Brütal Legend - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC

Brütal Legend
27.02.2013, Michael Krosta

Test: Brütal Legend

Was hat Brütal Legend (ab 7,96€ bei kaufen) für eine Odysee hinter sich: Nach dem Kauf von Vivendi wurde die Metal-Hommage von Neubesitzer Activision mangels finanzieller Erfolgsaussichten aufs Abstellgleis geschoben. Nach zähen Verhandlungen griff Electonic Arts zu und investierte in die Fertigstellung. Eine PC-Umsetzung war jedoch nicht Bestandteil der Abmachung und so rockten Jack Black, Ozzie Osbourne, Lita Ford & Co nur auf PS3 und Xbox 360. Bis jetzt...

Manche Stars lassen sich bekanntlich Zeit und lassen ihre Fans schon mal warten, bevor sie endlich die Bühne betreten. Im Fall von Brütal Legend musste sich das PC-Publikum über drei Jahre gedulden, bis Eddie Riggs (gespielt von Jack Black) schließlich auch ihre Plattform beehrt und in der atmosphärischen Fantasywelt mit Streitaxt, elektrischen Gitarren sowie einer Truppe aus Headbangern, Kampfbräuten und Rockern für das Überleben des Heavy Metal eintritt.

Verspäteter Einlass

Man muss Tim Schafer und seine Mitstreiter bei Double Fine einfach lieben: War Brütal Legend schon von Anfang an eine Art Fanservice für Freunde härterer Gitarrenklänge, war auch die PC-Umsetzung für das Studio eine Herzensangelegenheit. Da der damalige Publisher EA keine Pläne in dieser Richtung hatte und ein solches Unterfangen folglich auch nicht finanzieren wollte, stemmte man sie jetzt in Eigenregie.

Höhere Weitsicht, mehr Details und V-Sync: Die PC-Version ist die schönste, aber trotzdem nicht fehlerfrei oder modern.
Am grundlegenden Spielprinzip, dem Leveldesign oder Modi hat sich im Vergleich zu den Konsolen nichts geändert. Von daher verweise ich an dieser Stelle auf unseren alten Test für PS3 und Xbox 360 aus dem Jahr 2009. DLC-Inhalte wie neue Figuren-Skins, alternative Waffen und Fahrzeug-Upgrades sind hier jedoch direkt enthalten. Damit die Spielbalance nicht aus den Fugen gerät und man sich nicht schon am Anfang mit einer übermächtigen Ausrüstung den Dämonen stellt, wird ein Großteil der zusätzlichen Inhalte erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt. Neu ist die Unterstützung von Maus und Tastatur als Alternative zum (360-)Controller, auch wenn ich die Pad-Steuerung am PC bevorzuge, da sich die Kamera hier mit dem Analogstick besser bedienen lässt als mit der Maus und ich mir bei der Tastaturbelegung vor allem im hektischen Strategieteil eher die Finger verknote. Es ist zwar gut, dass diese Alternative angeboten wird, doch wer einen Controller sein Eigen nennt, kann gut darauf verzichten.

Optimierungen...

Hinsichtlich der Technik wurden einige Anpassungen vorgenommen, um das Spiel für den PC zu optimieren: Da wäre zu einen die Auflösung, die sich hier auf echtes FullHD von 1920x1080 aufbohren lässt. Die Sichtweite wurde zudem beträchtlich erhöht, das nervige Aufploppen von Objekten im Vorder- und Hintergrund minimiert. Die zuschaltbaren Optionen für Kantenglättung und vertikale Synchronisation (V-Sync) tragen ebenfalls dazu bei, dass man auf dem PC eindeutig die schönsten Metal-Kulissen zu Gesicht bekommt.

Los, hüpf rein, Baby!
Trotzdem darf man keine Hochglanz-Optik erwarten: Sein Alter und die Konsolenherkunft merkt man Brütal Legend jederzeit an, zumal die Hardwareanforderungen bei maximalen Einstellungen unverhältnismäßig hoch ausfallen und einige Zwischensequenzen nur in niedrig aufgelöster Form vorliegen. Zudem scheint die erhöhte Weitsicht nur Objekte, nicht aber die Schattendarstellung zu betreffen. Alte Kritikpunkte wie die zickige Kamera oder fragwürdige Kollisionsabfrage bleiben genauso bestehen wie spielerische Schwächen bei den chaotischen Strategieabschnitten, repetitiven Sekundärmissionen und der sehr kurzen Kampagne. Auf dem PC gesellen sich zusätzlich einige Bugs und Fehler dazu: So fehlt z.B. bei manchen Tutorials die Einblendung, welche Knöpfe man überhaupt drücken muss und auch die Songnamen des fantastischen Soundtracks werden derzeit nicht mehr mit einer Infobox eingeblendet. Auch die Darstellung in Ozzys Shop ist unter dem Punkt „Back Patches“ noch fehlerhaft, während im Soundbereich manche Effekte fehlen, andere dagegen in niedrigerer Qualität als auf den Konsolen ertönen.

...und Fehler

The God of Heavy Metal!
Auf dem PC wird ebenfalls die englische Sprachfassung angeboten. Super, immerhin war sie auch schon auf PS3 und 360 die bessere Wahl. Abgesehen von der unterirdisch schlechten Laut-/Leise-Abmischung ist aber auch die deutsche Synchro überdurchschnittlich gut. Leider ist am PC die Abmischung ebenfalls nicht perfekt - und das sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch: Vor allem bei Fahrten im „Höllenpflug“ übertönt die Musik die kurzen Dialogschnipsel und auch in manchen Zwischensequenzen, die z.T. Immer noch abrupt enden,  ist die Lautstärkeverteilung nicht immer optimal. Hier hätte man mehr Sorgfalt walten lassen können bzw. müssen.

Fazit

Auch am PC muss man die Hommage von Tim Schafer an die Götter des Heavy Metal einfach lieben: Die Charaktere sind so liebenswert, der Humor herrlich abgedreht und der gitarrenlastige Soundtrack ein Freudenfest für die Ohren! Dass manche Spieler den damals unerwarteten Design-Schwenk ins Genre der Echtzeitstrategie als zu heftigen Bruch empfunden haben, kann ich zwar nachempfinden, doch hatte ich trotz der großen Hektik und dem Wusel-Chaos auf dem Bildschirm meinen Spaß als Axt schwingender Headbanger-General. Die technischen Optimierungen für den PC sorgen zwar für eine rundere Darstellung als auf den Konsolen, doch von aktuellen Hochglanz-Produktionen ist man dennoch weit entfernt. Man merkt Brütal Legend einfach an, dass es mittlerweile schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Zudem hat man es leider versäumt, bekannte Schwächen auszubügeln. Schlimmer noch: Auf dem PC finden sich derzeit noch ein Haufen Bugs und Fehler, die es in dieser Form auf den Konsolen nicht gegeben hat. Trotzdem kann man es Double Fine nicht hoch genug anrechnen, dass man der PC-Gemeinde in Eigenregie doch noch den Zugang in die fantastische Welt von Brütal Legend gewährt hat, denn das Spiel hat im Kern nichts von seiner ursprünglichen Faszination verloren. Und genau aus diesem Grund feiere ich auch auf dem PC die Award-Rockshow!

Pro

  • genialer Humor
  • traumhafte Metal-Spielwelt mit toller Architektur
  • sehr viele Sekundärmissionen...
  • durchgeknalltes Figurendesign
  • wunderbare Gestik & Mimik
  • grandioser Soundtrack
  • abwechslungsreiche Spielelemente
  • hervorragende Synchronsprecher
  • gelungenes Kombo-System
  • aufrüstbare Waffensysteme (Axt, Gitarre, Höllenpflug)
  • Spielwelt lädt zum Erkunden ein
  • starke Bosskämpfe
  • abgefahrener Mehrspielermodus (acht Spieler)
  • interessante Hintergrundgeschichte
  • witzige Gewalt- und Sprachwahl
  • gelungene Mischung aus Action und Echtzeitstrategie
  • tolle Zwischensequenzen
  • "Magiesystem" via Gitarren-Riffs
  • abwechslungsreiche Einheiten im RTS-Teil
  • leichte PC-Optimierungen (Grafik, Steuerung, integrierte DLCs)

Kontra

  • kurze Kampagne (nur Story-Missionen)
  • Lautstärkeschwankungen in Tonspur
  • ...die aber meist nach dem gleichen Schema ablaufen.
  • RTS-Schlachten wirken z.T. sehr chaotisch
  • schwammige Fahrzeugsteuerung
  • zu wenige Solo-Missionen
  • einige inhaltliche Wiederholungen in der Kampagne
  • vereinzelte Bugs und Fehler
  • unverhältnismäßig hohe Hardwareanforderungen bei maximalen Details

Wertung

PC

Endlich kommen auch PC-Spieler in den Genuss dieser wunderbaren Hommage an die Welt des Heavy Metal!