How to Survive - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation4, PlayStation3, PC, Wii_U

How to Survive
25.10.2013, Jörg Luibl

Test: How to Survive

Waidmanns Frage: Welches Jagdgerät sollte man mitnehmen, wenn sich Zombies irgendwo breit machen? Richtig, da gehören Kettensäge, Molotow-Cocktail und Schrotflinte in den Rucksack. Knifflig wird es,  wenn man ohne Ausrüstung irgendwo strandet – denn neben Untoten melden sich auch bald Hunger und Durst. Wir verraten im Test, ob  How to Survive (ab 14,99€ bei kaufen) von Eko Software den Kampf ums Überleben spannend inszenieren kann.

Karibik und Zombies? Ist das Dead Island für Arcade-Touristen? Da stürmen sie jedenfalls im dreckigen Dutzend auf Abby zu. Aber die Lady ist tough, bereitet sich bei gedrückter Maustaste (oder Controllerknopf) für einen schweren Schlag vor. Kaum kommen die ersten Zombies in Reichweite, lässt sie los und trifft mit der Axt gleich mehrere Zombies – manche sterben sofort, irgendwo anders zeigt ein Marker über den am Boden liegenden an, dass sie zum finalen Schlag ansetzen kann. Sobald sie diesen aktiviert, leitet sie ebenso martialische wie akrobatische Hiebe ein.

Tödliche Hiebe in Endlosschleife

Das sieht mitunter alles ganz cool aus, aber weil Abby in diesen Animationsphasen vollkommen sicher ist und gerade das nächste F aufblinkt, dann wieder eines, kann sie relativ mühelos alle Zombies fertig machen – es entsteht quasi eine Finisherschleife. Und immer wieder dasselbe Massaker, das mit den Schusswaffen fast schon idiotensicher von der Hand geht. Munitionsknappheit? Nein, ihr könnt die Wummen fast immer voll bestücken. Später platzen untote Sumoriesen nach ein paar Pfeilschüssen wie reife Früchte, man fackelt sie ab oder verscheucht Krabbelzombies in der Nacht mit Licht – hui, das ist schon der Gipfel des Nervenkitzels. Panik à la DeadNation oder Left4Dead? Fehlanzeige.Video-Spam von Kovac

Man beginnt mit einem von drei Charakteren, die auf einer Insel gestrandet sind. Story? Schwamm drüber...
Wer einigermaßen mit Actionspielen vertraut ist, sollte also tunlichst nicht im viel zu leichten normalen, sondern gleich im harten Modus starten. Die zwölf Videos von Inselvater Kovac, die als Tutorials näher auf Aktionen und Fähigkeiten eingehen, sind irgendwann nur noch nervig – bemüht witzig, als Hilfen angesichts all der Offensichtlichkeiten ohnehin untauglich. Und die Story? Schwamm drüber oder besser einen Eimer. Zwar gibt es Nebencharaktere mit Text und banale Quests (auch von Affen!), die einen hierhin schicken oder irgendetwas beschaffen lassen, aber letztlich geht es um No-Brain-Inselhopping.

Und das ist angesichts des angedeuteten Potenzials enttäuschend, denn in der Theorie steckt ja viel mehr in diesem Spiel als ein drittklassiges Hack&Slay – fast schon ein Rollenspiel: Camp suchen, Feuer machen, Nahrung und Wasser finden, die Nacht überstehen, Ausrüstung herstellen und Fähigkeiten aussuchen. Das hört sich ja an wie Dead Island für Reiche! Nur dass die Inseln hier gefühlt so mickrig sind wie 4-Zimmer-Wohungen. Immerhin brennt Feuer auf Holz: Man kann Sträuche abfackeln, um sich Zugänge zu verschaffen.

Zwar gibt es freischaltbare Fähigkeiten, aber das Spielgefühl bleibt gleich - es fehlt die Spannung in den Kämpfen und beim Kampf gegen Hunger, Durst & Co.
Wer sich abseits des Gemetzels auf einen Überlebenskampf gefreut hat, wird schnell enttäuscht. Zwar muss man seinen Durst mal mit Wasser stillen und seinem Hunger mit gepflückter oder gar gekochter Nahrung begegnen, aber das wird einem auch aufgrund der winzigen Karten ebenfalls so leicht gemacht, dass es vollkommen überflüssig wirkt. Obwohl man Lagerfeuer entzünden und sich Lager zum Schlafen suchen muss, kann auch das nicht zu einem Wildnisgefühl beitragen. Ich empfehle Lost in Blue auf dem DS, wenn man anspruchsvoll mit dem knurrenden Magen und Rezepten ums Überleben ringen will.

Hunger und Durst an der Oberfläche

Interessant ist zumindest das Handwerk: Wer Materialien sammelt, kann damit über 30 Waffen bzw. Munition bauen. Für einen Langbogen braucht man z.B. nur einen biegsamen Stab und Seil, für einen Molotov-Cocktail sind Flasche, Stoff und Benzin notwendig. Und wer ein Schnellfeuergewehr oder eine Pistole bauen will, muss gleich fünf Materialien im Inventar kombinieren. Hinzu kommen Panzerungen wie z.B. ein einfacher Ledergurt. Neben diesen Ausrüstungen gibt es ein Dutzend unterstützender Hilfsmittel wie Breiumschläge, Schild- und Zieltränke. Aber was passiert, wenn man etwas bastelt? Das Spiel pausiert, man ist vollkommen sicher und wird immer mächtiger.

Trotz Tag- und Nachtwechsel inklusive krabbelnder Zombies will kein Nervenkitzel aufkommen.
Die Rollenspielelemente  kratzen ebenfalls nur verzweifelt an der Oberfläche. Man hat drei Charaktere mit unterschiedlichen Werten für Gesundheit, Ausdauer, Präzision und Stärke zur Auswahl: Kenji als Schusswaffen-Experte, Abby als Querfeldeinlunge sowie der bullige Haudrauf-Jack. Aber egal, wen man per Maus oder Gamepad über die Inseln scheucht: Sie fühlen sich in den Kämpfen und Aktionen nahezu identisch an.

Drei Charaktere, ein Spielgefühl

Zwar kann man nach einem Levelaufstieg aus knapp zwanzig Fähigkeiten wählen, so dass sich die Figuren mit der Zeit etwas spezialisieren können – allerdings unterscheiden sich die Entwicklungsdiagramme kaum voneinander. Zu Beginn kann jeder ein Lagerfeuer entfachen, danach könnte man schnelleres Zielen, die Herstellung eines Schildes oder weniger Auswirkungen von Durst und Hunger aktivieren. Irgendwann locken mehr Schaden, mehr Erfahrung, mehr kritische Treffer oder Molotovs, Feuer- und Sprengpfeile – also mehr Mischmasch von allem.

Fazit

How to fall asleep – das wäre der bessere Titel. Oder: Onkel Kovacs Inselhopping für gestresste Zombietouristen. Meine Güte, was für ein langweiliges Gemetzel! How to Survive hat lediglich im Ansatz gute Ideen, aber macht sich mit der schlechten Umsetzung vollkommen überflüssig. Es ist halbgare Action mit Untoten, der jegliche Spannung und Konsequenz fehlt. Egal ob Kampf, Crafting oder Rollenspiel - alles kratzt nur verzweifelt an der Oberfläche. Die Story ist ein Witz, die Inseln sind grotesk winzig, die Charaktere spielen sich alle gleich, man ist zu früh zu mächtig. Wer einen Shooter mit Zombies sucht, sollte sich Left4Dead oder Dead Space geben. Wer knackige Arcade-Action mit Zombies sucht, sollte sich in DeadNation der Zweistickhölle stellen. Wer inklusive Hunger, Durst und Müdigkeit ums Überleben kämpfen will, sollte Lost in Blue spielen.

(Versionen für PS3 und WiiU wurden noch nicht veröffentlicht. Anm. d. Red.)

Pro

  • einfache Steuerung
  • drei Charaktere mit Fähigkeitenentwicklung
  • Erstellung von Waffen, Rüstung, Medizin etc.
  • Ausrüstung wird an Figuren dargestellt
  • einige ansehnliche Finsiher
  • mit Maus oder Gamepad spielbar
  • Tag- und Nachtwechsel
  • zwei Schwierigkeitsgrade
  • offline & online kooperativ spielbar
  • Feuer brennt auf Holz

Kontra

  • keine Spannung, kein Nervenkitzel
  • Charaktere spielen sich alle gleich
  • viel zu kleine Inseln mit Automap
  • überflüssige, weil halbgare Survival-Elemente
  • Finisher sorgen für kurzfristige Unantastbarkeit
  • nahezu deckungsgleiche Fähigkeiten
  • zu viel Munition und Material
  • nervige Tutorial-Videos
  • simple Hol
  • und Bringquests
  • uninteressante Herausforderungen
  • Story-Modus nicht kooperativ spielbar
  • nur englische Sprachausgabe
  • Story ist ein Witz

Wertung

360

How to Survive ist eine wunderbare Einschlafhilfe für gestresste Zombie-Touristen.

PC

Komplett langweiliges Zombie-Gemetzel, das im Ansatz gute Ideen schlecht umsetzt.