Deadly 30 - Test, Arcade-Action, PC

Deadly 30
17.01.2014, Mathias Oertel

Test: Deadly 30

Ein Amerikaner, ein Russe und eine Deutsche kämpfen in einem alternativen Zweiten Weltkrieg gegen Zombiehorden um ihr Überleben. 30 Tage müssen sie durchhalten. Mehr gibt es nicht an Story. Braucht es auch nicht, denn mechanisch wie visuell orientiert man sich an seitwärts scrollenden Retro-Klassikern wie Metal Slug. Kann Deadly 30 im Test überzeugen?

Nicht nur Activision oder Rebellion mit der Sniper-Elite-Modifikation Zombie Army 2 haben die Untoten im zweiten Weltkrieg entdeckt. Auch das Duo Ignatus Zuk (Iggyzuk Games) and Gonzalo Villagomez haben sich das Thema als Hintergrund für ihren Retro-Shooter Deadly 30 ausgesucht. Doch in bester Indie-Tradition haben sie sich nicht darauf beschränkt, zweidimensionale Baller-Action von der Stange zu präsentieren, sondern einen modernen Crossover-Ansatz eingebaut, der sich in leichten Tower-Defense-Einschlägen sowie oberflächlichem Ressourcen-Management widerspiegelt. Das kann man sich in etwa so vorstellen: Es gibt fünf seitwärts scrollende Gebiete, in deren Zentrum der Schwarzwald mit der Basis steht, die für 30 Tage und Nächte verteidigt werden muss. Schaffen es die Untoten, den Stromgenerator zu zerstören, ist das Spiel vorbei - ebenso natürlich, wenn man das Zeitliche segnet.

Zombies und Zweiter Weltkrieg

Dem kann man entgegen wirken, indem man sich im Lager an der Ausrüstungstruhe bedient und sich mit Munition, Gesundheitspacks sowie mächtigeren Knarren eindeckt, wenn es der Geldbeutel hergibt. Zusätzlich kann man sich hier Verteidigungsanlagen wie Geschütztürme oder Zäune bis hin zu Abwehrmauern oder Ausrüstung wie schnellere Schuhe oder mehr Panzerung für die Figuren kaufen. Die Crux: Es wird mit "Schrott" bezahlt, für den man sein mehr oder minder sicheres Refugium verlassen muss. Denn erst in den Außengebieten findet man Metalle oder gar liegen gebliebene bzw. stehen gelassene Fahrzeuge, die man demontieren kann, wodurch der Kontostand sprunghaft ansteigt. Allerdings warten hier auch zunehmend mehr Gegner, die einem die Altmetallsammlung schwer machen. Man muss ständig abwägen, ob es sich lohnt, noch ein paar Meter weiter und dann Gefahr zu laufen, dass man nachts, wenn die Feinde stärker sind und man nur bis zum Ende des kurzen Taschenlampenkegels sehen kann. Oder ob man sich während der Dämmerung vielleicht doch wieder zurückziehen sollte und am nächsten Tag einen neuen Anlauf unternimmt, im Kornfeld, dem nur noch von Toten bevölkerten Schloss oder den verschneiten Bergen nach mehr Schrott zu suchen.

Waffen, Ausrüstung und Verteidigungs-Anlagen sind teuer.
Angesichts der gemeinsamen Gefahr überrascht es nicht, dass der Überlebenstrieb stärker als der Hass aufeinander ist, so dass man schließlich mit drei verbündeten Figuren den Kampf gegen die Zombies aufnimmt. Der Russe ist mit einem durchschlagskräftigen Jagdgewehr unterwegs. Die deutsche Soldatin macht die lebenden Toten mit einer Pumpgun platt. Der GI, mit dem man startet, hat eine MP. Sobald man die ehemals verfeindeten Kameraden gefunden hat, kann man jederzeit zwischen ihnen wechseln. Dieses interessante taktische Element wird aber durch einige Mankos unterspült. Zwar spielen sich die Figuren dank unterschiedlicher Durchschlagskraft und Nachladezeit unterschiedlich und haben auch gegen bestimmte Gegnertypen leichte Vorteile. Doch die Feinde stürzen viel zu schnell und zu durchmischt auf einen zu, als dass man entsprechend reagieren und auf die am besten geeignete Figur umschalten könnte.

Völkerfreundschaft

Auch die befreundete KI gibt immer wieder Grund zur Klage. Wenn es hart auf hart kommt, weiß sie sich zwar auch im Nahkampf zu verteidigen. Und auch bei den nächtlichen Basis-Verteidigungen hinterlässt sie einen ordentlichen Eindruck. Doch ist man abseits der Basis unterwegs, könnten die Kameraden bei Scharmützeln durch aus (pro-)aktiver sein. Viel zu häufig ist man damit beschäftigt, sowohl von rechts als auch von links angreifende Zombies abzuwehren, während die Deutsche oder der Russe Nichts tuend daneben stehen - oder schlimmer noch: statt Projektilen einen der sich schnell wiederholenden sowie ebenfalls schnell unwitzig werden Einzeiler abfeuern. Das KI-Problem hätte man in den Griff bekommen können, wenn man eine Mehrspieler-Option angeboten hätte. Doch die sucht man vergebens.

Die Partner-KI könnte ruhig aktiver sein.
Trotz der angesprochenen Probleme macht Deadly 30 Spaß. Die Jagd nach Ressourcen ist vor allem im Mittelteil und gegen Schluss fordernd. Man muss immer überlegen, für was man den schwer verdienten Schrott ausgibt, während man sich verflucht, dass man so unvorsichtig war und den Preis in Form von zu vielen nachzurüstenden Gesundheitspacks zahlen muss. Die Action ist schnell, geizt nicht mit Pixelblut und sorgt mit stets neuen Gegnern oder Variationen bekannter Feinde für Abwechslung. Dabei macht man mit den explodierenden und dabei Säure versprühenden "Fatties" sogar eine große Verbeugung vor den Boomern aus Left 4 Dead, wenn sich der Bildschirm gallgrün einfärbt und man nichts mehr erkennen kann. Der Grafikstil orientiert sich klar an Retro-Klassikern wie Metal Slug. Klar umrissene Strukturen, wenige verwendete Farben und minimale, aber größtenteils ordentliche Animationen kennzeichnen das Artdesign.

Metal Slug lässt grüßen

Allerdings gibt es auch auf Highend-Rechnern immer wieder Performance-Probleme: Mal wird das Geschehen langsamer. Dann wiederum wird das Zielen erschwert - was angesichts der erhöhten Effektivität von Kopfschüssen zu einer Tortur werden kann. Leider ließ sich nicht genau festmachen, in welcher Kombination welche Gegner und welche Effekte zu den Geschwindigkeitseinbußen führten. Störend sind sie allemal und sorgen für vermeidbare Punktverluste.

Fazit

Metal Slug trifft auf Left 4 Dead und Tower Defense. Nennt mich altmodisch, aber ich hatte mit der schnörkellosen Action Spaß. Sie ist zwar nur in der Mittelphase und in der letzten Nacht wirklich fordernd, wenn Ressourcen knapp sind und die Gegner numerisch zulegen sowie schlagkräftiger werden. Die Partner-KI könnte zudem aktiver gegen die Feinde vorgehen - oder noch besser: von menschlichen Spielern im kooperativen Kampf ersetzt werden, was leider nicht ermöglicht wird. Doch als kleiner Baller-Snack zwischendurch macht Deadly 30 Laune. Zumindest, bis man wieder auf eines der Performance-Probleme stößt, das sich trotz nicht üppiger 2D-Kulisse in Geschwindigkeits-Einbußen oder starkem Lag beim Zielen äußert.

Pro

  • konzeptionell interessanter Genre-Mix
  • Grafikstil erinnert an Metal Slug
  • unkomplizierte Action
  • Ressourcen-Management
  • drei spielbare Figuren

Kontra

  • vollkommen überzogene und schnell langweilige Sprachausgabe
  • technisch nicht immer sauber
  • nur wenige Abschnitte
  • kein Koop-Modus

Wertung

PC

Unterhaltsames Indie-Projekt, das geschickt 2D-Action á la Metal Slug mit Tower Defense vermischt. Technische Mankos und KI-Probleme sorgen für Punktabzüge.