SpellForce 2: Demons of the Past - Test, Taktik & Strategie, PC

SpellForce 2: Demons of the Past
21.01.2014, Jens Bischoff

Test: SpellForce 2: Demons of the Past

Mit Demons of the Past hat Nordic Games das dritte und letzte Add-On zum mittlerweile fast sieben Jahre alten SpellForce 2 veröffentlicht. Was die eigenständig spielbare Erweiterung der Strategie-Rollenspiel-Mixtur zu bieten hat, klärt der Test.

Zum Abschluss der SpellForce-2-Saga schlüpft man nochmals in die Rolle eines Mitglieds des Ältestenrats der Shaikan, um das Fantasyreich Eo vor der Zerstörungswut Zazhuts und dessen Dämonen zu bewahren. Die Charaktererstellung ist wie üblich schnell erledigt, kann man sich doch lediglich Name, Geschlecht sowie eine vorgefertigte Visage auswählen. Die klobigen Gesichtszüge lassen bereites erahnen, dass man technisch in der Zeit des Originals, also 2006, stehen geblieben ist. Auch sonst wirken Charaktermodelle, Kulissen, Animationen und Effekte reichlich angestaubt. Manche Licht- und Schatteneffekte muten fast wie Grafikfehler an, auch wenn man die Engine des Strategie-Rollenspiel-Mix' überarbeitet haben will.

Spätes Finale

Gemeinsam mit neuen und vertrauten Gesichtern macht man sich nach einem ersten Etappensieg an der Westwehr auf den Weg zum Sitz der Götter, um deren Prüfungen zu bestehen sowie Einschätzung der Lage zu erfahren. Doch direkte Hilfe darf man sich keine erwarten und so liegt es einmal mehr in Spierhand selbst in den Kampf gegen das Böse zu ziehen und in einer über 25stündigen Kampagne den entscheidenden Sieg zu erringen. An insgesamt acht Schauplätzen, von denen fünf komplett neu sind, wechseln sich Action-Rollenspiel- und Echtzeitstrategie-Phasen nicht nur ab, sondern gehen immer wieder fließend ineinander über.

Auch im letzten Add-On steht der Mix aus Action-Rollenspiel...
Gerade wenn man einen Stützpunkt errichten, Truppen ausheben, die Rohstoffversorgung sichern und gleichzeitig das vom Fog of War eingehüllte Umland erkunden und besondere Aufgaben abseits der Hauptschlachtfelder erfüllen muss, weiß die Mischung trotz eher simpel gestrickter Mechanismen zu gefallen. In den Momenten, wo nur eins der beiden Genres bemüht wird, offenbaren sich hingegen schnell die jeweiligen Schwächen und Unzulänglichkeiten wie weitestgehend automatisierte Charakterentwicklung, kaum vorhandenes Partymanagement, mangelnde Umgebungseinflüsse oder fehlende Formations- und Geschwindigkeitsanpassungen.

Die Mischung macht's

Allerdings ist man wenigstens bemüht in den knapp hundert Haupt- und Nebenquests immer wieder für Abwechslung zu sorgen. Scheitern Schleichpassagen trotz guter Ansätze noch an nervigen Übersichts-, KI- und Physikproblemen, wissen andere Sonderaufgaben wie das Entlarven von Lügnern, das richtige Zuordnen von Briefen oder das geschickte Tauschen von Wartenummern hingegen durchaus zu gefallen. Auch die Kämpfe bieten auflockernde Schutz-, Geleit-, Bergungs- sowie Aufklärungsmissionen und lassen sich über einen jederzeit in vier Stufen regulierbaren Schwierigkeitsgrad an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

...und Echtzeitstrategie mit Aufbauelementen im Vordergrund.

Bei Aufeinandertreffen mit Feinden agieren der eigene Held, dessen Gefährten sowie Truppenverbände automatisch. Nur Erstere kann man allerdings individuell ausrüsten und jederzeit bestimmte Zauber und Fertigkeiten ausführen lassen. Auch Gruppenbildungen, Marschrouten und Angriffsziele lassen sich manuell festlegen. Bei Stufenanstiegen kann man jedes Mal eine neue Fertigkeit bestimmen, die gelernt werden soll, alle anderen Verbesserungen wie das Ansteigen von Lebens- und Zauberenergie erfolgen automatisch - andere Charaktermerkmale gibt es nicht.

Alles automatisch

Die Third-Person-Ansicht bringt einen näher ans Geschehen, die Übersicht leidet jedoch merklich.
Wer will, kann sogar das Erlernen neuer Fertigkeiten automatisieren lassen. Gespeichert wird ebenfalls automatisch, obwohl man das auch jederzeit manuell tun darf. Nur beim Ausrüsten der Helden ist noch reine Handarbeit vonnöten, wobei Beutestücke eher selten sind und gegen später fast immer jenseits der eigenen Charakterstufe liegen, der alle Gefährten mit leichtem Abstand automatisch folgen. Immerhin lassen sich potentielle Ausrüstungsgegenstände schnell erkennen und miteinander vergleichen. Auch Boni für bestimmte Rüstungssets gilt es dabei zu beachten.

Neue Ausrüstung verändert darüber hinaus auch das Erscheinungsbild der Recken, die man nach wie vor aus leider nur begrenzt zoombarer Vogel- oder unnützer Third-Person-Ansicht durch die Gegend dirigiert. Gelegentlich darf sogar auf Drachen geritten werden. Zeitsparende Reisesteine gibt es ebenfalls. Allerdings lassen sich diese nur vom eigenen Helden benutzen. Es sei denn, man wechselt zuvor die Karte, was jedoch meist mit ziemlich langen Ladezeiten verbunden und sicher nicht im Sinne der Entwickler ist.

Mangelnde Sorgfalt

Drachenflüge stehen natürlich auch wieder auf dem Programm.
Doch warum sollte man diese Möglichkeit nicht nutzen, wenn man sich andernorts immer wieder über technische und spielerische Macken aufregt: Von Kameraproblemen und Darstellungsfehlern, über KI-Aussetzer und Soundhänger bis hin zu Quest-Bugs und Spielabstürzen. Manchmal weiß aber nicht einmal, ob es sich bei der ein oder anderen Stelle tatsächlich um einen Bug oder einfach nur schlechtes Spieldesign handelt. Auch die Lokalisierung ist trotz deutscher Herkunft fehler- und lückenhaft. Wenn selbst Bossgegner "no string" heißen, fragt man sich schon, ob vor der Veröffentlichung überhaupt jemand richtig probegespielt hat...

Manche Formulierungen wirken ebenfalls nicht besonders glücklich. Wenn ein Fantasyheld beim Entfachen von Signalfeuern Jim Morrison rezitiert, klingt das einfach albern. Dabei leisten die deutschen Sprecher eigentlich ganz gute Arbeit. Lediglich die Video-Tutorials sind absolut peinlich und gelegentlich nerven auch unschöne Lautstärkeschwankungen und billige Stimmverzerreffekte. Der orchestrale Soundtrack stimmt aber immer wieder versöhnlich, während die grafische Inszenierung äußerst bieder und unspektakulär daherkommt.

Schall und Rauch

Im Mehrspielermodus kann man sich mit allen fünf Fraktionen austoben.
Schön ist hingegen, dass sich Teile der Kampagne auch kooperativ bestreiten lassen. Des Weiteren deckt das via LAN und Internet verfügbare Mehrspielerangebot auch wieder Geplänkel und Domination-Gefechte für bis zu sechs Teilnehmer ab, denen mit Bund, Pakt, Clan, Shaikan und den Namenlosen fünf Fraktionen zur Auswahl stehen. Neu hinzu gesellt hat sich lediglich der Survival-Modus, wo man mit bis zu zwei Mitstreitern, Gegnerwellen und Bosskämpfe überleben muss. Schlachtverläufe lassen sich auch wieder spielintern als Videos aufzeichnen, während man mit dem mitgelieferten Leveleditor seine eigene Karten erstellen kann. Um Zugriff auf sämtliche Karten zu haben, werden allerdings Hauptspiel sowie die beiden vorherigen Add-Ons benötigt. Ansonsten setzt Demons of the Past das Original SpellForce 2 jedoch nicht voraus und ist eigenständig spielbar.

Fazit

SpellForce 2 merkt man sein Alter deutlich an: Was 2006 noch als ansehnlich galt, sorgt acht Jahre später nur noch für skeptisches Augenbrauenheben. Das mag nicht weiter schlimm sein, so lange die inneren Werte stimmen. Doch diesbezüglich hatte die eher oberflächliche Mischung aus Echtzeitstrategie und Action-Rollenspiel von Anfang an keine guten Karten. Ein Umstand, dem auch das eigenständig spielbare Add-On Demons of the Past nicht zu entrinnen vermag. Zwar gibt es neben einer neuen Kampagne mit durchaus interessanten Aufgabenstellungen sowie zusätzlichen Mehrspielereinsätzen auch technische Verbesserungen, aber unterm Strich viel zu wenige, um auch nur ansatzweise begeistern zu können. Im Gegenteil: Selbst wer nach wie vor Gefallen am eigentlich attraktiven Genremix findet, wird immer wieder von Darstellungsfehlern, KI-Aussetzern, Bugs und anderen Mankos aus dem Spiel gerissen. Ein würdiger Abschluss sieht anders aus...

Pro

  • neue Kampagne & Mehrspielermodus
  • teils interessante Aufgabenstellungen
  • inkl. Karteneditor & Kampfaufzeichnung

Kontra

  • angestaubte Technik
  • biedere Inszenierung
  • nervige Bugs & Handicaps

Wertung

PC

Durchwachsene Erweiterung der in die Jahre gekommenen Strategie-Rollenspiel-Mixtur.