Werwolf - Vom Jäger zum Gejagten - Test, Action-Adventure, PC

Werwolf - Vom Jäger zum Gejagten
04.02.2014, Michael Krosta

Test: Werwolf - Vom Jäger zum Gejagten

Es kann nie gut sein, von einem Werwolf gebissen zu werden: Die Wahrscheinlichkeit, sich beim nächsten Vollmond in eine blutrünstige Bestie zu verwandeln, ist relativ hoch. Aber warum so lange warten? Schon beim Testen von Werwolf – Vom Jäger zum Gejagten ist das Gejaule groß. Was Fun Creators und Publisher UIG mit diesem Action-Adventure auf den Markt schmeißen, sorgt für ein Horror-Erlebnis der ganz schrecklichen Art...

Wooooow, diese Lichteffekte!
Manchmal weiß man schon nach fünf Minuten, dass es sich bei einem Spiel um reinen Softwaremüll handelt. Bei Werwolf – Vom Jäger zum Gejagten reichten eigentlich schon zwei: Meine Güte, diese polygon- und detailarme Grafik hätte vielleicht in den Neunzigern jemanden hinter dem Ofen hervorgelockt, doch heute möchte man sich angesichts dieser „Pracht“ sofort wieder verkriechen. Noch schlimmer wird es, sobald sich auch noch Figuren in den kargen Landschaften umher treiben. Abgesehen davon, dass sie meist nur regungslos in der Gegend herum stehen, sind die Nahaufnahmen ein guter Ersatz für fehlende Schockeffekte: Starre Augen, nicht die Spur von Mimik und ein gruselig animierter Mund beim Sprechen lassen das Blut in den Adern gefrieren.

Das nackte Grauen

Vielleicht habe ich auch nur vergessen, die Grafikleistung in den Optionen anzupassen? Denn auch die Auflösung kommt mir irgendwie so niedrig vor... nix da: In den Einstellungen darf man sich lediglich zwischen den Sprachen für die Untertitel sowie die Lautstärke der einschläfernden Musik und den unterirdisch schlechten Soundeffekten entscheiden. Am besten dreht man gleich beides auf Null. Die Auflösung ist jedoch bei 1280x768 festgelegt. Mehr Pixel würden die furchtbar schwammigen Texturen und Objekte, die lächerlichen Lichteffekte und hässlichen Figuren aber auch nicht mehr aufwerten. Anpassungen bei der Steuerung sucht man ebenfalls vergeblich: Eine Controller-Alternative zur Maus-Tastatur-Kombo ist genauso wenig erlaubt wie eine Invertierung der Y-Achse – ganz toll.

Immer wieder müssen Schlösser geknackt werden.
Ich weiß gar nicht, über was ich mich abseits der miserablen Technik mehr aufregen soll: Das redundante Schlösserknacken, mit dem man gefühlt alle fünf Minuten konfrontiert wird, um Ringe mit Hilfe von Schaltern richtig anzuordnen? Die Trial-und-Error-Fluchtsequenzen, in denen man einem der am schlechtesten animierten Wölfe aller Zeiten begegnet? Die Multiple-Choice-Dialoge, die von einigen der schlechtesten Sprecher aller Zeiten dahin gebrabbelt werden? Oder vielleicht doch das grandiose Kampfsystem, sobald man sich nach dem „Auftanken“ im Mondschein in einen Werwolf verwandelt, um seine Krallen in die hilflosen Wachen und Zivilisten zu bohren oder Hindernisse einzureißen? Nein, denn auch bei den einfallsreichen Rätseln wie einem Memory-Klon oder dem Suchen nach Zutaten für einen Zaubertrank kommt mir ähnlich die Galle hoch. Und was gibt es mir doch für ein großartiges Gefühl von Freiheit, wenn ich offene Bereiche nicht betreten darf, weil mir durch eine Einblendung mitgeteilt wird, „dass da immer noch etwas Anderes ist“. Ganz großes Kino! Schön auch, dass man immer wieder die Schlüssel im Inventar hervorkramen muss, obwohl man die entsprechenden Türen bereits mehrfach aufgeschlossen hat.

Spieldesign aus der Steinzeit

Der hässlichste Werwolf aller Zeiten? Die Animationen sind  auf jeden Fall der Knaller!
Apropos Schlüssel: Recht früh muss man einen von ihnen finden, bekommt aber keinen ordentlichen Hinweis darauf, wo er zu finden ist. So muss man sich an eine der Wachen von hinten heran schleichen, um ihr das Teil aus der Tasche zu stibitzen. Doch wie soll man darauf kommen, wenn man an der klobigen Figur nicht mal einen Hauch von Schlüssel erkennen kann? Die Kollisionsabfrage ist ebenfalls abenteuerlich: Durch viele Objekte wie Fässer und Kisten kann man einfach so hindurch gehen, doch kann es auch passieren, dass man bei den Erkundungen stecken bleibt und das Spiel neu starten darf. Die grammatikalischen Fehler in den deutschen Untertiteln unterstreichen zum guten Schluss ebenfalls das Niveau, mit dem dieser Müll produziert wurde.

Fazit

Es gibt Softwaremüll, der zumindest versucht, sich durch eine halbwegs ansprechende Technik als Perle zu tarnen oder immerhin interessante Ansätze zeigt. Und dann gibt es Vollkatastrophen wie Werwolf – Vom Jäger zum Gejagten, in denen man das Komplettpaket an Schund bekommt: Die Grafik ist miserabel und erinnert mit kargen Kulissen und hässlichen Figuren an eine Zeitreise in die Neunziger – und selbst damals gab es schon Besseres zu sehen...und zu hören. Angesichts des einschläfernden Gedüdels, den billigen Effekten und amateurhaften Sprechern sind Ohrstöpsel quasi ein Muss, um diese klangliche Folter zu ertragen. Doch das unterirdische Spieldesign toppt alles: Angefangen bei den dämlichen Rätseln, über das billige Kampfsystem bis hin zu  lächerlichen Fluchtsequenzen stolpert man hier von einem Fiasko ins nächste! Wer es tatsächlich schafft, diese Tortur bis zum Abspann durchzuhalten, müsste mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet werden.

Pro

  • Technik-Zeitreise in die Neunziger

Kontra

  • grausige Präsentation
  • hässliche, detailarme Kulissen und Figuren
  • fehlerhafte Kollisionsabfrage
  • redundantes Schlösserknacken
  • furchtbare Dialoge
  • noch furchtbarere englische Sprecher
  • diverse Grafikfehler
  • keine anpassbare Steuerung oder Controller-Unterstützung
  • Maus lässt sich nicht invertieren
  • Auflösung darf nicht angepasst werden
  • lächerliche Fluchtsequenzen
  • katastrophale Animationen und Mimik
  • dämliche Kämpfe
  • Zugang zu offenen Arealen wird künstlich verhindert
  • Rechtschreibfehler in deutschen Untertiteln
  • schlimmes "€žRätseldesign"€œ
  • null Atmosphäre

Wertung

PC

Was für ein Horror: Werwolf ist ein Desaster in jeder Hinsicht!