Deadly 30 - Test, Arcade-Action, PC
Nicht nur Activision oder Rebellion mit der Sniper-Elite-Modifikation Zombie Army 2 haben die Untoten im zweiten Weltkrieg entdeckt. Auch das Duo Ignatus Zuk (Iggyzuk Games) and Gonzalo Villagomez haben sich das Thema als Hintergrund für ihren Retro-Shooter Deadly 30 ausgesucht. Doch in bester Indie-Tradition haben sie sich nicht darauf beschränkt, zweidimensionale Baller-Action von der Stange zu präsentieren, sondern einen modernen Crossover-Ansatz eingebaut, der sich in leichten Tower-Defense-Einschlägen sowie oberflächlichem Ressourcen-Management widerspiegelt. Das kann man sich in etwa so vorstellen: Es gibt fünf seitwärts scrollende Gebiete, in deren Zentrum der Schwarzwald mit der Basis steht, die für 30 Tage und Nächte verteidigt werden muss. Schaffen es die Untoten, den Stromgenerator zu zerstören, ist das Spiel vorbei - ebenso natürlich, wenn man das Zeitliche segnet.
Zombies und Zweiter Weltkrieg
Dem kann man entgegen wirken, indem man sich im Lager an der Ausrüstungstruhe bedient und sich mit Munition, Gesundheitspacks sowie mächtigeren Knarren eindeckt, wenn es der Geldbeutel hergibt. Zusätzlich kann man sich hier Verteidigungsanlagen wie Geschütztürme oder Zäune bis hin zu Abwehrmauern oder Ausrüstung wie schnellere Schuhe oder mehr Panzerung für die Figuren kaufen. Die Crux: Es wird mit "Schrott" bezahlt, für den man sein mehr oder minder sicheres Refugium verlassen muss. Denn erst in den Außengebieten findet man Metalle oder gar liegen gebliebene bzw. stehen gelassene Fahrzeuge, die man demontieren kann, wodurch der Kontostand sprunghaft ansteigt. Allerdings warten hier auch zunehmend mehr Gegner, die einem die Altmetallsammlung schwer machen. Man muss ständig abwägen, ob es sich lohnt, noch ein paar Meter weiter und dann Gefahr zu laufen, dass man nachts, wenn die Feinde stärker sind und man nur bis zum Ende des kurzen Taschenlampenkegels sehen kann. Oder ob man sich während der Dämmerung vielleicht doch wieder zurückziehen sollte und am nächsten Tag einen neuen Anlauf unternimmt, im Kornfeld, dem nur noch von Toten bevölkerten Schloss oder den verschneiten Bergen nach mehr Schrott zu suchen.
Völkerfreundschaft
Auch die befreundete KI gibt immer wieder Grund zur Klage. Wenn es hart auf hart kommt, weiß sie sich zwar auch im Nahkampf zu verteidigen. Und auch bei den nächtlichen Basis-Verteidigungen hinterlässt sie einen ordentlichen Eindruck. Doch ist man abseits der Basis unterwegs, könnten die Kameraden bei Scharmützeln durch aus (pro-)aktiver sein. Viel zu häufig ist man damit beschäftigt, sowohl von rechts als auch von links angreifende Zombies abzuwehren, während die Deutsche oder der Russe Nichts tuend daneben stehen - oder schlimmer noch: statt Projektilen einen der sich schnell wiederholenden sowie ebenfalls schnell unwitzig werden Einzeiler abfeuern. Das KI-Problem hätte man in den Griff bekommen können, wenn man eine Mehrspieler-Option angeboten hätte. Doch die sucht man vergebens.
Metal Slug lässt grüßen
Allerdings gibt es auch auf Highend-Rechnern immer wieder Performance-Probleme: Mal wird das Geschehen langsamer. Dann wiederum wird das Zielen erschwert - was angesichts der erhöhten Effektivität von Kopfschüssen zu einer Tortur werden kann. Leider ließ sich nicht genau festmachen, in welcher Kombination welche Gegner und welche Effekte zu den Geschwindigkeitseinbußen führten. Störend sind sie allemal und sorgen für vermeidbare Punktverluste.
Fazit
Metal Slug trifft auf Left 4 Dead und Tower Defense. Nennt mich altmodisch, aber ich hatte mit der schnörkellosen Action Spaß. Sie ist zwar nur in der Mittelphase und in der letzten Nacht wirklich fordernd, wenn Ressourcen knapp sind und die Gegner numerisch zulegen sowie schlagkräftiger werden. Die Partner-KI könnte zudem aktiver gegen die Feinde vorgehen - oder noch besser: von menschlichen Spielern im kooperativen Kampf ersetzt werden, was leider nicht ermöglicht wird. Doch als kleiner Baller-Snack zwischendurch macht Deadly 30 Laune. Zumindest, bis man wieder auf eines der Performance-Probleme stößt, das sich trotz nicht üppiger 2D-Kulisse in Geschwindigkeits-Einbußen oder starkem Lag beim Zielen äußert.
Pro
- konzeptionell interessanter Genre-Mix
- Grafikstil erinnert an Metal Slug
- unkomplizierte Action
- Ressourcen-Management
- drei spielbare Figuren
Kontra
- vollkommen überzogene und schnell langweilige Sprachausgabe
- technisch nicht immer sauber
- nur wenige Abschnitte
- kein Koop-Modus