Rainbow Moon - Test, Taktik & Strategie, PlayStation3, PS_Vita, PlayStation4
Rainbow Moon erzählt die Geschichte zweier Erzfeinde, die es während eines Duells durch ein Portal in eine andere Welt verschlägt - im Schlepptau jede Menge Monster, welche die Einheimischen in Angst und Schrecken versetzen. Also heißt es das Chaos erst einmal zu bändigen, danach seinen verantwortlichen Gegenspieler ausfindig zu machen und schließlich eine Möglichkeit zu finden, nach Hause zurückzukehren.
Chaos im Paradies
Bis auf das knappe Intro wird die Handlung gänzlich in Dialogform und trotz deutscher Entwickler komplett auf Englisch serviert. Sprachausgabe macht sich dabei allerdings rar, Story und Figuren bleiben trotz amüsanter Details blass und austauschbar.
Die malerische Spielwelt weiß hingegen zu gefallen und versetzt einen schnell in Entdeckerlaune:
Auf Entdeckungsreise
Zudem versperren oft auch mächtige Widersacher den Weg, während andere umherstreunen und umgangen werden können. Praktisch ist, dass man Gegnerstufe und -anzahl vorab angezeigt bekommt und so abwägen kann, ob man eine Auseinandersetzung eingeht oder nicht. Obendrein gibt es auch noch klassische Zufallskämpfe, zu denen man allerdings nicht gezwungen wird. Wer's gerade eilig hat, kann unbehelligt weiterziehen, wer dringend Erfahrungspunkte braucht, nimmt jede Herausforderung an - tolle Idee!
Wer auf der Suche nach bestimmten Monstern bzw. deren Hinterlassenschaften ist, kann sogar ausgeloste Zufallsgegner überspringen und neu auswürfeln lassen, wodurch selbst ausgiebige Beute-Quests erträglich werden. Neben den handlungsorientierten Hauptaufgaben, kann man sich nämlich auch zahlreichen Nebenmissionen widmen, die man je nach Aufenthaltsort und Spielfortschritt von den Einheimischen erhalten kann.
Die meisten Einsätze sind zwar klassische Such-, Bring- oder Killdienste, halten aber manchmal trotzdem gelungene Überraschungen oder Hindernisbewältigungen parat. Das Leveldesign richtet sich auch unter Tage an engagierte Entdecker, die sich jede Abzweigung merken, jeden Winkel durchstöbern und keine Interaktionsmöglichkeit auslassen. Dank automatischer Kartenfunktion wird selbst das Erforschen größerer Areale nie zur Last, auch wenn man sich hier und da eine Funktion zum Herauszoomen gewünscht hätte - vor allem auf der Weltkarte.
Viel zu tun
Wer gleich sein Traumtrio gefunden hat und bis ans Ende daran festhält, kann die übrigen Figuren natürlich auch komplett außer Acht lassen, verpasst dadurch aber einige interessante Möglichkeiten, die den Charakteren nach und nach zur Verfügung stehen. Nicht ganz überzeugt hat mich auch die Vergabe von Fertigkeitspunkten, mit denen sich die Charakterwerte nach persönlichen Vorlieben zusätzlich steigern lassen. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber dass nur tödliche Treffer prämiert werden, kann schnell zu einem Ungleichgewicht führen, da primär heilend oder unterstützend in Aktion tretende Charaktere klar benachteiligt werden.
Doch egal, wie man zu DLC-Boosts steht, für die knapp 13 Euro, die man für das Spiel als Grundpreis bezahlt, bekommen Fans klassischer Rundentaktik à la Tactics Ogre, Final Fantasy Tactics oder Disgaea eine Menge geboten. Besitzer des PS3-Originals erhalten sogar 50 Prozent Preisnachlass auf die Vita-Fassung, PlayStation-Plus-Abonnenten nochmals 20 Prozent. Dank Cross-Save-Funktion kann man auch alte Spielstände weiter nutzen und fortan beliebig zwischen Heimkonsole und Handheld wechseln. Die Steuerung wurde mittlerweile für beide Plattformen optimiert, Inhaltliche Extras gibt es allerdings keine und auch technische Besonderheiten wie der Touchscreen bleiben ungenutzt.
Zug um Zug
Fluch oder Segen?
Immerhin lassen sich bei vollem Gepäck neuerdings Gegenstände benutzen, um Platz für wertvbollere Beutestücke zu schaffen, die vormals unweigerlich verloren gingen. Auch das Verbessern von Charakterwerten ist neuerdings dezidierter möglich, Siegesanimationen lassen sich vorzeitig abbrechen und kleinere Bugs wurden behoben. Den Spielstand kann man abseits von Kämpfen wie gehabt jederzeit speichern. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich aber nach wie vor nur vor Spielbeginn festlegen, bietet da allerdings nicht nur eine Stufen-, sondern auch eine Stilwahl, welche in erster Linie die Startausrüstung bestimmt.
Jeder, wie er mag
Nebenbei sollte man sich auch ums leibliche Wohl seiner Truppe kümmern, Tages- und Wochenverläufe beachten sowie den immer besser sortierten Geschäften regelmäßige Besuche abstatten. Schiffsverleiher und Warp-Portale sorgen für schnelles Reisen, in Tavernen kann man sich auch mal ausschlafen, an Lagerfeuern die Zeit vorspulen oder bei Glücksrädern und Brunnen Risikobereitschaft beweisen. Es gibt jedenfalls Vieles und immer wieder Neues zu entdecken - ohne Zwang, ohne Silbertablett.
Fazit
Rainbow Moon verzaubert auch auf der PS Vita mit klassischer Rundentaktik vor malerischer Kulisse. Story und Figuren bleiben zwar nach wie vor blass, aber das Ergründen der riesigen, mit versteckten Schätzen gespickten Spielwelt, das Bestreiten unzähliger Schlachten sowie die individuelle Hege und Pflege der immer imposanteren Heldentruppe sorgen erneut für wochenlangen Spielspaß. Neue Inhalte gibt es zwar nicht, aber dafür können PS3-Veteranen dank Cross-Save-Funktion vorhandene Spielstände problemlos weiter nutzen. Schade nur, dass es im Detail noch immer ärgerliche Einschränkungen wie die knappe Zugfolgenanzeige und Gruppengröße, nicht mitlevelnde Ersatzkämpfer sowie fehlende Zugrücknahme- und Anzeigeoptionen gibt. Immerhin wurde die Navigation verbessert und es geht bei vollem Inventar jetzt keine Beute mehr automatisch verloren. Die zusätzlichen Möglichkeiten des Handhelds wie Touch & Co blieben hingegen völlig ungenutzt und auch die Mischung aus Online-Ranglisten und kostenpflichtigen Booster-DLCs sowie die trotz deutscher Herkunft nicht erfolgte Lokalisierung wirken nach wie vor unglücklich. Wer auf liebevoll gestaltete und lange motivierende Taktik-Rollenspiele alter Schule steht, sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen!
Pro
- umfangreiche Kampagne
- erkundungsfreudiges Leveldesign
- individuelle Charakter-, Skill- & Ausrüstungs-Upgrades
- zahlreiche Nebenquests
- malerische Spielwelt
- freiwillige Zufallskämpfe
- anpassbare Startformationen
- sichtbare Ausrüstungswechsel
- komfortable Speicherfunktion
- variabler Schwierigkeitsgrad
- verbesserte isometrische Navigation
- Spielstandtransfer zwischen Handheld & Konsole
Kontra
- laue Story & Inszenierung
- maximal drei aktive Charaktere
- keine Erfahrung für passive Figuren
- knapp bemessene Zugfolgenanzeige
- keine Zugrücknahmen möglich
- nur außerhalb von Kämpfen einsehbare Gegnerinfos
- keine Reichweitenanzeigen
- Spiel komplett auf Englisch
- fragwürdige DLC-Angebote