Disney Infinity - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, Android, iPhone, iPad, PC, Wii_U, Wii, 3DS

Disney Infinity
28.08.2013, Mathias Oertel

Test: Disney Infinity

Auf stationären Konsolen hat Disney mit dem von Skylanders inspirierten Sammelfiguren-Spiel Disney Infinity (ab 52,00€ bei kaufen) einen guten Eindruck hinterlassen. Doch auch mobil darf man in die Welten abtauchen und mit den aus den Filmen bekannten Stars Abenteuer erleben. Allerdings ganz anders, als man es sich vorstellt.

Von all dem, was die Konsolen-Versionen so unterhaltsam macht, ist auf dem 3DS nichts übrig geblieben.
Es hätte so schön sein können. Und dass es funktioniert, hat Activision mit Skylanders bewiesen. Nein, ich meine nicht das Sammelfiguren-Prinzip per se. Denn dieses Modell hat Disney Infinity effektiv repliziert und mit Stars aus den Animationsfilmen attraktiv gemacht. In erster Linie meine ich die Umsetzung der stationären Abenteuer in eine mobile Hülle. Wo die Bewohner der Skylands in ihrem ersten Auftritt auf 3DS einen unterhaltsamen Plattformer zu virtuellem Leben erweckten, bleibt hier nicht viel von dem übrig, was Disney Infinity auf den Konsolen bot - genauer gesagt, gar nichts mehr.

Weder Abenteuer noch grenzenlose Fantasie

Es gibt keine Toy Box mehr, in der man nach Belieben Welten baut und nur durch seine Fantasie  die Grenzen  aufgezeigt bekommt. Das hätte ich jedoch schweren Herzens verschmerzen bzw. angesichts eventueller technischer Probleme verstehen können. Doch es gibt auch keine Abenteuer mehr, die man in den Welten der Monster Universität, mit Jack Sparrow in Fluch der Karibik oder mit den Unglaublichen erleben darf. Natürlich ist ein Indiz dafür, dass die "Base", die Scan-Hardware, auf der Figuren, Bonus-Münzen usw. platziert werden, nur noch zwei "Stellplätze" statt der drei auf den anderen Systemen aufweist. Das hätte ich jedoch noch als logische Schlussfolgerung interpretiert, dass man auf dem 3DS nicht kooperativ mit zwei Figuren antreten kann. Doch spätestens, als ich eine bereits hochstufige Figur auf dem Podest abgestellt hatte, sie "eingelesen" und daraufhin als neuer Charakter ohne jegliche Erfahrungspunkte im Speicherstand abgelegt wurde, war klar, dass hier einiges anderes läuft als bei den "großen" Disney-Infinity-Spielen.

Hauptdarsteller in einer uninspirierten Minispiel-Sammlung - das hat Sully nicht verdient...
Denn sowohl Figuren als auch Power Discs usw. müssen nur einmal auf der Base landen, damit Inhalte für die Minispiel-Sammlung freigeschaltet werden. Danach sind sie nicht mehr nötig und können verstauben. Denn auf dem 3DS bekommt man einen Mario-Party-Klon, bei dem man allerdings mit einem Dreier-Team unterwegs ist. Ansonsten bleibt alles so, wie man es von Nintendos Mehrspieler-Vergnügen kennt - zumindest in der Theorie. Man würfelt, man wandert über eines von zahlreichen Spielbrettern, sammelt dort Ziele ein und bestreitet immer wieder eines von (stattlichen) 50 Minispielen. Immerhin kommt hier die Teamauswahl ins Spiel, denn einige Figuren sind dank ihrer Grundfähigkeiten für bestimmte Aktivitäten besser geeignet als andere. Andererseits kann man sich über Boni der eingelesenen Münzen Vorteile verschaffen. Und als ob das Pay-to-win-Prinzip nicht reichen würde, sind Figuren, mit denen man höhere Stufen erreicht hat, zu sehr im Vorteil.

Wie Mario Party, nur schlechter

Obwohl man die üblichen Gesellschaftsspiele wie z.B. das Schubsen von einer Plattform, Rennen in verschiedenen Variationen, einen Doodle-Jump-Klon oder einen R-Type-ähnlichen Shooter anbietet, mag sich kein Spaß einstellen. Zu viele Aktivitäten wirken uninspiriert, steuern sich zu ähnlich, um für Abwechslung zu sorgen oder verlieren dank der mageren Technik schnell an Unterhaltungswert. Zudem ist das Zufallsprinzip merkwürdig aufgestellt: Dass sich schon in der Anfangsphase bei 50 Aktivitäten einige erschreckend oft wiederholen, spricht nicht für ein ausgewogenes Design.

Fazit

Activision hat mit dem ersten Skylanders mobil ein ähnliches Spielerlebnis abgeliefert wie auf den großen Konsolen. Das ist bei Disney Infinity nicht der Fall. Dass man hinsichtlich der Toy Box ggf. Abstriche machen müsste, ist eine zwangsläufige Schlussfolgerung und hätte mich nicht gestört. Doch dass man das komplette Konzept umkrempelt, hätte ich nicht gedacht: Statt Abenteuern in einer offenen Welt bekommt man eine Minispiel-Sammlung mit Brettspielcharakter à la Mario Party - und das darüber hinaus technisch durchschnittlich sowie mit größtenteils spaßfreien Aktivitäten. Die Figuren und Power-Discs kommen jeweils einmal zum Einsatz, um Charaktere und Boni freizuschalten. Insofern ist die 3DS-Version maximal als Ergänzung sinnvoll, wenn man sich ohnehin Figuren oder Playsets für die stationäre Fassung anschafft. Denn nur um sich innerhalb der Minispiele einen unfairen "Pay-to-win"-Vorteil zu verschaffen oder Zugriff auf einen weiteren spielbaren Helden zubekommen, ist das Preis-/Leistungsverhältnis der Zusatz-Käufe zu gering, wenn man sie nur mobil einsetzt.

Pro

  • konzeptionell interessanter Mario Party-Klon...
  • gut 50 Aktivitäten...
  • als Figuren- und Power-Disc-Zweitverwertung interessant
  • solide Hardware...
  • Spielbretter orientieren sich an den Abenteuer-Welten

Kontra

  • ... ohne eigene Ideen
  • ... von denen nur eine Hand voll einigermaßen Spaß macht
  • schwache Kulisse
  • ... deren drei benötigte Batterien nicht mitgeliefert werden
  • starker Fokus auf "Pay-to-win"
  • Preis-/Leistung bei neuen Figuren steht hier in keinem Verhältnis
  • schwaches Balancing

Wertung

3DS

Statt der offenen Welt und des kreativen Baukastens der "großen" Versionen bekommt man mobil einen durchwachsenen Mario-Party-Klon.