Killzone: Mercenary - Test, Shooter, PS_Vita
Little Big Shooter
Während ich auf Helghan unter einem Metallgerüst ins Freie laufe, ist das Panorama beeindruckend: Wie in der Realität passen sich die Augen langsam an die gleißende Sonne an, welche sich in ein paar Pfützen widerspiegelt. Überall an den Gerüsten gibt es feine Roststellen und glänzende Strukturen zu entdecken. Wenn ich vor meinem bärtigen Söldner-Kollegen Ivanov stehe, erkenne ich sogar die fein herausgearbeiteten Maschen seiner Uniform.
Killzone 1,5
Die Geschichte startet nach dem Ende des ersten Serienteils. Ich schlüpfe in die Rolle von Arren Danner, einem ehemaligen UCA-Soldaten, welcher mittlerweile als Söldner für die Phantom Talon Corp. kämpft. Das Unternehmen hat sich nur dem Profit verschrieben und nimmt daher sowohl Aufträge für die ISA als auch für die Helghast an. Cash ist alles, was zählt: Das macht mir mein Auftraggeber gleich zu Beginn mit markigen Worten klar.
Harte Sitten
In den rund 15-30 Minuten langen Aufträgen muss ich z.B. einen vektanischen Botschafter nebst Überläufer aufspüren oder die Luftabwehr sabotieren. In klassischer Egoshooter-Manier ballere ich mich durch Helghast-Trupps und setzte technische Gadgets, so genannte Vanguards ein.
Gemeine Piekser
Ich schleiche mich durch einen Korridor, hacke einige Terminals mit einem durchwachsenen Minispiel und liefere mir in einem weiten Hof knackige Feuergefechte gegen die Wachen. Auch Beschützer-Abschnitte treten auf: Zum Abschluss eines Auftrages muss ich z.B. einen Generator vor anrückenden Gegnerhorden bewachen, indem ich fette Raketen per Tippser auf den Touchscreen abfeuere. So spannend wie in den Bosskämpfen der Vorgänger wird es aber bei weitem nicht, dazu mangelt es den eher klassisch strukturierten Schießereien an Abwechslung.
Als ich in der ersten Mission Admiral Grey aus einem Wolkenkratzer befreien sollte, musste ich mich erst einmal auf die Steuerung einstellen. Die Knöpfe sind zwar sinnvoll belegt und auch die Empfindlichkeit der X- und Y-Achsen lässt sich feintunen, doch das Fadenkreuz bewegt sich selbst dann nicht immer präzise genug. Die Steuerung geht durchaus in Ordnung, so schnell oder genau wie in einem Call of Duty oder Battlefield wird es mit den kleinen Vita-Sticks aber nicht. Im Gegensatz zu Unit 13 hält sich aber hier immerhin das Auto-Aim stark zurück, es kommt hier also deutlich stärker auf meine Zielfähigkeiten an. Wer möchte, kann statt per Kreistaste auch per Berührung des Rückseiten-Touchpads sprinten, mir war das auf Dauer aber zu unbequem.
So flüssig wie mit dem Dualshock?
Stelle ich mich besonders geschickt an, wandert noch mehr Geld auf mein Konto: Kill-Kombos, Kopftreffer und andere Feinheiten werden gebührend honoriert – allerdings deutlich dezenter als im voll darauf ausgelegten Bulletstorm. Es ist eher ein willkommener Nebenverdienst, mit dem ich neue Wummen und coole Vanguard-Drohnen freischalte. Wem die nur acht Missionen zu kurz sind, kann sie drei weitere Male mit speziellen Herausforderungen angehen. Bei einem „Präzisions-Vertrag“ muss ich z.B. im Zeitrahmen von 15 Minuten bleiben, zehn Feinde mit der Mantys-Drohne erstechen und 30 von ihnen einen Kopftreffer mit dem M82-Gewehr verpassen.
Lautloser Söldner
Als kleine Extra-Aufgaben für Perfektionisten sind die Bonus-Verträge allemal geeignet – mich haben sie aber nicht besonders lange motiviert. Leises Vorgehen zahlt sich übrigens auch in den Standard-Missionen aus: Schaffe ich es unentdeckt mit Schalldämpfer und Messer-Attacken durch ein Areal, muss ich nur gegen halb so viele Widersacher kämpfen wie im alarmierten Zustand. Als Problem erweisen sich die gelegentlichen KI-Aussetzer des Partners, mit dem ich in manchen Levels unterwegs bin. Ab und zu läuft er z.B. unbedacht in eine Lichtschranke und löst den Alarm aus. Die Helghast agieren dagegen deutlich cleverer: Sobald sie mich entdeckt haben, schwärmen sie aus, um mich von allen Seiten aus festzusetzen. Mit den zahlreichen Höhenunterschieden haben sie allerdings ihre Probleme. Manchmal kann ich mich einfach auf eine Plattform zurückziehen und sie bequem ausschalten, weil einer nach dem anderen gemächlich die Leiter hinauf klettert.
Flüssiges Netz-Gemetzel
Zu Beginn ist der wilde Regel-Mix nicht so einfach zu durchschauen, er sorgt aber für eine willkommene Abwechslung zu den klassischen Gefechten. Auch die verwinkelten Karten voller Höhlen, Gerüste und Schlupfwinkel gefallen mir. Bis auf kleine Lags liefen die Matches mit bis zu acht Spielern bislang erfreulich flüssig. Neben der öffentlichen Spielersuche lassen sich auch private Matches und Partys erstellen. Ausgefeilte Clan- oder
Wer sich geschickt anstellt, kann erlegten Gegnern Spielkarten abjagen. Auch der eigene Fortschritt wird auf solch einer Karte hoch- oder heruntergestuft. Habe ich eine Hand wie „Royal Flush“ gesammelt, bringt mir das Bonus-Geld für die Ausrüstung ein. Allzu sehr unterscheiden sich die Schießeisen glücklicherweise nicht: Eine höhere Durchschlagskraft wird bei manchen Waffen z.B. mit einer niedrigeren Schussfrequenz ausgeglichen. Die Wahl der Vanguard-Drohnen könnte sich auf Dauer etwas stärker auswirken. Der flinke aber leise Mantys-Kneifer erwies sich z.B. schon als äußerst wirkungsvoll.
Gute Karten
Fazit
So spannend wie seine „großen Brüder“ ist Killzone: Mercenary nicht: Dazu mangelt es dem Shooter an Umfang, Abwechslung und bockschweren Bosskämpfen. Auch erzählerisch können die häppchenweise präsentierten Söldner-Missionen nicht den gleichen Spannungsbogen aufbauen. Trotzdem hat mich das mobile Killzone gut unterhalten, denn die kleinen Missionen sind durchaus motivierend aufgebaut. Vor allem die verwinkelte Architektur sorgt in Kombination mit den aggressiv attackierenden Helghast für brenzlige Gefechte. Außerdem sehen die stimmungsvoll beleuchteten Industrieanlagen erstaunlich gut aus – und wirken dank der vollen Vita-Auflösung deutlich sauberer als Uncharted: Golden Abyss. Auch der Mehrspielermodus macht Laune und flutscht flüssig. Wer auf der Suche nach einem guten Vita-Shooter ist, kann ruhig zugreifen, sollte die Erwartungen angesichts des großen Namens aber nicht zu hoch schrauben.
Pro
- detailreich verwitterte Industriekomplexe
- stimmungsvolle Beleuchtung
- beeindruckende Texturen und Glanzeffekte
- verwinkelte Architektur
- Feinde schwärmen aggressiv aus
- Bonus-Verträge für besonders geschicktes Vorgehen...
- unterhaltsame, meist flüssige Online-Modi
Kontra
- getrennte Missionen bauen erzählerisch kaum Spannung auf
- nur acht eher kurze Levels
- etwas zu unpräzise Steuerung
- übertrieben martialische Dialoge
- gelegentliche KI-Aussetzer, vor allem beim Partner
- ...Extra-Herausforderungen motivieren nur kurzfristig