Armored Core 5: Verdict Day - Test, Shooter, 360, PlayStation3
Mechs faszinieren mich. Seien es die schwerfälligen Stahlkolosse des Battletech-Universums, die gigantischen EVAs aus Neon Genesis Evangelion oder die Jaeger aus Pacific Rim: Wenn sich ein Pilot in das Cockpit eines Kampfläufers schwingt, ist ihm meine Aufmerksamkeit erst einmal sicher.
Faszination Mechlabor
Auch die fixen Mechas aus Armored Core sind da keine Ausnahme. Die mit Düsen versehenen, haushohen Kampfmaschinen, die sich mit einem riesigen Waffenarsenal bearbeiten und dabei behände von Haus zu Haus springen, sind wirklich cool. Auch die umfangreiche Individualisierung der Kolosse, bei der ich von den Beinen bis zum Kopf alles selbst zusammenstellen und sogar die letzte Schraube noch umlackieren kann, ist interessant. Welche Waffenkombination ist effektiv für die nächste Mission? Welche Raketenwerfer nehme ich mit und passt Rot nicht doch besser zu meinem eigenen Wappen als Blau?
Grau-Braun der vorletzten Generation
Zudem ist die Gesamtzahl der Einsätze zwar beeindruckend, wenn die gängige Sonderbelohnung aber „Schaffe die Mission unter drei Minuten“ lautet, dürfte klar sein, dass das eher Schein als Sein ist. Die meisten Schießbuden sind tatsächlich nach zwei bis drei Minuten vorbei. Dafür darf man diese aber gerne dreimal erleben. Grinding wird nämlich nach wie vor groß geschrieben.
Auch die Gefechte gegen andere Armored Cores (wie die Mechas hier heißen) sind meist kurzlebige Begegnungen in engen Arenen. Diese Gefechte sind aber wenigstens knackig – zumindest bis man gelernt hat die Briefings zu lesen und aus der Waffenkonfiguration des Gegners den Typ der eigenen Panzerung ableiten kann. Dann besteht auch so ein Kampf aus wildem Herumspringen, während man alle Abzüge durchgedrückt hält.
„Rahmenhandlung“
Der Fokus liegt aber, wie schon bei Armored Core 5, auf dem Mehrspieler-Part. Bereits zu Beginn sollte man einem Clan beitreten, der sich wiederum einer der drei Hauptfraktionen anschließt. Diese kämpfen auf einer Weltkarte um die Vorherrschaft, auf der sowohl PvP- als auch PvE-Gefechte ausgetragen werden können. Zudem könnten alle Einzelspieler-Missionen kooperativ angegangen werden, ja sogar freie Söldner könnten zu Missionen eingeladen werden.
Könnten. Jeder meiner Versuche ein Online-Spiel zu starten, sei es ein Ranglistenmatch, eine Territorien-Verteidigung oder eine kooperative Mission, scheiterte an fehlenden Spielern. Dies ist nicht die Schuld der Entwickler, die einen wirklich umfangreichen Mehrspielerpart bereitstellen. Als Käufer sollte einem aber klar sein, dass man wohl ein paar Freunde zur Clangründung animieren sollte, um diesen in unseren Gefilden auch vernünftig nutzen zu können.
Der Bot an meiner Seite
Das Problem dabei ist das Menü, das, wie alle anderen im Spiel, furchtbar gestaltet ist. Sei es die Werkstatt, der Shop oder die Farbauswahl: Jedes Menü glänzt mit langen Ladezeiten, ist völlig überladen, behält sich wichtige Hinweise vor und macht mir die Bedienung so schwer wie nur möglich. Absolutes Highlight dieser Oberfläche des Grauens ist die KI-Programmierung der UNACs, bei der ich teilweise nicht mal wusste, wie sich die nächste Unterkategorie öffnen lässt.
Fazit
Liebe Entwickler von From Software, ich bin wirklich sauer. Ich weiß, dass ihr das besser könnt. Ja, Armored Core ist nicht Dark Souls, aber reißt euch doch mal zusammen! Es steckt ungeheures Potential in Verdict Day: Die Möglichkeit sich aus unzähligen Elementen taktisch eine eigene Kampfmaschine zu erstellen und mit dieser einen umfangreichen Mehrspieler-Modus (mit Welteroberung!) sowie viele Einzelspieler-Einsätze zu durchleben ist faszinierend. Das Design der Kolosse ist gelungen und auch die Handhabung ist im Kern solide! Alles andere, vor allem Grafik, Story, Missionsdesign und Menüs sind es aber nicht! Die grau-braune Langeweile wird nur die allerhärtesten Mecha-Fans hinter dem Ofen hervorlocken können. Gerade weil sich die Kampfmechanik den Vergleich mit Hawken gefallen lassen muss, muss hier mehr passieren, wenn man auch nur in die Nähe einer unterhaltsamen Spielerfahrung kommen will.
Pro
- umfangreicher Mechbaukausten mit unendlichen Möglichkeiten
- großer Mehrspielermodus mit Welterberung und eigenen Territorien
- gute Clan-Struktur im Mehrspielermodus
- alle Missionen können kooperativ angegangen werden
- UNAC-Programmierung möglich
Kontra
- veraltete Kulisse mit grausamem Grain-Filter
- generisches und langweiliges Missionsdesign
- verworrene und schwache Geschichte
- furchtbare Menüs (vor allem bei der UNAC-Programmierung)
- etwas sperrige Steuerung
- Missionen sind zu kurz und schwach inszeniert
- Grinding von Nebenmissionen ist nötig