The Lego Movie Videogame - Test, Action-Adventure, 360, 3DS, PC, Wii_U, PS_Vita, XboxOne, PlayStation4, PlayStation3
Emmet lebt in der Bauklotz-Metropole Bricksburg ein erfülltes Leben als Bauarbeiter: Umgeben von Anleitungen, die nicht nur den Alltag wie das morgendliche Stadtbegrüßungs-Ritual, sondern natürlich auch seinen Job bestimmen, ist alles unglaublich toll. Doch er wird buchstäblich aus der Bahn geworfen, als er bei einem Arbeitsunfall über ein Relikt stolpert. Der Finder dieses Relikts wird nach einer uralten Prophezeiung der "Auserwählte" sein, der die böse Herrschaft des nach unglaublicher Macht strebenden Lord Business mitsamt seiner Roboter-Armee beenden kann.
"Everything is awesome"
Und damit beginnt ein Abenteuer, das nicht nur Emmet und Bricksburg, sondern auch zahlreiche andere Welten innerhalb des Lego-Universums bis in die Grundfeste erschüttern wird. Die Geschichte und die Figuren, denen man begegnet, orientieren sich eng am Film und werden mit zahlreichen gut gewählten Ausschnitten begleitet. Da man allerdings dem Quellmaterial akribisch folgen muss und hinsichtlich der Erzählung kaum kreative Freiheit genießt, gibt es Defizite auf Seite des Humors. Bisher konnten die Lego-Titel von Star Wars bis Der Hobbit einen erheblichen Reiz daraus ziehen, die Filme oder Comics zu karikieren oder mit sonstigen Anspielungen für Lacher zu sorgen. Hier sind es eigentlich nur die Originalszenen und mit Einschränkungen die Dialoge innerhalb der Gruppe während des Spielens, die das einlösen, was man eigentlich mit Lego-Spielen verbindet.
Hinsichtlich der visuellen Umsetzung werden zwei Sachen deutlich. Zum einen: Das Artdesign des Films wird gut eingefangen. Ähnlich Lego City Undercover auf Wii-U wird alles in den großräumigen Abschnitten mit Lego-Steinen dargestellt. Bodenplatten, Pflastersteine, Flammen, Explosionen, ja selbst der Rauch wirkt lego-isch. Das Gefühl, ausnahmslos alles nachbauen zu können, was in den Levels aufgebaut wurde, ist in der Geschichte der Lego-Spiele indieser Form noch nicht da gewesen und sorgt für einen rundum gelungen Eindruck. Allerdings hätte das verantwortliche
Team von TT Fusion (das Hauptteam saß am Lego Hobbit) mehr Risiko gehen können. Denn nimmt man die beiliegenden Filmszenen als Maßstab fallen zwei Sachen auf. Zum einen: Im Vergleich wirkt das Spiel sehr glatt, während der Film einen griffigeren realistischeren Eindruck hinterlässt - als ob die Bauklotz-Welt in irgendeinem Kinderzimmer aufgebaut wurde. Und diesen Eindruck hätte man auch hier aufbauen können, um eine noch größere Authentizität zu gewährleisten.Nah und fern des Films
Zum anderen: Bei den Animationen bleibt man ebenfalls sich und den bisherigen Lego-Spielen treu. Dagegen ist prinzipiell nichts auszusetzen, da es Traveller’s Tales seit Star Wars verstanden hat, die Plastikfiguren zu ansehnlichem Leben zu erwecken. Allerdings entfernt man sich damit abermals vom Film, der auf einen Stop-Motion-ähnliche Technik setzt. Das ist insofern schade, da man hier die Möglichkeit gehabt hätte, sich von den visuell größtenteils austauschbaren Titeln der Vergangenheit abzusetzen und eine neue Ära der Lego-Spiele einzuleiten - und sei es nur auf den neuen Konsolensystemen. So aber bleibt man zu sehr in der Vergangenheit stecken. Man ruht sich zu sehr auf dem bislang Erreichten aus, anstatt auch hier neue Wege zu beschreiten.
Gleiches ist übrigens auch bei den Mechaniken zu bemerken. Zu etwa 90 Prozent besteht das unterhaltsame Spielerlebnis aus Bewährtem: Dem Zerstören von Gegenständen, um Legonoppen zu bekommen; dem Wechsel von Figuren, um ihre speziellen Fähigkeiten einzusetzen (der Fokus wird hierauf durch noch mehr exklusive Fähigkeiten gelenkt; dem Lösen von umgebungsbezogenen Rätseln. Und vor allem dem kooperativen Spiel, das auf einen dynamischen Splitscreen setzt, der sich je nach Entfernung der Spieler zueinander einschaltet und auch je nach Position das Bild unterschiedlich "auseinander reißt". Die anderen zehn Prozent sind zwar neu und vom Grundprinzip interessant, könnten aber besser ausgearbeitet sein.
Die Sache mit der Erfolgsformel
Hinsichtlich des Konzepts ist z.B. die Idee sehr gut, Bausätze basierend auf Anleitungen zusammenzusetzen, für die man erst die Seiten finden muss - so gut, dass sich das Hauptteam von Traveller’s Tales entschloss, dieses Element auch im Hobbit zu verwenden. Dass daraus aber letztlich hier wie da nur ein leidlich unterhaltsames "Finde-das-entsprechende-Teil-unter-Zeitdruck"-Minispiel wurde, ist schade. Hier wäre viel mehr möglich gewesen - u.a. hat man hier die Option verschenkt, mit individualisiertem Selbstbau den Welten seinen Stempel aufdrücken zu können. Auch die Möglichkeit, an bestimmten Orten als so genannter „Master Builder“ Objekte in der näheren Umgebung auseinandernehmen und daraus ein komplett neues Design bauen zu können, ist prinzipiell gelungen.
Doch in der Praxis platziert man die Figur einfach an der angegebenen Stelle, drückt eine Taste, damit man die drei Teile (nie mehr, nie weniger) markieren kann und der automatische Bau startet. Hier hätte man wahlweise die Anzahl der benötigten Teile variieren oder aber die Interaktion erhöhen können, um für mehr Unterhaltung zu sorgen. Rundherum Spaß hat man jedoch mit dem Pac-Man-Light-Klon, den man als Benny spielen kann, um in einem Computersystem einen Virus zu installieren. Doch unter dem Strich ist das letztlich zu wenig. Nicht nur, um sich von den bisher erschienenen Lego-Titeln abzugrenzen. Sondern vor allem auch, um dem ungewöhnlichen Filmursprung gerecht zu werden, der weitaus mehr Überraschungen bietet.Ausgehend vom Abspann scheinen in den Filmausschnitten die Originalsprecher zum Einsatz zu kommen (natürlich), während bei der englischen Version im Spiel mit anderen Stimmen gearbeitet wird, die den Originalen allerdings verteufelt ähneln. Die deutsche Version punktet ebenfalls mit ordentlicher Sprachausgabe, wobei mitunter jedoch überbetont wird. Ungeachtet dessen ist ein Problem die mitunter unsaubere Tonabmischung, bei der Hintergrundmusik, Effekte und Sprachausgabe gelegentlich unnötig diffus klingen. Dass The Lego Movie Videogame (ab 4,19€ bei kaufen) dieses Manko mit vielen seiner Bauklotz-Spielkollegen teilt, macht die Angelegenheit nicht erfreulicher, da dies eigentlich der Vergangenheit angehören musste.
Unterschiede und die Versions-Frage
Fazit
Nachdem Traveller's Tales sich bislang nur mit „fremden“ Filmen auseinandersetzen musste, geht es mit The Lego Movie Videogame ans Eingemachte. Was als Erstes auffällt: Der überzogene Humor, der die Bauklotz-Spiele bislang auszeichnete, fehlt hier größtenteils. Das wird zwar dadurch ausgeglichen, dass es viele amüsante Ausschnitte aus dem technisch eindrucksvollen Leinwand-Streifen gibt. Doch ich vermisse die kleinen Seitenhiebe und Insider-Gags wie in den Zwischensequenzen von Star Wars bis zuletzt Der Hobbit. Dafür genieße ich das exzellente Artdesign: Bis auf den Qualm werden die Abschnitte komplett aus Lego-Steinen zusammengesetzt, so dass man umgehend Lust bekommt, sich selbst Bauklötze zu schnappen und die Level nachzubauen. Diese extreme Rückkehr zu den Wurzeln hilft, um den mechanisch nur marginal stattfindenden Fortschritt etwas zu kaschieren. The Lego Movie Videogame macht Spaß wie immer - kooperativ traditionell noch mehr. Doch auch wenn der Fokus noch stärker auf den Figurenwechsel und ihre exklusiven Fähigkeiten gelegt wird, hangelt sich TT Fusion zu stark an der bekannten Formel entlang. Angesichts des famosen Quell-Materials hätte man in jeder Hinsicht mehr herausholen können.
Pro
- Abschnitte komplett aus Lego-Steinen zusammengesetzt
- Artdesign des Films wird gut eingefangen
- sechs thematische Welten
- viele gut gewählte witzige Ausschnitte aus dem Kinofilm...
- fast 100 spielbare Figuren
- dynamischer Splitscreen-Modus
- eingängige Steuerung
- viel zu entdecken
- Fokus liegt noch stärker auf den Fähigkeiten einzelner Figuren
Kontra
- nur wenig Abweichungen vom bekannten Prinzip
- Stop-Motion-Design des Films bleibt unbeachtet
- gelegentliche Probleme mit der Soundabmischung
- ... im Gegenzug wird der "klassische" Lego-Humor zurückgestuft
- ab und zu unübersichtliche Kameraperspektive