Tales of Xillia - Test, Rollenspiel, PlayStation3
Als Medizinstudent Jyde Mathis eines Abends der mysteriösen Einbrecherin Milla Maxwell in die Quere kommt, ahnt er noch nicht, dass diese Begegnung kurz darauf sein ganzes Leben auf den Kopf stellen wird. Von Neugier getrieben folgt er der Unbekannten in die Tiefen einer Forschungsanlage, wo er Zeuge abscheulicher Gräueltaten wird und von einer Bedrohung erfährt, die auch er mit allen Mitteln verhindern will.
Abenteuer aus zwei Perspektiven
Nach einem missglückten Sabotageakt müssen die beiden jedoch erst einmal untertauchen und sich steckbrieflich gesucht ganz anderen Problemen widmen. Versteckspiel und Recherche offenbaren immer wieder neue Erkenntnisse, lassen sie aber nie lange an einem Ort verweilen. Trotz aller Gefahren und Widrigkeiten gestaltet sich der Spielverlauf dennoch lange Zeit eher zäh und unspektakulär. In der zweiten Spielhälfte legen Dramaturgie und Charakterzeichnung aber deutlich zu. Auch die Inszenierung wird dann immer öfter von stimmungsvollen Anime-Einspielungen beflügelt.
Grafisch hat sich im Vergleich zu Tales of Graces leider kaum etwas getan, obwohl dieses Mal keine Wii-Fassung voraus ging. Trotzdem hat man abermals das Gefühl eher ein hochskaliertes PS2-Spiel als einen echten PS3-Titel vor sich zu haben. Dank Anime-Optik fällt das zwar nicht so ins Gewicht, aber manche Objekte wirken schon sehr klobig, die Umgebungen oft erschreckend detailarm. Auch die Animationen hätten natürlicher, die Effekte aufwändiger, die Kulissen lebendiger ausfallen können. Das verzögerte Einblenden von Figuren und Gegnern in die Szenerie drückt ebenfalls auf die Atmosphäre.
Wenig imposante Fassade
Vielleicht kommt man dann auch endlich mal ohne verpflichtende Dateninstallation auf Festplatte aus. Schließlich sollte doch jeder selbst entscheiden dürfen, ob er mehrere Gigabyte Speicherplatz für kürzere Ladezeiten opfern will oder nicht.
Geschätzte Freiheiten
Doch obwohl man sich mit Partnern aus Fleisch und Blut besser absprechen kann, machen auch die KI-Gefährten meist einen guten Job. Dank sehr individuell anpassbaren Verhaltensvorgaben tun sie meist das, was sie sollen. Und wenn doch mal jemand aus der Reihe tanzt, kann man jederzeit auch konkrete Aktionsbefehle erteilen oder die Spielfigur wechseln, um selbst für die gewünschten Ergebnisse zu sorgen.
Potentielle Gegner laufen frei herum und können auf leisen Sohlen von hinten angegriffen, zusammengerottet, weggelockt oder auch gemieden werden. Die Kämpfe laufen wie gewohnt auf separaten Schlachtfeldern in Echtzeit ab, werden bei Menüaufrufen aber pausiert. So kann man sich in aller Ruhe einen Überblick verschaffen, Gegner auf elementare Schwächen durchleuchten, Ausrüstung wechseln, Anweisungen geben oder mögliche Teamoptionen studieren.
Flexible Teamarbeit
Durch das neue Verbindungssystem kann man sich nämlich direkt mit einem Partner verbünden, um nicht nur gemeinsame Attacken zu starten, sondern auch um dessen Talente und Fertigkeiten zu teilen. Partnerwechsel sind jederzeit via Steuerkreuz möglich und erlauben es, sich schnell und flexibel unterschiedlichsten Situationen anzupassen.
Eine Verbindung mit Söldner Alvin erlaubt z. B. feindliche Blocks zu durchbrechen, während man in der Obhut von Butler Rowen vor Zaubern geschützt ist oder zusammen mit Schulfreundin Leia den Gegnern Wertsachen stibitzt. Darüber hinaus kann man aber auch bestimmte Angriffe verbinden, verstärken oder gar verwandeln sowie bevorzugte Aktionen und Kommandos auf Shortcuts legen. Auch Blocks, Ausweichmanöver und Konter stehen in den flotten Auseinandersetzungen zur Verfügung.
Auf Entdeckungsreise
Das Leveldesign ist in der Regel dennoch sehr kompakt und interaktionsarm, bietet aber genügend Ecken und Winkel für Schatzjäger und Sammler. Die auch mit Höhenunterschieden gut zurechtkommende Kartenfunktion vermerkt dabei jede noch so kleine Entdeckung und auch die Nachschlagewerke füllen sich mit allerlei interessanten Infos zu Gegnern, Ereignissen oder Spielmechanik.
Abseits der gewohnt umfangreichen Haupthandlung gibt es in Tales of Xillia jedoch weniger zu tun als sonst.
Charakterentwicklung und -gestaltung präsentieren sich hingegen angenehm vielseitig. Zwar folgt der auf Wunsch auch automatisierbare Zuwachs an aktiven und passiven Fertigkeiten sowie Attributsverbesserungen ähnlich dem Kristarium eines Final Fantasy 13 sehr geregelten Bahnen, aber die anschließend begrenzte Zuteilung erlaubt unterschiedlichste Kombinationen und Ausrichtungen.
Helden nach Maß
Interessanter ist aber wohl das individuelle Upgraden der spielinternen Waffen-, Rüstungs- Objekt-, Zubehör- und Lebensmittelgeschäfte. Deren Warensortiment nimmt nämlich nicht automatisch zu, sondern nur wenn man den Besitzern mit Geld und Rohstoffen unter die Arme greift. Ob man seine Mittel ausschließlich in immer bessere Waffen investiert oder doch lieber gleichmäßig verteilt, bleibt einem freigestellt - allerdings sollte man sich die neu eingetroffenen Waren anschließend auch leisten können.
Fazit
Tales of Xillia kommt erzählerisch erst sehr spät in Fahrt und bleibt bei seinen optionalen Betätigungsfeldern vergleichsweise überschaubar. Dafür kann man das später um so packendere Abenteuer von Anfang an aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erleben, die erst vereint ein lückenloses Gesamtbild ergeben. Ansonsten wird serientypische, noch immer sehr gute Rollenspielunterhaltung im Anime-Stil geboten, die sich vor allem durch ihre facettenreichen Echtzeitkämpfe und Individualisierungsmöglichkeiten auszeichnet. Besonders der Teamaspekt wird mit weit reichenden, dynamischen Charakterverbindungen dieses Mal groß geschrieben - egal, ob man allein oder mit bis zu drei Freunden unterwegs ist. Auch Story, Spielwelt und Charakterdesign werden mit zunehmender Spielzeit immer interessanter. In technischer Hinsicht hat man sich die PS3 aber auch dieses Mal kaum zunutze gemacht, obwohl man im Gegensatz zu Tales of Graces nicht auf einer Wii-Vorlage aufbauen musste. Der Anime-Stil lässt dies jedoch weitestgehend verschmerzen.
Pro
- Abenteuer aus zwei Perspektiven spielbar
- facettenreiche Teamkämpfe & KI-Anpassungen
- individuelle Charakterentwicklung & -gestaltung
- interessante Spielwelt
- gelungenes Anime-Flair
- praktische Hilfen & Enzyklopädien
- Kämpfe auch kooperativ bestreitbar
- jederzeit anpassbarer Schwierigkeitsgrad
Kontra
- zäher Auftakt
- angestaubte Technik
- verpflichtende Dateninstallation
- lediglich englische Sprachausgabe