die Helden auch auf Wii U lediglich als statische Portraits erscheinen und beim Sprechen nicht animiert werden. Zwar wurde das Abenteuer komplett lokalisiert, aber man hört das Trio wahlweise auf Englisch, Französisch, Italienisch - auf Wii U also nicht auf Deutsch. Leider wirken die eigentliche Story oder die überflüssigen Strophen sowie Artworks aus den Schatzkisten recht dünn; dafür sorgt der Erzähler im Hintergrund für Märchenonkelflair.

Märchen mit optionalen Hilfen

Wie im Vorgänger kann ich auf Knopfdruck, hier der rechte Schulterbutton, zwischen den Helden wechseln und bequem ihre Fähigkeiten einsetzen. Was auf Wii U nicht geht: Man kann die Steuerung leider nicht anpassen, obwohl sich das hier und da angeboten hätte. Neben dem GamePad mit Touchscreen kann man auch Remote & Nunchuk sowie Remote & Classic Controller mit fest konfigurierter Steuerung einsetzen. Ersteres wird aber lediglich als Alternative für einige Fingerübungen eingesetzt, wenn man z.B. auf diese Art Kisten verschiebt oder mit dem Bogen schießt, was zumindest bei den Pfeilen keine entscheidenden Vorteile gegenüber dem Analogstick bringt - schade, dass Frozenbyte da nicht etwas kreativer war.

Wer genug blaue Phiolen sammelt, kann (leider nur) eine Hand voll pro Charakter freischalten und sie jederzeit wieder zurücknehmen, um sie neu zu verteilen - man kann also nichts falsch machen. Wer das häufiger macht, wird sich vielleicht darüber ärgern, dass man sie im Menü nicht einfacher aktivieren kann.

Die im September für PC veröffentlichte Erweiterung ist auf Wii U direkt dabei: In einer Zusatzgeschichte gibt es sechs frische Levels und einige neue Talente, die man wohl nicht auf PS3 und 360 sehen wird. Damit kommt man auf 15 Stunden plus X Spielzeit.

Inklusive "Goblin Menace":

Hat man sich an die Steuerung gewöhnt, kann der Spaß losgehen: Der Zauberer darf Monster schweben und wie gehabt Kisten sowie Planken über das Nachzeichnen ihrer Form erscheinen lassen; die Diebin schwingt nach einem Fadenkreuzschuss an ihrem Seil, macht sich erstmals unsichtbar oder schießt weiter mit Eis und Feuerpfeilen; der Krieger blockt mit dem Schild, haut drauf, stürmt vor oder wirft den Hammer, bis er explodiert. Etwas inkonsequent, aber für die Spielbalance wichtig ist, dass alle drei trotz ihrer Unterschiede auch alles machen können: Der dünne Amadeus schiebt schwere Kisten genau so wie der dicke Pontius, der wiederum genau so elegant über Abgründe springt wie Zoya. Aber kein Zauber, keine Akrobatik und keine Gewalt hilft mir in dieser Situation weiter.

Leider kann die Story nicht so überzeugen wie die trickreichen Herausforderungen oder riesigen Bosse. Man kann mit bis zu drei Leuten offline oder online im Team spielen; auch Kombinationen sind möglich: Zwei lokal an einer Wii U, einer online dazu.
Es muss mit diesen zwei blau flimmernden Spiegel zusammen hängen: Ich kann ihre Position ja über Hebel ändern, dann schiebe ich sie durch den Level. Wenn ich von einer Seite etwas hinein werfe oder selbst hinein springe, komme ich beim anderen Spiegel wieder heraus - das erinnert angenehm an Portal. Das hat mich einen Raum zuvor auch weiter gebracht, aber hier kann ich schieben wie ich will: Meine Sprünge über diesen Teleport reichen nicht!

Ein Hauch von Portal

Immerhin kann ich in dieser Zeit des Grübelns die gestochen scharfen, unheimlich stimmungsvoll designten Hintergründe betrachten oder dem Soundtrack von Ari Pulkkinen lauschen, der sanft und lieblich dahin plätschert. Und da ist ja noch - der Kessel der Hexe! Muss ich das Feuer aus den Rohren etwa so durch die Spiegel leiten, dass es den Kessel erhitzt, damit daraus...? Ja, das muss es sein: Ein paar Hebeldrehungen später brutzelt es und durchscheinende Blasen steigen in die Höhe. Hurra, ich komme weiter!

Auch auf Wii U kommt es oftmals auf gutes Timing, Teamplay und Köpfchen an.
Das ist nur eine Situation von vielen, die dieses Abenteuer trotz seiner Leichtigkeit und Verzeihlichkeit auch für Veteranen so reizvoll machen. Man fühlt sich manchmal in einer Sackgasse, obwohl die Lösung später so klar ist - das sind schöne Momente. Dazu gehören auch die Hüpfereien: Kürbisse bringen Trampolinschub, Pilze bieten Plattformhalt, Stachelfallen verlangen den richtigen Absprung, glitschige Schrägen sorgen für Rutscheinlagen, schwingenden Baumrammen sollte man ausweichen. Wer es nicht schafft, wird nicht bestraft - man verliert weder Leben noch Fähigkeiten oder Zeit und kann entspannt fortfahren.

Abwechslungsreiches Abenteuer

Ich muss hier dennoch etwas öfter um die Ecke denken als noch im Vorgänger - auch, weil das Leveldesign nicht nur um alternative Lösungswege, sondern auch um neue Elemente bereichert wurde. Mal muss ich magisches Wasser über die Anordnung von Baumrinnen so umleiten, dass es auf eine Pflanze fließt, die dann wiederum in die Höhe schießt, um neue Plattformen über ihre Blätter zu bilden. Mal muss ich Geysire nutzen, um auf deren Lufstrom zu balancieren oder Kisten in die Höhe fliegen zu lassen. Und das alles ieht verdammt gut aus.

Hinzu kommen die Fähigkeiten der Erweiterung "Goblin Menace".Auch kleine Dreh-Puzzles bereichern das Spielerlebnis. Wenn die Richtung nicht passt, kann ich bronzene Röhren in verschiedenen Formen einsetzen, um die Luft zu lenken - das gilt auch für Feuer. Sehr lobenswert ist auch, dass ich fast immer mit subtilen und logischen Mitteln etwas erreiche: Hier am Blatt ziehen, damit etwas runter fällt; da einen Lastzug mit Magie aktivieren, einen Heuwagen anschieben oder dort eine Treppe aus Kisten bauen. Wer alle versteckten Geheimnisse finden will, muss viel ausprobieren.

Die Fähigkeiten der Helden:

+ Zauberer (Monster schweben lassen; eine, zwei, drei oder vier Kisten erschaffen; eine Planke erschaffen)

+ Krieger (Frostschild, Feuerschwert, Sturmhammer, exploisver Hammer, Anstürmen)

+ Diebin (Frostpfeil, Unsichtbarkeit, Eispfeile, Feuerpfeile, explosiver Pfeil)

Das Spiel ist nicht schwierig, vor allem nicht in den Kämpfen, die man in drei Stufen anpassen kann: Zwar sollte man im Idealfall mit dem Krieger oder der voll aufgerüsteten Diebin agieren, wenn man umzingelt oder von allen Seiten beschossen wird. Da die kleinen und großen Kobolde, die Spinnen und Monster aber nicht gerade clever agieren, man nahezu alles dauerblocken kann und überall Wiederbelebungspunkte findet, die die Helden bei voller Energie zurück bringen, hängt man kaum in Gefechten fest - kooperativ mit drei Leuten hat man in null Komma nichts alles besiegt. Auch die Rätselsituationen werden deutlich schneller gemeistert, da man gleichzeitig alle Fähigkeiten einsetzen kann. Neu ist übrigens, dass man jederzeit speichern kann.

Unterhaltsames Hauen und Stechen

Mit viel Magie und Trickserei lassen sich die Umgebungsrätsel lösen.
Schade ist, dass der Schild mit der Zeit keinen Schaden nimmt und dass es trotz toller Physikspielerein auch einige Inkonsequenzen und seltsame Situationen gibt - da pieksen Speere durch Stein, Monster fallen unrealistisch oder der Greifhaken zickt, obwohl er an Holz halten sollte. Trotzdem machen die Gefechte Spaß: Mit Amadeus kann ich einen zappelnden Kobold in die Luft heben, ihn in einen Abgrund fallen lassen oder sofort eine Kiste über ihm beschwören, die ihm auf den Kopf fällt. Pontius kann Feinde mit einem Schildblock vereisen und dann mit dem Hammer zerschmettern, Zoya lässt ihre Pfeile aus der Distanz  sprechen. Im neuen Spielmodus kann man übrigens auch mit drei Zauberern oder Kriegern loslegen.

Fazit

Auch wenn ich von Frozenbytes "Director`s Cut" auf Wii U etwas mehr Kreativität erwartet hätte, was den neuen Touchscreen angeht: Das ist auch auf Nintendos Konsole nicht nur ein zauberhaftes, sondern überaus umfangreiches Abenteuer - die im September veröffentlichte Erweiterung "Goblin Menace" mit sechs Levels und neuen Talenten ist ebenfalls enthalten. Leider hat es der zunächst angekündigte exklusive Multiplayermodus "Magic Mayhem" nicht geschafft. Aber hat man einmal angefangen, kann man kaum noch aufhören - vor allem, wenn man kooperativ sowohl Fähigkeiten als auch Flüche kombiniert. Die gestochen scharfe Kulisse begeistert mit ihren prächtigen Farben und Spiegelungen, toll animierten Pflanzen und Wesen. Man hat fast das Gefühl, in einem über quillenden Märchenbuch unterwegs zu sein. Das Beste ist erneut der kreative Mix aus Kampf, Erkundung, Physik und Rätseln. Zwar ist die Story leider kaum der Rede wert und die Bosse etwas zu leicht besiegt. Aber dafür verströmt dieses charmante Abenteuer zwischendurch fast Portalflair und ist auch über Wii U zu dritt offline und online spielbar.

Pro

  • zauberhafte Kulisse
  • märchenhaftes Fantasyflair
  • clevere physikbasierte Rätsel
  • tolles Figuren- und Leveldesign
  • kooperativ zu dritt offline oder online spielbar
  • Action-Adventure mit vielen Herausforderungen
  • stimmungsvoller (englischer) Sprecher
  • drei Schwierigkeitsgrade (optionaler Hardcore-Modus)
  • abschaltbare Rätselhinweise
  • enthält komplette Goblin Menace-Erweiterung
  • etwa 15 Stunden Spielzeit

Kontra

  • Story tröpfelt so vor sich hin
  • Bosse zu leicht zu besiegen
  • Steuerung nicht frei belegbar
  • online auf Wii U ohne Sprach-Chat
  • keine deutsche Sprachausgabe auf Wii U
  • nur rudimentärer Wii U GamePad-Einsatz

Wertung

Wii_U

Auch auf Wii U ein kooperativer Plattformspaß vor zauberhafter Kulisse - inkl. der Erweiterung "Goblin Menace".