Das Schwarze Auge: Memoria - Test, Adventure, Switch, XboxSeriesX, PlayStation5, PC, XboxOne, PlayStation4

Das Schwarze Auge: Memoria
05.09.2013, Jan Wöbbeking

Test: Das Schwarze Auge: Memoria

Daedalic begibt sich auf neue Abenteuer im DSA-Universum. Noch vor dem Strategiespiel Blackguards ist der zweite Teil von Gerons Abenteuern erschien. Diesmal geht es nicht nur um den schüchternen Vogelfänger: Das Rätsel um eine magische Maske und eine verschollene Prinzessin hält gleich zwei Epochen in Atem.

Menschen ändern sich - und Feen noch mehr. Vor allem, wenn sie im Vorgänger in einen Raben verwandelt wurden.
Der unscheinbare Held gelangt gleich zu Beginn auf die Fährte des Jahrhunderte alten Rätsels. Im Wald vor Andergast hat der reisende Händler Fahi sein Zelt aufgeschlagen, welcher im provinziellen Kaff offenbar gar nicht gern gesehen ist: Als ein betrunkener Mob versucht, ihn fortzujagen, verwandelt er sie kurzerhand in Steinsäulen. Eine derart mächtige Magie hat selbst Gerons gelehrter Freund Jacomo noch nicht gesehen. Zum Glück hatte Geron vor dem Vorfall die Gelegenheit, selbst mit Fahi ins Gespräch zu kommen. In seinem  Zelt offenbarte der Fremde Geron ein uraltes Rätsel – und versetzte ihn mit Hilfe einer Vision 500 Jahre in der Zeit zurück.

Die Magie des fahrenden Volkes

In diesen Rückblenden schlüpfe ich in die Rolle von Sadja, eine mittlerweile beinahe vergessene Prinzessin, welche zur Zeit der Magierkriege aber eine wichtige Rolle spielte. Die blaublütige Protagonistin ist das krasse Gegenteil zum schüchternen Geron: Bereits früh wird deutlich, dass hinter der hübschen Fassade kein Prinzesschen steckt. Nachdem sie mit ihrer Party ein paar steinerne Giganten zerlegt hat, zeigt sie nicht den geringsten Respekt für ihre Mitstreiter, von denen zwei sie bereits im Gespräch ignorieren. Ihr Ziel ist eine antike Maske, welche in einer Grabkammer versteckt liegt: Sie soll in Kämpfen wie ein magischer Cheat wirken und jede Schlacht zu den eigenen Gunsten entscheiden.

Da hilft auch keine Gewalt mehr: Sadja und ihre Party vor der hermetisch verriegelten Grabkammer.
Fünf Jahrhunderte später versucht Geron das Geheimnis um die Maske, die Prinzessin und ihr mysteriöses Verschwinden zu enträtseln. Als Gegenleistung für seine Recherchen verspricht Fahi einen Zauber, welcher seine verfluchte Freundin Nuri aus dem Körper eines Raben befreien soll. Geron willigt ein, ahnt aber nicht, dass er damit eine Kette von Ereignissen lostritt, welche eine finstere Macht aus der Vergangenheit heraufbeschwören.



Wechsel zwischen den Epochen

Es wirkt schon etwas surreal, die naive leichtfüßige Nuri in der Form eines schwarzen Raben zu sehen. Schade, dass sie und die übrigen Charaktere nur leicht animiert wurden: Ein paar Mundbewegungen, ein paar Gesten – davon abgesehen wirkt die Artikulation ziemlich steif. Sehr schön gelungen sind dagegen die gezeichneten Hintergründe voller fein verschnörkelter Wurzeln und mystischer Steintempel.

Welches Geheimnis verbirgt der fahrende Händler?
In die bereits erwähnte gigantische Stätte verschlägt es mich gleich im ersten Kapitel, als ich mit Sadja in der Grabkammer herumstöbere. Nachdem mich die hermetischen Türen in der Gruft eingesperrt haben, befreie ich einen verwunschenen Stab, in dem ein äußerst gesprächiger Dämon wohnt. Nachdem Sadja ihn beschworen und einen Pakt mit ihm geschlossen hat, lernt sie seine praktische Seite kennen. Mit einem Klick aufs Inventar-Symbol bringt er z.B. die Fackeln in der finsteren Kammer zum Lodern oder erweckt die zuvor erlegten gigantischen Steinwächter zu neuem Leben. Da Sadjas Krieger sie in Stücke geschlagen haben, muss ich geschickt kombinieren. Ich bohre ein Loch in die Wand, um bessere Sicht zu haben und schleudere eine fette Kettenkugel durch ein Türloch. Danach versuche ich, die Überreste der Riesen zu animieren, damit sie mit ihrer gewaltigen Kraft die Tür aus den Angeln reißen. Der erste Versuch gelingt nicht, doch nachdem ich ein paar weitere Objekte in der Anlage geschickt für mich nutze, gelangt die Prinzessin doch in die Freiheit.

Clevere Zaubertricks

Die Beschwörungsrätsel sind motivierend miteinander verbunden, es gibt aber auch einige unglaubwürdige oder fehlleitende Puzzles. So hat es mich z.B. zunächst verwirrt, dass Sadja von der Grabkammer aus das komplette Areal davor überblicken kann. Warum lässt sich der blutige Verband nur in die Opferschale legen, wenn sie sich im Inventar befindet? Hängt sie am Haken, bemängelt Sadja „Das ist kein gutes Opfer“. Danach hatte ich diese eigentlich richtige Lösung gedanklich schon abgehakt. Seltsam auch, dass Geron nicht einfach über eine kniehohe Seil-Absperrung steigen kann. Der Großteil der Rätsel ist aber deutlich besser gelungen und beschränkt sich jeweils auf überschaubare Areale mit wenigen Bildschirmen. Die Zutaten für Nuris Salbe befinden sich z.B. alle in Gerons Heim.

Bioshock Infinite lässt grüßen.
Die magische Reise führt mich an Orte wie finstere Wälder, einen Wasserfall oder ein mystisches Labyrinth. Unterwegs wird Nuri von den altklugen Sprüchen des dämonischen Stabes unterhalten. Bei Geron übernimmt natürlich Nuri zweitweise die Rolle des Sidekicks, welche sich in ihrer Rabengestalt für Ablenkungsmanöver einspannen lässt. Sämtliche Figuren wurden wieder richtig gut vertont, vor allem natürlich Geron, dem Sascha Draeger (Tim aus TKKG) seine Stimme leiht. Auch der bedächtige Soundtrack fügt sich gut ein, die Hintergrundgeräusche nerven dagegen manchmal mit sich ständig wiederholendem Vogelgezwitscher.



Routinierte Vertonung

Schade auch, dass der Mauszeiger immer noch gelegentlich kurz hängen bleibt und manche Pfeile zu einem anderen Bildabschnitt seltsam positioniert sind. Davon abgesehen geht die einfache Steuerung gut von der Hand: Unten befindet sich das automatisch aufklappende Inventar sowie ein kleiner „Questlog“ mit einer Zusammenfassung der Ereignisse und rudimentären Hinweisen. Die Hotspots lassen sich wie gehabt jederzeit mit der Leertaste aufrufen.

Fazit

Auch der zweite Teil von Gerons Abenteuern ist eine runde Sache. Der Wechsel zwischen den zwei Hauptfiguren bringt immer wieder Abwechslung ins Spiel und die mystische Geschichte um die verschollene Prinzessin aus vergangenen Zeiten hat mich sogar etwas besser unterhalten als der Vorgänger. Gestört wird das hübsch gezeichnete Abenteuer lediglich durch kleine technische Nicklichkeiten sowie einige unglaubwürdige oder verwirrende Rätsel. Der Großteil der nicht all zu schweren Puzzles ist aber logischer gestrickt und bremst das Tempo der Geschichte nicht aus. Besonders unterhaltsam wird es, wenn die Magie des dämonischen Stabes geschickt mit der Umgebung kombiniert werden muss. Wer einen etwas anderen Abstecher ins DSA-Universum wagen will, bekommt mit Memoria ein unterhaltsames Point-and-Klick-Abenteuer mit magischem Einschlag.

Pro

  • spannende Geschichte um ein magisches Rätsel
  • unterhaltsame Verknüpfung der Epochen
  • urige Szenarien
  • interessante Magie-Rätsel
  • detailverliebt gezeichnete Kulissen
  • ruhiger mystischer Soundtrack
  • gelungene deutsche Synchronisation
  • Neulinge werden behutsam an die Fantasy-Welt herangeführt

Kontra

  • einige unlogische Rätsel stören Spielfluss und Glaubwürdigkeit
  • Mauszeiger bleibt oft kurz hängen
  • nur einfache Animationen, auch bei der Mimik
  • störende Sound-Loops wie ständig wiederholtes Vogelgezwitscher

Wertung

PC

Gelungenes DSA-Abenteuer mit unterhaltsam verknüpften Handlungsfäden und magischen Rätseln.