Das Schwarze Auge: Memoria - Test, Adventure, Switch, XboxSeriesX, PlayStation5, PC, XboxOne, PlayStation4
Die Magie des fahrenden Volkes
In diesen Rückblenden schlüpfe ich in die Rolle von Sadja, eine mittlerweile beinahe vergessene Prinzessin, welche zur Zeit der Magierkriege aber eine wichtige Rolle spielte. Die blaublütige Protagonistin ist das krasse Gegenteil zum schüchternen Geron: Bereits früh wird deutlich, dass hinter der hübschen Fassade kein Prinzesschen steckt. Nachdem sie mit ihrer Party ein paar steinerne Giganten zerlegt hat, zeigt sie nicht den geringsten Respekt für ihre Mitstreiter, von denen zwei sie bereits im Gespräch ignorieren. Ihr Ziel ist eine antike Maske, welche in einer Grabkammer versteckt liegt: Sie soll in Kämpfen wie ein magischer Cheat wirken und jede Schlacht zu den eigenen Gunsten entscheiden.
Wechsel zwischen den Epochen
Es wirkt schon etwas surreal, die naive leichtfüßige Nuri in der Form eines schwarzen Raben zu sehen. Schade, dass sie und die übrigen Charaktere nur leicht animiert wurden: Ein paar Mundbewegungen, ein paar Gesten – davon abgesehen wirkt die Artikulation ziemlich steif. Sehr schön gelungen sind dagegen die gezeichneten Hintergründe voller fein verschnörkelter Wurzeln und mystischer Steintempel.
Clevere Zaubertricks
Die Beschwörungsrätsel sind motivierend miteinander verbunden, es gibt aber auch einige unglaubwürdige oder fehlleitende Puzzles. So hat es mich z.B. zunächst verwirrt, dass Sadja von der Grabkammer aus das komplette Areal davor überblicken kann. Warum lässt sich der blutige Verband nur in die Opferschale legen, wenn sie sich im Inventar befindet? Hängt sie am Haken, bemängelt Sadja „Das ist kein gutes Opfer“. Danach hatte ich diese eigentlich richtige Lösung gedanklich schon abgehakt. Seltsam auch, dass Geron nicht einfach über eine kniehohe Seil-Absperrung steigen kann. Der Großteil der Rätsel ist aber deutlich besser gelungen und beschränkt sich jeweils auf überschaubare Areale mit wenigen Bildschirmen. Die Zutaten für Nuris Salbe befinden sich z.B. alle in Gerons Heim.
Routinierte Vertonung
Schade auch, dass der Mauszeiger immer noch gelegentlich kurz hängen bleibt und manche Pfeile zu einem anderen Bildabschnitt seltsam positioniert sind. Davon abgesehen geht die einfache Steuerung gut von der Hand: Unten befindet sich das automatisch aufklappende Inventar sowie ein kleiner „Questlog“ mit einer Zusammenfassung der Ereignisse und rudimentären Hinweisen. Die Hotspots lassen sich wie gehabt jederzeit mit der Leertaste aufrufen.
Fazit
Auch der zweite Teil von Gerons Abenteuern ist eine runde Sache. Der Wechsel zwischen den zwei Hauptfiguren bringt immer wieder Abwechslung ins Spiel und die mystische Geschichte um die verschollene Prinzessin aus vergangenen Zeiten hat mich sogar etwas besser unterhalten als der Vorgänger. Gestört wird das hübsch gezeichnete Abenteuer lediglich durch kleine technische Nicklichkeiten sowie einige unglaubwürdige oder verwirrende Rätsel. Der Großteil der nicht all zu schweren Puzzles ist aber logischer gestrickt und bremst das Tempo der Geschichte nicht aus. Besonders unterhaltsam wird es, wenn die Magie des dämonischen Stabes geschickt mit der Umgebung kombiniert werden muss. Wer einen etwas anderen Abstecher ins DSA-Universum wagen will, bekommt mit Memoria ein unterhaltsames Point-and-Klick-Abenteuer mit magischem Einschlag.
Pro
- spannende Geschichte um ein magisches Rätsel
- unterhaltsame Verknüpfung der Epochen
- urige Szenarien
- interessante Magie-Rätsel
- detailverliebt gezeichnete Kulissen
- ruhiger mystischer Soundtrack
- gelungene deutsche Synchronisation
- Neulinge werden behutsam an die Fantasy-Welt herangeführt
Kontra
- einige unlogische Rätsel stören Spielfluss und Glaubwürdigkeit
- Mauszeiger bleibt oft kurz hängen
- nur einfache Animationen, auch bei der Mimik
- störende Sound-Loops wie ständig wiederholtes Vogelgezwitscher