Ironclad Tactics - Test, Taktik & Strategie, PC

Ironclad Tactics
07.10.2013, Jens Bischoff

Test: Ironclad Tactics

Mit der faszinierenden Chemie-Puzzelei SpaceChem konnte Zach Barths Independent-Studio Zachtronics Industries bereits auf sich aufmerksam machen. Mit Ironclad Tactics lädt man zur Reise in eine alternative Steampunk-Welt zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs ein. Wie gut uns der Trip gefallen hat, verrät der Test.

Im Kampf Nordstaaten gegen Südstaaten setzen beide Seiten neben klassischer Infanterie auch dampfbetriebene Kriegsmaschinen ein.
In Ironclad Tactics wird der Amerikanische Bürgerkrieg nicht nur von Soldaten mit Säbeln, Colts und Musketen, sondern auch von dampfbetriebenen Robotern ausgefochten. Man selbst führt als wissenschaftlicher Nordstaaten-Ingenieur zwar nur einen kleinen Privatfeldzug, für die alternative Zukunft der USA ist dieser aber alles andere als unbedeutend.

Dampfende Yankees

Gekämpft wird in der Regel auf vier mal neun Felder großen Rasterflächen, wo es darum geht, seine Blechkameraden (Ironclads) möglichst effektiv von einer Seite zur anderen zu dirigieren und den Gegner an Selbigem zu hindern. Dazu stehen einem diverse Einheiten, Bauteile und Aktionen zur Verfügung, die man sich vorher anhand von Sammelkarten individuell zurechtgelegt hat.

Diese Decks enthalten stets zwanzig Karten, von denen aber nie mehr als fünf gleichzeitig zu sehen und damit zu spielen sind. Dadurch erhält der Kampfverlauf eine gewisse Unvorhersehbarkeit und Dynamik. Um Karten spielen zu können, muss man über die auf ihnen vermerkte Anzahl an Aktionspunkten verfügen, die auf unterschiedliche Arten wie dem Besetzen von Flaggenposten oder Goldminen generiert werden können.

Die stetig anwachsenden Aktionskarten beinhalten nicht nur verschiedene Roboter und Soldaten, sondern auch Bauteile und Spezialmanöver.
Doch egal, ob eine Karte gespielt wird oder nicht, jede Runde rückt eine neue nach und schiebt gegebenenfalls eine noch ungenutzte weg. Manuelles Kartenabwerfen ist nicht möglich. Auch die angeordneten Bewegungen, Umbauten und Angriffe werden rundenweise ausgeführt. Gemütliches Taktieren kann man sich jedoch abschminken, da die Runden und deren einzelne Phasen automatisch durchlaufen werden und Rückwärtsbewegungen ebenso unzulässig sind wie Zugrücknahmen.

Im Eilschritt, marsch!

Mit dem flotten Einbahntempo mag man anfangs zu kämpfen haben, später gewöhnt man sich aber an den Rhytmus inklusive gut getimter Stopps und Spurwechsel. Trotzdem wäre es schön gewesen, die Geschwindigkeit individuell regulieren zu können. Doch die lässt sich genauso wenig anpassen wie der Schwierigkeitsgrad. Auch beim Tutorial gibt es hier und da durchaus Verbesserungspotential.

Kontrolliert man anfangs nur einen mickrigen Yankee-Prototypen, nennt man später Modelle verschiedenster Fraktionen sein Eigen.
Die humorvolle Inszenierung im Comic-Stil weiß hingegen zu gefallen, auch wenn es weder Sprachausgabe, noch eine deutsche Übersetzung gibt. Dafür gibt es neben den Armeen der Nord- und Südstaaten noch weitere Fraktionen wie Indianer, Söldner oder industrielle Eigenbrödler, deren Karten man sich erkämpfen kann. Zudem sorgen sporadische Extras wie einnehmbare Mörserstellungen, dirigierbare Kühe, Heckenschützen, Durchhaltemissionen oder Bosskampfeinlagen für spielerische Abwechslung.

Erfreuliche Vielfalt

Die 19 Stationen der Kampagne sind fest vorgegeben, halten neben dem Bestehen der Trial-&-Error-lastigen Story-Einsätze aber auch noch eine ganze Reihe weiterer Herausforderungen parat. Da gibt es nicht nur optionale Nebenziele, die man versuchen kann zu erfüllen, sondern auch Sondereinsätze mit vorgegebenen Kartendecks oder Wettstreite mit anderen Spielern.

Durch das Besetzen von Flaggen- oder Mörser-Stellungen kann man zusätzliche Aktions- bzw. Siegpunkte erhalten.
Je nach Art der Herausforderungen können bis zu vier Teilnehmer mitmischen - allerdings nur online und nur mit Leuten, die man auf seiner Steam-Freundesliste hat. Einen geteilten Bildschirms gibt es leider ebenso wenig wie Bot-Ersatz oder Kooperationen mit Zufallsbekanntschaften. Lediglich kurze Einzelduelle sind auch ohne sich vorher zu kennen möglich. Das Interesse daran scheint jedoch sehr gering, denn die automatische Mitspielersuche braucht meist ewig, bis sie fündig wird...

Ärgerliche Ausgrenzungen

Neben Einzel- und Teamduellen, kann man aber auch gemeinsam gegen die KI ins Feld ziehen, sich zu zweit einem Spieler mit speziellem Bossdeck stellen oder Geplänkel mit besonderen Kampfbedingungen wie erhöhten Aktionspunkten bestreiten. Koop-Fans dürfen sogar die komplette Kampagne im Team angehen, sofern sie passende Mitstreiter kennen. Der Mehrspielermodus soll zwar noch ausgebaut werden, in welche Richtung steht allerdings noch nicht fest. Doch auch ein simpler Schlachtfeldeditor könnte schon für mehr Langzeitmotivation sorgen.

Fazit

Ironclad Tactics spielt sich in etwa wie eine Partie Plants vs. Zombies auf Seite der untoten Aggressoren - nur dass man hier nicht mit wandelnden Leichen, sondern mit dampfbetriebenen Robotern ans andere Ende des Schlachtfelds gelangen muss. Das rundenweise Marschieren wird dabei von einer Sammelkartenkomponente flankiert, die Truppen-, Ausrüstungs- und Manöverangebot bestimmt. Die Hatz nach neuen Karten ist dabei ebenso motivierend wie das Experimentieren mit verschiedenen Decks. Die Kampagne ist allerdings recht kurz, der Mehrspielermodus unnötig eingeschränkt: Die meisten Spielmodi lassen sich derzeit nur mit registrierten Online-Freunden nutzen. Kooperationen mit Fremden oder via Splitscreen sind leider tabu, Zufallsduelle in der Regel mit langen Wartezeiten verbunden. Die Langzeitmotivation ist also primär von den Interessen des eigenen Steam-Freundeskreises abhängig.

Pro

  • flotter Taktikmix
  • originelles Szenario
  • motivierendes Kartensammeln

Kontra

  • überschaubarer Umfang
  • limitierter Multiplayer
  • nicht lokalisiert

Wertung

PC

Flotte Rundentaktik mit motivierender Sammelkartenkomponente.