The Room Two - Test, Adventure, iPad, Android, PC, iPhone

The Room Two
11.04.2014, Jan Wöbbeking

Test: The Room Two

Mechanische Rätsel in der Finsternis

Auf Android-Tablets kehrt dieser Tage gemütliche Knobelstimmung ein: Nachdem sich The Room 2 auf iOS bereits 1,2 Millionen mal verkaufte, dürfen jetzt Google-Nutzer zuschlagen. Faszinieren die mystisch glänzenden Apparate so sehr wie im Debüt?

Das Konzept hat sich nicht verändert: Der Spieler findet sich ohne Hintergrundgeschichte in einem dunklen Raum wieder und muss herausfinden, was es mit den geheimnisvollen Apparaturen darin auf sich hat. Die liebevoll konstruierten Kästchen stecken voller Zahnrädchen und anderer mechanischer Feinheiten, welche beim Drehen der Kamera einladend glänzen. Nur eine Reihe vage formulierter Briefe geben Hinweise auf des Rätsels Lösung und was hinter den fünf finsteren Räumen steckt, durch die man sich im Laufe des Spiels knobelt.

Ein Blick auf einen der mit Geheimnissen gespickten Räume...


Faszinierende Kisten

Ein Doppeltippser auf ein hölzernes Schiffsmodell und schon zoomt das Bild heran. Mit kleinen Fingerstrichen lässt sich die Kamera intuitiv umherbewegen, ein Okular mit speziell getöntem Glas offenbart auf Knopfdruck Geheimschriften und andere versteckte Botschaften. Nachdem ich ein paar Kanonen verschoben und den Mastkorb gedreht habe, öffnet sich ein Geheimfach mit einem verschnörkelten Schlüssel. Er passt exakt in die Vertiefung auf der Vorderseite, woraufhin das komplette Heck aufklappt und einen weiteren Schlüssel frei gibt.

Dieses eckige Exemplar scheint zwar zur großen Truhe nebenan zu passen, erfordert aber deutlich mehr Knobelgeschick. Erst nachdem man in anderen Zimmerecken auf Hinweise und einen seltsam geformten Zylinder gestoßen ist, offenbart sich die Lösung hinter den Rädchen, die den Weg zum Schlüsselloch versperren. Der Aufwand lohnt sich aber, denn darunter liegt eine mystisch leuchtende Seekarte mit drucksensitiven Feldern, auf denen eine Route korrekt nachgefahren werden muss.

Kombinationsgabe gefragt

So greift ein Rätsel in das nächste – und im Gegensatz zu manchem mobilen Konkurrenztitel ist hier jedes Detail sehr liebevoll modelliert. Auch die saubere Technik animiert zum Herumstöbern. Wenn feine Armaturen und angelaufenen Ornamente beim Drehen hübsch glänzen, macht das Erforschen schließlich doppelt so viel Spaß. Im Hintergrund werden die Details derweil mit einem sanften Unschärfefilter übertüncht. Gegen Frust helfen kleine Hinweise, welche sich nach einigen erfolglosen Sekunden auf Wunsch einblenden lassen.

...in ihm verbirgt sich diese Seekarte, welche einige versteckte Mechanismen offenbart.

Wer aufmerksam sucht, kombiniert, das Okular einsetzt und auf Botschaften achtet, sollte die Tipps aber ohnehin kaum benötigen. So knifflig wie in CLARC wird es hier bei weitem nicht. Da in jede der exotischen Maschinen viel Design-Aufwand geflossen ist, dauert es nur rund zwei Stunden, bis man alles geknackt hat. Nachdem der Zauber der Entdeckung verflogen ist, bleibt natürlich kaum einen Wiederspielwert. Erfreulich ist, dass die Entwickler bewusst auf In-App-Käufe verzichten.

Auch für Einstiger geeignet

Die Apple-Version sieht auf dem iPad richtig hübsch aus. Auch die Android-Umsetzung kann sich sehen lassen und wurde sinnvoll auf gängige Geräte abgestimmt. Auf dem mittlerweile etwas schwächlichen Nexus 7 von 2012 wurden z.B. die Details und Effekte ein wenig heruntergeschraubt. Im Gegenzug läuft das Spiel auch dort fast so flüssig wie im Original. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Touch-Eingaben bei derart vielen Kamera-Bewegungen flüssig von der Hand gehen müssen. Auf dem iPad flutscht das schnelle Drehen und Zoomen allerdings noch einen Deut präziser.

Fazit

Fireproof Games hat ein Händchen für mystische Puzzlespiele. Beim Konstruieren ihrer geheimnisvollen Rätselmaschinen haben die Entwickler ähnlich viel Liebe zum Detail aufgebracht wie Konstrukteure uralter mechanischer Automaten. An jeder Ecke gibt es ein neues Geheimnis oder ein funkelndes Metallornament zu entdecken, das sich direkt mit der Fingerspitze untersuchen lässt. Dieses haptische Erforschen aus der Ego-Perspektive trägt viel zum Flair der Serie bei. Neue Ideen sind zwar nicht ins Konzept eingeflossen, trotzdem hat mich der zweite Teil von The Room sofort in seinen Bann gezogen. Der Umfang fällt allerdings knapp aus: Nach nur rund zwei Stunden ist das Abenteuer vorbei und die Rätselstimmung verflogen – schade. Trotzdem ist das Spiel ein liebevoll designter Gegenentwurf zu all den austauschbaren Match-3-Klonen der In-App-Industrie.

Pro

  • neugierig machende 3D-Rätsel
  • intuitive Steuerung
  • dreh- und zoombare Apparate
  • edle Präsentation und mysteriöses Flair
  • unheimlicher Soundteppich
  • geheimnisvolle Briefe und Botschaften
  • optionale mehrstufige Hinweise

Kontra

  • sehr kurz
  • Story hält sich lediglich im Hintergrund

Wertung

iPad

Kurzes, aber sehr intensives Knobelabenteuer mit faszinierend konstruierten Rätselmaschinen.

Android

Kurzes, aber sehr intensives Knobelabenteuer mit faszinierend konstruierten Rätselmaschinen.

iPhone

Kurzes, aber sehr intensives Knobelabenteuer mit faszinierend konstruierten Rätselmaschinen.