Ratchet & Clank: Nexus - Test, Action-Adventure, PlayStation3

Ratchet & Clank: Nexus
14.11.2013, Mathias Oertel

Test: Ratchet & Clank: Nexus

Der Lombax Ratchet und sein Roboterkumpan Clank kehren mit ihrem vermutlich letzten PS3-Auftritt zu ihren Wurzeln zurück: Levelerforschung, Gegnermassen und abgefahrene Waffen. Ob es Insomniac mit Ratchet & Clank Nexus gelingt, an die alte Klasse anzuknüpfen, klärt der Test.

Einerseits begrüße ich es, wenn ein Entwickler sich mitunter um die Herkunft einer Serie schert und etwas Neues ausprobiert, anstatt immer wieder "nur" eine weitere Fortsetzung aus dem Boden zu stampfen. Doch mehr als Potenzial kam bei den letzten beiden Abenteuern des ungleichen Duos nicht heraus. Weder das auf schnelle Koop-Action ausgelegte All 4 One noch das mit Tower-Defense-Elementen angereicherte QForce konnten der Serie  gerecht werden, die immerhin seit der PS2 für qualitativ hochwertige Plattform-Action steht. Daher finde ich es gut, dass Insomniac mit Nexus der Tradition wieder gerecht wird: Man erforscht weiträumige Areale, bekämpft zahlreiche Gegner und Bosse mit absonderlichen Waffen und strickt drumherum eine nette Geschichte um fiese Wesen aus einer Paralleldimension, die Ratchets Galaxie bedrohen.

Keine Experimente

Die Erzählung wird zwar ab der Hälfte etwas vorhersehbar und ist insgesamt nicht mehr ganz so humorvoll wie in den Vorgängern. Doch darüber kann ich hinweg sehen. Denn die meisten der Qualitäten, die die anderen Ratchet-und-Clank-Titel sowohl auf PS2 als auch auf PS3 ausgezeichnet haben, sind auch hier zu finden. Immerhin scheint Insomniac sich bewusst darüber zu sein, dass sie bei manchen ihrer etablierten Figuren derzeit nicht wissen, in welche Richtung sie sich entwickeln sollen. Bestes Beispiel hierfür ist Captain Quark, der hier wieder einen Gastauftritt hat, aber sich nach ein paar uninspirierten und gezwungen komisch wirkenden Einzeilern wieder verabschiedet. Mit den leicht melancholischen Momenten und Anspielungen auf ihre lange Software-Geschichte wirken Ratchet & Clank, als ob sie erst einmal von der Bühne abtreten und sich sammeln möchten, bevor sie gestärkt wieder auftauchen – dann vermutlich auf einem neuen System.

Farbenfroh und explosiv: So kennt man das Heldenduo!
Zu den Stärken der Serie gehört z.B. seit jeher das ausgekügelte Leveldesign. Nicht nur, dass die Sumpfwelten oder futuristischen Städte schnieke aussehen, mit einem an das leicht grobkörnige Mass-Effect-Bild erinnernden Filter versehen wurden und mit Bewegungen innerhalb der Levelarchitektur punkten. Man kann überall Orte „spüren“, bei denen nicht sofort ersichtlich ist, wie man sie erreicht und die mit ihren Belohnungsfundstücken zum Experimentieren anregen. Neben den bekannten Elementen (wie Seile, Magnetstiefel, Clank-Helikopter) kommt dabei einer neuen Fortbewegungsoption besondere Bedeutung zu. In vorgesehehen Bereichen kann man zwischen zwei Punkten eine Art "Schwebestraße" installieren, die einen beim Betreten in eine bestimmte Richtung transportiert – die wiederum davon abhängig ist, wo der Start- und wo der Endpunkt ist. Mitunter muss man auch mehrere dieser Transportwege installieren (manchmal sogar unter Zeitdruck aus der Bewegung heraus), um sein Ziel zu erreichen. Noch interessanter wäre es zwar gewesen, wenn man sich noch stärker, als es den Anschein hat, bei Portal bedient und den freien Bau dieses Schwebetransports gefördert hätte. Doch auch in dieser Form wird das Laufen und Springen durch ein interessantes Element ergänzt, das immerhin auch für das eine oder andere Umgebungsrätsel genutzt wird.

Kluges Leveldesign, lernfähige Waffen

Und natürlich stehen in bester Tradition die durch Abschüsse an Erfahrung und schließlich neue Stufen und damit frische Durchschlagskraft gewinnenden Waffensysteme im Fokus. Hier bietet man einen Mix aus bekannten und leicht veränderten bzw. erweiterten (wie Mr. Zurkon) sowie neuen Waffen, von denen vor allem die Erschreckbox und die Winterkanone (auch gerne in Kombination) verheerenden Schaden anrichten können.

Die Zwischensequenzen sind gut inszeniert, die Story ist interessant, wird aber schnell vorhersehbar.
Die Erschreckbox ist im Wesentlichen ein überdimensionaler Springteufel, der beim Auslösen die umliegenden Gegner in Angst und Schrecken versetzt (und damit schwächere Gegner sofort tötet) und dann die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Die Winterkanone als Ratchet-und-Clank-Gegenstück zu Dubsteb-Kanone in Saints Row 4 feuert hingegen süßliche Weihnachtsmarkt-Musik ab, verlangsamt die Gegner dadurch und kann sie sogar in leicht zerstörbare Schneemänner verwandeln – herrlich, wenngleich die Reichweite durchaus größer hätte sein können. Zusätzlich zum "automatischen" Levelaufstieg kann man jede Waffe mit Raritarium-Kristallen aufwerten. Auf einem Hexfeldsystem kann man geringfügige, aber in der Summe sehr effektive Verbesserungen wie höheren Schaden, längere Lebensdauer von Helfern etc. mehr Bolzen oder Raritariumkristalle beim Ableben von Gegnern usw. freischalten. Schafft man es, die in Größe, Form und Abstand zueinander unterschiedlichen grünen Felder komplett einzukreisen, wird der Knarre eine Sonderfähigkeit spendiert. Das System wirkt durchdacht und scheint gut balanciert, krankt aber an einer Kleinigkeit. Mit Stufe 3 ist die Waffe prinzipiell voll entwickelt und lässt sich jetzt nur noch über die Kristalle marginal modifizieren.

Wie? Nur drei Waffenstufen? Das ist wenig! Stimmt. Das wird jedoch dadurch relativiert, dass das gesamte Abenteuer insgesamt nur etwa fünfeinhalb bis sieben Stunden kurz ist, wenn man sich nur auf die Story konzentriert - was für Ratchet & Clank sehr ungewöhnlich ist, aber auch durch den günstigen Anschaffungspreis (unter 30 Euro) angedeutet wird. Dass die Zeit dabei wie im Fluge vergeht, ist dabei Fluch und Segen zugleich.

Ratchet & Clank zelebrieren routinierte Plattform-Action ohne große Überraschungen.
Einerseits ist dies ein Beleg dafür, dass die vorhersehbare und etwas am Humor sparende Geschichte kaum Längen aufweist und man routiniert durch die Abschnitte geführt wird. Andererseits fühlte ich mich nach dem Abspann (Achtung! Spoiler: sowie einer Andeutung eines weiteren Teils) ein wenig wie nach dem Besuch in einem Fast-Food-Restaurant: Gesättigt, aber der Hunger schwelte dennoch weiter.

Kurzes Vergnügen

Denn in dieser Form machen die beiden einfach Spaß - was zu einem Teil auch einem neuen Element zuzuschreiben ist, in dem man mit Clank seitwärts scrollend in einer Paralleldimension unterwegs ist. Hier kann man zwar ebenfalls laufen und springen, doch viel wichtiger ist das Umstellen der Gravitation über den rechten Stick, um den Hindernissen auszuweichen oder Türen bzw. Boxen zu bewegen. Das erinnert zwar erheblich an den Indietitel VVVVVV, doch das verringert den Unterhaltungswert nur unmerklich.

Fazit

Im Spätherbst der PS3 hat es Insomniac geschafft, mit Ratchet & Clank Nexus der Trilogie, die auf der Konsole den Action-Plattformer definiert hat, einen ordentlichen Epilog zu schenken. Und das, nachdem die letzten Spiele um das Heldenduo eher dürftig waren. Einige Handlungsfäden der Vorgänger werden aufgenommen, man freut sich über Cameo-Auftritte einiger bekannter Gesichter und kann die gut erzählte, wenngleich vorhersehbare Geschichte genießen, auch wenn sie hinsichtlich des Humors nicht an die Vorgänger heran reicht. Die Rückkehr zur bewährten Mischung aus laufender und hüpfender Level-Erforschung sowie größtenteils ballistischen Kämpfen mit herrlich abgefahrenen Waffensystemen (vor allem die Winter-Kanone hat mir gefallen) wird routiniert inszeniert und mit zwei neuen Elementen ergänzt. Dass sich diese Elemente bei anderen Spielen wie Portal oder dem Indie-Titel VVVVVV ihre Inspiration holen, nehme ich Insomniac dabei nicht übel. Denn sie haben dabei ihren eigenen unnachahmlichen Stil draufgesetzt. Über die technische Qualität der Serie, die auch hier deutlich wird, braucht man ohnehin kaum noch Worte verlieren. Wenn die Kampagne, die einen über "nur" vier Planeten plus einen Arena-Himmelskörper führt, nicht schon nach fünfeinhalb bis sieben Stunden vorbei wäre, hätte Nexus dank des augeklügelten Leveldesigns vielleicht sogar A Crack in Time schlagen können. Die beiden verabschieden sich aber würdevoll von der PS3 und machen sich hoffentlich bereit, um auf der PlayStation 4 ein neues Zuhause zu finden.

Pro

  • abgefahrene Waffensysteme
  • ansehnliche effektreiche Kulisse
  • nette Story...
  • gutes Leveldesign

Kontra

  • Waffen nur mit wenigen Aufstiegs-Levels
  • Humor kommt mitunter etwas kurz
  • ... die aber vorhersehbar ist

Wertung

PlayStation3

Unterhaltsamer Action-Plattformer, der für Serienverhältnisse etwas kurz ausfällt und sich größtenteils auf Bekanntes verlässt.