Putty Squad - Test, Plattformer, 360, Android, PS_Vita, PlayStation4, PC, iPad, PlayStation3, Wii_U, 3DS, iPhone
Und wenn man eine Dose Katzenfutter einsammelt, kommt ein besoffener Kater mit roter Nase angefahren. Den muss man von seinem Skateboard boxen, damit man auf seinen Bauch springen kann, welcher wie ein Trampolin funktioniert! Wie durch ist das denn? Ne warte, noch besser: Man schwebt gleich in einem Superkaugummi-Metallballon durch den Level, um aggressive Flakgeschütz-Bieber mit technisch verbessertem Nitroglycerin aus ihren Stellungen zu bomben.
Was zum Henker?
Außerdem kann man sich als Kaugummi einfach selbst aufblasen und in fünf Geschwindigkeitsstufen durch die Levels schweben. Auf Teppichen fliegende Fakire müssen natürlich auch vorkommen und mit Tomaten werfen, logisch. Die lassen sich wiederum von meinem schnauzbärtigen Onkel ablenken, der mitten im Level als DJ Musik macht. Das Spiel wird der Hammer!
Das ultimative Brainstorming
Ähnlich wie das wirre Design leidet auch der Spielablauf unter dem Chaos: Die beste Taktik ist, sich nicht vom Wust an Spezialfähigkeiten und Kommandos ablenken zu lassen, sondern stattdessen die wichtigsten möglichst häufig einzusetzen. Dazu zählt natürlich Puttys Schwebeflug. Mit ihm erreicht der Held den Großteil der übrigen Kaugummis, welche aus den Levels gerettet werden müssen. Danach öffnet sich der Ausgang, dessen Position durch einen Navi-Pfeil angedeutet wird. Auch die Übersichtskarte hilft enorm: Ein Druck auf den linken Trigger und schon sieht man die Position aller zu rettenden Puttys.
Von allem zu viel
Für noch mehr Verwirrung sorgt eine inkonsequente Tastenbelegung: Normalerweise schmeiße ich das wichtige Nitroglycerin mit der Kreistaste. Sobald ich aber im Ballon sitze, wird es plötzlich mit Quadrat abgeworfen. Die Kreistaste bewirkt dann auf einmal, dass ich mitten im Schlachtgetümmel aus dem Ballon aussteige, tolle Idee! Wenn ich mich unter Dauerbeschuss befinde, fällt die Energie außerdem ähnlich schnell wie in Turrican 2. Es gibt also keine Flucht- oder Erholungspausen, in denen ich kurzzeitig blinke und unverwundbar werde. Außerdem wirkt die Steuerung nicht so knackig und intuitiv wie bei Klassikern wie Mario, Sonic, Plok & Co. Spätere Levels gestalten sich daher ganz schön knifflig.
Um Putty Squad ranken sich Legenden und Verschwörungstheorien. Obwohl der Nachfolger zum ersten „Putty“ auf dem Amiga entwickelt und auch für Mega Drive umgesetzt wurde, ist 1993 nur eine Super-Nintendo-Version erschienen. Für Verwunderung sorgten auch begeisterte Tests der Amiga-Fassung: Laut manchen Fans soll bis heute schließlich nirgendwo eine komplette Version aufgetaucht sein. Nähere Infos zur „Putty Squad Conspiracy“ gibt es auf dem Blog Citizen Cube (danke an unseren Leser Temeter für den Hinweis).Auch technisch wirkt das Remake unausgegoren: Früher besaß das bunte Pixelgewusel noch einen gewissen Charme, in HD erinnern die schlicht gerenderten Palmen und das seltsame Figurendesign eher an billige Browser-Spiele. Die Soundtrack-Qualität schwankt ebenfalls. Manche Melodien erinnern an gute alte Amiga-Zeiten, andere eher an Fahrstuhlmusik. Ärgerlich ist außerdem, dass die Entwickler trotz der altbackenen Grafik nicht einmal flüssiges Scrolling auf die Reihe bekommen haben. Stattdessen ruckeln die Hintergründe langsam zur Seite – nur leicht, aber deutlich sichtbar.
Ruckelnde Renderpalmen
Neben dem leicht überarbeiteten Originalspiel lassen sich die Levels ein zweites Mal mit Extra-Herausforderungen angehen. Den größten Unterhaltungswert boten aber die Kommentare anderer Redakteure, welche sich per Zufall ins Konsolenbüro verirrt haben, z.B: „Die Farben tun ja schon beim Zugucken weh“, „Hältst du da wirklich ein PS4-Controller in der Hand!?“ oder „Natürlich teleportiert grüner Käse dich durchs Level, ist doch logisch!“
Fazit
Was für ein Chaos! Putty Squad ist das mit großem Abstand seltsamste Jump 'n‘ Run, das ich seit langem gespielt habe. Das Spiel erweckt den Eindruck, als hätten die Entwickler in den Neunzigern Unmengen wirrer Ideen, Farben und Spezialfähigkeiten in einen großen Topf geworfen und kräftig umgerührt. Das Ergebnis wirkt ähnlich unausgegoren wie ein Eintopf, in den man alle erdenklichen Zutaten schmeißt. Manchmal hatte ich durchaus Spaß daran, mich mit dem dehnbaren Kaugummihelden über die Plattformen zu hangeln oder einfach über aggressive Feinde hinweg zu schweben. Oft überwiegt aber der Frust über den schlecht aufeinander abgestimmten Wust von Extras und die nicht immer griffige Steuerung. Das Spiel ist deutlich schlechter gealtert als das sinnvoller strukturierte Superfrog von Team 17, welches vor kurzem neu aufgelegt wurde. Außerdem wirkt die HD-Aufbereitung von Putty Squad reichlich lieblos: Die Pixelgrafik des Originals versprühte noch einen gewissen Charme, der neue gerenderte Farboverkill wirkt dagegen reichlich billig – und scrollt nicht mal flüssig über den Schirm. Wer 20 Euro zu viel und Lust auf einen bizarren Trip in die Homecomputer-Vergangenheit hat, kann einen Abstecher in Puttys Welt wagen. Mir ist das Spiel aber trotz meiner alten Liebe für den Amiga zu unausgegoren. Umsetzungen für PS3, Xbox 360, PC, Handhelds und iOS sollen folgen, waren zum Testzeitpunkt aber noch nicht erhältlich. Auch Retail-Fassungen sind in Planung.
Pro
- einige lustige und nützliche Spezialfähigkeiten...
- viele durchgeknallte Ideen
- aggressive Gegner verfolgen den Spieler auch auf Anhöhen
- großer Umfang
Kontra
- ...aber auch viel zu viele schlecht abgestimmte Extras
- hässlich gerenderter Farb-Overkill
- wildes Design-Chaos ohne erkennbaren Fokus
- dauerhaft leicht ruckelndes Scrolling
- Steuerung nicht so griffig wie bei Mario, Super Meat Boy & Co
- manche Stücke erinnern an Fahrstuhlmusik