New Super Luigi U - Test, Plattformer, Wii_U, Switch

New Super Luigi U
26.06.2013, Jan Wöbbeking

Test: New Super Luigi U

Nintendo recycelt fröhlich weiter: Nach vier (immerhin sehr gelungenen) Neuinterpretationen von Marios NES-Klassiker bekommt der aktuelle Teil jetzt ein Add-On. New Super Luigi U (ab 68,00€ bei kaufen) stattet die Oberwelten von New Super Mario Bros U mit neuen Levels aus, durch welche diesmal Marios Bruder hüpft. Im eShop ist das Update bereits für 19,99 Euro erhältlich. Eine eigenständige Disk-Version erscheint am 26. Juli für 39,99 Euro im Handel: Sie benötigt New Super Mario Bros nicht, enthält aber lediglich Luigis neue Levels.

„Verdammte Axt!“, „Diese ver… schwingenden Plattformen!“ „Nun rutsch doch nicht so bescheuert, Luigi!“: Die Miiverse-Kommentare auf der Weltkarte von New Super Luigi U sprechen eine eindeutige Sprache. Auch ich musste mir schon mehrmals den angestauten Frust von der Seele schreiben. Zum Beispiel wenn Luigi zum fünften Mal kurz vor Schluss des Countdowns von einer schaukelnden Plattform ins Verderben schlidderte – obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit gegensteuerte.

Super Meat Brother?

Um die Fans nicht zu langweilen, hat Nintendo das Original gründlich umgekrempelt. New Super Luigi U ist deutlich knackiger geraten als Marios Abenteuer – einerseits durch die trägere Steuerung, andererseits durch ein strenges Zeitlimit von nur 100 Sekunden pro Level. Im Gegenzug sind die Abschnitte kürzer. In ihnen tummeln sich massenhaft Hammer-Bros, fleischfressende Pflanzen und andere Wesen, die dem grünen Latzhosenträgers das Leben schwer machen. Checkpoint-Flaggen wurden gestrichen, nach einem Lebensverlust geht es zurück an den Start des Levels. Auch die Stern-Münzen lassen sich noch schwerer erreichen, manche von ihnen verschwinden z.B. schnell hinter beweglichen Wänden.

Der strenge Countdown macht einige Levels ganz schön knackig: Hier verschwinden z.B. die seitlichen Plattformen in den Wänden.
So happig wie in Super Meat Boy oder Spelunky wird es zwar bei weitem nicht, trotzdem richtet sich Luigis Add-on an Hardcore-Hüpfer. Nintendo hat praktisch ein modernes Gegenstück zum bockschweren japanischen „Super Mario Bros. 2“ erschaffen, welches im Westen erst später unter dem Titel „Lost Levels“ veröffentlicht wurde.



Mamma Mia!

Vor allem in den sandigen Wüstentempeln wird der Unterschied zu Mario deutlich: Sobald Luigi erst einmal in Fahrt kommt, ist er nicht so schnell zu bremsen. Wenn ich nicht über die schwingenden Plattformen hinaus rutschen will, muss ich deutlich früher gegensteuern, nicht so nah am Rand landen oder mit weniger Schwung abspringen. Bin ich doch in die Tiefe geschliddert, helfen mir seine Stärken aus der Patsche: Oft stoße ich mich in letzter Sekunde mit einem Wandsprung in Sicherheit - Luigi kann schließlich deutlich höher hüpfen als Mario. Oder ich ignoriere die gefährlich pendelnde Plattform einfach und springe mit Schmackes über den kompletten Abgrund. Das hätte Mario nie im Leben geschafft!

Langohriger Cheater: Der spielbare Charakter Mopsie sprintet unbeschadet an fleischfressenden Pflanzen und anderen Gegnern vorbei.
Wem der haarscharfe Balance-Akt auf Dauer zu anstrengend wird, kann übrigens zu „Mopsie“ wechseln. Bislang stahl der Hase mit dem fiesen Grinsen Inventar-Extras, diesmal ist er auch als spielbarer Charakter vertreten. Mit ihm laufe ich einfach an sämtlichen Gegnern vorbei, ohne Schaden zu nehmen. Extras wie Anzüge oder den Superpilz kann er aber nicht nutzen – stattdessen werden sie am Ende eines Level in Extraleben umgewandelt.

Cheatender Grinsehase

Mit ihm gestaltet sich das Abenteuer zwar deutlich einfacher, aber auch ziemlich öde. Das ständige Vorbeimogeln an Gegnern fühlt sich wie ein Cheat-Modus an. Passend dazu muss im Einzelspielermodus eine Tastenkombination gedrückt werden, um ihn auszuwählen. Im nach wie vor zu chaotischen Offline-Multiplayer für bis zu vier Spieler ist Mopsie aber immer verfügbar. Die anderen Teilnehmer schnappen sich Luigi oder einen Toad – Mario ist diesmal nicht dabei.

Luigi ist zwar träger als Mario, springt aber auch höher und weiter.
Der grundsätzliche Spielablauf hat sich nicht verändert: Man hopst durch grüne Auen und die glühend heiße Wüste, blubbert durch Wasserlevels voller bissiger Knochenfische und fieser Strömungen, schliddert durch Eislevels und sucht in Geisterhäusern nach versteckten Gängen. Auch Reittier Yoshi und seine praktischen Baby-Varianten sind wieder dabei. Mit den tragbaren Jung-Dinos lassen sich z.B. Abgründe schwebend überqueren.



Bewährter knallbunter Plattform-Spaß

Die große und vielfach verzweigte Oberwelt sorgt dafür, dass es keine feste Reihenfolge der Levels gibt - oftmals darf man sich zwischen mehreren Wegen entscheiden, die zu unterschiedlichen Arealen führen. Und wie so oft muss man auch nicht alle Levels meistern, um den Abspann zu Gesicht zu bekommen. Wer mehr erfahren möchte, sollte auch einen Blick auf den Test des Originals werfen.

Fazit

New Super Luigi U hat mich überrascht: Der knackige Schwierigkeitsgrad verleiht dem Add-On ein ganz anderes Spielgefühl. So viel wie hier habe ich schon lange nicht mehr geflucht: Immer wieder schlidderte Luigi nach sicher geglaubten Sprüngen ins Verderben, weil ich noch zu sehr die normale Mario-Steuerung intus hatte. Nach kurzer Gewöhnung ans trägere Sprungverhalten offenbarte sich aber die Klasse des Level-Designs. Die knallbunten Sprungpassagen wurden motivierend umarrangiert und verströmen auf Anhieb gute Laune. Außerdem sind sie nur 100 Sekunden kurz, so dass auch der fünfte Absturz kein Beinbruch ist. Insgesamt hatte ich mit Marios intuitiv-präziser Kontrolle aber mehr Spaß. Ich habe nichts gegen knackige Jump-n-Runs, bevorzuge es aber, wenn sie durch fiese Gegner und Plattformen erschwert werden – und nicht durch eine träge Steuerung. Schade auch, dass Nintendo trotz der neuen Hardcore-Ausrichtung auf weltweite Bestenlisten verzichtet.

Pro

  • kreatives Leveldesign
  • sehr anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad
  • niedliche Soundkulisse
  • putzige Präsentation
  • farbenfrohe Levels
  • tolle Weltkarte
  • viel zu entdecken

Kontra

  • träge Steuerung nervt gelegentlich
  • einige frustrierende Stellen
  • wenig frische Ideen
  • chaotischer Mehrspielermodus
  • kein Online
  • Modus
  • keine Internet-Ranglisten

Wertung

Wii_U

Knackig, klassisch, kunterbunt: Luigis forderndes Add-On verleiht dem Retro-Plattformer ein neues Spielgefühl - nervt mitunter aber mit seiner trägen Steuerung.