Duck Tales: Remastered - Test, Plattformer, 360, iPhone, PlayStation3, Wii_U, Android, iPad, PC

Duck Tales: Remastered
12.08.2013, Jan Wöbbeking

Test: Duck Tales: Remastered

WayForward startet eine neue Nostalgie-Attacke auf Kinder der Achtziger: Nach A Boy and his Blob wird diesmal der NES-Klassiker Duck Tales aufgefrischt – als Download-Spiel für PC und Heimkonsolen. Als raffgieriger Dagobert geht man auf Schatzsuche und springt zuckersüß animierten Raubtieren auf den Schädel.

Anfang der Neunziger kannte ich kaum jemanden, der Samstagnachmittags nicht vor die Glotze verschwand, um DuckTales zu schauen. Privatfernsehen war noch nicht so selbstverständlich wie heute - und wer keine Schüssel auf dem Dach hatte, bekam mit dem Disney Club eine konzentrierte Packung US-amerikanischer Cartoons. Auch um das Jump-n-Run zur Serie hat sich ein kleiner Kult gebildet – vor allem in den USA, wo das NES um einiges erfolgreicher war als das hierzulande dominierende C64.

DuckTales - uuhu!

Das Spiel fing die Abenteuer-Stimmung der Serie prima ein: Der goldgierige Dagobert reiste mit seinen Neffen und Bruchpilot Quack an die entlegensten Kultstätten, um sagenumwobene Schätze zu finden. Ein Teil der Fangemeinde arbeitet heute offenbar bei WayForward, denn der Kern der Formel wurde nicht angetastet. Die Neufassung hält sich spielerisch nah ans Vorbild: Wie in alten Zeiten hüpft Dagobert mit dem Pogo-Stock auf herumwuselnde Panzerknacker und angriffslustige Wildtiere.

Im Geldspeicher dürfen Dagobert-Fans sogar im Gold baden.
Auch klettern kann der rüstige Erpel noch: An Lianen gelangt Dagobert über tödliche Stacheln und in versteckte Räume. Oder er benutzt seinen Stock als Schläger, um mit Felsbrocken fette Spinnen zu erlegen oder Fässer von hohen Plattformen zu schießen. Letztere lassen sich prima als Tritt zu schwer erreichbaren Abschnitten benutzen. Auch klassische Extras wie Bonusleben, Energie und Unbesiegbarkeit finden sich hier und da; damit hat es sich aber schon mit Dagoberts Fähigkeiten. Von der erweiterbaren Energieleiste abgesehen, gibt es weder Extras noch Spezialfähigkeiten oder Upgrades – nur Dagobert, seinen Stock und teils richtig knifflige Sprungpassagen.

Simpel aber knifflig

Die knackig-direkte Steuerung erinnert sofort an alte Jump-n-Runs, erweist sich in hektischen Situationen aber als etwas zu fummelig. Wenn ich eine in der Grube lauernde Riesenschlange treffen will, muss ich peinlich genau in die Mitte zielen. Lande ich einen Milimeter zu weit rechts, streift Dagobert eine höher gelegene Plattform und packt den Pogo-Stock gar nicht erst aus. Das Ergebnis: Die Schlange gewinnt den Zweikampf und ich verliere ein wertvolles Energieherz. Auch das Greifen der Lianen klappt nicht immer wie erwartet, da ich im richtigen Moment nach oben drücken muss. Problematisch wird es zwar nur in engen Bereichen wie der Mine, die Entwickler hätten die Steuerung aber ruhig etwas moderner und griffiger gestalten können. Vor allem die Flucht unter Zeitdruck im letzten Level wird zur Tortur: Drücke ich zu früh nach oben, hüpft Dagobert nicht weit genug. Kommt die Eingabe nur eine Zehntelsekunde zu spät, erwischt er die Liane nicht mehr.

Die Hintergründe im Cel-Shading-Design fangen den Stil der Serie prima ein.
Ähnlich wie im Vorbild führt die Schatzsuche durch sieben Levels, darunter afrikanische Minen, die verschneiten Gipfel des Himalaya und sogar der Mond – dort soll schließlich der sagenumwobene grüne Käse versteckt sein. Dank Daniel Düsentriebs Erfindungsreichtum spaziert Dagobert ganz ohne Helm auf dem Trabanten herum. Für die Luftversorgung sorgt ranzig schmeckendes Sauerstoffkaugummi. An andere Orte gelangt der Milliardär natürlich mit dem Hubschrauber seines Piloten Quack. Wie in der Serie lässt der Tollpatsch keine Gelegenheit für eine Bruchlandung aus.

Farbenfrohe Schatzsuche

Da WayForward im Laufe der Entwicklung Kontakt zu englischen Originalsprechern wie Dagoberts stimme Alan Young  aufnahmen, wurden die Zwischensequenzen deutlich länger als geplant. Immer wieder liefert sich Scrooge McDuck (so heißt Dagobert in den USA) lustige Streitgepräche mit Launchpad (Quack). Die Aufnahmen klingen zwar etwas dumpf und die Schnäbel bewegen sich nur rudimentär - trotzdem fängt die Vertonung die Serienstimmung gut ein.

In Transsilvanien wütet die Hexe Gundel Gaukelei.
Außerdem bietet sie einen interessanten Einblick in die stärker durch Dialekte geprägte Originalvertonung: Der knausrige Scrooge lässt ständig schottische Weisheiten von sich, Hexe Gundel Gaukelei spricht mit rumänischem Akzent usw. Wer Verständnis-Probleme mit englischen Mundarten hat oder noch keinen Englisch-Unterricht hatte, muss mit deutschen Untertiteln leben. Hierzulande hat Capcom sich die Synchronisation gespart. Schade auch, dass sich die Sequenzen nur umständlich im Pause-Menü abbrechen lassen. Spätestens beim vierten Anlauf eines Levels ging mir das ständige Wegdrücken gehörig auf den Zeiger.

Schottische Weisheiten

Als Glücksgriff erweist sich auch die Verpflichtung eines Original-Zeichners der Serie: Alle Figuren sehen ausgesprochen knuffig aus und sind hübsch animiert. Nachdem ich z.B. eine Liane verfehlt habe, landet Dagobert im Maul einer fleischfressenden Pflanze. Bevor er sich befreien kann, kloppt er ihr erst ein paar mal resolut auf den Kopf. Auch andere Viecher wie Bienen, Riesenaffen oder Tentakel-Aliens wurden ihren Vorbildern hübsch nachempfunden: Wer genügend Bares sammelt, kann sie in Konzeptzeichnungen mit den Originalen vergleichen. Die Musik wurde ebenfalls klasse arrangiert: Die eingängigen Original-Melodien zirpen im klassischen Chiptune-Sound, werden aber passend von Gitarren, Trommeln und orchestralen Stimmen ergänzt.

Vorsicht, bissig: Auf dem Himalaya pflügen knuffige Hasen durch die Schneedecke.
Neben klassischen Hüpf-Abschnitten gibt es auch kleine Auflockerungen wie eine Lohrenfahrt im transsilvanischen Spukschloss. Insgesamt beweist WayForward aber nicht viel Ideenreichtum: Es macht zwar Spaß, wie in alten Zeiten farbenfrohe Levels zu erforschen - moderne Rätsel oder verzweigtere Umgebungen hätten dem Spiel aber gut getan. Zu linear gestaltet sich das Abenteuer jedoch auch nicht. Die Levels sind zwar schmal, besitzen aber diverse Abzweigungen. Bevor ich den Monstern von Gundel Gaukelei und Mac Moneysack entgegentrete,  muss ich erst einmal einige versteckte Räume und Gegenstände entdecken.

Kampf gegen die ewigen Rivalen

Auf Leicht und Normal hilft eine Übersichtskarte dabei – auf Schwer und Extrem muss ich sie auf eigene Faust suchen. Wer eine geringe Frusttoleranz besitzt, sollte das Spiel erst einmal auf dem lockeren ersten Schwierigkeitsgrad angehen: An kniffligen Passagen wird es sonst ganz schön schwer, mit drei Leben auszukommen. Einen Mehrspielermodus gibt es übrigens nicht. Wer besonders viele Schätze zusammenrafft, kann sich aber immerhin in den weltweiten Bestenlisten mit Freunden und der Weltspitze vergleichen. Versionsunterschiede haben wir nicht festgestellt: Die Zeichnungen und die passend eingebundenen Cel-Shading-Hintergründe sehen auf allen Systemen gleich aus. Auf Wii U spielt sich auf dem Touchscreen normalerweise exakt das gleiche ab wie auf dem TV-Schirm. Wer möchte, kann dort aber auch dauerhaft die Übersichtskarte anzeigen lassen.

Fazit

Man merkt auf Anhieb, dass bei WayForward einige DuckTales-Fans arbeiten. Dagoberts knuffige Animationen und die behutsamen Remixes des Original-Soundtracks sorgen sofort für wohlige Retro-Stimmung. Audiovisuell ist den Kaliforniern das Remake des Klassikers prima gelungen, spielerisch hätte ich mir etwas mehr Mut zu Neuerungen gewünscht. Klar hatte ich Spaß daran, mit Dagobert durch knifflige Oldschool-Levels zu springen und Unmengen klingelnder Schätze zu entdecken. Mehr Rätsel, Fähigkeiten oder zeitgemäße Ideen hätten aber nicht geschadet. Im Vergleich zu Fly'N, Giana Sisters: Twisted Dreams oder Raymans neuen Abenteuern wirkt DuckTales: Remastered ein wenig angestaubt. Das gilt auch für die etwas fummelige Steuerung bei Klettertouren und Sprung-Attacken. Wenn man sich darauf einstellt, gestaltet sich die knackige Schatzsuche aber recht motivierend.

Pro

  • Knackig schweres Oldschool-Hüpfen
  • liebevoll aufgefrischte Grafik
  • knuffig animierte Figuren
  • tolle Remixes der Original-Musikstücke
  • gelungene englische Synchro mit Originalsprechern
  • spannende Kämpfe gegen fette Bosse

Kontra

  • Pogo
  • und Kletter-Steuerung manchmal fummelig
  • nerviger Zeitdruck-Abschnitt im letzten Level
  • simples Leveldesign wirkt angestaubt
  • umständliches Überspringen der Zwischensequenzen
  • nur deutsche Untertitel

Wertung

360

Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.

PlayStation3

Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.

Wii_U

Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.

PC

Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.

Kommentare
Biedermeyer

ich kann es nicht glauben, dass fehlende Lautstaerkeregelung nicht mit einem Wort erwaehnt werden.
Das ist mir nach 5s aufgefallen... negativ.

vor 5 Jahren
Sevulon

Nachdem gestern hier jemand seinen WiiU-Code verschenkte und ich der Erste war, der ihn einlöste, konnte ich nun auch endlich den Kindheitsklassiker [hatte ihn früher auf dem GameBoy in SchwarzWeiß] in der Neuauflage erleben und habe ihn heute auch direkt am Stück durchgezockt. Gibt doch mehr Änderungen als ich gedacht habe, vor allem der Endkampf gegen Graf Duckcula ist wesentlich umfangreicher. Der hat jetzt richtig viele abwechslungsreiche Phasen. Die Storyelemente in den Levels nerven zwar tatsächlich mehr als sie unterhalten, aber gut, kann man halt wegklicken. Alles in allem aber sehr gelungen mit sinnvollen Erweiterungen in den Levels, dass mir ein Stück Kindheit zurückgegeben hat. Wertung geht insgesamt auch in Ordnung.

Jetzt bitte noch eine Neuauflage von Donald in Maui Mallard [bzw. Maui Mallard in Cold Shadow], das würde ich ebenfalls feiern.

vor 10 Jahren
johndoe803702

Wäre vielleicht mühelos möglich gewesen, ich weiß es nicht, bin kein Programmierer. Aber wie ich gesehen habe gibt es ja auch neue Sequenzen beim Remastered Duck Tales, die es vorher so in dieser Form noch nicht gab.
Sehr gut erkennbar im Side by Side Vergleich. Man hätte ja im Gameplay nicht allzuviel verändern müssen, bis auf wenige Kleinigkeiten, sondern hätte dem ganzen eventuell eine zeitgemäßere Optik geben können.

http://www.youtube.com/watch?v=_pkk7JXS24w

vor 11 Jahren
Wulgaru

Die Flugsequenzen zum Beispiel und diese 3d-Sequenzen auch wenn ich natürlich nur aus der Ferne intepretiere und nicht beurteilen kann wie häufig diese vorkommen. Beide Beispiele wirken etwas altbacken und der Remake-Entwickler hätte die Aufgabe das ganze interessanter zu machen oder neue Elemente hinzuzufügen.

Bei Ducktales-Nes musste man weniger verändern, da die Levelstruktur im Grundsatz zeitlos gut ist, kein Wunder da dies ja das alte Mega-Man-Team von Cacpom veranstaltet hat.

vor 11 Jahren
Nightfire123456

Wulgaru hat geschrieben:@Nightfire
Ich habe den Vergleich mit dem PC auch nicht gebracht Nightfire, das war Masters. Ich habe nur auf die nicht vergleichbare Verbreitung hingewiesen.
Und letztendlich zählt hier natürlich nur Nordamerika. Ducktales ist ein amerikanischer Cartoon. :wink:

Aber ich weiß eh nicht was diese ganze Diskussion bringen soll. Es geht ja nicht darum irgendwas gegen den Amiga zu sagen...aber man kann doch keine Sekunde daran zweifeln das das NES-Game das bekanntere (was nicht besser heißt) Spiel ist.
Bin nur Gedanklich etwas in die Vergangenheit abgedriftet. Die Amiga Version von Duck Tales hatte ich nämlich gar nicht, hab das damals nur bei nem Kumpel auf seinem Nintendo gespielt gehabt. Ist aber trotzdem schön sich an die alten Zeiten zurück zu errinern :wink:

vor 11 Jahren