Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Episode 1 - Test, Adventure, iPhone, Android, XboxOne, Switch, iPad, PC, PlayStation4, PS_Vita

Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Episode 1
20.12.2013, Jan Wöbbeking

Test: Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Episode 1

Nico und George ermitteln wieder. Mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne hat Charles Cecil den fünften Teil seiner beliebten Adventure-Reihe in Angriff genommen. Das Thema könnte klassischer nicht sein: Ein Mord, ein fingierter Raub eines diabolischen Gemäldes und viele andere Ungereimtheiten wollen in Paris und London aufgeklärt werden. Funktioniert die Formel auch im Jahr 2013 noch?

Bei der Veröffentlichungsfrequenz gibt Revolution Software sich modern. Der Krimi wird in zwei Hälften geteilt - das Finale soll im Januar erscheinen. Visuell kehrt das Spiel dagegen zu den Serienwurzeln zurück. Wie im Jahr 1996 erforscht das Duo handgezeichnete Innenstädte; mittlerweile aber natürlich in HD-Grafik. Als sich der amerikanische Anwalt George Stobbard und die französische Reporterin Nico bei einer Kunstausstellung in Paris treffen, spielen sich direkt vor ihren Augen dramatische Szenen ab: Beim Raub des diabolisch anmutenden Gemäldes „La Malediccio“ stellt sich der Galeriebesitzer dem vermummten Dieb in den Weg und wird prompt erschossen.

Rückkehr zu alten Tugenden?

War der Raubmord ein abgekartertes Spiel? Einige Dinge lassen darauf schließen, z.B. die fingierte Alarm-Anlage. In klassischer Point-and-Klick-Manier geht das Duo der Sache auf den Grund: Nachdem ich mit Nico den Komissar abgelenkt habe, wechsle ich automatisch

Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall - Episode 1 (PC, Mac und Linux) ist via Steam und GOG.com veröffentlicht worden. Zum Preis von 22,99 Euro erhalten die Käufer beide Episoden. Die zweite und letzte Episode soll im Januar 2014 erscheinen und wird dann automatisch aktualisiert.
zu George. Ich durchstöberedas Büro mit dem Überwachungsrecorder, mit dessen Hilfe ich ein paar nützliche Bilder von den Tätowierungen des vermummten Täters erhasche. Nach und nach bahnt sich eine typische Verschwörungsgeschichte um das Gemälde und seine gnostischen Vorbesitzer an, welche mich später auch nach London führt. George soll für die Versicherungsgesellschaft herausfinden, was hinter dem Raubmord steckt, Nico wittert natürlich eine gute Story.

Das Wiedersehen in Paris verläuft anders als geplant.
Die Vorgeschichte vom ersten Diebstahl des Bildes in Katalonien wird zu Beginn des Spiels in einem hübsch animierten Zeichentrick-Intro erzählt, danach lässt die Inszenierung nach. Die mondän eingerichteten Anwesen und die etwas steifen Animationen wirken schon auf den ersten Blick ein wenig bieder – vor allem im Vergleich zum Adventure-Krimi Cognition oder Pendulos düsterem Psycho-Thriller Der Fall John Yesterday.

Fast wie früher

Auch die Präsentation hinkt der Konkurrenz hinterher: Es gibt kaum nahe Einstellungen oder rasante Szenenwechsel, die Tempo ins Spiel hätten bringen können. Stattdessen fühle ich mich eher wie in einem Adventure der Neunziger: Meist erforsche ich die Schauplätze ganz klassisch in der Totalen, untersuche auffällige Dinge mit der Maus (eine Hotspot-Anzeige gibt es nicht) und nehme sie in einer Detailansicht näher unter die Lupe.

Zeit zum Herumstöbern.
Beim gemütlichen Herumstöbern entfaltet sich aber ein guter Spielfluss: Mit penetranten Gesprächen und einem Ablenkungsmanöver per Handy entlocke ich der Bediensteten einer dubiosen Briefkastenfirma Infos über ihren Chef, welcher Wladimir Putin übrigens erstaunlich ähnlich sieht. Nachts schleiche ich mich ein zweites Mal ins heruntergekommene Einkaufszentrum, klettere zum Sicherungskasten und manipuliere den Mechanismus fürs Rolltor. Auch an anderer Stelle gibt es immer wieder ausgelagerte Minispiele wie das Zusammensetzen eines zerschredderten Briefs oder das Entschlüsseln eines kyrillischen Codes. Die klassische Steuerung geht einfach von der Hand: Nähert sich der Mauszeiger dem unteren Rand, öffnet sich das Inventar dort automatisch. Wenn man einmal fest hängt, helfen die an Professor Layton angelehnten mehrstufigen Hinweise weiter, welche hier allerdings jederzeit frei verfügbar sind. Wer möchte, kann sie auch komplett deaktivieren.

Ablenkung und Klettertouren

Die Puzzles sind zwar nicht immer wirklich glaubwürdig ins Spiel eingeflochten, in sich aber erfreulich logisch aufgebaut. Falls das Gebastel im Inventar keinen Sinn ergibt, erklären George oder Nico oft sogar, warum nicht. In diesen Monologen und den Gesprächen mit anderen Figuren haben die Entwickler immer wieder geschickt kleine Hinweise eingebunden. Auch die Synchronisation überzeugt meistens. Eine Ausnahme sind ein paar übertriebene französische Akzente, welche noch deutlich stärker nerven als in Assassin's Creed 4: Black Flag.

Zwischendurch wird immer mal wieder ein ausgelagertes Puzzle eingestreut. Hier wird z.B. ein Neon-Schild repariert - als Gegenleistung gibt's Insider-Infos vom Ladenbesitzer.
Allgemein haben es die Autoren ein wenig mit der Überzeichnung der Figuren übertrieben. Der hochnäsige Pariser Komissar mit Hakennase verhält sich z.B. noch weniger glaubwürdig als Louis de Funes in seinen alten Polizei-Komödien. Er will George allen Ernstes weismachen, dass bei seinen Ermittlungen nur Blutflecken zählen und eine Überwachungskamera gänzlich uninteressant ist. Ja ne, ist klar. Auch der übertriebene französische Helden-Pathos des Wachtmeisters oder des schrulligen Café-Besitzers schießen weit übers Ziel hinaus und wirken nur gewollt komisch.

Nein! Doch! Ohh!

Der aus der Serie bekannte schmierige Kunstkritiker Laine hat mir ein wenig besser gefallen, doch die meisten Charaktere bleiben blass. Wieso soll mich das Schicksal von George, Nico oder dem katalanischen Vorbesitzer des Bildes interessieren? Die Konkurrenz versteht es viel besser, das Interesse für ihre Figuren zu wecken: In The Raven ist es z.B. der sympathische alte Wachtmeister aus der Provinz, dem ich es richtig gegönnt habe, noch einmal auf große Abenteuerreise zu gehen. Erica Reed aus Cognition muss ihre übersinnlichen Halluzinationen in den Begriff bekommen und nutzt sie sogar für innovative Rätselmechaniken. Revolution Software verlässt sich dagegen zu sehr auf nostalgische Gefühle unter Fans der Serie: Wer die Protagonisten aus den Vorgängern kennt, wird sich schon automatisch für ihre neue Geschichte interessieren.

Fazit

Baphomet’s Fluch hat den Sprung ins Jahr 2013 nur bedingt geschafft: Die Verschwörungsgeschichte des fünften Teils kommt nur langsam in Gang und auch die biedere Präsentation wirkt im Vergleich zur Konkurrenz reichlich angestaubt. Es mangelt einfach an markantem Design, an interessanten Charakteren und spannenden Wendungen. Auch die arg überzeichneten Figuren und ihre teils übertrieben albernen Sprüche passen nicht wirklich zur ruhigen Knobelstimmung. Am klassischen Herumstöbern hatte ich trotzdem meinen Spaß – vor allem, weil sich die Rätsel hier so schön logisch gestalten und von geschickt eingeflochtenen Hinweisen unterstützt werden. Beinharte Rätselprofis werden sich übrigens unterfordert fühlen. Insgesamt bot die erste Episode zu wenig, um meine Neugier für die Fortsetzung zu wecken.

Pro

  • gemütliches Herumschnüffeln
  • viele logisch ausfgebaute Rätsel...
  • geschickt ins Spiel eingeflochtene Hinweise
  • meist sehr gute Synchro...
  • detailreiche Zeichnungen
  • mehrstufiges Hilfesystem

Kontra

  • weder wirklich lustige noch spannende Krimi-Komödie
  • ...aber auch einige unglaubwürdige und zu leichte Puzzles
  • fades Design ohne markante Handschrift
  • ...bis auf ein paar übertriebene französische Akzente
  • altbackene Regie mit wenigen Einstellungen
  • einige peinliche, bemüht komische Dialoge

Wertung

PC

Das klassische Herumschnüffeln macht Spaß, doch eine fade Story und arg überzeichnete Charaktere lassen nicht wirklich Spannung aufkommen.