XCOM: Enemy Within - Test, Taktik & Strategie, 360, iPad, Android, PC, iPhone, PlayStation3, Linux, Mac
Nein, die Erweiterung zu XCOM: Enemy Unknown stellt keine gesellschaftskritischen Fragen. Jedenfalls nicht im großen Stil. Sie führt aber einen menschlichen Gegner ein, der inmitten der außerirdischen Invasion aus den eigenen Reihen zu kommen scheint. Und nicht nur das: Sie erweitert das Original in fast allen Aspekten, macht es umfangreicher und cleverer. Es ist dasselbe Spiel mit derselben Geschichte: Wer Enemy Within spielen will, muss Enemy Unknown von vorn beginnen. Der Weg zum finalen Aufeinandertreffen ist allerdings so viel breiter und ausgeschmückter, dass er sich wie eine neue Reise anfühlt.
Ein neuer Feind
Da ist z.B. der neue Feind, eine zerstörerische Organisation namens Exalt, die gegen XCOM arbeitet. Dieser gehören menschliche Terroristen an, die mir als Kommandanten der Invasionsabwehr zu schaffen machen. Weil sie meine Soldaten quasi mit ihren eigenen
Neue Ziele
Schon während des strategischen Basisbaus bekomme ich es mit Exalt zu tun. Denn zunächst muss ich viel Geld für die Beschaffung von Informationen aufbringen, um den Standort eines terroristischen Stützpunkts auszumachen. In diesen schicke ich anschließend einen meiner Männer, den ich einige Tage später abholen muss. Die Evakuierung ist meine eigentliche Aufgabe: Entweder soll ich den Agenten beschützen, während er feindliche Terminals hackt oder ich muss zwei Positionen halten, damit gewonnene Informationen über die Position des Exalt-Hauptquartiers nicht verloren gehen. Mein Ziel ist natürlich das Aufspüren dieser Basis – eine Nebenhandlung, die neben weiteren neuen Aufträgen die Geschichte ausbaut.
Knapp 50 hinzugekommene Einsatzgebiete sorgen ebenfalls für einen Ausbau des Umfangs. Die zusätzlichen Areale tauchen dabei bevorzugt auf, so dass selbst Veteranen
Klassisch unfair oder normal machbar?
Viele der neuen Schauplätze zeichnen sich durch enge Gassen und Ruinen mit zahlreichen Höhenunterschieden aus, in denen spannende Grabenkämpfe entbrennen. Angenehme Nebenwirkung: Da die mächtigen Scharfschützen nicht im gleichen Zug sich bewegen und schießen können, verlieren sie in den verwinkelten Grundrissen einen Teil ihres Schreckens. Einen ganz allgemeinen Makel kann Enemy Within allerdings nicht beseitigen: Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sind die XCOM-Soldaten ihren Gegnern irgendwann klar überlegen. Echte Taktiker wählen daher eine höhere Stufe, indem sie die Herausforderung zu einem beliebigen Zeitpunkt ihrem Können anpassen.
Die Stärke der XCOM resultiert auch aus den vielen Möglichkeiten, die Soldaten zu verbessern: Bekannte Forschungsergebnisse öffnen jetzt den Weg zu neuen Errungenschaften im Bereich der Gentechnik sowie künstlicher Körperteile. Ich kann mich also entscheiden, ob ich einem Kämpfer besondere Fähigkeiten wie eine beschleunigte Wundheilung oder gar teilweise Unsichtbarkeit verleihen kann, ob sie mit einem mächtigen Satz auf hohe Dächer springt oder er immun gegen Gedankenkontrolle ist. Vielleicht stecke ich sie oder ihn aber lieber in ein mächtiges Exoskelett. Die Faust
Jetzt erst recht!
Auch bei der bekannten Charakterentwicklung macht Enemy Within einen Satz nach vorn. Ich weiß nämlich nicht mehr, zwischen welchen Fähigkeiten ein Sturmsoldat etwa beim Aufstieg zum Captain wählen kann; die Fertigkeiten werden jetzt vom Zufall bestimmt. Mehr noch: Bis auf Ausnahmen nutzen alle Klassen denselben Lostopf. So kann ein Sturmsoldat vielleicht dreimal Erste Hilfe leisten, während ein Scharfschütze Sperrfeuer legt. Das ist klasse! Endlich züchte ich keine Klonkämpfer mehr, deren Entwicklung ich schon vor ihrem Eintritt ins Team auf meinen Bedarf abstimme. Endlich habe ich zwar Soldaten unterschiedlicher Klassen vor mir, deren Werdegang mich allerdings immer überrascht. Die einzigartige Kombination der Talente macht sie jetzt erst recht unersetzbar. Was habe ich gelitten, als ein kompletter Trupp einfach niedergemacht wurde. Die Mission: ein Selbstmordkommando. Ohne zu viel zu verraten ein ebenso gekonnter Rückblick wie möglicher Fingerzeig in die Zukunft der XCOM-Serie. Aufgeben konnte ich nicht – dranbleiben hieß draufgehen. Was habe ich gelitten!
Man muss die bunte Verteilung der Fähigkeiten nicht aktivieren. Es ist lediglich eine von vielen Optionen, die zu Beginn eines Spiels zur Wahl stehen. Dazu zählt auch höherer Schaden bei erfolgreichem Flankieren. In Verbindung mit den in einem früheren Update
Geistergeschosse
Allerdings hält Enemy Within auch an einem bekannten Makel fest, wenn sich die Darstellung der Sichtlinien nicht immer mit der Berechnung hinter den Kulissen deckt. So wandern einige Schüsse noch immer wie von Geisterhand durch Dächer oder Wände. Im Gegenzug nimmt die taktische Herausforderung aber zu, weil ich in den meisten Einsätzen eine neue Ressource namens Meld fördern kann. Immerhin benötige ich diese Substanz für die unverschämt teuren Genmanipulationen und MEC-Anschaffungen. Kleiner Haken: Die Meldbehälter verschließen sich nach einigen Zügen. Ich muss also aggressiv auf die entsprechenden Positionen vorrücken – eine halsbrecherische Taktik, von der ich spätestens auf dem klassischen Schwierigkeitsgrad eigentlich dringend abrate...
Auch beim Ausbau des Hauptquartiers sowie bei Forschung und Entwicklung sind neue Aspekte hinzugekommen. Manche fügen sich nahtlos in bekannte Prozesse ein; die Autopsie außerirdischer Leichen ebnet jetzt z.B. den Weg zu den genetischen
"Für die Verdienste am Vaterland"
Und endlich! Endlich darf ich meinen Soldaten Medaillen verleihen. Auf diesem Weg stärke ich nicht nur bestimmte Werte. Es passt einfach wie die Faust aufs Auge, aufopferungsvolle Männer und Frauen für eine Heldentat zu belohnen. Vielleicht wäre es besser, wenn die Auszeichnungen keinen Einfluss auf die Charakterentwicklung hätten, denn dadurch vergebe ich manche Medaille schon vor dem Kampf anstatt danach. Doch weil mir die virtuellen Schachfiguren so ans Herz wachsen wie in kaum einem Spiel, war ich bei jeder Ordensverleihung einfach nur stolz wie Oskar.
Danke, Kameraden!
Fazit
Enemy Within ist der Höhepunkt einer vorbildlichen Entwicklung weit nach Veröffentlichung des Hauptspiels. Schon mit den Slingshot-Missionen und den Variablen des Second-Wave-Updates gab Firaxis seinem XCOM eine neue Form. Jetzt vollenden sie das Modell – gestalten es umfangreicher und lebendiger als es ursprünglich war. Es fordert clevere Taktiken, weil sich gestandene Kommandanten auf neue Gegner und Missionsziele einstellen müssen. Es ist abwechslungsreicher, weil eine Vielzahl an Einsätzen und Handlungsfäden die Geschichte erweitern. Vor allem aber hat es mehr Persönlichkeit, weil die Entwicklung der Soldaten von Beginn an offener ist und um zwei bedeutsame Karrierewege erweitert wird. Für mich ist es besonders die persönliche Ebene um den Werdegang meiner Schützlinge: Stand das Fiebern um die Kämpfer ohnehin im Vordergrund, sind mir ihre neuen individuellen Fähigkeiten mit Enemy Unknown noch stärker ans Herz gewachsen. Glückwunsch, Firaxis, zur ausgezeichneten Erweiterung eines hervorragenden Spiels!
Pro
- genetische Veränderungen oder mächtiger MEC-Körper
- Verleihen von Medaillen für zusätzliche Wertverbesserungen
- variable Charakterentwicklung
- höhere Flexibilität durch zweiten Ausrüstungsgegenstand
- zusätzliche Aufträge und kleine Handlungsstränge
- knapp 50 neue Einsatzgebiete
- Einsammeln neuer Ressource belohnt riskantes Vorrücken
- neue Gegner fordern neue Taktiken
- Flankieren bringt stärkere Vorteile
- Soldaten sprechen Heimatsprache, z.B. Deutsch oder Russisch
- etliche Detailverbesserungen
Kontra
- Darstellung der Sichtlinien nicht immer nachvollziehbar
- auf Normal mit gut ausgebildeten Soldaten zu einfach