Super Mario 3D World - Test, Plattformer, Wii_U
Was für ein Ohrwurm: Seit ich am Sonntag mit Super Mario 3D World (ab 24,99€ bei
Spielbare gute Laune
Vor ein paar Tagen befürchtete ich noch, dass sich Nintendo nach all den 2D-Marios zu sehr aufs Recycling verlässt und nur eine aufgeblasene Version von Super Mario 3D Land für die Wii U abliefert. Doch ich habe Nintendos Studio EAD Tokyo unterschätzt, welches auch das geniale Super Mario Galaxy schuf: So gut wie jetzt fühlte ich mich schon lange nicht mehr nach dem Durchzocken eines Spiels. Nach anfänglicher Skepsis hat mich Mario mich wieder voll in seinen Bann gezogen, so dass ich gar nicht mehr aufhören konnte.
Schon wieder die olle Kröte!
Die Antwort lautet: Multiplayer. Wer möchte, kann fast jederzeit bis zu drei Mitspieler einsteigen lassen, um mit ihnen das komplette Spiel durchzuzocken. Das funktioniert leider nur lokal, dort aber richtig gut. Anders als bei den letzten Mehrspieler-Marios friert der Bildschirm bei Treffern zum Glück nicht ein. Außerdem kommt man sich nicht so häufig in die Quere wie in den 2D-Marios oder bei Rayman Legends: Die schmalen Levels bleiben überschaubar, besitzen trotzdem genug Platz zum Ausweichen sind wie gemacht für lustige Koop-Sessions. Nur ab und zu verschwindet einer der Spieler aus dem Bild, was aber auch nicht allzu schlimm ist, weil er kurz danach in einer Blase wieder herbei schwebt – dazu später mehr.
Beim Design haben die Entwickler sich selbst übertroffen: Nachdem ich in der idyllischen Oase über Treibsand und ein paar schmale Pfade balanciere, treffe ich auf einen der knuffigsten Gegnertypen der Spielgeschichte: Eine Herde langhälsiger Pickvogel neigt ruckartig den Hals, um Mario kleinzuhacken. Da ich schnell genug bin, zische ich gerade noch rechtzeitig unter ihnen her und springe ihnen nur sehr widerwillig auf den Kopf, weil sie einfach zu putzig aussehen. Ähnlich süß sind die kleinen Gumbas, welche in einem großen Schlittschuh über eine Eisfläche im Winterlevel düsen. Ein Sprung auf den Kopf und schon sitzt der kleine Mario im viel zu großen Schuh. Das schnelle Düsen übers Eis erweist sich vor allem beim Einsammeln von verschwindenden roten Münzen als nützlich.
Akute Kariesgefahr
Auch anderswo kommt es darauf an, Marios Anzüge und Extras geschickt zu nutzen. Unter Wasser z.B. hüpfe ich zunächst mit gutem Timing an einen Bonus-Block, um die Feuerblume und kein anderes Extra zu erwischen. Ich verwandle mich, räume ein paar Fische mit klassischen Feuerbällen aus dem Weg und Bingo: Dahinter liegt eine versteckte Röhre. Also nichts wie rein in den Bonus-Raum. Ich decke mich mit Münzen ein und schnappe mir außerdem eine Kanonenverkleidung, welche unentwegt Kugeln ausstößt. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Im Raum vorher gab es doch ein paar Risse in der Wand!
Klettertouren als Stubentiger
Die Katerverkleidung ist der Star des Spiels – und zwar nicht nur, weil Mario ein abgeschlossenes Level mit einem herrlich albernen „Miaaauu!“ beendet oder wie ein echter Stubentiger mit erhobenem Schwanz über die Weltkarte trippelt. Das Emporklettern an beweglichen Gittergerüsten und anderen Oberflächen erleichtert einige Passagen deutlich. Trotzdem ist das Extra nicht übermächtig: Anderswo ist es schließlich nützlich, stattdessen mit dem Waschbärenanzug über lange Abgründe zu schweben oder Gegnergrüppchen aus der Distanz mit Feuerbällen aus dem Weg zu räumen.
Gemeinsam sind sie stark
Wenn es z.B. an der Tür klingelt, kann sich ein Mitspieler auch kurz per Knopfdruck in eine Blase zurückziehen, um kurz danach wieder einzusteigen. Legen bis zu vier Spieler zusammen los, entfaltet sich ein herrlich lustiges Gewusel. Jeder schnappt sich eine der Figuren wie Luigi, Toad oder die Prinzessin und los geht’s! Letztere ist etwas langsamer, kann dafür von Haus aus ein Stückchen schweben und auch die anderen beiden besitzen ein dezent abweichendes Handling. Damit es nicht allzu leicht wird, gibt es natürlich einige enge Hüpfpassagen, in denen man sich schon mal in die Quere kommt. Oder ich hebe versehentlich einen Mitspieler in die Luft und schmeiße ihn in den Abgrund: Das Hochheben liegt schließlich auf dem gleichen Knopf wie das Sprinten.
Steuerungsmacken in einem Mario-Spiel?
Nachdem ich beinahe alle Levels durchgespielt habe, muss ich viele Exemplare noch ein zweites Mal besuchen, um genügend grüne Sterne für den Bosskampf zu sammeln. Für meinen Geschmack hätte Nintendo die Hürde ruhig ein wenig niedriger setzen können, nervig wird es aber nicht, weil die Levels sehr viel Abwechslung bieten. Mal rase ich auf dem Rücken eines Loch-Ness-Monsters einen Wasserfall hinunter und entdecke geheime Abkürzungen – anderswo erspiele ich mir die wertvollen Sterne mit gut platzierten Ballwürfen. Ähnlich gelungen wirken Toads kleine rotierbare Rätsel-Levels, welche ein wenig ans 3DS-Spiel Pullblox erinnern. Nur aus der richtigen Perspektive entdecke ich die kleinen Stege und Durchgänge. Auch die Bosskämpfe machen Spaß. Einige werden zwar recycelt, doch beim Sprung über akrobatische Sandmonster und Bowsers Feuerbälle ist gutes Timing gefragt.
Auf Hochglanz poliert
Schade, dass Nintendo den Sprung ins Online-Zeitalter noch immer nicht ganz geschafft hat und man nur mit Freunden vor der eigenen Konsole loslegen kann. Im Gegenzug darf man immerhin gegen den eigenen Geist oder die Figur eines anderen Miiverse-Nutzers antreten. Letzterer muss das Level vorher gemeistert haben, ohne ein Leben zu verlieren. Die Figur huscht dann exakt so vor einem durchs Level wie im entsprechenden Durchgang. Wie gut die Funktion und eine im Spiel erwähnte Bestenliste im Detail funktioniert, können wir noch nicht beurteilen, da das Spiel erst in am Freitag kommender Woche erscheint. Bislang tauchten Geister nur sporadisch auf und die Anleitung bleibt bei der Beschreibung des Features vage. Die Gegner werden aber nur automatisch vermittelt, so dass man sich keine selbst herausgepickten Geister herunterladen kann – schade.
Steuerungs-Vielfalt
Bei der Wahl des Controllers richtet sich Nintendo ganz nach dem Geschmack des Spielers. Neben dem Gamepad werden auch Wiimotes mit oder ohne Nunchuk, der Classic- sowie der Pro-Controller unterstützt. Entscheidet man sich für eine einzelne Fernbedienung, wird sie quer gehalten und ähnlich wie ein alter NES-Controller benutzt. Wenn der Fernseher besetzt ist, lässt sich das Spiel auf den Schirm des Gamepads spielen. Auch ein paar dezent integrierte Steuerungs-Features werden genutzt: Wenn in der Landschaft verdächtige Schemen erkennbar werden, solltet ihr z.B. ab und zu ins Mikro pusten, denn durch den Wind werden versteckte Plattformen schneller sichtbar.
Fazit
Mario bereichert das diesjährige Weihnachtsgeschäft um eine Riesenportion gute Laune: Seit Rayman Legends versprühte kein Spiel so derart viel unbeschwerten Spaß am Hüpfen und Entdecken. Als ich nach erster Skepsis in die kunterbunte Welt abgetaucht war, konnte ich kaum noch aufhören. Es gibt fantasievoll gestaltete Gegner und Hüpfpassagen, unheimlich clever versteckte Geheimnisse und toll darauf abgestimmte Spezialfähigkeiten wie den lustigen Katzenanzug. Nintendos Entwickler beim Team EAD Tokyo beweisen erneut, dass sie einen treffsicheren Blick fürs Wesentliche besitzen. Obwohl das Spiel ähnlich viel Abwechslung bietet wie in Sonic Lost World, wirkt im Gegensatz zu Segas Spiel alles bemerkenswert gut ausbalanciert. Obendrauf gibt es sogar einen richtig lustigen lokalen Koop-Modus für bis zu vier Spieler, der deutlich besser flutscht als in den 2D-Marios. Verhältnismäßig kleine Wehrmutstropfen sind die nicht immer ideale Kamera, der Sprint-Knopf und die halbherzige Online-Anbindung. Davon abgesehen ist Super Mario 3D World ein Musterbeispiel für poliertes Design, welches sich ganz auf den Spaß an der Spielerfahrung konzentriert und alles Unwichtige ausblendet. Marios neues Abenteuer ist zwar nicht ganz so innovativ und leichtfüßig wie Super Mario Galaxy, aber trotzdem ein ausgezeichnetes Jump-n-Run!
Pro
- unheimlich gut ausbalancierter Hüpfspaß
- fantasievolle gestaltete, technisch sehr saubere Welten
- viel Abwechslung, Bonus-Levels und alberne Ideen
- enorm knuffige Gegner
- beschwingter, sehr abwechslungsreicher Soundtrack
- knackig-genaue Steuerung
- motivierender, sanft ansteigender Schwierigkeitsgrad
- lustiger, gut funktionierender lokaler Koop für bis zu vier Spieler
- coole und sehr nützliche Extras wie der Katzenanzug
- viele geschickt versteckte Abschnitte
- Spiel, Menüs und alles andere versprüht viel gute Laune
- Wettrennen gegen eigene Geister oder (leider nur automatisch vermittelte) Miis anderer Spieler
Kontra
- zu starre Perspektive erschwert manchmal das punktgenaue Springen
- Sprinten per Knopfdrück ist weniger intuitiv als in Galaxy & Co
- zum Schluss etwas zu viel Sternesammeln nötig
- kein Online-Koop oder -Multiplayer
- im Mehrspieler zoomt die Kamera manchmal nicht weit genug heraus