Citadels - Test, Taktik & Strategie, PC
Es gibt viele Dinge, die ein Ritter zu König Artus Zeiten wie aus dem FF beherrschte. In der Tafelrunde die ganze Nacht bechern zum Beispiel. Treue auf den König schwören – und wahrscheinlich auch Mordred und seine Pikten mit dem Langschwert verdreschen. Wenn es aber nach den Entwicklern von Games Distillery geht, dann hatten die Recken aus Camelot einen ganz erheblichen Nachteil: Sie wussten nicht wie Brücken funktionieren!
Die Arbeitsverweigerer der Tafelrunde
Anders kann ich mir nicht erklären, warum sich Teile meines Heeres immer wieder weigern, die Bauwerke auch nur zu betreten. Stattdessen verhaken sich Ritter, Bogenschützen und Katapulte ineinander, drehen sich um sich selbst oder bleiben schlicht stehen. Mit etwas Überzeugungsarbeit, sprich etwa zwanzig Mausklicks, schreiten sie dann manchmal auf die Flussquerung– aber oh gruseliger Zauber: sie verschwinden! Manchmal tauchen sie gefangen unter der Brücke wieder auf, manchmal erreichen sie sogar das rettende Ufer. Klingt wie ein schlechter Scherz? Ist aber leider traurige Realität! Brücken im Britannien des fünften Jahrhunderts müssen verflucht gewesen sein.
Eine Armee der Dickköpfe
Auch meine Soldaten sind von diesem Leid befallen – allerdings hat man hier eher den Eindruck, dass sie des Lebens in der schrecklich altbackenen Kulisse überdrüssig sind und ihre Existenz möglichst schnell beenden wollen. So stürzen sie sich blindlings in jedes noch so aussichtslose Gefecht, oder weigern sich, sich aus Kämpfen zurückzuziehen. Egal ob aggressive, defensive oder passive Einstellung: gibt es einen Kampf, sind meine Recken dabei. Meistens ohne vorher Bescheid zu sagen, was zu Totalverlusten führen kann. Formationen gibt es selbstverständlich nicht, diese wären aber auch unnötig, da sich im Kampf eh jeder Ansatz von Truppenorganisation flugs in Wohlgefallen auflöst
Banale Wirtschaft, schlimmer Burgenbau
Meine Bewohner werden nur mittelbar erstellt: Ich errichte Häuser, dann erscheinen Stadtbewohner. Diese schicke ich wiederum in Kasernen um Einheiten zu erschaffen. Das ist aufgrund der total verkorksten Auswahlsteuerung endlos fummelig, unnötig kompliziert und nervt nach Sekunden.
Ein weiterer Hauptbestandteil von Citadels ist der Burgenbau. Die Mauern, Türme und Tore könnten mit Geschützen aufgerüstet sowie mit Gräben und Stachelfallen versehen werden. Könnten. Da der Mauerbau allerdings schon bei Age of Empires (1997!) besser funktioniert hat, bleibt es bei dem Versuch. Die Platzierung der Mauerelemente ist ein einziger Krampf, es kann nur an Türmen über Eck gebaut werden (warum?!) und am Ende ist eh irgendwo eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann. Dass Ballisten und Katapulte über den Türmen schweben, Tore nicht schließen, obwohl sie geschlossen sind und Einheiten trotz zahlreicher Eingänge den Weg auf die Wehrgänge nicht finden, ist da schon fast nur noch Makulatur. Zuvor muss die Mauer aber ohnehin gebaut werden – was die findigen Arbeiter zumeist zu verhindern wissen.
Für diese „Kampagne“ hätte man sich schon 1990 geschämt.
Laut Textbeschreibung (auf Videos wurde verzichtet) muss ich nämlich eine Festung errichten und auf den Sturm der Invasoren warten. Nachdem ich nach 146 Minuten alle Bonusziele erreicht und die feindliche Stadt geschliffen hatte, habe ich entnervt aufgegeben. Scheinbar hat man in der „Qualitätssicherung“ nicht bemerkt, dass ein Auslöser fehlt. So ist das Spiel nach drei Missionen beendet und kann beruhigt deinstalliert werden. Übrigens trotz eines Tag-Eins-Patches, der auch die immer wieder auftretenden Abstürze nicht behoben hat.
Fazit
Es gibt Spiele, die sind eine Frechheit. Citadels ist eine Oberfrechheit. So ist es nicht nur ein unglaublich schlechtes Crossover von Age of Empires und Stronghold in einer hoffnungslos veralteten Kulisse, sondern strotzt auch nur so vor Bugs. Regelmäßige Abstürze, Physikfehler, KI-Aussetzer und Nicht-Wegfindung sind nur die Spitze eines gigantischen Fehlereisberges, der bis auf den Grund des Ozeans reichen müsste. Ganz unten findet sich dann der Gamestopper-Bug in der dritten von sechzehn Missionen, der verhindert, dass man die Geschichte beenden kann. Das ist einfach nur Softwareschrott!
Pro
- dank Steam einfach zu deinstallieren
- selbst Stronghold 3 sieht jetzt wie ein gutes Spiel aus
- netter Pappschuber bei der Retail-Version
Kontra
- hoffnungslos veraltete Kulisse
- verbuggt bis zum Geht-nicht-mehr
- schlimmste Wegfindung aller Zeiten
- Gamestopper-Bug in der dritten Mission
- Abstürze, gerne während des Speichervorgangs