Rainbow Moon - Test, Taktik & Strategie, PlayStation3, PS_Vita, PlayStation4

Rainbow Moon
02.12.2013, Jens Bischoff

Test: Rainbow Moon

Auf der PS3 hat uns das erste Taktik-Rollenspiel der sonst durch ihre Söldner-X-Ballereien bekannten SideQuest Studios letztes Jahr gut unterhalten. Am Mittwoch wird Eastasiasoft Rainbow Moon (ab 106,99€ bei kaufen) auch für die PS Vita veröffentlichen. Was Handheld-Spieler dabei erwartet, verrät der Test.

Rainbow Moon erzählt die Geschichte zweier Erzfeinde, die es während eines Duells durch ein Portal in eine andere Welt verschlägt - im Schlepptau jede Menge Monster, welche die Einheimischen in Angst und Schrecken versetzen. Also heißt es das Chaos erst einmal zu bändigen, danach seinen verantwortlichen Gegenspieler ausfindig zu machen und schließlich eine Möglichkeit zu finden, nach Hause zurückzukehren.

Chaos im Paradies

Bis auf das knappe Intro wird die Handlung gänzlich in Dialogform und trotz deutscher Entwickler komplett auf Englisch serviert. Sprachausgabe macht sich dabei allerdings rar, Story und Figuren bleiben trotz amüsanter Details blass und austauschbar.

Die malerische Spielwelt weiß hingegen zu gefallen und versetzt einen schnell in Entdeckerlaune:

In der aus mehreren Inseln bestehenden Spielwelt gibt es nach wie vor viel zu entdecken.
Hier ein Geldbeutel im Gebüsch, da eine Schatztruhe jenseits des Abgrunds und dort eine Höhle hinter hohen Bäumen. Viele Orte erreicht man erst mit entsprechender Ausrüstung, viele Kostbarkeiten nur mit ausgiebigem Stöbern.

Auf Entdeckungsreise

Zudem versperren oft auch mächtige Widersacher den Weg, während andere umherstreunen und umgangen werden können. Praktisch ist, dass man Gegnerstufe und -anzahl vorab angezeigt bekommt und so abwägen kann, ob man eine Auseinandersetzung eingeht oder nicht. Obendrein gibt es auch noch klassische Zufallskämpfe, zu denen man allerdings nicht gezwungen wird. Wer's gerade eilig hat, kann unbehelligt weiterziehen, wer dringend Erfahrungspunkte braucht, nimmt jede Herausforderung an - tolle Idee!

Wer auf der Suche nach bestimmten Monstern bzw. deren Hinterlassenschaften ist, kann sogar ausgeloste Zufallsgegner überspringen und neu auswürfeln lassen, wodurch selbst ausgiebige Beute-Quests erträglich werden. Neben den handlungsorientierten Hauptaufgaben, kann man sich nämlich auch zahlreichen Nebenmissionen widmen, die man je nach Aufenthaltsort und Spielfortschritt von den Einheimischen erhalten kann.

Eine Kartenfunktion hilft sowohl ober- als auch unterirdisch bei der Orientierung.

Die meisten Einsätze sind zwar klassische Such-, Bring- oder Killdienste, halten aber manchmal trotzdem gelungene Überraschungen oder Hindernisbewältigungen parat. Das Leveldesign richtet sich auch unter Tage an engagierte Entdecker, die sich jede Abzweigung merken, jeden Winkel durchstöbern und keine Interaktionsmöglichkeit auslassen. Dank automatischer Kartenfunktion wird selbst das Erforschen größerer Areale nie zur Last, auch wenn man sich hier und da eine Funktion zum Herauszoomen gewünscht hätte - vor allem auf der Weltkarte.

Viel zu tun

Alle Gruppenmitglieder verfügen über individuelle Waffen und Fertigkeiten.
Die zu Land und Wasser bereisbare Spielwelt ist erstaunlich groß, der Spielumfang immens. Wenn man meint, das Ende bald erreicht zu haben, geht's eigentlich erst richtig los. Mehr als hundert Stunden Spielzeit sind kein Problem und wer seine Heldentruppe ans Limit bringen will, ist Wochen oder gar Monate beschäftigt. Allerdings gestalten sich manche Abläufe auch unnötig zäh. Dass Partymitglieder auf der Ersatzbank keinerlei Punkte sammeln und so immer weiter zurückfallen, ist auf jeden Fall unglücklich und unnötig - vor allem, da man lediglich bis zu drei Kombattanten in die Schlacht schicken kann.

Wer gleich sein Traumtrio gefunden hat und bis ans Ende daran festhält, kann die übrigen Figuren natürlich auch komplett außer Acht lassen, verpasst dadurch aber einige interessante Möglichkeiten, die den Charakteren nach und nach zur Verfügung stehen. Nicht ganz überzeugt hat mich auch die Vergabe von Fertigkeitspunkten, mit denen sich die Charakterwerte nach persönlichen Vorlieben zusätzlich steigern lassen. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber dass nur tödliche Treffer prämiert werden, kann schnell zu einem Ungleichgewicht führen, da primär heilend oder unterstützend in Aktion tretende Charaktere klar benachteiligt werden.

Wer die meisten Gegner eliminiert, erhält auch die meisten Fertigkeitspunkte.
Auch der PSN-Verkauf von zusätzlichen Fertigkeitspunkten und Geld, um schneller neue Skills erwerben zu können, hinterlässt angesichts des grind-lastigen Spielverlaufs einen faden Beigeschmack - von schneller erlangten Trophäen und Online-Rangplätzen ganz zu schweigen. Da es keinen Mehrspielermodus gibt und die Ranglisten optional sind, kann man das Ganze zwar auch ausblenden, die für nicht zahlende Spieler deutlich langsamere Charakterentwicklung erzeugt dennoch Unmut.

Doch egal, wie man zu DLC-Boosts steht, für die knapp 13 Euro, die man für das Spiel als Grundpreis bezahlt, bekommen Fans klassischer Rundentaktik à la Tactics Ogre, Final Fantasy Tactics oder Disgaea eine Menge geboten. Besitzer des PS3-Originals erhalten sogar 50 Prozent Preisnachlass auf die Vita-Fassung, PlayStation-Plus-Abonnenten nochmals 20 Prozent. Dank Cross-Save-Funktion kann man auch alte Spielstände weiter nutzen und fortan beliebig zwischen Heimkonsole und Handheld wechseln. Die Steuerung wurde mittlerweile für beide Plattformen optimiert, Inhaltliche Extras gibt es allerdings keine und auch technische Besonderheiten wie der Touchscreen bleiben ungenutzt.

Zug um Zug

Die rundenbasierten Kämpfe bieten nur wenige Komfortfunktionen.
Die Auseinandersetzungen finden nach wie vor auf rasterförmigen Schlachtfeldern statt, auf denen sich beide Seiten gemäß eingeblendeter Zugfolgenleiste attackieren, bis eine Seite vernichtend geschlagen ist. Wer an der Reihe ist, kann seine verfügbaren Züge für Bewegungen, Angriffe, den Einsatz von Gegenständen oder Fertigkeiten, das Wechseln der Ausrüstung und zum Verteidigen verwenden. Auch fliehen ist jederzeit möglich. Zwar gibt es keine sonst oft üblichen Höhen-, Terrain- oder Stellungsvorteile, aber dafür als Blockaden einsetzbare Beute und Zauberwände sowie von Waffen- und Figurenkonstellationen abhängige Schadensboni. Die Zuordnungen muss man sich allerdings selbst merken oder manuell notieren, da die entsprechenden Einträge im Spiel kurioserweise nur abseits der Kämpfe einsehbar sind. Feindliche Angriffs- und Bewegungsreichweiten muss man sich sogar komplett selbst einprägen.

In den Städten kann man sich mit neuen Waffen, Rüstungen und Aufgaben eindecken.
Was für den einen mangelnden Komfort darstellt, ist für den andern jedoch ein willkommener Spannungsbonus, da man sich intensiver mit seinen Gegnern beschäftigen muss und trotzdem stets ein Funken Ungewissheit bleibt. Letzteres trifft auch auf die sehr knapp bemessene Zugfolgenleiste zu, die meist nur einen Bruchteil der Akteure abbildet und daher nur wenig Planung erlaubt. Versehentliche Falschbewegungen sind auf den isometrischen Schlachtfeldern dank neuer Bewegungsanzeige zwar eher selten, eine zusätzliche Undo-Funktion wäre dennoch wünschenswert gewesen.

Fluch oder Segen?

Immerhin lassen sich bei vollem Gepäck neuerdings Gegenstände benutzen, um Platz für wertvbollere Beutestücke zu schaffen, die vormals unweigerlich verloren gingen. Auch das Verbessern von Charakterwerten ist neuerdings dezidierter möglich, Siegesanimationen lassen sich vorzeitig abbrechen und kleinere Bugs wurden behoben. Den Spielstand kann man abseits von Kämpfen wie gehabt jederzeit speichern. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich aber nach wie vor nur vor Spielbeginn festlegen, bietet da allerdings nicht nur eine Stufen-, sondern auch eine Stilwahl, welche in erster Linie die Startausrüstung bestimmt.

Händler und Heiler gibt es aber auch in den unterirdischen Dungeons.
Neue Waffen und Rüstungen verändern nicht nur Charakterwerte und Erscheinungsbild, sondern lassen sich mit passenden Materialien auch individuell aufrüsten. Zauber- und Spezialangriffe werden ebenfalls stärker, je öfter man sie benutzt. Zudem gibt es eine Reihe von festlegbaren Startaufstellungen, die man mit zunehmendem Spielfortschritt finden oder erwerben kann.

Jeder, wie er mag

Nebenbei sollte man sich auch ums leibliche Wohl seiner Truppe kümmern, Tages- und Wochenverläufe beachten sowie den immer besser sortierten Geschäften regelmäßige Besuche abstatten. Schiffsverleiher und Warp-Portale sorgen für schnelles Reisen, in Tavernen kann man sich auch mal ausschlafen, an Lagerfeuern die Zeit vorspulen oder bei Glücksrädern und Brunnen Risikobereitschaft beweisen. Es gibt jedenfalls Vieles und immer wieder Neues zu entdecken - ohne Zwang, ohne Silbertablett.

Fazit

Rainbow Moon verzaubert auch auf der PS Vita mit klassischer Rundentaktik vor malerischer Kulisse. Story und Figuren bleiben zwar nach wie vor blass, aber das Ergründen der riesigen, mit versteckten Schätzen gespickten Spielwelt, das Bestreiten unzähliger Schlachten sowie die individuelle Hege und Pflege der immer imposanteren Heldentruppe sorgen erneut für wochenlangen Spielspaß. Neue Inhalte gibt es zwar nicht, aber dafür können PS3-Veteranen dank Cross-Save-Funktion vorhandene Spielstände problemlos weiter nutzen. Schade nur, dass es im Detail noch immer ärgerliche Einschränkungen wie die knappe Zugfolgenanzeige und Gruppengröße, nicht mitlevelnde Ersatzkämpfer sowie fehlende Zugrücknahme- und Anzeigeoptionen gibt. Immerhin wurde die Navigation verbessert und es geht bei vollem Inventar jetzt keine Beute mehr automatisch verloren. Die zusätzlichen Möglichkeiten des Handhelds wie Touch & Co blieben hingegen völlig ungenutzt und auch die Mischung aus Online-Ranglisten und kostenpflichtigen Booster-DLCs sowie die trotz deutscher Herkunft nicht erfolgte Lokalisierung wirken nach wie vor unglücklich. Wer auf liebevoll gestaltete und lange motivierende Taktik-Rollenspiele alter Schule steht, sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen!

Pro

  • umfangreiche Kampagne
  • erkundungsfreudiges Leveldesign
  • individuelle Charakter-, Skill- & Ausrüstungs-Upgrades
  • zahlreiche Nebenquests
  • malerische Spielwelt
  • freiwillige Zufallskämpfe
  • anpassbare Startformationen
  • sichtbare Ausrüstungswechsel
  • komfortable Speicherfunktion
  • variabler Schwierigkeitsgrad
  • verbesserte isometrische Navigation
  • Spielstandtransfer zwischen Handheld & Konsole

Kontra

  • laue Story & Inszenierung
  • maximal drei aktive Charaktere
  • keine Erfahrung für passive Figuren
  • knapp bemessene Zugfolgenanzeige
  • keine Zugrücknahmen möglich
  • nur außerhalb von Kämpfen einsehbare Gegnerinfos
  • keine Reichweitenanzeigen
  • Spiel komplett auf Englisch
  • fragwürdige DLC-Angebote

Wertung

PS_Vita

Auch unterwegs ein bezauberndes Taktik-Rollenspiel alter Schule.