Resident Evil 6 - Test, Action-Adventure, 360, XboxOne, PC, Switch, PlayStation3, PlayStation4

Resident Evil 6
22.03.2013, Jörg Luibl

Test: Resident Evil 6

Ein halbes Jahr nach der enttäuschenden Premiere (Wertung: 55 bzw. 59%) auf Xbox 360 und PlayStation 3 erscheint Resident Evil 6 (ab 12,90€ bei kaufen) auch auf dem PC, inklusive der Inhalte der zwei Konsolenpatches. In diesem Test werden wir nicht nochmal die Schwächen des unveränderten Spieldesigns analysieren, sondern lediglich die Frage klären, ob das Abenteuer auf dem Rechner späte Vorzüge hat.

Leider hat Capcom die sechs Monate nicht in technisches Feintuning investiert. In den Optionen kann man zwar Schatten-, Textur- und Bildqualität sowie Kantenglättung in mehreren Stufen einstellen, außerdem lässt sich die Bewegungsunschärfe abstellen. Aber selbst bei voll aufgedrehten Reglern in der maximalen Auflösung von 1920 x 1080 ernüchtern bereits die ersten Filmszenen, weil sie zu grob aufgelöst sind. Resident Evil 6 sieht nicht schlecht aus, aber gemessen an aktuellen PC-Spielen wie Tomb Raider erreicht es nur durchschnittliche Qualität.

Keine aufgewertete Kulisse

Wenn man im beengten Areal des Prologs mit Leon und Helena unterwegs ist, wirken viele Texturen zu platt und alles andere als körnig - siehe auch die Screenshots: Egal ob entferntere Hintergründe oder metallische Türen wie beim Jeep oder im Helikopter aus nächster Nähe. Auch die

Schon im Prolog ernüchtert die PC-Version selbst bei voll aufgedrehten Details mit durchschnittlicher Kulisse.
Partikeleffekte sind alles andere als beeindruckend, wenn man später zwischen Explosionen und Rauchsäulen flieht. Wer kürzlich Crysis 3 gespielt hat, wird den Klassenunterschied schnell erkennen.

Das Schießen läuft mit Maus und Tastatur naturgemäß noch präziser. Die meist sehr einfachen Reaktionstests werden dann entweder über die Leertaste, die R-, die V- oder eine Kombination aus A- und D-Taste für schnelles Tippen ausgeführt. Das Inventarsystem wurde komplett von den Konsolen übernommen. Leider hat man die Maus dabei nicht konsequent eingebaut: Ich muss Kräuter umständlich über mehrmaliges Betätigen der Leertaste kombinieren. Wer es intuitiver und haptisch kompakter mag, kann auch mit einem Gamepad loslegen; der 360-Controller wird sofort erkannt.

Maus oder Gamepad

Wie auf den Konsolen kann man nach dem Prolog zwischen vier qualitativ höchst unterschiedlichen Szenarien in fünf Schwierigkeitsgraden wählen - mehr dazu im ausführlichen Test: Leon, Chris, Jake und Ada. Dabei darf man auch zu zweit am geteilten Bildschirm loslegen. Leon bietet zumindest in der Anfangsphase noch so etwas wie Survival-Horror, bevor auch seine Kampagne immer mehr zur Action verflacht. Chris und Jake inszenieren klassisches Shooterflair, das hinsichtlich der Technik, KI und Intensität weit hinter einem Crysis 3 oder aktuell Gears of War: Judgment liegt. Ada versucht dann in der Stealth-Grundschule jüngere Spieler für die subtilen Wege zu interessieren. Hat man alle vier

Die vier spielbaren Kampagnen kann man entweder mit Maus/Tastatur oder Gamepad angehen.
Kampagnen gemeistert, darf man sich noch im Zusatzmodus „Die Söldner“ austoben. Außerdem gibt es exklusiv für den PC einen Spielmodus gratis zum Download: The Mercenaries: No Mercy inszeniert hektische Action für Kombojäger.

Zwar läuft das Spiel in den Erkundungsphasen flüssig, aber wenn es richtig zur Sache geht, sinkt auch mal die Bildrate während der Kampagne – schon während der Fluchtsequenz auf 13 FPS.  Wer online loslegt, darf diverse Optionen wie öffentlich oder privat zugängliches kooperatives Spiel inklusive regionaler Einschränkung, diverse Spieltypeinschätzungen wie „Spass-Liehaber“ oder „Hardcore-Zocker“ sowie Friendly Fire, endlose Munition oder den Zutritt von Agenten einstellen – dann kann man als Feind in andere Spiele einfallen. Waffenstatistiken, Rekorde & Co werden automatisch anResident Evil.net (hier Screenshots) übermittelt, wenn man dem Service zu Beginn der Installation zustimmt. Auch Events und künftige Downloads werden darüber kommuniziert. Keine Lust auf den Online-Kram? Dann muss man auch zu Beginn der PC-Kampagne bei der Netzwerk-Auswahl erstmal „offline“ auswählen.

Optionen für Liebhaber

Fazit

Sechs Monate nach der Premiere scheint die Vergangenheit bewältigt: Resident Evil 6 hat weder finanziell noch inhaltlich so abgeschnitten wie es sich Capcom erhofft hatte – das internationale Presse-Echo war angesichts früherer Euphorie verheerend. Entgegen der Versprechen von Wurzeln, Survival und Horror gab es einen Actionzombiebrei ohne Charakter. Und während die Japaner längst mit der Ursachenforschung beschäftigt sind, unterstreicht die technisch biedere PC-Version nochmal, warum dieser starke Name nicht mehr begeistern kann, sondern in vielen Bereichen so enttäuscht. Man muss nur kurz reinspielen, um ernüchtert festzustellen, dass Angst und Panik passé sind und dass selbst die Shooter-Reste, die zurückbleiben, technisch und spielmechanisch weit hinter einem Crysis 3 oder Gears of War: Judgment vor sich hin explodieren. Capcom hat sich viel zu weit auf durchlöchertes US-Terrain begeben anstatt seine Tradition des Terrors fortzusetzen. Damit stürzt Resident Evil in eine Belanglosigkeit, die der Reihe das Genick bricht. Das wenige Gute, dass das Spiel zumindest ein paar Prozente über dem erbärmlich schlechten The Walking Dead: Survival Instinct abschneiden lässt: In der Kampagne mit Leon blitzt kurzfristig das Potenzial auf, alles ist nahtlos kooperativ spielbar und es gibt vier Perspektiven mit 30 bis 40 Stunden primitiver Story plus kostenlosem Zusatzmodus zum Download. Und immerhin kostet das Erlebnis nur noch knapp 30 Euro. Aber selbst die sollte man sich lieber für den Mai sparen: Dann kommt Resident Evil: Revelations für PC, PS3 und 360, das die untote Tradition wesentlich besser fortführt.

Pro

  • Story aus vier Perspektiven
  • stimmungsvoller Einstieg mit Leon
  • Kampagne kooperativ spielbar (online/offline)
  • gut inszenierte Zwischensequenzen
  • bizarre Monster und Mutationen
  • Charaktere mit über 30 Fähigkeiten verbessern
  • faire automatische Speicherpunkte
  • solide deutsche Lokalisierung
  • einige gute Unterzahlpaniksituationen
  • viel Spielzeit (30 x Std.), viel Freischaltbares
  • ausschaltbare optionale Hilfen (Zielort etc.)
  • mit Ada Wong ist man alleine unterwegs
  • nach Kampahne wartet Söldner-Modus
  • einige böse Fallen
  • guter Soundtrack
  • Maus/Tastatur oder Gamepad (PC)
  • Zusatzmodus Mercenaries gratis (PC)

Kontra

  • Capcom hält Survival-Horror-Versprechen nicht
  • zu wenig gut aufgebaute Spannung
  • vorhersehbare Geschichte
  • dämliche Dialoge, kaum Hintergründe
  • viel zu viel gewöhnliche 08/15-Action
  • künstliche Levelgrenzen, meist lineare Wege
  • wenig klassische Zombies, teilweise lächerliches Monsterdesign
  • KI-Partner als Kugelfang missbrauchen
  • keine aktive Kommunikation mit Partner
  • künstlich gestreckte Bosskampforgien
  • Türöffnungen retten unrealistisch in der Not
  • strunzdumme KI (feuert auf Wände, läuft wild umher...)
  • übertriebene Aneinanderreihung von Höhepunkten
  • inkonsequentes Knopfdrücken für Sprünge/Hechten
  • einige extrem nervige Reaktionstests (Seilklettern)
  • zickiges Deckungssystem, zwanghafte Kamera-Anpassung
  • zu leichte Bosskämpfe, zu viele Waffen
  • Türen nicht verschließbar, keine Verbarrikadierung
  • Stealth-light mit Ada (Lärm spielt keine Rolle)
  • zu wenig gute Rätsel
  • Checkpunkte sind nicht immer Speicherpunkte
  • einige abgehakte Animationen
  • schlimmer Unschärfefilter beim Anvisieren
  • grausige Schienensequenz mit Chris
  • umständliches Inventar (Kräuter mischen, dann verschieben)
  • vollkommen überflüssige Befehle
  • vereinzelte Slowdowns bei hohem Gegneraufkommen
  • grafisch nicht optimiert (PC)
  • häufige Ladeunterbrechungen

Wertung

PC

Auch sechs Monate nach der Premiere, auch auf dem PC: Ein enttäuschendes Resident Evil.