Goat Simulator - Test, Simulation, 360, PlayStation4, XboxOne, Mac, PC, Switch, PlayStation3
Endlich stellt ein Entwickler den wahren Reiz der Alltagssimulationen in den Mittelpunkt. Wer braucht schon Feuerwehralltag oder stupide Abrissarbeiten? Den meisten Spaß hat man in einschlägigen Titeln schließlich mit den Bugs und der lachhaften Physik. Es ist nur konsequent, dass Entwickler Coffee Stain Studios (Sanctum) die Fehler ihres „Ziegensimulators“ bewusst im Spiel lässt. „Alles, was das Spiel nicht zum Absturz bringt, bleibt drin“, lautete offenbar das Motto – und damit fährt der schwedische Entwickler deutlich besser als der Großteil der Konkurrenz!
Der Wahnsinn in Spielform
Das Prinzip ist noch bescheuerter als es sich anhört: Ich laufe als bockige Ziege durch eine ruhige Kleinstadt und zerlege fast alles, was mir vor die Hörner kommt. Ein Auto? Explodiert kraftvoll nach meiner Ramm-Attacke. Ein Entwicklerstudio? Wird vollkommen von meinen Hörnern verwüstet, bis Berge von gerammten Schreibtischen die zuckenden Ragdoll-Programmierer unter sich begraben.
Tony Goat?
Auch am Boden lassen sich Kombos verlängern: Ein Fahrrad ablecken bringt Punkte. Über das an der Zunge hängende Fahrrad springen bringt Punkte. Das Fahrrad in einem Sprung rammen bringt Punkte. Alle nur erdenklichen Objekte vom Duschgel bis hin zum gigantischen Findling lassen sich in die Tricks einbauen. Oder man rammt sie einfach wild durch die Gegend – so lässt sich der Kombo-Zähler noch schneller in die Höhe treiben. In solchen Momenten wechselt der Soundtrack sogar zu einem völlig schief piepsenden Synthesizer-Solo – herrlich!
Noch cooler sind die halsbrecherischen Verrenkungen der Ziege und der biegsamen Passanten. Wenn man z.B. einen Menschen unter einem zerstörten Tankstellendach hervorzerrt, zuckt der so ruckartig mit seinen Extremitäten, wie ich es noch in keinem Spiel gesehen habe. Oder man macht sich auf der Suche nach einer diabolischen Parallelwelt. Wer sie entdeckt, kann fortan Unmengen regungsloser Ziegen vom Himmel regnen lassen. Bei einem Spieler vereinigten sich die Ziegen in den Weiten des Alls sogar zu einem bizarren Todesstern voller spitzer Stacheln. Am besten steuert sich der Randale-Ausflug mit dem 360-Controller – wer will, kann aber auch mit Maus und Tastatur loslegen.
Krawalltourismus Deluxe
Der Umfang fällt allerdings reichlich mickrig aus: Nach zwei, drei Stunden ist das Herumspinnen auf nur einer überschaubaren Karte natürlich bei weitem nicht mehr so faszinierend wie in den ersten Minuten. Trotzdem sorgen ein paar Geheimversteckeund Herausforderungen auch dann noch für Motivation. In vielen kleinen Ecken und Spalten sind kleine, teils bewachte Trophäen versteckt – und auch das Erforschen der bugverseuchten Randgebiete des Areals ist durchaus unterhaltsam. Die eingeblendeten Aufgaben verlangen z.B., dass man eine bestimmte Höhe oder
Punktzahl erreicht. Auch Extras wie eine Giraffe oder ein Supersprung lassen sich freischalten und im Custom-Game aktivieren.Wer dann immer noch nicht genug herumgealbert hat, kann sich außerdem mit User-Karten und Mods aus dem Steam-Workshop austoben oder versuchen, die bizarren Erfolge zu erreichen. Mehrspielermodi fehlen leider – stattdessen gibt es nur eine Hand voll weltweiter Bestenlisten, welche sich nicht einmal vernünftig sortieren lassen.
Mä-ä-ä-ä-ä!
Fazit
Endlich lässt jemand mal das Spiel links liegen und kümmert sich um das, was wirklich zählt: Die pure Lust an der Zerstörung und skurrilen Glitches! Schon in klassischen Open-World-Titeln wie GTA gehörte das freie Entdecken und Randalieren schließlich zu den unterhaltsamsten Beschäftigungen. Der Goat Simulator erklärt den Schwachsinn zur Hauptsache: Es macht unheimlich viel Spaß, die Welt auf bizarre Weise ins Chaos zu stürzen und nebenbei ein paar coole akrobatische Tricks abzuziehen. Auch die Unmengen an Physik-Glitches und abenteuerlich dehnbaren Passanten sind ein echtes Highlight! Sicher, der Umfang wirkt mickrig: Nach ein paar lustigen Stündchen hat man fast alles gesehen und die Geheimverstecke gefunden. Auch die kleinen Aufgaben und Punkte-Herausforderungen sind eigentlich nur Nebensache – trotzdem kann ich dem Titel jedem ans Herz legen, der einfach mal abschalten und gepflegt Chaos stiften möchte.
Pro
- herrlich alberne Zerstörungsorgie
- zum Brüllen komische Glitches und Physikspielereien
- lustige Akrobatik mit Menschen und Objekten im Schlepptau
- gestörte Musik und energisches Blöken
- liebevoll versteckte Geheimnisse
- kleine Herausforderungen sorgen für Motivation
Kontra
- mickriger Umfang (nur eine Hauptkarte)
- Tricks und Kombos nicht so ausgefeilt wie in ernsthaften Funsport-Spielen
- gelegentliche Abstürze und (unabsichtliche) technische Probleme
- kein Mehrspielerpart und nur sehr simple Bestenlisten