Assassin's Creed 4: Black Flag - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PlayStation4, XboxOne, PC, Wii_U

Assassin's Creed 4: Black Flag
22.11.2013, Mathias Oertel

Test: Assassin's Creed 4: Black Flag

Vor wenigen Wochen erst ist Edward Kenway als Freibeuter durch die Welt von Assassin’s Creed 4 geschippert, hat sich mit Blackbeard verbündet und Spanier sowie Engländer in der Karibik bekämpft. Pünktlich zum Start der neuen Konsolengeneration geht er erneut auf Beutezug. Kann die verbesserte Kulisse noch zusätzliche Punkte einfahren?

Inhaltlich hat sich im Vergleich zu den etwa vier Wochen alten Versionen auf PS3 oder Xbox 360 nichts geändert, weswegen ich hier nur auf die technischen Fortschritte eingehen werde und auf den ausführlichen Test aus dem Oktober verweise. Und dass es Fortschritte gab, wird bereits bei der ersten Szene deutlich. Der Regen zieht sich wie kurze weiße Bindfäden durch die NextGen-Bilder und ersetzt damit die auf 360 kaum erkennbaren Tropfen. Allerdings wirkt es hier schon etwas zu übertrieben. Beim PC ist der Regen nicht minder eindrucksvoll, wird aber nicht so "offensiv" dargestellt, so dass das Nass von oben hier einen realistischeren Eindruck hinterlässt. Doch es gibt im weiteren Spielverlauf natürlich noch weitere Unterschiede von der gegenwärtigen zur nächsten Generation inklusive PC. Die Struktur-Texturen bieten mehr Details und wirken dadurch noch lebensnaher: Holzmaserungen und Stoffmuster z.B. sind deutlich schöner anzuschauen.

Es regnet Bindfäden

Bei Effekten und der allgemeinen Sauberkeit der Kulisse gibt es ebenfalls einen Schritt nach vorne. Dabei macht der PC mit seinen zwar nicht üppigen, aber ausreichenden Einstellmöglichkeiten die beste Figur. Auf "niedrigen" Details gefühlt einen Tick besser als die Versionen für PS3 oder 360, kann man mit Maximaleinstellungen sogar die Xbox One oder PS4 hinter sich lassen, benötigt aber ein Highend-System mit Nvidia-Grafikkarte, um alle Performance fressenden Effekte in voller Pracht genießen zu können. Doch egal ob mit vergleichsweise niedrigen oder vollen Details: Die Detailtexturen von Strukturen wie Holz oder Kleidung wurden genauso aufgebohrt wie das Volumen von Rauch oder die zahlreichen optimierten Partikeldarstellungen.

Schatten werden deutlich weicher gezeichnet als auf PS3 oder Xbox 360.
Ganz zu schweigen von den Schatten, die endlich nicht mehr so grob gezeichnet werden - wobei auch hier der PC die besten Ergebnisse liefert.

Bei der Sichtweite hat man ebenso zugelegt, das Bild zerreißt nicht mehr bei Drehungen, Pop-Ups wurden reduziert. Doch letztlich sind dies nur Kleinigkeiten, die zwar dafür sorgen, dass man weniger durch technische Mankos aus der Welt herausgerissen wird, die aber das Spielgefühl nicht so weit beeinflussen, dass ich eine andere Wertung als auf PS3 oder 360 geben würde. Doch die deutlich verbesserte Vegetation sorgt nicht nur für ein stimmungsvolleres Gesamtbild, sondern verbessert auch das Spielgefühl - dann nämlich, wenn Edward sich darin versteckt. Stellte man sich auf den alten Konsolen zurecht die Frage, wieso einen die Wachen nicht in dem vergleichsweise mageren Gestrüpp entdecken, hat man hier keine Zweifel – auch wenn die Blätter selbst ohne Windeinfluss etwas zu sehr in Bewegung sind. Dennoch: Kenway wird von den Büschen teilweise komplett verhüllt und bewegt man sich in diesem natürlichen Versteck, sieht es teilweise so aus, als ob Edward unter der Oberfläche durch ein Blättermeer schwimmt. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie visueller Fortschritt auch die Immersion, in diesem Fall die bekanntermaßen stärker in den Fokus gerückten Stealth-Elemente beeinflusst. Daher würde ich allen raten, die es bislang noch nicht gespielt haben, sich eine der neuen Versionen zu schnappen oder bei Gelegenheit upzugraden: Assassin's Creed 4 ist Teil des Programmes, bei dem man kostengünstig die Version upgraden kann, wenn man auf PS4 oder Xbox One umsteigt.

Besser oder nicht?

Endlich kann man sich wirklich in den Büschen verstecken.
Schade ist allerdings, dass die zusätzlich zur Verfügung stehende Rechenkraft nicht genutzt wurde, um die KI auf Vordermann zu bringen. Die Kämpfe sind immer noch zu leicht, die Gegner sind immer noch probemlos abzuhängen und ebenso einfach wie auf PS3 oder 360 aus dem Weg zu räumen, wenn man nicht übermäßig unvorsichtig ist. Beim Wasser sind ebenfalls kaum Unterschiede auszumachen. Nicht nur, weil bereits auf den alten Systemen die Wasserdarstellung sehr eindrucksvoll war. Sondern auch, weil  einige Unstimmigkeiten wie gewisse Wasserinteraktionen bzw. deren Fehlen es auch in diese nächste Generation geschafft haben. Ein in die Tiefe rauschender Wasserfall hat keinen Einfluss auf die Physik des kühlen Nass und auch Edwards Schwimmbewegungen verändern nicht das Meer, das man damit zu durchqueren versucht.

Fazit

Machen wir uns nichts vor: Auch die in manchen Punkten deutlich verbesserte Kulisse macht aus Assassin's Creed 4 nicht das Überspiel. Dazu stagniert man inhaltlich nach wie vor zu sehr, zumal auch die KI keine Fortschritte gemacht hat und ich es immer noch nicht verziehen habe, wie respektlos man mit der einst spannenden Mythologie um Templer und Assassinen umgeht. Allerdings muss man sagen, dass der wieder gewonnene Fokus des Schleichens durch die stark optimierte Interaktion mit der üppigeren Vegetation atmosphärisch zulegt und so in der Summe aller Elemente die Versionen für  PlayStation 4, Xbox One sowie PC die erste Wahl darstellen. Ubisoft inszeniert wie auf PS3 und 360 routinierte Action, bei der auch das gelungene Piratenflair oder die imposanten Seegefechte nicht verhehlen können, dass man seit Jahren spielerisch kaum Fortschritte macht oder Risiken eingeht (Stichworte: Kämpfe, Klettern auf Schienen). Wem die zweite Erzählebene um Abstergo und Assassinen egal ist, findet hier eine gelungene und zu großen Teilen angenehm fließende Fortführung bekannter Elemente, die es allerdings nicht schafft, die Serie auf die nächste Stufe zu hieven. Dazu bewegt man sich zu sehr in sicheren Gewässern und schleift auch noch viele alte Macken mit.

Pro

  • überraschend facettenreich erzähltes Piraten-Seemannsgarn
  • Edward Kenway als zerrissener egoistischer Held erstaunlich mehrdimensional
  • historische Figuren glaubwürdig in die Erzählung eingebunden
  • explosive Seeschlachten
  • Schleichen als eines der zentralen Spannungs-Elemente
  • sehr gute Lokalisierung
  • stimmungsvoller dynamischer Soundtrack
  • viel zu entdecken mit Auswirkung auf Edwards Fortschritt
  • fantastische Wasserdarstellung
  • dynamisches Wetter bis hin zu tropischen Stürmen
  • Jagen von Tieren für Upgrades oder um Rohstoffe zu bekommen
  • Schiff kann aufgerüstet werden
  • sehr ansehnliche Kulisse
  • gut gelungene Tauchgänge
  • spannender Mehrspieler-Modus mit sehr vielen Konfigurationsmöglichkeiten

Kontra

  • Gegenwarts-Erzählung schlecht wie nie und zudem inkohärent
  • Kämpfe bis auf wenige Ausnahmen zu leicht
  • bekannte KI-Probleme weiterhin vorhanden
  • Schleichmechanik zu sehr auf Halbautomatismen angewiesen
  • Potenzial des Nationenkrieges England-vs-Spanien wird nicht ausgenutzt
  • Schiffs-Besatzung ohne Bedürfnisse, Wirtschafts-Ebene wird beinahe komplett ignoriert
  • viele Kernelemente nahezu ohne Fortschritt übernommen
  • Klettern auf Schienen

Wertung

PlayStation4

Vor allem das Schleichen profitiert von den zahlreichen Verbesserungen in der Kulisse. Ansonsten ist das Spiel inhaltlich identisch zu den Versionen zu PS3 und Xbox 360.

XboxOne

Vor allem das Schleichen profitiert von den zahlreichen Verbesserungen in der Kulisse. Ansonsten ist das Spiel inhaltlich identisch zu den Versionen zu PS3 und Xbox 360.

PC

Wer einen mächtigen PC mit Nvidia-Grafikkarte besitzt, kann auch noch das letzte bisschen sehenswerte Power herausholen. Inhaltlich gleicht die Version den bereits erschienenen Konsolen-Fassungen.