Serena - Test, Adventure, Mac, PC

Serena
06.02.2014, Jan Wöbbeking

Test: Serena

Ein Hobby-Projekt auf Steam wandelt auf den Pfaden von Gone Home und Dear Esther: Ein zynischer aber romantischer Poet wacht mit einem gigantischen Filmriss in einer Waldhütte auf. Wo ist seine Liebste abgeblieben – und wie sah sie überhaupt aus? Um diese Frage drehen sich die Gedanken der Hauptfigur beim Durchstöbern der verfallenen Horror-Kulisse.

Laut der Beschreibung auf Steam haben sich Dutzende von Adventure-Entwicklern und -Fans zusammen getan, um das erzählerische Experiment auf die Beine zu stellen. Für den vermeintlichen Aufwand fällt der Umfang mickrig aus: Nur rund eine Dreiviertelstunde dauert die spielbare Kurzgeschichte, sofern nicht Abstürze oder andere Probleme dazwischenfunken. Das Preis-Leistungsverhältnis ist trotzdem unschlagbar, der Titel lässt sich schließlich kostenlos herunterladen.

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Das Thema Gedächtnisverlust wirkt natürlich reichlich abgegriffen. Trotzdem ist es in den ersten Minuten unterhaltsam, in der Hütte herumzustöbern. Ob zum speckigen Küchentisch, einer kaputten Uhr oder Serenas Kamm – zu jedem untersuchbaren Objekt fällt dem verschrobenen näselnden Einsiedler etwas ein. Ähnlich wie in Myst steuere ich ihn aus der Ego-Sicht. Mausklicks auf einige Pfeile führen mich langsam auf vorgegebenen Pfaden durch die Hütte.

Und warum kann die Hauptfigur das Gesicht ihrer Liebsten auf Erinnerungsfotos nicht mehr erkennen?
Nach und nach versucht der Protagonist seine Erinnerung wiederzufinden und den Grund für Serenas Verschwinden zu entdecken. Sie schwärmt ihm schließlich in diversen Briefen noch poetisch von der idyllischen Zeit in der abgelegenen Hütte vor. Auf mehr Details gehe ich lieber nicht ein, sonst würde ich euch die Hand voll Rätsel verderben, auf die man im Spiel stößt. Meine Hauptaufgabe ist es, einen Sinn hinter den Erinnerungen zu deuten und Zusammenhänge zu erkennen.



Wo ist Serena?

Da sich das Mysterium auf wenige Puzzles beschränkt, streifte ich irgendwann genervt durch die Hütte und hörte mir wieder und wieder die gleichen Bemerkungen an, welche mein Alter Ego beim Anschauen der wenigen Gegenstände von sich gibt. Es gibt weder ein Inventar noch sonstige Spielmechaniken – ich kann lediglich immer wieder die schlecht platzierten Hotspots untersuchen, welche sich immerhin mit der Leertaste anzeigen lassen.

Die typische „Cabin in the woods“ erinnert an viele US-amerikanische Horrorfilme.
Erschwert wird die Suche durch technische Probleme: Nachdem das Spiel dreimal abgestürzt ist, irre ich zum vierten Mal von Beginn an durch die Hütte und grüble darüber nach, an welcher Stelle meiner Figur etwas Neues eingefallen sein könnte – oder ob sie wieder nur die bekannten Sätze herunter leiert. Ärgerlich ist auch, dass es keinerlei Menüs gibt. Beim Druck auf die Escape-Taste schließt sich das Spiel komplett. Da es keinerlei Speicherfunktion gibt, darf ich ein fünftes Mal neu anfangen – na schönen Dank auch! Es ist löblich, dass die Entwickler die Immersion fördern wollen, aber hätten sie angesichts der technischen Probleme nicht wenigstens ein einfaches Haupt- und Speichermenü anbieten können?



Technische und handwerkliche Hürden

Fazit

Serena hat durchaus Potential: Dank interessant formulierter Monologe der Hauptfigur hatte ich in den ersten Minuten noch Spaß daran, die gruselige Hütte nach Erinnerungen an die verschollene Ehefrau zu durchstöbern. Doch die mickrige Zahl an Rätseln sowie viele Probleme bei Technik und Spieldesign haben mir die Motivation gründlich verdorben. Ohne Speicherfunktion und nach mehrfachen Abstürzen war es irgendwann eine Qual, die ewig gleichen Objekte abzugrasen, um irgendwann doch auf einen neuen Hinweis oder Zusammenhang zu stoßen. Das gelungene Ende des kurzen kostenlosen Abenteuers entschädigt zwar ein wenig dafür – im Gegensatz zum emotionalen Gone Home verderben aber handwerkliche Probleme von Anfang an den Spaß.

Pro

  • gelungene Monologe und poetische bis zynische Kommentare
  • angenehm mysteriöses Herumstöbern in den ersten Minuten
  • verfallene Hütte sorgt für Horror-Stimmung

Kontra

  • zahlreiche Abstürze
  • keine Speichermöglichkeit
  • keine Menüs
  • sehr wenige Rätsel
  • hakelige Steuerung
  • schlecht platzierte Hotspots
  • Gedächtnisverlust als Thema wirkt abgegriffen
  • sehr kurz und abwechslungsarm

Wertung

PC

Interessanter Einstieg, frustrierendes Spiel: Viele technische und handwerkliche Probleme ersticken den Spaß am Herumstöbern im Keim.