SpellForce 2: Demons of the Past - Test, Taktik & Strategie, PC
Zum Abschluss der SpellForce-2-Saga schlüpft man nochmals in die Rolle eines Mitglieds des Ältestenrats der Shaikan, um das Fantasyreich Eo vor der Zerstörungswut Zazhuts und dessen Dämonen zu bewahren. Die Charaktererstellung ist wie üblich schnell erledigt, kann man sich doch lediglich Name, Geschlecht sowie eine vorgefertigte Visage auswählen. Die klobigen Gesichtszüge lassen bereites erahnen, dass man technisch in der Zeit des Originals, also 2006, stehen geblieben ist. Auch sonst wirken Charaktermodelle, Kulissen, Animationen und Effekte reichlich angestaubt. Manche Licht- und Schatteneffekte muten fast wie Grafikfehler an, auch wenn man die Engine des Strategie-Rollenspiel-Mix' überarbeitet haben will.
Spätes Finale
Gemeinsam mit neuen und vertrauten Gesichtern macht man sich nach einem ersten Etappensieg an der Westwehr auf den Weg zum Sitz der Götter, um deren Prüfungen zu bestehen sowie Einschätzung der Lage zu erfahren. Doch direkte Hilfe darf man sich keine erwarten und so liegt es einmal mehr in Spierhand selbst in den Kampf gegen das Böse zu ziehen und in einer über 25stündigen Kampagne den entscheidenden Sieg zu erringen. An insgesamt acht Schauplätzen, von denen fünf komplett neu sind, wechseln sich Action-Rollenspiel- und Echtzeitstrategie-Phasen nicht nur ab, sondern gehen immer wieder fließend ineinander über.
Die Mischung macht's
Allerdings ist man wenigstens bemüht in den knapp hundert Haupt- und Nebenquests immer wieder für Abwechslung zu sorgen. Scheitern Schleichpassagen trotz guter Ansätze noch an nervigen Übersichts-, KI- und Physikproblemen, wissen andere Sonderaufgaben wie das Entlarven von Lügnern, das richtige Zuordnen von Briefen oder das geschickte Tauschen von Wartenummern hingegen durchaus zu gefallen. Auch die Kämpfe bieten auflockernde Schutz-, Geleit-, Bergungs- sowie Aufklärungsmissionen und lassen sich über einen jederzeit in vier Stufen regulierbaren Schwierigkeitsgrad an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Bei Aufeinandertreffen mit Feinden agieren der eigene Held, dessen Gefährten sowie Truppenverbände automatisch. Nur Erstere kann man allerdings individuell ausrüsten und jederzeit bestimmte Zauber und Fertigkeiten ausführen lassen. Auch Gruppenbildungen, Marschrouten und Angriffsziele lassen sich manuell festlegen. Bei Stufenanstiegen kann man jedes Mal eine neue Fertigkeit bestimmen, die gelernt werden soll, alle anderen Verbesserungen wie das Ansteigen von Lebens- und Zauberenergie erfolgen automatisch - andere Charaktermerkmale gibt es nicht.
Alles automatisch
Neue Ausrüstung verändert darüber hinaus auch das Erscheinungsbild der Recken, die man nach wie vor aus leider nur begrenzt zoombarer Vogel- oder unnützer Third-Person-Ansicht durch die Gegend dirigiert. Gelegentlich darf sogar auf Drachen geritten werden. Zeitsparende Reisesteine gibt es ebenfalls. Allerdings lassen sich diese nur vom eigenen Helden benutzen. Es sei denn, man wechselt zuvor die Karte, was jedoch meist mit ziemlich langen Ladezeiten verbunden und sicher nicht im Sinne der Entwickler ist.
Mangelnde Sorgfalt
Manche Formulierungen wirken ebenfalls nicht besonders glücklich. Wenn ein Fantasyheld beim Entfachen von Signalfeuern Jim Morrison rezitiert, klingt das einfach albern. Dabei leisten die deutschen Sprecher eigentlich ganz gute Arbeit. Lediglich die Video-Tutorials sind absolut peinlich und gelegentlich nerven auch unschöne Lautstärkeschwankungen und billige Stimmverzerreffekte. Der orchestrale Soundtrack stimmt aber immer wieder versöhnlich, während die grafische Inszenierung äußerst bieder und unspektakulär daherkommt.
Schall und Rauch
Fazit
SpellForce 2 merkt man sein Alter deutlich an: Was 2006 noch als ansehnlich galt, sorgt acht Jahre später nur noch für skeptisches Augenbrauenheben. Das mag nicht weiter schlimm sein, so lange die inneren Werte stimmen. Doch diesbezüglich hatte die eher oberflächliche Mischung aus Echtzeitstrategie und Action-Rollenspiel von Anfang an keine guten Karten. Ein Umstand, dem auch das eigenständig spielbare Add-On Demons of the Past nicht zu entrinnen vermag. Zwar gibt es neben einer neuen Kampagne mit durchaus interessanten Aufgabenstellungen sowie zusätzlichen Mehrspielereinsätzen auch technische Verbesserungen, aber unterm Strich viel zu wenige, um auch nur ansatzweise begeistern zu können. Im Gegenteil: Selbst wer nach wie vor Gefallen am eigentlich attraktiven Genremix findet, wird immer wieder von Darstellungsfehlern, KI-Aussetzern, Bugs und anderen Mankos aus dem Spiel gerissen. Ein würdiger Abschluss sieht anders aus...
Pro
- neue Kampagne & Mehrspielermodus
- teils interessante Aufgabenstellungen
- inkl. Karteneditor & Kampfaufzeichnung
Kontra
- angestaubte Technik
- biedere Inszenierung
- nervige Bugs & Handicaps