Fuel Overdose - Test, Rennspiel, PC, PlayStation3
Das Grundprinzip erinnert an die Klassiker: Aus einer leichten Iso-Ansicht inklusive dynamisch schwenkender und zoomender Kamera jage ich mit den kleinen Automodellen über die Pisten, die vom fiktiven Sportwagen über Pick-Ups bis hin zu mächtigen Trucks reichen. Doch mit Fahrkünsten alleine ist es nicht getan, denn in der zerstörten Endzeit-Welt von Fuel Overdose regieren die Waffen. Entsprechend ist jedes Fahrzeug mit einem MG, zielsuchenden Raketen und Minen ausgestattet, wobei man jederzeit zwischen den drei Systemen wechseln kann. Dauerfeuer-Naturen sollten sich aber zähmen, denn die Munition ist begrenzt und kann erst nach den Rennen gegen Geld aufgestockt werden. Zusätzlich lässt sich die hart verdiente Kohle in den Waffenausbau oder Fahrzeug-Upgrades wie bessere Reifen investieren. Auf der Strecke sollte man auch die Augen nach Bomben offen halten, die an vereinzelten Abschnitten positioniert werden und sich per Fernzünder auslösen lassen, sobald sie von einem Cursor markiert werden.
Die Rennen der Zukunft
Um sich Angriffen zu erwehren, aktiviert man eine Schildfunktion, die das Fahrzeug gegen sämtlichen Beschuss abschirmt. Das Problem dabei: Die dafür nötige Energie wird von der Berserker-Anzeige abgezwackt, die sich nach eingesteckten Treffern füllt. Das heißt im Klartext, dass man also erst Treffer einstecken muss, um sich anschließend vor ihnen schützen zu können. Ziemlich sinnfrei, oder? Allerdings lässt sich die gesammelte Berserker-Kraft auch offensiver entladen, denn genau wie bei einem Beat'em Up verfügt jeder der zwölf Charaktere über individuelle Kräfte und Superangriffe, die sich mit bestimmten Richtungsfolgen am rechten Analogstick auslösen lassen.
(Zu) viel zu tun
Ständig wird man beschossen, beharkt, in die Zange genommen, abgedrängt oder in Explosionen verwickelt. Schon kleinste Berührungen mit anderen Fahrzeugen können einen völlig aus der Bahn werfen, weil die Boliden scheinbar federleicht sind. Gefühlt alle paar Sekunden wird man um 180 Grad gedreht oder in eine Massenkarambolage verwickelt. Aufgrund der schwammigen Steuerung fällt es entsprechend schwer, Hindernissen auszuweichen oder die Karre ordentlich auf dem Strecke zu halten. Der KI fehlt es zudem offensichtlich an virtuellem Hirnschmalz: So kann man immer wieder beobachten, wie sie in Kurven schnurstracks geradeaus weiterfährt oder dusselig gegen eine Wand brettert. Einmal kam mir sogar ein Geisterfahrer entgegen! Das „getarnte Gummiband“ gibt mir dann den Rest: Liege ich hinten, bauen die anderen Fahrer einfach so viel Mist, dass ich flugs wieder nach vorne komme. Doch kaum bin ich an der Spitze, heizen sie mir als Führendem richtig ein und lassen sich nicht mehr abhängen. Selbst in den Anfänger-Wettbewerben ist es frustrierend, was die KI da abzieht.
Ruckelige Darstellung
Hinzu kommt die schwache Technik: Mit ihren grob gezeichneten Objekten und kargen Landschaften macht die Kulisse nicht viel her und wird selbst vom betagten Micro Machines in Sachen Stil sowie Präsentation um Längen geschlagen. Trotzdem geht hier die Bildrate auf einigen Strecken derbe in die Knie! Beim Sound sieht es nicht viel besser aus: Das generische Summen der Motoren schmerzt genauso in den Ohren wie die harmlosen Effekte und das Gedüdel beim Fahren, das ich nur widerwillig als Musik bezeichnen würde. Einzig in manchen Menüs kann man die Ohrenstöpsel angesichts erträglicher Stücke wieder entfernen.
Wer braucht schon eine Story?
All diese Variationen finden sich auch im Storymodus, wo man in Zwischensequenzen die Hintergrundgeschichte und Beweggründe der Charaktere erfährt, die nach Manga-Vorbild designt wurden. Der schwere Muskelprotz ist genauso vertreten wie ein japanischer Samurai-Kämpfer und vollbusige Mädels, die in engen Outfits ihre sekundären Geschlechtsmerkmale ständig zur Schau stellen müssen. So erfährt man in den langatmigen Zwischensequenzen voller dämlicher Dialoge alles, was man eigentlich nicht wissen will. Da kann man fast schon von Glück sprechen, dass der Unsinn nicht noch vertont wurde, sondern nur in hässlichen Textboxen dargeboten wird. Die Zeit, die die Entwickler bei dieser "Story" verschwendet haben, hätten sie besser in die Optimierung der Engine und des Spielprinzips gesteckt!
Chance vertan
Leider konnten wir den Onlinemodus mangels verfügbarer Sessions noch nicht ausprobieren. Wenn aber schon das Solo-Erlebnis so chaotisch und frustrierend ausfällt, stehen die Chancen schlecht, dass es über das PSN besser wird. Micro Machines & Co haben am meisten Spaß gemacht, wenn sich ein paar Leute vor dem Bildschirm versammelt und um den Sieg gekämpft haben. Die Chance, den Karren vielleicht so noch aus dem Dreck zu ziehen, vergeben die Entwickler leichtfertig, indem sie einfach erst gar keine lokalen Mehrspieler-Optionen anbieten.
Fazit
Fuel Overdose ist vor allem eins: Eine Überdosis an Ideen, die im Zusammenspiel einfach nicht funktionieren! Die Spielmechanik ist mit dem Hantieren von Waffen, diversen Einsatzmöglichkeiten des Greifhakens, individuellen Special Moves & Co völlig überladen! Statt in einen dynamischen Flow aus Fahren und Ballern zu gelangen, endet die Raserei alle paar Meter im Chaos, Massenkarambolagen oder mangels Übersicht im Nichts. Die furchtbar hektische Kameraführung trägt im Zusammenspiel mit den technischen Schwächen, Dumpfbacken-KI und zähen Storyelementen ihren Teil dazu bei, dass man den Downloadtitel schon nach wenigen Minuten auf ewig von der Festplatte verbannen will. Da entstaube ich lieber wieder die Micro Machines oder Circuit Breakers, bei denen ich mich im Gegensatz zu diesem überflüssigen Machwerk auch mit Freunden in einen lokalen Mehrspielermodus stürzen kann.
Pro
- Fahrzeuge & Waffen aufrüstbar
- Online-Modus für bis zu acht Spieler
Kontra
- hektische Kameraführung
- ruckelanfällige Darstellung
- furchtbare (Fahr-)Physik
- chaotischer Spielablauf
- kein lokaler Mehrspielermodus
- dämliche KI mit Gummiband
- karge, langweilige Kulissen
- zäher Storymodus
- schwammige Steuerung
- eingeschränktes Waffensystem
- überladene Spielmechanik
- Orientierungsprobleme
- gewöhnungsbedürftiger Soundtrack