Powerstar Golf - Test, Sport, XboxOne

Powerstar Golf
03.12.2013, Benjamin Schmädig

Test: Powerstar Golf

Ich mache es bei jeder Gelegenheit und ich werde es auch weiterhin tun: an das tolle Crush erinnern, mit dem sich Zoe Mode in mein Herz entwickelt hat. Deshalb war ich gespannt, wie die Briten einen Starttitel für Xbox One gestalten würden. Dabei zeigt der Test, dass es Powerstar Golf auch auf einer Konsole der vergangenen Generation geben könnte.

Strahlende Comicgesichter, unaufdringliche Musik und flotte Sprüche: Die Fairways dieses Spiels laden Zwischendurch-Golfer ein, die nur entspannt einige Löcher schlagen wollen. Man wählt den Zielpunkt, bestimmt die Flugbahn (hoch, niedrig, mit Links- oder Rechtsdrall) und schlägt per "Drei-Klick" ab. Der erste Tastendruck beginnt den Schlag, der zweite legt die Stärke fest, der dritte die Genauigkeit.

Erfolg? Egal!

Stehen zunächst nur einer von sechs Golfplätzen, zwei von sechs Figuren sowie zwei Caddys zur Auswahl, erhalte ich durch Erfahrungspunkte automatisch Zugang zu verschlossenen Inhalten. Wobei mir diese Art des Vorankommens nicht gefällt. Denn jede Aktion wird mit Erfahrungspunkten belohnt, je nach Geschick mal mit mehr, mal mit weniger. Erfolg oder Misserfolg in den Punktspielen oder Duellen spielt im Grunde also keine Rolle. Und das ist eine Entwicklung, die mir gerade in einem Sportspiel überhaupt nicht schmeckt.

Es golft sich ja recht beschwingt in dieser Sorglos-Kulisse: Der virtuelle Schläger liegt (übrigens komplett ohne Kinect) locker in der Hand und Birdies sind knifflig genug, um

Die Steuerung ist schnell gelernt, lässt aber Finessen missen.
Profis zumindest nicht zu langweilen. Spezialfähigkeiten vergrößern die Chance auf schnelles Einlochen, ziehen den Ball aber nicht automatisch ins Loch. Ich spiele z.B. mit dem Fräulein, das einen Magneten aktivieren kann, der den Ball zum Ziel zieht. Damit dieser wirkt, muss ich allerdings in die richtige Richtung schlagen – und selbst das garantiert mir keinen Hole-in.

Keine Kontrolle

Die Simulation der Wirklichkeit hält sich zudem in Grenzen: Das Rollen wirkt ähnlich vereinfacht wie die Berechnung der Flugbahn. Drall muss ich dem Ball sogar schon vor dem Schlag verpassen; es gibt keine Möglichkeit, das Flugverhalten während des Schlags zu beeinflussen. Mir fehlt das Gefühl, mit Finesse das gewisse Extra aus einem Schlag herauszuholen. Nicht einmal die Lage des Balls wirkt sich auf die Flugbahn, bzw. ihre Richtung aus. Sowohl bei Physik als auch der Steuerung hat das ähnlich gelagerte Everybody's Golf die Nase deutlich vorn.

Immer wieder streut Powerstar Golf Herausforderungen ein der Marke "Spiele die folgenden Löcher mindestens Par" oder "nähere dich mindestens so weit der Fahne". Ärgerlich, dass ein Chip-in dabei nicht als Annäherung gewertet wird, im Gegenzug gibt es für das erfolgreiche Meistern jeder Herausforderung aber zusätzliche Erfahrungspunkte.

Genau wie GamerNet?

Das Spiel lockt außerdem mit den Rekorden meiner Freunde sowie anderer Spieler: Ich

Die Möglichkeiten der Onlineanbindung halten sich in Grenzen: Echte Mehrspielerpartien fehlen ebenso wie das Erstellen eigener Herausforderungen.
sehe immer, wie weit Andere einen Ball geschlagen oder wie nahe sie ihn ans Loch gesetzt haben. Natürlich liegt es an mir, ob ich die Herausforderung annehme oder ignoriere. Aber selbstverständlich ist jeder neue Rekord, auch in der weltweiten Rangliste, ein breites Grinsen wert. Unverständlich allerdings, dass ich keine eigenen Herausforderungen erstellen und gelungene Spiele nicht speichern darf. Beides bot Tiger Woods PGA Tour schon vor Jahren mit EA GamerNet an – eine fantastische Onlineanbindung, in deren Schatten Powerstar Golf wie eine stark abgespeckte Demo wirkt.

Hier darf ich immerhin in einer Art Fernduell gegen gute Spiele meiner Freunde oder anderer Spieler antreten, wahlweise sehe ich dabei sogar den "Geist" meines Kontrahenten. Ein vollwertiger Ersatz für das umfangreiche GamerNet ist das jedoch nicht. Mehrspieler-Runden vor einem Bildschirm ersetzen zudem nicht die fehlenden Onlinepartien.

Bessere Ausrüstung kaufe ich durch erspielte Währung, darunter neue Schläger sowie kurzzeitige Steigerungen von z.B. Schlagstärke oder – genauigkeit. Aussuchen darf ich die

Hübsch - aber keine Herausforderung für die Technik der Xbox One.
Objekte aber nicht. Stattdessen entscheide ich mich für Sammelkarten in verschieden teuren Booster Packs; höhere Preise vergrößern die Wahrscheinlichkeit wertvollerer Inhalte. Obwohl ich die benötigte Währung dabei mit echter Münze kaufen könnte, werden Erfolge immer so ausreichend in Spielgeld umgemünzt. Powerstar Golf verkommt daher nie zur Geldmaschine verkommt.

Besser mit Booster

Sechs Kurse sind dennoch wenig, zumal sie sich nicht wesentlich unterscheiden. Von einem kurzweiligen Spiel wie diesem erhoffe ich mir mehr Abwechslung. Und obwohl manche Schauplätze mit verträumten Sonnenstrahlen hinter farbenfrohen Wipfeln richtig hübsch aussehen: Die Grafik verlangt so dringend nach einer leistungsfähigen Konsole wie ein Wagen das fünfte Rad benötigt.

Fazit

Nebenbei golft es sich auf Xbox One ja durchaus beschaulich. Die  Herausforderungen sowie die Bestmarken der Freunde motivieren selbst auf dem langweiligsten Platz zum konzentrierten Spiel und beim Aufdecken neuer Sammelkarten entsteht Spannung um einen hoffentlich starken Ausrüstungsgegenstand. Powerstar Golf ist im besten Sinne gefällig – aber auch im schlechteren. Das liegt zum einen an der Steuerung, der Finessen beim Schlagen fehlen und zum anderen an der Onlineanbindung, für die ich keine eigenen Herausforderungen erstellen darf. Nicht zuletzt verhindert das automatische Freischalten neuer Inhalte durch stures Sammeln von Erfahrungspunkten, dass ich mich um Erfolge auf dem Grün bemühe. So verlor Powerstar Golf leider schneller an Reiz als ich noch einmal auf das außergewöhnliche Crush aus demselben Entwicklerstudio hinweisen konnte.

Pro

  • motivierendes Sammelkartenprinzip für neue Ausrüstung
  • ständige Herausforderungen über Onlineanbindung

Kontra

  • Fortschritt durch leicht verdiente Erfahrungspunkte statt Spielerfolge
  • mäßige Ballphysik und Golfsimulation
  • kein Erstellen eigener Herausforderungen
  • keine direkten Onlinespiele
  • nervende Caddie-Sprüche
  • etwas unhandliche Kamera

Wertung

XboxOne

Gefälliges, aber sehr oberflächliches Golfspiel ohne echten Anspruch und mit lückenhafter Onlineanbindung.