Soul Fjord - Test, Musik & Party, Android

Soul Fjord
31.01.2014, Michael Krosta

Test: Soul Fjord

Als Kim Swift, immerhin einer der führenden Köpfe hinter dem genialen Puzzler Portal, exklusive Spiele für die Android-Konsole Ouya und eine enge Zusammenarbeit mit dem Team um Julie Uhrman verkündete, horchte die Spielewelt auf: Sollte der kleine Würfel mit Soul Fjord endlich ein exklusives Highlight bekommen? Beschert Airtight Games ihm mit der Mischung aus Dungeon-Crawler und Musikspiel vielleicht sogar einen System-Seller?

Leider kommt man beim Kämpfen nicht in einen ordentlichen Flow.
Schon blöd: Da kämpft man tapfer in einer gigantischen Wikinger-Schlacht, geht ehrenhaft drauf und wird vor den Toren Valhallas trotzdem vom Türsteher abgewiesen. Dabei soll es sich doch um den coolsten Club handeln, den man nach dem Ableben besuchen kann. Klar, dass Magnus Jones stinkig ist, den Zugang verwehrt zu bekommen. Also schnappt er Waffen und Rüstung, um sich den Weg aus der Verbannung zurückzukämpfen und schließlich Party zu machen, wie es sich für einen verstorbenen Wikinger gehört. Aber wenn man schon Äxte, Schwerter und Hämmer schwingt, dann wenigstens mit Stil: Anstatt nur mit wildem Knopfgehämmer die Gegner wie Skelette, Giftschlangen und Spinnen aus dem Weg zu räumen, führt erst der richtige Schlag-Rhythmus zu effektiven Attacken.

Kein Zutritt in Valhalla

Aus diesem Grund befindet sich unter der Figur eine Beat-Anzeige, die ähnlich funktioniert wie bei Parappa the Rapper. Dabei startet man die Kombo entweder mit einem leichten oder einem schweren Angriff, wobei die Tastenfolgen je nach Waffe unterschiedlich ausfallen. Geblockt wird ebenfalls im Takt, während ein Dash die schnelle Flucht aus brenzligen Situationen erlaubt. Neben der visuellen Hilfe in Form der Kombo-Anzeige kann man sich auch am Beat der Hintergrundmelodie orientieren. Doch hier liegt abgesehen von den öden Kulissen und langweilig designten Gegnern das Hauptproblem von Soul Fjord: Die Soul-Tracks hören sich nicht nur völlig uninspiriert an und lassen den „Ohrwurm-Charakter“ vermissen, sondern passen mit ihren typisch ausgeprägten Synkopen (also „ungerader“ Betonung) denkbar schlecht zum Spielprinzip. Folglich fällt es schwer, in einen echten Groove in den Kämpfen zu kommen.

In der Disco stimmt man sich für den Zutritt im Club Valhalla ein.
Dabei ist die Idee, nordische Mythologie mit Soul der Siebziger zu vermischen, eigentlich gar nicht übel. Im Fall von Soul Fjord hapert es nur an der Umsetzung und auch aus dem Art- und Gegnerdesign hätte man deutlich mehr rausholen können. Alles wirkt uninspiriert, simpel gestrickt und wiederholungsanfällig. Letzteres gilt auch für das Spielprinzip: Immer wieder befreit man gleich aussehende Arenen von den Fieslingen, zertrümmert Fässer, öffnet Schatzkisten oder stattet dem Händler einen Besuch ab, um weitere Ausrüstung zu kaufen.

Eine gelungene Mischung?

Bezahlt wird mit Gold als Ingame-Währung, aber da es sich hier um einen Free-to-Play-Titel handelt, lässt der obligatorische Haken nicht lange auf sich warten. Hier sieht er so aus, dass man die gefundenen Gegenstände nur so lange sein Eigen nennt, bis man ins Gras beißt und wieder im ersten der insgesamt neun Level landet. Es sei denn, man hat seine Lieblingsausrüstung wie Waffen, Schutzpanzer, Helme und Schilde im Tausch gegen Schallplatten „an die Seele gebunden“. Und drei Mal dürft ihr raten, was es mit den runden Plastikscheiben auf sich hat... Richtig: Dabei handelt es sich um die Mikrotransaktionen von Soul Fjord, denn zu Preisen zwischen zwei und knapp 100 (!) Dollar lassen sich Plattenpakete kaufen, deren Inhalte je nach Preis zwischen zehn und 700 Stück variieren. Mit ihnen sichert man sich nicht nur erhaltene Gegenstände – für die Investition von 25 Scheiben (Kosten: umgerechnet ca. 5 Dollar) sammelt man die doppelte Menge an Gold, während man zum Knacken der Schatzkisten ebenfalls einen Teil seines Plattenvorrats opfern muss. Immerhin: Ausrüstung, die man dort findet, wird automatisch ohne zusätzliche Kosten „gebunden“ und zwischendurch lassen besiegte Gegner auch mal eine Schallplatte als Preis zurück. Das bisher eingesammelte Gold ist beim Tod und dem damit verbundenen Neustart allerdings futsch.

Fairerweise muss man trotz der Abscheu gegenüber Mikrotransaktionen sagen, dass sich das Spiel mit entsprechenden Skills theoretisch durchspielen lässt, ohne einen Cent zu bezahlen. Allerdings wird die meisten Spielern angesichts der gebotenen Qualität die Motivation schon viel früher verlassen, sich überhaupt bis zum Ende durchkämpfen zu wollen. Mir ging es auf jeden Fall so.

Fazit

Bei der Ankündigung von Soul Fjord klang die originelle Mischung zwischen nordischer Mythologie und 70er-Soul/Funk interessant. Als gleichzeitig bekannt wurde, dass Kim Swift und Airtight Games hinter dem Exklusiv-Titel steht, lief die künstliche Hype-Maschine mit gutem Grund an – immerhin bescherten uns Teile des Teams schon das geniale Portal und die faszinierende Knobelei Quantum Conundrum. Was sollte da schon schief gehen? Fast alles: Die spannende Nord-Soul-Kombination kommt angesichts des langweiligen Designs kaum zum Tragen, der Musik fehlt der entscheidende Groove und das Kampfsystem will aufgrund der synkopenlastigen Rhythmen nicht ins Blut übergehen. Und dann ist da noch die Sache mit den Mikrotransaktionen: Klar, die Entwickler wollen Geld verdienen. Dass man mir als Spieler beim Bildschirm-Tod aber gleich alles wegnimmt, was ich mir nicht vorher gegen Platten (aka Echtgeld) gesichert habe, trägt nicht gerade zur Motivation bei, die schon nach den ersten Abschnitten rapide fällt. So muss die Ouya weiter auf einen exklusiven Hit warten. Bleibt zu hoffen, dass die Zusammenarbeit mit Swift und Airtight Games in Zukunft fruchtbarer für Ouya ausfällt.

Pro

  • interessante Spielidee...
  • kostenlos...

Kontra

  • ...aber schlechte Umsetzung
  • ...aber mit Mikrotransaktionen
  • lahme Musikstücke
  • öde Copy&Paste-Kulissen und Gegner
  • Spielablauf mangelt es an Abwechslung

Wertung

Android

Die Idee von Soul Fjord ist super, doch Kampf, Spieldesign und Musik fehlt der entscheidende Groove.