Stratego - Test, Taktik & Strategie, iPad
Kein Herz für Offliner & Solisten
Allerdings wird man als Einsteiger oder Solist ohnehin nicht lange Spaß haben: Tutorial? Fehlanzeige. Klickt man auf die Hilfe, wird man tatsächlich auf eine andere Webseite gebracht, anstatt z.B. durch ein internes FAQ oder gar eine Anleitung zu scrollen. Ehrlich gesagt hätte ich mich auch über einen Rückblick auf die Geschichte des Spiels gefreut, aber bleiben wir bei Standards: Szenarien? Kampagne? Herausforderungen? Fehlanzeige. Man kann lediglich zwischen zwei Matchtypen mit vollen 40 oder zehn Figuren gegen eine einzige (!) KI spielen, die auch noch offensichtlich (!) schummelt – manchmal findet sie direkt die Fahne oder mit dem Spion den Marschall. Kurzum: Dieses Stratego ist für Einzelspieler der komplette Murks.
Online-Ranglisten & Freischaltbares
Wer sich online messen will, findet tatsächlich einiges an Komfort: Man kann plattformübergreifend gegen Freunde über Facebook, aber nicht über GameCenter spielen - warum wird Letzteres nicht unterstützt? Man kann Formationen speichern und laden, was gerade bei Stratego unheimlich wichtig ist, damit sich die Aufstellphase nicht unnötig in die Länge zieht. Zudem gibt es ein gutes Zeitlimit, so dass man in einem Match nicht unendlich warten muss. Man kann schnelle Gefechte mit nur zehn Figuren austragen sowie Ranglisten-Spiele mit der kompletten Armee, in denen sich bereits Leute mit hunderten Partien finden; vor allem aus Benelux.
Zeitlose Spielmechanik
Die spielerische Würze entsteht durch besondere Figuren wie Aufklärer, Spione und Mineure, die enttarnen bzw. weiter als ein Feld ziehen, die den Marschall direkt vernichten oder Bomben entschärfen können. Ziel ist es, irgendwann die gegnerische Fahne zu entdecken. Im Laufe einer Partie kann man wunderbar bluffen, taktieren und überraschen. Es gibt im Internet zig Varianten für optimale Aufstellungen, zig defensive und offensive Manöver. Trotzdem bleibt letztlich nur ein ausreichender Eindruck zurück, denn diesen Klassiker hätte man wesentlich umfangreicher und liebevoller umsetzen können.
Fazit
Wie kann man einen Klassiker so lieblos umsetzen? Der Online- und Registrierungszwang ist ein schlechter Witz und man unterstützt Facebook statt GameCenter. Die Präsentation ist bieder und hält sich sklavisch an die billig designte Brettspielvorlage, ohne die Möglichkeiten des iPads auszunutzen, was hoch auflösende Grafik oder Multitouchbedienung angeht – die wenigen Partikelexplosionen hätte man sich sparen können. Einzelspieler können nicht einfach offline loslegen, es gibt kein Tutorial, keine Kampagne, keine Szenarien und eine schummelnde KI. Lediglich der Online-Modus mit seinen Ranglisten sorgt dafür, dass das kein Verriss mit mangelhaft wird. Schließlich kommt dort tatsächlich der zeitlose Spaß am taktischen Versteckspiel zum Tragen, den man von all den Duellen mit Freunden am Tisch kennt. Diese 5,99 Euro sollte man sich dennoch sparen, zumal man Stratego auch umsonst im Internet spielen kann.
Pro
- zeitlos spannendes Spielprinzip
- Formationen laden & speichern
- zwischen zwei Figurensets wählen
- Online-Ranglisten, Zeitlimits
Kontra
- hässliches Artdesign
- sehr biedere Präsentation
- Registrierungs
- & Online-Zwang
- schummelnde KI
- keine KI-Typen oder Schwierigkeitsgrade
- nur zwei Solo-Spielmodi, keine Kampagne
- keine GameCenter-Unterstützung
- kein Pass & Play an einem iPad
- kein voller Inhalt, dafür überflüssige In-App-Purchases
- kein Tutorial, kein FAQ, keine interne Hilfe
- bisher nur englische Texte