Reaper: Tale of a Pale Swordsman - Test, Rollenspiel, Android, PC, iPad
Wenn auf dem PC ein Spiel auftaucht, das nur entfernt nach Action-Rollenspiel oder scrollender Prügler aussieht, werde ich neugierig. Und so war es auch bei Reaper, das als Untertitel "Tale of a Pale Swordsman", also "Die Geschichte eines blassen Schwertkämpfers" trägt: Auf Steam als "Action, Indie, RPG" klassifiziert, trifft es auf dem Papier genau meinen Nerv - zumindest ist zwei von drei Treffern schon mal nicht schlecht. Der Anfang hinterlässt einen guten Eindruck: Ein Schwertkämpfer zieht auf einer Übersichtskarte durch eine comichafte Fantasywelt, in der ein Konflikt zwischen dem Imperium (eine Art Steampunk-Fraktion) und den Eingeborenen-Stämmen den Alltag bestimmt. Dabei gehört er aber weder der einen noch der anderen Gruppe an, sondern verfolgt seine eigenen (monetären) Ziele, die er kompromisslos verfolgt. Er bewegt sich frei zwischen den Fraktionen und schert sich nicht um Auswirkungen.
Comic-Rächer
Und wenn das bedeutet, dass er einen Auftraggeber nach Erledigung der Mission erpresst, um mehr Gold herauszuschinden oder ihn sogar tötet und dann sein Gold nimmt, dann ist das so. Die Hauptfigur bleibt geheimnisvoll, seine Beweggründe sind häufig diffus und lassen viel Platz zur Interpretation, wobei die moralische Verurteilung ohnehin auf dieser Seite des Bildschirms stattfindet. Dass die Geschichte darüber hinaus nur über kurze prägnante Dialogschnippsel mitsamt minimaler Antwortoptionen erzählt wird, macht die Neugier auf die Figur nur größer. Leider scheinen die Entscheidungen es aber keine Auswirkungen zu haben. Zumindest hat sich der Spielverlauf nicht gravierend genug verändert. Selbst wenn man sich auf die Imperiums-Seite schlägt, bleiben einem die Soldaten feindlich gesinnt - schade!
Hack&Slay light
Im mobilen Einsatz ergibt diese Automatik im bei der entsprechenden Knopfknappheit oder Sichtproblemen auf kleinen Berührungsbildschirmen durchaus Sinn. Doch am Rechner, wo sowohl auf der Tastatur als auch am unterstützen Pad deutlich mehr Knöpfe zur Verfügung stehen, hätte man mehr machen müssen - und sei es nur, um das Anforderungsprofil zu erhöhen, das sich unter dem Strich moderat zeigt.
Stationäre Probleme
Fazit
Auf mobilen Plattformen mag Reaper ein nettes sowie erfolgreiches Action-Rollenspiel für zwischendurch sein. Am PC hingegen lässt die Faszination nach einer interessanten Anfangsphase nach. Während Stroy, Kulisse und die ambivalente Hauptfigur das Zeug haben, Interesse auf lange Sicht generieren zu können, sorgt das Kämpfen bereits mittelfristig für Gähnen. Hier wurde bei der Umsetzung von berührungsbasierten Mobilsystemen auf den PC zu wenig Optimierungsarbeit investiert. Mit mehr aktiven Aktionen hätten die Auseinandersetzungen das Erscheinungsbild von häufig zu leichten Geschicklichkeitsübungen hinter sich lassen können. Hier lässt der blasse Schwertkämpfer viele entscheidende Punkte liegen.
Pro
- stimmungsvolles sympathisches Comic-Artdesign
- passable Gegner-Auswahl...
- interessante Story
- kompromissloser Anti-Held
Kontra
- Kampf reduziert auf ein simples Geschicklichkeits-Geplänkel
- ... dennoch nur wenig Abwechslung im Kampf
- Entscheidungen mit wenig Einfluss auf Welt oder Geschichte