Game & Wario - Test, Musik & Party, Wii_U

Game & Wario
21.06.2013, Jan Wöbbeking

Test: Game & Wario

Endlich: Noch mehr Minispiele für Wii U! Während Nintendo Land halbwegs seriös den neuen Controller vorstellte, darf Wario in seiner Spielesammlung wieder die Sau rauslassen: Skifahrende Clowns, niesende Pfeilbomben und blitzschnelle Nasepopel-Tests bestimmen hier über Triumph oder Niederlage.

Ganz so durchgeknallt wie im ersten WarioWare für GameBoy Advance wirkt der Humor trotzdem nicht. Statt Unmengen abstruser Kurztests zu  bestehen, sind in Game & Wario (ab 49,99€ bei kaufen) auch längere Minispiele vertreten. Im Bowling schnipst man z.B. am unteren Rand die Kugel los und korrigiert die Richtung im Nachhinein durch Neigung des Gamepads. Das funktioniert präzise, motiviert aber nicht so lange wie seinerzeit das Bowling von Wii Sports. Alleine bleibt es nur einige Minuten lang spannend, wen man sich nach den simplen Standard-Levels an knifflige Herausforderungen wagt. Ausgeflippte Hindernisse wie in Virtua Tennis fehlen aber.

In die Jahre gekommen?

Schade ist auch, dass man in dieser Disziplin nur zu zweit antreten darf – lediglich drei Minispiele aus dem Programm lassen sich zu fünft bestreiten – ein paar andere immerhin zu zweit. Ein Vorteil ist, dass stets nur ein Gamepad und keine Wiimotes benötigt werden. Ein Teilnehmer zeichnet z.B. beim Montagsmaler auf den Touchscreen und die anderen raten. Wer zuerst auf die Lösung kommt, wird auf dem Gamepad angeklickt und streicht die Punkte ein. Viel zu leicht geraten ist ein Suchspiel: Bis zu vier Beobachter versuchen den Dieb mit Gamepad in einer Menschenmenge zu finden.

Eine der besseren Disziplinen: Beim Bogenschießen zielt man mit dem hochkant gehaltenen Gamepad, zieht den Pfeil nach unten und lässt ihn fliegen.
Eine lustige Idee ist dagegen das Zocken unter der Bettdecke. Als junger Gamer versteckt man sich mit Retro-Handheld vor der Mutter, welche immer wieder zum Kontrollgang ins Zimmer platzt. Manchmal erscheint sie sogar als Geist im flimmernden Fernseher. Zwischen den Attacken zockt man typische, nur Sekunden kurze Microgames: Triff beim Popeln das Nasenloch, lass das Plattformer-Männchen nicht auf verfaulenden Zähnen abstürzen usw.

Kontrollwütige Mutti

Lustig gestaltet sich auch das das Bogenschießen auf kleine Roboterhorden und riesige Schnauzbart-Panzer. Einfach den Pfeil nach unten ziehen, mit dem hochkant gehaltenen Gamepad zielen und loslassen. Mehrere zerlegte Bots bringen Kombo-Punkte, mit Pfeffer gespickte Niespfeile sorgen für Explosionsschaden. Cool ist auch das Rhythmus-Duell „Disco“: Ein Spieler schickt dem anderen eine Abfolge von Musikspiel-Symbolen entgegen, welche dieser korrekt wiederholen muss. Spannend wird es vor allem durch den schnellen Stilwechsel: Alle paar Sekunden wechselt der Soundtrack von J-Pop über Walzer bis hin zu blitzschnell bollernden Gabber-Bassdrums.

Neben den kleinen Highlights gibt es aber auch einige fade Exemplare. Das zu fünft spielbare Islands erinnert z.B. an Monkey Ziel aus Super Monkey Ball, ist aber bei weitem nicht so spannend, weil man die zur Zielscheibe geschleuderten Würfelchen im Flug nicht mehr steuern darf. Auch die simplen Puzzles oder das freie Zeichnen von geometrischen Figuren haben mich fast eingeschläfert. Wer lange genug dran bleibt, kann übrigens jede Menge alberner Extras freischalten, z.B. ein Diagramm mit Nasenformen der Entwickler.



Zu konservativ

Der Umfang wirkt trotzdem reichlich karg: Schon nach einer Stunde und 48 Minuten hatte ich fast alle Spiele auf der normalen Stufe gemeistert und den Abspann erreicht. Auf echte Online-Modi oder -Bestenlisten verzichtet Nintendo wieder einmal. Lediglich ein kleines Miiverse-Zeichenspiel wurde integriert, welches vorm offiziellen Start des Titels noch nicht funktionierte.

Fazit

Braucht die Wii U wirklich noch eine stinknormale Minispielsammlung? Wario brachte bislang meist eine angenehme Portion Wahnsinn mit ins Spiel, doch ähnlich wie die Rabbids scheint auch er braver geworden zu sein. Die an Rhythm Heaven erinnernden Figuren sind zwar äußerst putzig animiert und auch einige Ideen wie der Bettdecken-Zocker sind klasse. Doch viele der längeren Aufgaben wirken bei weitem nicht so durchgeknallt wie die blitzschnellen Micro-Tests. Schön, dass für die Mehrspieler-Disziplinen nur ein Gamepad benötigt wird. Im Gegenzug gibt es aber zu wenige lustige Partyspiele und zu viele althergebrachte Such- und Zeichenaufgaben.

Pro

  • einige lustige Ideen...
  • knuffig designte und animierte Figuren
  • präzise eingebundene Gamepad-Steuerung
  • angemessen alberner Soundtrack

Kontra

  • ...aber auch viele fade Disziplinen
  • keine weltweiten Bestenlisten und kaum Online-Modi
  • nur 16 Minispiele

Wertung

Wii_U

Knuffig designte Minispielsammlung mit zu wenigen albernen Highlights.