Mario Golf: World Tour - Test, Sport, 3DS

Mario Golf: World Tour
24.04.2014, Jens Bischoff

Test: Mario Golf: World Tour

Golfclub für unterwegs

Zehn Jahre nach der Toadstool Tour auf dem GameCube schickt Camelot Nintendos Vorzeigeklempner mit Mario Golf: World Tour (ab 99,98€ bei kaufen) wieder auf Tournee. Dieses Mal inklusive Mii-Einbindung, Online-Turnieren und 3D-Funktion. Mehr dazu im Test.

Zunächst wählt man ein Mii als Alter-Ego, gibt an, ob man Rechts- oder Linkshänder sein und wie man bevorzugt abschlagen will und schon darf man aufs virtuelle Grün. Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Golfens auf dem 3DS öffnen sich sogar schon die Pforten zum exklusiven Palastclub. Da kann man nicht nur weitere Trainingseinheiten buchen und sein Handicap ermitteln, sondern sich auch neu einkleiden, ausgestellte Trophäen bewundern sowie auf Mario, Luigi und Co treffen.

Willkommen im Club

Insgesamt kann ein ganzes Dutzend Nintendo-Maskottchen auf zehn Kursen mit 126 Löchern herausgefordert werden. Im Mittelpunkt stehen drei eher realitätsnahe 18-Loch-Kurse vor Wald-, Strand- und Gebirgskulisse, auf denen man Übungsrunden, Handicap-Turniere und Meisterschaften bestreitet.

Darüber hinaus erhält man aber auch nach und nach Zutritt zu ausgefallenen 9-Loch-Kursen wie Peachs Schlossgarten, Yoshis See, Cheep-Cheeps Lagune oder Donkey Kongs Dschungel. Hier gibt es nicht nur jede Menge schräger Hindernisse und Hilfsmittel wie Trampoline, Beschleunigungsfelder oder Unterwasser-Strudelkanonen, sondern auch in Kisten à la Mario Kart versteckte Power-Ups, die den Golfball vorübergehend in eine Rakete verwandeln, sprunghaft in ungeahnte Höhen schnellen oder lästige Wasserhindernisse kurzerhand eingefrieren lassen.

Der Mix aus annähernd realistischen und völlig unrealistischen Golfkursen sorgt jedenfalls für ein angenehm breit gefächertes Spektrum an Herausforderungen.

Die Golfplätze bieten eine gelungene Mischung aus traditionellen und verrückten Kursen.
Es gibt sogar eine ganze Reihe spezieller Aufgaben für jeden Kurs, wo man Münzen sammeln, Ringe treffen, Duelle bestreiten oder mit zufällig ausgelosten Schlägern bestehen muss, um Sterne zu verdienen, mit denen sich weitere Golfanlagen freischalten lassen.

Gelungene Mischung

Ein Editor für eigene Kurskreationen ist zwar nicht mit an Bord, Nintendo selbst hat aber bereits Nachschub angekündigt. Via SpotPass sind auch globale und regionale Online-Turniere geplant sowie Highscore-Uploads möglich, während man über StreetPass Mii-Daten tauschen und Clubs anderer Spieler besuchen kann. Ansonsten können sich jederzeit bis zu vier Spieler zu einzelnen Golfpartien einfinden - sowohl übers Netz als auch direkt vor Ort. Game-Sharing wird bei lokalen Treffen aber leider nicht unterstützt.

Als Siegbedingung lassen sich neben der klassischen Zählung der Schläge, auch die Anzahl gewonnener Löcher, die zum Abschluss benötigte Zeit (Speed-Golf) oder eine Score-basierte Punktvergabe (Point Play) auswählen. Auf speziellen Übungsanlagen kann man zudem an seinem Abschlag, seiner Annäherung oder seinem Putten feilen, bevor man sich auf der Wolkeninsel der Herausforderung stellt, selbst in luftiger Höhe punktgenau einzulochen.

Die Steuerung ist sowohl über Tasten als auch Touchscreen möglich. Einsteiger können die Ausführung sogar teilweise automatisieren lassen und sich rein auf das Dosieren der Schlagstärke konzentrieren. Fortgeschrittene nehmen hingegen auch auf Impact-Punkt, Schnitt und Spin Einfluss, wenngleich Profis bei Letzterem die eher grobe Skalierung monieren dürften. Statt analoger Dosierung gibt es hier lediglich zwei vorgefertigte Top- und Backspin-Varianten. Wind und Untergrund gilt es hingegen sehr genau zu beachten, selbst Höhenunterschiede und Witterungen wie Regen haben Einfluss auf Flug- und Rollverhalten, so dass insgesamt eine für ein Spaßgolf ganz passable Ballphysik geboten wird.

Alles im Griff?

Anfänger freuen sich währenddessen über automatische Schlägervorauswahlen, Idealpunktanzeigen, Hinderniswarnungen sowie voraussichtliche Flugkurven, Lande- und Ausrollpunkte. Bei der Schlagausführung wird dann auf einem zunehmenden Ladebalken versucht möglichst genau die perfekte Schlagkraftlinie zu treffen. Danach stellt man ein, wo man den Ball treffen will, bevor man die Präzisionslinie auf dem wieder abnehmenden Ladebalken zu treffen versucht. Abschließend kann man noch eins von vier Spinverhalten wählen oder auf jeglichen Über- bzw. Unterschnitt verzichten.

Beim Festlegen des Impact-Punkts hat man per Touchscreen klare Vorteile. Ansonsten sind sich Touch- und Tastensteuerung jedoch ebenbürtig. Die Kamerakontrolle unterstützt sogar freies Umsehen per Bewegungssensorik, unterliegt in der Positionierung aber trotzdem einigen Einschränkungen, die sich vor allem bei Kursherausforderungen wie dem Münzentreffen negativ bemerkbar machen können.

In Wigglers Park golft man in Schrumpfform zwischen gigantischen Pflanzen und Insekten.
Der optionale 3D-Effekt ist hingegen ohne Tadel, beim Putten verlässt man sich aber trotzdem lieber auf die eingeblendeten Hilfslinien.

Die Präsentation ist insgesamt eher zweckmäßig, aber in sich stimmig und charmant. Vor allem Leveldesign, Animationen und so manch Spezialschlag wissen zu gefallen. Es gibt sogar einen deutschen Kommentator, der allerdings nur wenige Standardsprüche von sich gibt. Auch die KI-Konkurrenten bleiben weitestgehend stumm. Hier hat man eindeutig Atmosphärepotential verschenkt. Die Jagd nach Rekorden, Trophäen und Sternen motiviert dennoch.

Charmante Upgrade-Hatz

Neben dem Verbessern des eigenen Handicaps kann man durch besondere Leistungen auch immer mehr Bälle, Schläger und Kleidungsstücke für seinen Mii-Golfer freischalten, die nicht nur Einfluss auf dessen Erscheinungsbild, sondern auch dessen Spielattribute haben können. So lässt sich nicht nur die Schlagkraft stärken, sondern auch Kontrolle und Trefferzonen ausweiten sowie der Schlagtyp ändern, was man sich manchmal auch während einer Partie gewünscht hätte.

Fazit

Mario Golf: World Tour bietet routinierte Golfunterhaltung für Groß und Klein, Anfänger und Fortgeschrittene. Die Plätze bieten eine gute Mischung aus traditionellen und abgefahrenen Kursen, die Ballphysik gefällt und die Handhabung lässt sich gut an individuelle Bedürfnisse anpassen. Nur die Kamerakontrolle und das Spin-Verhalten hätten etwas freier ausfallen können. Für ein schnelles Spielchen mit Freunden wäre zudem eine lokale Game-Sharing-Funktion, für kreative Experimente ein Kurseditor wünschenswert gewesen. Ansonsten gibt es aber kaum etwas zu meckern. Sogar ein Online-Modus samt Turnieren und Ranglisten ist dieses Mal mit von der Partie. Große Überraschungen oder Innovationen sucht man zwar vergebens, aber die Jagd nach Sternen, Rekorden, Trophäen und neuer Ausrüstung unterhält und motiviert auf gutem Niveau.

Pro

  • einfache Handhabung
  • Golfparty für bis zu vier Spieler
  • motivierende Item- & Rekordjagd

Kontra

  • kein lokales Game-Sharing
  • limitierte Kamera
  • & Spin-Kontrolle

Wertung

3DS

Charmanter Partygolf-Club für sammelfreudige Nintendo-Fans.