Driftmoon - Test, Rollenspiel, PC

Driftmoon
10.01.2014, Jens Bischoff

Test: Driftmoon

Eigentlich ist Driftmoon ja schon seit einer ganzen Weile erhältlich. Auf Steam ist das Indie-Rollenspiel von Ville und Anne Mönkkönen aber erst seit Kurzem verfügbar, was wir als Anlass genommen haben, es doch einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Mehr dazu im Test.

Irgendjemand scheint alle Dorfbewohner in Stein verwandelt zu haben.
Da kehrt man nichts Böses ahnend in sein Heimatdorf zurück und wird unverhohlen von der eigenen Mutter in einen ausgetrockneten Brunnen gestoßen, wo man erst am nächsten Tag wieder unter Schmerzen zu sich kommt. Zurück an der Erdoberfläche stellt man allerdings fest, dass die unsanfte Begrüßung nur zum eigenen Schutz geschah. Zumindest scheinen alle anderen Einwohner des Dorfes plötzlich zu Stein erstarrt. Nur Vater und Bruder sind nirgends zu finden und so beginnt man zusammen mit einem ebenfalls unversehrten Nachbarsjungen, dem mysteriösen Vorfall auf den Grund zu gehen.

Schmerzhafte Heimkehr

Die Geschichte wird über Schriftstücke und Dialoge erzählt, die leider weder vertont, noch ins Deutsche übersetzt wurden. Auch sonst sind Inszenierung und Präsentation eher zweckmäßig, die grafische Umsetzung geradezu altbacken. Dennoch gibt es stimmungsvolle Details wie dynamische Tageszyklen,

Beim Humor hat man sich u. a. bei Monty Python bedient.
durch Gesprächsbeeinflussung vermeidbare Kämpfe, selbst anlegbare Nahrungsquellen sowie eine gut eingebundene Phsyik-Engine, die einen vieles umherschieben lässt, wodurch man nicht nur zahlreiche Schätze entdecken, sondern auch Geheimgänge freilegen, Sperren lösen oder Mechanismen aktivieren kann.

Das Erkunden der Spielwelt und Reden mit Freund und Feind nimmt jedenfalls deutlich mehr Platz ein als die in Echtzeit ablaufenden kämpferische Auseinandersetzungen. Trotzdem kann man nicht jeder Konfrontation aus dem Weg gehen und will natürlich auch neue Waffen, Gimmicks und Fertigkeiten ausprobieren. Letztere lassen sich bei jedem Stufenaufstieg individuell auswählen und verbessern.

Die Kämpfe werden an Ort und Stelle in Echtzeit ausgetragen.
Auf der frei belegbaren Aktionsleiste haben aber nicht nur energiezehrende Kampfmanöver, sondern auch Beschwörungen, Tränke und andere Objekte aus dem Gepäck platz.

Bereit zur Gegenwehr

Dazu zählen neben Fackeln oder Zweitwaffen auch skurrile Accessoires wie Ringe die Infrarotsicht verleihen, Zauberschuhe, die in dunklen Labyrinthen leuchtende Fußspuren zur Orientierung hinterlassen oder Clownnasen, die in Gegnernähe zu blinken beginnen. Zudem kann man jederzeit zwischen ausgewählten Nah- und Fernkampfwaffen sowie vorhandenen Munitionsarten wählen. Die lassen sich wie viele andere Verbrauchsgegenstände meist selbst herstellen, wenn man die nötigen Blaupausen und Materialien besitzt. Die entsprechenden Rohstoffe können in Geschäften gekauft oder an sich regenerierenden Sammelstellen geerntet werden.

Ortswechsel sind jederzeit über Welt- und Gebietskarten möglich.
Wer will, kann sich beim Suchen auch etwas unter die Arme greifen lassen, den Schwierigkeitsgrad der Kämpfe variieren sowie jederzeit den Spielstand sichern und das Spiel pausieren - was in brenzligen Situationen sogar automatisch geschieht. Darüber hinaus gibt es eine praktische Automap mit komfortablen Schnellreisepunkten, während sich der Nahrungsvorrat auf die Regeneration der Lebensenergie und durch entsprechende Taten verdientes Karma auf die Händlerpreise auswirkt.

Komfort nach Maß

Auch Charakterwerte wie Stärke, Geschick oder Intelligenz dürfen Stufe für Stufe nach eigenem Ermessen gesteigert werden und können sich mitunter sogar auf Gesprächsoptionen auswirken. Der frei formbare Protagonist gehört trotz überschaubarem Arsenal und Talentbaum jedenfalls zu den Vorzügen des Spiels. Dank integriertem Editor und direkter Mod-Einbindung ist es aber auch kein Problem, alternative Helden, Geschichten und Schauplätze zu erstellen und zu teilen.

Im Lauf des Abenteuers schließen sich verschiedene Gefährten an.
Das Angebot ist trotz längerer Verfügbarkeit allerdings sehr überschaubar ist.

Einen Koop-Modus gibt es leider auch nicht, dafür aber verschiedenen KI-Begleiter, denen man auch ein paar Verhaltensregeln vorschreiben darf. Auch das Questdesign präsentiert sich durchaus kreativ und abwechslungsreich, mitunter sogar musisch. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Es feiert sogar Monty Pythons unbeugsamer schwarzer Ritter ein Comeback. Eine Dauerbespaßung à la Deathspank darf man allerdings nicht erwarten und auch sonst gibt sich Driftmoon trotz guter Ansätze eher altbacken und bieder.

Fazit

Driftmoon macht nichts wirklich falsch, setzt mit seinen charmanten Aufgaben, Figuren und Dialogen sowie dem Humor sogar einige gelungene Akzente. Auch Charakterentwicklung und Spielwelterkundung wissen trotz überschaubarer Ausmaße zu gefallen. Technik und Inszenierung sind aber einfach alles andere als zeitgemäß, was deutlich auf die Atmosphäre drückt. Und auch spielerisch setzt man keine nennenswerten Duftmarken. Dank des integrierten Editors und der direkt eingebundener Mod-Datenbank sollte zwar so schnell keine Langeweile aufkommen, der große Heilsbringer ist der zusätzliche Baukasten aber nicht. Genügsame Abenteurer mit Bastelambitionen, für die Kämpfe und Ausrüstungshatz eher zweitrangig sind, können aber ruhig einen Blick riskieren.

Pro

  • individuell formbarer Charakter
  • humorvolle Erzählung
  • inkl. Editor & Mods

Kontra

  • altbackene Technik
  • magere Inszenierung
  • nur auf Englisch verfügbar

Wertung

PC

Altbackenes, aber humorvoll serviertes Rollenspielabenteuer mit Baukastenfunktion.