Autumn Dynasty Warlords - Test, Taktik & Strategie, iPad

Autumn Dynasty Warlords
18.03.2014, Jörg Luibl

Test: Autumn Dynasty Warlords

Kampf, Aufbau & Eroberung

Anspruch für Feldherren? Das geht auch ohne Maus und Rechner: Touch Dimensions aus Singapur servierte mit Autumn Dynasty bereits 2012 sehr gute Echtzeit-Strategie für das Tablet. Das Strategiespiel im Tuschestil konnte satte 88 Prozent erobern. Der Nachfolger Autumn Dynasty Warlords ist komplexer aufgebaut, zumal Rundenplanung auf Echtzeitgefechte trifft. Ein Total War für die Couch? Mehr dazu im Test.

Eine Provinz, etwas Gold, ein kleines Heer und acht chinesische Warlords als computergesteuerte Kontrahenten - wie lange kann man mit Iron Zhao bestehen? Das richtet sich u.a. nach dem Schwierigkeitsgrad, denn ab dem dritten der vier verfügbaren werden auch Strategieveteranen in diesem edlen Mix aus Runde und Echtzeit gefordert. In der Aufbauphase kann man in jeder Provinz diverse Gebäude wie  Kasernen, Marktplätze, Farmen oder Archive errichten, um so seine Truppenvielfalt, sein Einkommen oder das Bevölkerungswachstum zu verbessern.

Komplexes Risiko im alten China

Hat man eine Runde beendet, gibt es meist ein Ereignis wie eine Flut, Banditen oder Ähnliches. Das Spiel erreicht zwar nicht die Komplexität eines Civilization, erinnert aber im Rundenmodus angenehm an Total War, denn Ordnung, Agenten und Diplomatie sind relevant. Je höher die Stabilität einer Provinz, desto mehr Steuern sowie Fruchtbarkeit und weniger Revoltenrisiko; je höher die Alarmierung, desto besser die Spionageabwehr.

Risiko im alten China: man startet mit einer Provinz und muss clever expandieren.

Man kann Offiziere mit bis zu vier Charaktereigenschaften in eigene oder Nachbarländer schicken, um dort Beziehungen über Gespräche, Geschenke oder Handel bis hin zur Allianz aufzubauen; auch friedliche Übernahmen sind möglich. Man kann zudem spionieren und sabotieren, wenn man einen Krieg plant - schließlich will man auf der bunten Karte mit seiner Farbe expandieren. Auch wenn Autumn Dynasty Warlords zunächst wie ein Risiko für iPad anmutet, geht es hier wesentlich komplexer zu. Und dabei gibt es einige Aspekte, die auch einem Total War vor der Schlacht gut stehen würden.

Wer die Grenze einer Provinz überschreitet, landet nicht sofort im Gefecht, sondern kann unter territorialen Optionen wählen. Will man ein Basislager für größere Truppenkontingente  errichten, erstmal etwas Aufklärung über den Gegner betreiben oder schnell das Hinterland infiltrieren? Und damit nicht genug, entsteht daraufhin eine weitere Verzweigung: Entscheidet man sich z.B. für die Infiltration, kann man nach einem Erfolg zwischen vier Optionen wählen - sich durch die Linien schleichen, ein Dorf plündern, eine Stellung ausheben oder einen Streifzug einleiten. Je nach Entscheidung

Je nach Warlord bekommt man andere Boni für seine Truppen.


Taktische Vielfalt vor dem Gefecht

Bevor es losgeht, wählt man seine Truppen, die man mit Dekreten wie etwa bessere Defensive der Speerkämpfer nochmal gezielt verbessern oder um einen Offizier bereichern kann. Wer sich hinter die Linien schleichen wollte, muss dann z.B. einfach von seiner Seite auf die andere der Karte kommen - und dabei Feinde oder Wachtürme umgehen. Mal muss man bei tickender Uhr alle Gegner besiegen, mal die Nachschubwagen zerstören oder eine Festung schleifen. Schön ist, dass die eigenen Truppen an Erfahrung und Schlagkraft gewinnen, so dass man irgendwann von Veteranen mit höherem Level umgeben ist.

meldet das Spiel entweder einen automatischen Erfolg oder leitet in eine Echtzeit-Mission im Gelände um, die sich nach der Wahl auf der Karte ändert.

Sehr gelungen: Bewegt man seine Truppen hinter die Grenze, hat man zig taktische Optionen, die sich weiter verzweigen.


Echtzeitgefechte im Gelände

Das Ganze spielt sich im Gegensatz zu Total War eher knackig als episch, denn die Karten sind recht überschaubar, die Ziele schnell erfüllt und die Truppenanzahl überschaubar - wer es im Gelände komplexer mag, sollte klassische Rundentaktik wie Ravenmark oder Battle of the Bulge auf dem iPad vorziehen. Hier kann man selbst Belagerungen recht fix meistern, denn nicht nur Mineure und Katapulte, sondern auch Bogenschützen schleifen Mauern.

Dennoch macht es Laune, seine winzig kleinen, aber ansprechend animierten Soldaten in wenigen Minutenhäppchen zum Sieg zu führen. Man kann das Gelände mit seinem Nebel des Krieges mitunter gut ausnutzen - in Wäldern verstecken sich Speerkämpfer, Hügel geben Boni etc. Etwas inkonsequent ist, dass jene Truppen, die man in einer Runde über mehrere Stationen weit ins Land des Feindes gebracht hat, bei der nächsten Runde wieder im ursprünglichen Camp der Heimat warten - das macht das Spiel natürlich weniger authentisch und viel leichter, denn so kann man natürlich besser auf Gefahren reagieren oder ein anderes Angriffsziel wählen.

Man steuert seine Truppen in Echtzeit per Fingerbefehl im Tuschestil.


Befehle malen im Tuschestil

Dabei steuert man seine Truppen sehr intuitiv in Echtzeit über Fingermalerei: Man zieht im Tuschestil Linien für die Richtung einzelner oder Kreise für die Gruppenauswahl; danach bewegen sich alle zusammen. Doppeltes Tippen sorgt für eine Auswahl aller Einheiten eines Typs und wenn man einen Feind mit dem Pfeil anvisiert, geht es zum Angriff. Vorbildlich: Meist bleiben Bogenschützen automatisch hinten. Hat man Spezialangriffe wie etwa Hinterhalt, engere Linien oder Sperrfeuer, kann man diese per Fingertipper auslösen. Oftmals reicht aber die kombinierte Masse gemischter Truppentypen.

Noch etwas ist vorbildlich: Es gibt keine In-App-Käufe, sondern man schaltet zusätzliche Anführer über eigene Leistungen frei - dazu gehören kleinere Errungenschaften wie mehr als 30 Gebäude errichten, einen Level-5-Offizier besitzen oder 50 Spionage-Missionen absolvieren. Das lohnt sich, denn zu Beginn kann man nur mit Iron Zhao starten, der mit seinen Fähigkeiten lediglich die Speerkämpfer verbessert und auch nicht alle der neun Truppentypen ausheben darf. Für Söldner, Schwertkämpfer, Elefanten oder berittene Bogenschützen braucht man z.B. andere Warlords.

Fazit

Autumn Dynasty Warlords ist ein weiterer Beweis dafür, dass man anspruchsvolle und innovative Strategie auf dem Tablet erleben kann. Der Tuschestil ist eine Augenweide, die Aufbautaktik ist vielfältig und man zieht seine Befehle intuitiv per Finger in das Gelände - sehr ansehnlich. Zwar spielen sich die Gefechte etwas zu knackig, aber dafür bietet Touch Dimensions gegenüber dem Vorgänger mehr Aufbauklasse: Das Ganze erinnert mittlerweile an eine asiatische Variante von Total War. Es gibt neun Truppentypen, die an Erfahrung gewinnen, dazu Geländeeinfluss und Spezialfähigkeiten. Das Highlight ist, dass man schon vor einer Schlacht in mehreren Phasen die Qual der Wahl hat, wie man taktisch vorgehen will: Lager errichten, Dorf schleifen, infiltrieren? Hier ist lediglich ärgerlich, dass einem die Truppenverlagerung so einfach gemacht wird. Trotz kleiner Defizite: Wer Strategie auf dem iPad erleben will, kommt um dieses edle Schmuckstück nicht herum.

Pro

  • Mix aus Runden- und Echtzeit-Strategie
  • nichtlineare Kampagne gegen KI-Warlords
  • taktische Entscheidungsvielfalt vor dem Gefecht
  • Gebäudebau, Spionage, Sabotage und Diplomatie
  • edler Tuschestil, zoombare Karten
  • intuitive Steuerung der Truppen
  • gutes Schere-Stein-Papier-Prinzip
  • Spezialfähigkeiten einsetzen
  • Deckung, Hinterhalte, Verlangsamungen
  • Truppen & Offiziere gewinnen Erfahrungen

Kontra

  • Gefechte etwas zu schnell vorbei
  • meist reicht die große Gruppe für den Sieg
  • Truppen nach Expansion wieder im Camp
  • nur auf Englisch
  • kein Multiplayer

Wertung

iPad

Autumn Dynasty Warlords ist ein weiterer Beweis dafür, dass man anspruchsvolle Strategie auch auf dem Tablet erleben kann.