Final Fantasy 4 (Handheld) - Test, Rollenspiel, iPhone, iPad, NDS

Final Fantasy 4 (Handheld)
11.01.2013, Paul Kautz

Test: Final Fantasy 4 (Handheld)

Das SNES-Original hat mittlerweile 21 Jahre auf dem Buckel, die GBA-Version sieben, die komplett runderneuerte und in 3D-Gefilden spielende DS-Fassung knapp fünf - ja, Final Fantasy 4 hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die jetzt auf iOS-Geräten weitergeführt wird.

Spielerisch entspricht die iOS-Version dem DS-Original - es warten Kämpfe, die (typisch für das klassische Final Fantasy) sehr anspruchsvoll sind.


Der Port des Remakes der Neuauflage der Umsetzung...

Genau genommen wird sie nicht weiter, sondern nochmal geführt - die iOS-Version ist nämlich eine Umsetzung des DS-Spiels. Inhaltlich und technisch hat sich nicht so wahnsinnig viel getan, weswegen ich in erster Linie auf die Verbesserungen und Neuerungen der Touch-Variante eingehen werde; den ursprünglichen DS-Test findet ihr hier.

Das größte Augenmerk fiel der neuen Steuerung zu. Mangels physischem Analogstick muss ein virtueller her, der die Bewegungen der Figuren auf den Bildschirm bringt. Dessen Position ist nicht fest definiert, stattdessen erscheint er einfach da, wo man einen beliebigen Finger aufsetzt. Da sich die Figuren ohnehin nur in acht Richtungen bewegen können, gibt es an dieser Ecke keine Beschwerden - Cecil und Co. lassen sich flüssig durch die Gegend hetzen. Auch im Kampf gibt es nicht viel zu meckern: Gegner können entweder aus einer Liste aus- oder direkt angewählt werden.

Auf dem iPad fällt die Bedienung der zum Teil recht kleinen Icons etwas leichter. Außerdem stimmt hier die Grafikperspektive - auf dem iPhone 5 wird das Bild gestreckt.
Das fällt auf dem größeren Display des iPads naturgemäß etwas leichter als auf den kleineren Bildschirmen von iPod touch oder iPhone - aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Sehr praktisch ist, dass benutzbare Gegenstände oder Personen, mit denen man ein Gespräch führen kann, mit einem Ausrufezeichen markiert werden; das macht gerade die Suche nach versteckten Objekten deutlich einfacher als vorher. Sehr schön ist auch die automatisch mitgezeichnete Dungeon-Karte - wer eine Höhle zu 100% erkundet, erhält eine Belohnung. Weniger praktisch dagegen das unnötige Gefummel bei Figuren mit sehr vielen Zaubersprüchen.

Final Fantasy 4 war das erste Spiel der Serie, das den gemütlichen Rundenkämpfen etwas Echtzeit-Hektik hinzufügte - „Active Time Battle“ lautet das Stichwort. Das macht die ohnehin schon anspruchsvollen Kämpfe nochmal eine Stufe fieser, was sich auch in der iOS-Version nicht geändert hat: Zwar darf man auf der Oberwelt und in Städten speichern, innerhalb von Dungeons ist auch ein einmalig nutzbarer Quicksave erlaubt - aber die Fights selber, gerade gegen die dicken und fantasievoll gestalteten Bosse, sind immer noch zum Teil verdammt schwer.

Die erwachsene Handlung ist auch heute noch eines der Highlights von Final Fantasy 4.
Wer nicht geschickt taktiert, zum richtigen Zeitpunkt Items und Zauber benutzt und umsichtig heilt, übersteht kaum die erste Spielstunde. Und trotzdem gibt es für ganz Wahnsinnige noch eine zusätzliche „Hard“-Schwierigkeitsstufe. Übrigens wurde auch an die faulen Hunde gedacht:  Wer keine Lust auf all das Hantieren mit Angriff und Zauber und all dem Kram hat, kann die Gefechte auch auf „Auto Battle“ schalten, in dem die KI dann sinnvoll zu kämpfen versucht. Bei Standard-Gegnern macht sie das auch wirklich gut, aber einen mächtigen Boss würde ich damit nicht in Angriff nehmen wollen.

Die fetten Jahre kommen zurück

Technisch entspricht FF4 zumindest im Großen und Ganzen der DS-Vorlage. Klar, die Auflösung ist jetzt deutlich höher, gerade auf Geräten mit Retina-Display sieht die Grafik echt schick aus. Zumindest solange wie die Figuren in weiter Entfernung bleiben. Wird rangezoomt, wie bei den mit englischer Sprachausgabe unterlegten Zwischensequenzen üblich, bekommt man Mörderpixel zu sehen - etwas bilineares Filtering hätte an dieser Stelle wirklich keinem geschadet, Square Enix! Ärgerlich für Besitzer eines iPhone 5 ist außerdem, dass die Entwickler den Weg des geringsten Widerstandes genommen haben: Statt die Grafikansicht links und rechts zu erweitern, wird einfach das 4:3-Bild gestreckt - wodurch alle Figuren einige Kilo zuzulegen scheinen. Anders als z.B. The World Ends With You ist Final Fantasy 4 eine Universal App, die auf allen iOS-Geräten nativ läuft. Erfolge-Sammler wird außerdem freuen, dass Game Center samt der Achievements unterstützt wird.

Fazit

Rollenspieler alter Schule tappen hier richtig: Die Präsentation ist ansprechend (auch wenn das Ästhetenherz nach bilinearem Filtering begehrt), der Uematsu-Soundtrack in Noten gepresstes Gold, die Handlung ist erwachsen und tiefgründig. Aber man darf sich vom Äußeren nicht blenden lassen: Unter all den Kulleraugen und tapsig animierten Figuren versteckt sich ein beinhartes Rollenspiel ganz japanischer Schule, das jeden Fehler in der Kampfstrategie gnadenlos bestraft. Am 22 Jahre alten Spieldesign wurde nur mit einer Daunenfeder herumgefeilt, die Zufallskämpfe nerven wie eh und je, modernen Komfort wie intelligente Speicherpunkte gibt es hier nicht - Game Over heißt Game Over. Der Schwierigkeitsgrad ist serientypisch sehr hoch (selbst auf dem „einfachen“ der beiden Schwierigkeitsgrade), die Gefechte werden schnell sehr anspruchsvoll. Klar ist das ein altes, um nicht zu sagen veraltetes Spiel - und dennoch ist es nach wie vor packend und motivierend, der Zauber vergangener Tage wirkt immer noch. Das können nicht viele Spiele von sich behaupten.

Pro

  • wählbare Schwierigkeitsgrade
  • motivierende Handlung
  • toller Soundtrack
  • nette Präsentation
  • beeindruckender Umfang
  • anspruchsvolle Gefechte
  • zusätzlicher Schwierigkeitsgrad für Wahnsinnige
  • inspiriertes Gegnerdesign
  • nützliches Automapping

Kontra

  • kein Cloud-Saving
  • gelegentlich hakelige Steuerung
  • steil ansteigender Schwierigkeitsgrad
  • verzerrte Grafikdarstellung auf iPhone 5
  • gelegentliche Frameraten-Sprünge
  • ungefilterte Grafik
  • verwirrendes Item-System
  • kein Intro-Video mehr

Wertung

iPhone

Hartes, aber motivierendes Rollenspielabenteuer alter Schule, mit schöner Präsentation und guter Handlung. iPhone-5-Besitzer müssen mit gestreckter Grafik leben.

iPad

Die iPad-Fassung hat in Sachen Bedienung die Nase vorn, deswgen gibt's einen leichten Wertungsaufschlag.