Race the Sun - Test, Rennspiel, Android, Linux, PlayStationVR, iPhone, XboxOne, iPad, PS_Vita, PlayStation3, VirtualReality, Mac, Wii_U, PC, PlayStation4

Race the Sun
30.08.2013, Benjamin Schmädig

Test: Race the Sun

Ich habe einen wunden Punkt: Einem Motto wie "knallharter Geschicklichkeitstest bei futuristischer Hochgeschwindigkeit" kann ich einfach nicht widerstehen. Weil Race the Sun (ab 44,99€ bei kaufen) genau das ist, habe ich das Projekt auf Kickstarter unterstützt – und genieße seitdem eine rasante Jagd nach Punkten.

"Nicht anstoßen!" Das ist die erste und wichtigste Anweisung des Spiels. Der Haken: Mein Gleiter donnert mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch ein Labyrinth schmaler, breiter, schräger oder herabfallender Hindernisse. Nur ein Zusammenstoß und ich müsste von vorn beginnen. "Nicht anstoßen" ist nach spätestens fünf Minuten blanker Hohn!

Blanker Hohn!

Natürlich gibt es Hilfen: Remple ich seitlich gegen eine Mauer, verliere ich nur den Multiplikator meiner Punkte. Ich sammle außerdem Sprünge, mit denen ich mich über Hindernisse hinwegsetze. Und ich erhalte Portale, die mich kurz vor einem Zusammenprall vom Hindernis weg teleportieren. Diese Extras sind allerdings selten und um sie zu erreichen, muss ich mitunter waghalsige Manöver abseits des gedachten Wegs fliegen. Gehe ich dieses Risiko ein oder hole ich lieber eins der Tris, die Punktestand und Multiplikator erhöhen?

Gefährliche Schatten

Ein ganz anderes Element ist die Sonne, denn „Race the Sun“ heißt frei übersetzt nicht umsonst "Wettlauf mit der Sonne". Mein Gleiter ist nämlich solarbetrieben und wird langsamer, sobald das gleißende Licht hinterm Horizont verschwindet. Mit den richtigen Extras schiebe ich sie allerdings zurück in Richtung Zenit, daran sollte ich also denken, wenn ich lange weitere Punkte sammeln will.

Was bei Tageslicht wie eine monotone Wüste geometrischer Formen anmutet, gewinnt spätestens bei Dämmerung eine Menge Flair, wenn hohe Quader und Pyramiden weite

Kostenlos spielbar

Kugelhölle

Das komplette Spiel ist für 10 Dollar (etwa 7,50 Euro) auf der offiziellen Webseite erhältlich.Schatten werfen. Auch in denen verliere ich Geschwindigkeit – genau wie unter großen Wolken, die sich vor die Sonne schieben. Selbst den Himmel muss ich im Auge behalten!

Eine frühe Alphaversion, die u.a. als Konzeptstudie der Kickstarter-Kampagne diente, ist kostenlos auf Kongregate spielbar.

Das fertige Spiel ist natürlich bedeutend umfangreicher - viele Herausforderungen sowie das Entwickeln des Gleiters fehlen noch in der frühen Fassung.

Abgesehen davon kommen bald tückische Hindernisse hinzu: Lange Quader fallen einfach auf den Boden, wo sie als gefährliche Hindernisse liegen bleiben, UFOs schießen mit breiten Lasern und Minen rollen in vertrackten Formationen übers Feld. In solchen Abschnitten fühle ich mich wie in der Kugelhölle eines Bullet-Hell-Shooters. Sehr clever, wie die Entwickler gefährliche Elemente rot hervorheben. Vor der minimalistischen Geometrie setzen die farbigen Bausteine und die finsteren Schatten starke Signale – das ist stilistisch und spielerisch außerordentlich wertvoll.

Zu Beginn kann ich übrigens weder springen noch werde ich vor einem drohenden Aufprall an eine sichere Position teleportiert; diese Fähigkeiten muss ich meinem Gleiter Stück für

Wenn die Umgebung zusammenklappt, erinnert der Flug in die Sonne an einen Bullet-Hell-Shooter.
Stück erarbeiten. Dafür löse ich Aufgaben, die mit dem Sammeln von Punkten meist nichts zu tun haben. Ich darf z.B. eine Zeitlang nur nach links steuern, soll eine bestimmte Anzahl Sprünge ausführen oder muss fehlerfrei fliegen. Zum einen sind es immer drei ganz unterschiedliche Herausforderungen, die hier aktiv sind, und zum anderen zwingt mich die Abwechslung dazu, wichtige Tücken und Kniffe zu verinnerlichen.



Teleportieren oder springen?

Nach einigen bestandenen Aufgaben muss ich mich schließlich entscheiden: Soll mein Flieger schneller zur Seite gleiten, will ich Extras auf Distanz auflesen oder bis zu drei oft lebensrettende Sprünge speichern? Zwei solcher Fähigkeiten darf ich montieren; ich erhalte außerdem Boni wie einen höheren Multiplikator zum Start.

Nach Ablauf dieser Entwicklung verliert Race the Sun allerdings an Schwung, denn dann dreht es sich nur noch um die Punktejagd. Und das kann in Anbetracht der vielen Neustarts ermüden. Das Auswendiglernen des einen zentralen Kurses spielt immerhin eine wichtige Rolle beim Angriff auf die Highscoreliste.

Neustart und Bremse

Trotzdem lockt mich eine clevere Idee immer wieder an Gamepad oder Tastatur: Der Aufbau des Kurses ändert sich nach 24 Stunden. Seit der kostenlosen Alphafassung bin ich als Kickstarter-Unterstützer durch verschiedene Betaversionen und das inzwischen fertige Spiel gerast – und die tägliche Aktualisierung von Herausforderung und Ranglisten motiviert nach wie vor ungemein.

Für fortgeschrittene Piloten kommen nicht zuletzt Portale hinzu, mit denen sie einige Abschnitte überspringen können. Andere Portale bringen sie in spezielle Levels, die natürlich voller Gefahren, aber auch voller Tris und damit Punkte sind. Vor kurzem wurde schließlich die Apokalypse eingeführt, genauer gesagt eine Herausforderung gleichen Namens, die selbst Veteranen zur Weißglut bringt. Auch diese haarsträubende Variante

Schatten und bewegliche Objekte treten deutlich aus dem minimalistischen Design hervor.
wird jeden Tag erneuert.

Eifrige Flieger basteln schließlich ihre eigenen Rennen, denn mit dem umfangreichen Editor manipulieren sie sämtliche Objekte sowie deren Bewegungen oder beginnen ein komplett eigenes Projekt. Die Einarbeitung in die abstrakten Menüpunkte kostet zwar viel Zeit, danach bestimmen Bastler aber sämtliche Details wie Farbgebung, Sonnenstand oder Geschwindigkeit des Gleiters. Sind die Rennen online, stehen sie schließlich allen Spielern im Menü zur Verfügung.

Starke Staffel?

Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigt eine Art Staffellauf, bei dem ein beliebiger Spieler jedes meiner Rennen fortsetzen darf. Bis zu vier aufeinander folgende Piloten können so in den Wettstreit mit anderen Teams treten. Unglücklich nur, dass sie den Staffelstab in Form einer URL über Facebook, Twitter oder ein beliebiges Forum weitergeben müssen – im Spiel kommen Teams und Staffelstäbe leider nicht zusammen.

Fazit

Wie ein Falke huscht der elegante Gleiter mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über den Boden. Mit knappen Bewegungen schlängelt er sich mühelos durch den gefährlichen Parcours, weicht tödlichen Fallen aus, die im frenetischen Stakkato vom Himmel fallen. Jeder Fehler könnte das Ende bedeuten – Race the Sun ist reines Adrenalin! Natürlich hört der spielerische Horizont dort auf, wo ferne Objekte im Nebel verschwinden, denn es geht ausschließlich um das Perfektionieren der kurzen Herausforderung. Danach gibt es nur den Neustart. Mich ärgert außerdem das halbgare Zusammenspiel mit anderen Piloten. Mit täglich neuen Strecken, einer Spielvariante für Experten sowie dem umfangreichen Editor wurde mir allerdings nie langweilig. Das Erspielen aller Fähigkeiten ist zudem ungemein motivierend, weil es sich nicht nur um die Punktehatz dreht. Apropos: Meine heutige Bestmarke wurde gerade übertroffen...

Pro

  • rasend schneller Geschicklichkeitstest
  • motivierende Entwicklung des Gleiters
  • täglich wechselnder Levelaufbau
  • präzise Steuerung
  • sehr schickes, minimalistisches Design
  • zeitlich versetzter Online-"Staffellauf"
  • Onlineranglisten
  • Editor zum Erstellen eigener Rennen

Kontra

  • häufige Neustarts und wichtiges Auswendiglernen drücken Motivation
  • nach Erreichen der höchsten Stufe lässt Motivation nach
  • Finden von Staffellauf-Partner nur außerhalb des Spiels
  • Editor benötigt viel Einarbeitung

Wertung

PC

Knallharter Geschicklichkeitstest bei halsbrecherischer Geschwindigkeit und mit täglichen neuen Herausforderungen.