Charlie Murder - Test, Arcade-Action, 360

Charlie Murder
06.09.2013, Jens Bischoff

Test: Charlie Murder

Mit Charlie Murder trugen auch die Dishwasher-Macher einen Teil zu Microsofts diesjährigem Summer of Arcade bei. Was einen in der abgedrehten Punkrock-Welt von Charlies skrupelloser Anarcho-Gang erwartet, verrät der Test.

Battle of the Bands: Charlies Combo stellt sich dem höllischen Rachedurst ihres Ex-Kollegen.
Einst waren Bandkollegen Charlie und Paul wie Brüder, doch Charlie erlag den Verlockungen von Ruhm und Geld und wandte sich von seinem Partner ab. Inzwischen sinnt der zu Lord Mortimer mutierte Ex-Kollege nach Rache. Aus Handyterror wird körperliche Gewalt, aus einem persönlichen Streit die Punkrock-Apokalypse.

Hölle auf Erden

Wie in den beiden Dishwasher-Abenteuern geht es auch in Charlie Murder nicht zimperlich zu. Im Kampf gegen die Dämonen der Unterwelt - als Hölle müssen die Niederlande herhalten - regnet es massenweise Blut und Gliedmaßen. Letztere lassen sich natürlich auch noch als Wurf- oder Schlagwaffen missbrauchen. Mit zertrümmerten Grabsteinen, Kerzenständern sowie Autoteilen kann man sich ebenfalls zur Wehr setzen. Meistens findet man aber weit effektivere Tötungswerkzeuge wie Samuraischwerter, Kettensägen oder Flammenwerfer.

Bis zu vier Krawallmacher können gemeinsam auf Tour gehen.
War man in Vampire Smile noch maximal zu zweit unterwegs, dürfen in Charlie Murder bis zu vier Bandkollegen in bester Castle-Crashers-Manier auf Prügeltour gehen - sowohl on- als auch offline. Mit Berserker, Magier, Schamane, Panzer und Mesmer stehen fünf unterschiedliche Charakterrollen zur Wahl, die über individuelle Talente und Spezialkräfte verfügen. Da wird gebrüllt, gezündelt, herumgewirbelt und beschworen. Auch abgedrehte Teamattacken inklusive vorübergehender Verwandlungen sind möglich.

Schlagkräftiges Quartett

Wie sich die Figuren entwickeln, entscheidet man selbst. Via virtuellem Smartphone checkt man seine als Erfahrungspunkte fungierende Follower der spielinternen Twitter-Parodie. Per App verteilt man Attributspunkte und erwirbt neue Fertigkeiten. Mittels E-Mail erhält man Spielerklärungen und Drohbriefe seiner Gegner. Und mit der Handykamera knipst man versteckte QR-Codes, um lukrative Goodies abzustauben.

Über die Weltkarte können bereits besuchte Schauplätze nochmals erkundet werden.
Ein Mitspracherecht gibt es auch bei der Klamottenwahl: Egal ob gefunden oder gekauft - man trägt, was gefällt oder die besten Werte liefert. Trifft Letzteres nicht den Geschmack wie rosa Katzenohrhaarreif oder Bärentatzenhandschuh, kann man es trotzdem tragen, aber optisch ausblenden oder umfärben, um nicht zum Gespött seiner Mitspieler zu werden. Darüber hinaus kann man sich auch Tätowierungen stechen lassen, um neue Spezialangriffe zu lernen oder man mixt sich leistungssteigernde Drinks und Snacks zusammen.

Kleider machen Leute

Wie es sich für echte Rockstars gehört, darf man natürlich auch ein Hotelzimmer verwüsten, interaktive Jam-Sessions abhalten sowie im Drogenrausch im Wald herum irren und für Phantome des Bösen gehaltene Camper abmurksen. Wer denkt bizarrer geht‘s nicht, sollte warten, bis man angeleinte Babys durch Kinderspielplätze zieht, um sie Glasflaschen fressen zu lassen oder einen XXL-Hamburger zubereitet, der zum Leben erwacht und erst im übergroßen Fleischwolf wieder seine Ruhe findet.

Diverse Minispiele wie interaktive Bandauftritte sorgen für Abwechslung im Prügelalltag.
Fans des Bizarren kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten. Sowohl Bosskämpfe als auch Minispieleinlagen sind herrlich abgedreht. Auch die Wiederbelebungen abgekratzter Mitspieler via interaktivem Defibrillator sind furios, die brachialen Finisher zum Teil wirklich böse. Dass man mit seinen Attacken auch Mitspieler umhaut und verletzt, nervt hingegen. Vor allem, da es aufgrund der eingeschränkten Übersicht oft kaum zu vermeiden ist.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Wenn man einem Kumpel an die Gurgel will, weil der einem kurz zuvor die wohlverdiente Beute vor der Nase weggeschnappt hat, kann man seinem Ärger doch auch in speziellen PvP-Arenen Luft machen. Im Koop sollte man hingegen zumindest die Möglichkeit haben Friendly Fire zu deaktivieren. Auch eine Option zur fairen Beuteverteilung wäre nicht schlecht gewesen, wenngleich rüpelhaftes Benehmen wie Freunde umnieten und Beute klauen hier ausnahmsweise gut ins Spiel passt...

Fazit

Auch mit Charlie Murder bleiben die Ska Studios ihren Dishwasher-Wurzeln spielerisch und stilistisch treu. Dieses Mal standen aber auch die Castle Crashers von The Behemoth ganz offensichtlich mit Pate: Bis zu vier Schnetzelmeister können neuerdings gemeinsam auf blutige Beutejagd gehen und ihr Alter-Ego durch das Sammeln von Followern (Erfahrung), Tätowierungen (Spezialangriffe) sowie leistungssteigernden Klamotten und Accessoires vor höllischer Punkrock-Kulisse zum ultimativen Starschlächter heranzüchten. In speziellen PvP-Arenen kann man sich sogar gegenseitig an die Gurgel gehen. Dass man allerdings auch im kooperativen Einsatz nicht vor Verletzungen durch Mitspieler gefeit ist, nervt mitunter - vor allem, da die Übersicht nicht immer optimal ist. Fans rabiater Hau-drauf-Action kommen dennoch voll auf ihre Kosten. Allein die abgefahrene Inszenierung ist schon das Geld wert.

Pro

  • abgefahrene Inszenierung
  • motivierende Charakterpflege
  • Metzelspaß für bis zu vier Spieler

Kontra

  • mitunter Übersichtsprobleme
  • keine Immunität vor Freundattacken

Wertung

360

Abgefahrener Castle-Crashers-Verschnitt in blutigem Punkrock-Gewand.