Ratchet & Clank: Nexus - Test, Action-Adventure, PlayStation3
Einerseits begrüße ich es, wenn ein Entwickler sich mitunter um die Herkunft einer Serie schert und etwas Neues ausprobiert, anstatt immer wieder "nur" eine weitere Fortsetzung aus dem Boden zu stampfen. Doch mehr als Potenzial kam bei den letzten beiden Abenteuern des ungleichen Duos nicht heraus. Weder das auf schnelle Koop-Action ausgelegte All 4 One noch das mit Tower-Defense-Elementen angereicherte QForce konnten der Serie gerecht werden, die immerhin seit der PS2 für qualitativ hochwertige Plattform-Action steht. Daher finde ich es gut, dass Insomniac mit Nexus der Tradition wieder gerecht wird: Man erforscht weiträumige Areale, bekämpft zahlreiche Gegner und Bosse mit absonderlichen Waffen und strickt drumherum eine nette Geschichte um fiese Wesen aus einer Paralleldimension, die Ratchets Galaxie bedrohen.
Keine Experimente
Die Erzählung wird zwar ab der Hälfte etwas vorhersehbar und ist insgesamt nicht mehr ganz so humorvoll wie in den Vorgängern. Doch darüber kann ich hinweg sehen. Denn die meisten der Qualitäten, die die anderen Ratchet-und-Clank-Titel sowohl auf PS2 als auch auf PS3 ausgezeichnet haben, sind auch hier zu finden. Immerhin scheint Insomniac sich bewusst darüber zu sein, dass sie bei manchen ihrer etablierten Figuren derzeit nicht wissen, in welche Richtung sie sich entwickeln sollen. Bestes Beispiel hierfür ist Captain Quark, der hier wieder einen Gastauftritt hat, aber sich nach ein paar uninspirierten und gezwungen komisch wirkenden Einzeilern wieder verabschiedet. Mit den leicht melancholischen Momenten und Anspielungen auf ihre lange Software-Geschichte wirken Ratchet & Clank, als ob sie erst einmal von der Bühne abtreten und sich sammeln möchten, bevor sie gestärkt wieder auftauchen – dann vermutlich auf einem neuen System.
Kluges Leveldesign, lernfähige Waffen
Und natürlich stehen in bester Tradition die durch Abschüsse an Erfahrung und schließlich neue Stufen und damit frische Durchschlagskraft gewinnenden Waffensysteme im Fokus. Hier bietet man einen Mix aus bekannten und leicht veränderten bzw. erweiterten (wie Mr. Zurkon) sowie neuen Waffen, von denen vor allem die Erschreckbox und die Winterkanone (auch gerne in Kombination) verheerenden Schaden anrichten können.
Wie? Nur drei Waffenstufen? Das ist wenig! Stimmt. Das wird jedoch dadurch relativiert, dass das gesamte Abenteuer insgesamt nur etwa fünfeinhalb bis sieben Stunden kurz ist, wenn man sich nur auf die Story konzentriert - was für Ratchet & Clank sehr ungewöhnlich ist, aber auch durch den günstigen Anschaffungspreis (unter 30 Euro) angedeutet wird. Dass die Zeit dabei wie im Fluge vergeht, ist dabei Fluch und Segen zugleich.
Kurzes Vergnügen
Denn in dieser Form machen die beiden einfach Spaß - was zu einem Teil auch einem neuen Element zuzuschreiben ist, in dem man mit Clank seitwärts scrollend in einer Paralleldimension unterwegs ist. Hier kann man zwar ebenfalls laufen und springen, doch viel wichtiger ist das Umstellen der Gravitation über den rechten Stick, um den Hindernissen auszuweichen oder Türen bzw. Boxen zu bewegen. Das erinnert zwar erheblich an den Indietitel VVVVVV, doch das verringert den Unterhaltungswert nur unmerklich.
Fazit
Im Spätherbst der PS3 hat es Insomniac geschafft, mit Ratchet & Clank Nexus der Trilogie, die auf der Konsole den Action-Plattformer definiert hat, einen ordentlichen Epilog zu schenken. Und das, nachdem die letzten Spiele um das Heldenduo eher dürftig waren. Einige Handlungsfäden der Vorgänger werden aufgenommen, man freut sich über Cameo-Auftritte einiger bekannter Gesichter und kann die gut erzählte, wenngleich vorhersehbare Geschichte genießen, auch wenn sie hinsichtlich des Humors nicht an die Vorgänger heran reicht. Die Rückkehr zur bewährten Mischung aus laufender und hüpfender Level-Erforschung sowie größtenteils ballistischen Kämpfen mit herrlich abgefahrenen Waffensystemen (vor allem die Winter-Kanone hat mir gefallen) wird routiniert inszeniert und mit zwei neuen Elementen ergänzt. Dass sich diese Elemente bei anderen Spielen wie Portal oder dem Indie-Titel VVVVVV ihre Inspiration holen, nehme ich Insomniac dabei nicht übel. Denn sie haben dabei ihren eigenen unnachahmlichen Stil draufgesetzt. Über die technische Qualität der Serie, die auch hier deutlich wird, braucht man ohnehin kaum noch Worte verlieren. Wenn die Kampagne, die einen über "nur" vier Planeten plus einen Arena-Himmelskörper führt, nicht schon nach fünfeinhalb bis sieben Stunden vorbei wäre, hätte Nexus dank des augeklügelten Leveldesigns vielleicht sogar A Crack in Time schlagen können. Die beiden verabschieden sich aber würdevoll von der PS3 und machen sich hoffentlich bereit, um auf der PlayStation 4 ein neues Zuhause zu finden.
Pro
- abgefahrene Waffensysteme
- ansehnliche effektreiche Kulisse
- nette Story...
- gutes Leveldesign
Kontra
- Waffen nur mit wenigen Aufstiegs-Levels
- Humor kommt mitunter etwas kurz
- ... die aber vorhersehbar ist