PES Manager - Test, Sport, iPad, iPhone, Android
...falls Sönke Wortmann noch einen Einstieg für einen C-Movie zur gescheiterten WM in Brasilien sucht, würde ich ihm die ersten zehn Minuten vom PES Manager empfehlen. Man fühlt sich wie in einem schlechten Film, wenn man diese Einführung über sich ergehen lässt, die eine Lady grinsend begleitet. Bin ich hier in einer japanischen Gewinnspielsoap oder in einem Managerspiel? Warum ist das Menü so schrecklich überladen? Was sollen "Prize Draw" und "Academy"? Warum ahne ich bei "Shop campaign" und "Messages" schon Böses?
Wie im schlechten Fußballfilm...
Moment, wieso hat er nur Level 1 von 60? Spielt der nicht im Finale der Champions League? Ach so: Alle Spieler gewinnen mit den Spielen an Erfahrung. Also nix wie raus auf den Platz und...gruseln! Hallo Konami, was für eine Engine läuft denn da? Roboteranimationen, Matschpublikum,
Rieseneinblendungen bei einem Tor wie in der Spielhalle. Das steht übrigens in der Pressemitteilung:Sammeln, sammeln, sammeln
Und obwohl ich rein gar nichts einstelle, gewinne ich nahezu jedes Spiel 4:0, 5:0 gegen die CPU und Online-Gegner. Aber selbst wenn ich wollte, könnte ich nur wenig ändern: 15 Formationen stehen zur Auswahl, aber selbst da wird man weder 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 finden. Ansonsten kann man die Schützen für Elfer, Ecken und Freistöße festlegen sowie drei Mann auswechseln. Das war auf dem iPad selten so fummelig, weil Drag&Drop nicht funktioniert. Letztlich geht es hier auch nicht um Fußballtaktik oder
Spieltiefe, sondern um schnöde Aufrüst- und Sammelreize bei gleichzeitiger Vernetzung. Man wird von ständigen Nachrichten, Sonderaktionen sowie Freundesanfragen genervt. Man fühlt sich wie auf einem Jahrmarkt. Da werden dann Spieler gehandelt und Geschenke verschickt."Diese Spiele finden detailliert gestaltet in 3D statt."
Selbst "Pro Evolution Management" von 2006 sieht wesentlich besser aus. Es ist ein Graus, wie schlecht ein Match präsentiert wird. Aber immerhin kann man die "Höhepunkte" vorspulen, um direkt zu den Toren zu kommen.
Man kann sein Team über zig Abzeichen ("Badges") in den Bereichen Formation, Training, Spezialfähigkeiten und Teamskills entwickeln. Das erinnert an Sammelkartenspiele und genau darauf läuft es hinaus, denn diese "Badges" kann
man natürlich auch tauschen. Wer es sich mit dem Weg zum Ruhm einfacher machen will, kauft "Energy Balls" - einer kostet 0,89 Cent, zehn gibt es für 8,99 Euro und am Ende der Shopstange locken 98 Bälle für satte 89,99 Euro. Was man damit machen kann? An hochwertigen Premium-Gewinnspielen teilnehmen, die drei Star-Spieler garantieren! Als Einsteiger wird man schon vom ersten ausgeschlossen, denn das kostet satte fünf Bälle - dabei hat man nur einen...Soziale Verkaufvernetzung
Also muss man sich mit normalen Gewinnspielen abfinden, aber die japanische Lady lächelt einen ja auch in diesem hässlichen Menü an. Dort braucht man dann 200 FP, also "Friend Points" für die Teilnahme. Ich habe knapp zweitausend und mache doch mal mit. Was passiert? Von rechts nach links rollen Fußbälle über eine grüne Matschtextur. Tippe ich sie an, läuft ein Schütze an und ballert eine Pille auf ein Emblem - hurra, ich habe Flügelspieler Hiwat vom PEC Zwolle gewonnen! Und vor allem habe ich keine Lust mehr auf diese soziale Lotterie.
Fazit
Sorry, Konami: Aber was ist das denn für ein Murks? Ich bin Fußballfan, ich mag Manager und hätte mir gerne bis zur WM ein Team für die Couch aufgebaut - immerhin gibt es die FIFpro-Lizenz. Aber dieses Spiel ist ja kaum zu ertragen! Wer in letzter Zeit all die edel designten Titel auf dem iPad erlebt hat, bekommt hier nach dem Start einen Kulturschock. Mal abgesehen davon, dass das Artdesign plump und das Menü volllkommen überfrachtet ist, sehen die Spiele selbst auch noch schrecklich aus. Soll das eine soziale Lotterie sein? Das erinnert eher an eine japanische Gewinnspielsoap als an ein Managerspiel. Und was lauert im Hintergrund? Richtig: Bezahlkram. Immerhin wird man bis zum Shopmenü mit seinen "Energy Balls" schon so demotiviert, dass man die kostenlose Deinstallation vorzieht. Hier wollten die Japaner mal schnell auf die lukrative Mobilschiene aufspringen - aber auf diese Art wird PES eher vom Image-Schaden überrollt. Was gibt man so einem Spiel? Ich hab ja mit "Borussia" losgelegt - da fehlte noch die richtige Zahl am Ende.
Pro
- 1500 Lizenzspieler
- online oder gegen CPU spielen
- online tauschen, einladen etc.
Kontra
- hässliches Artdesign
- unübersichtliche Menüstruktur
- vollkommen wirres Spieldesign
- nervige Wartezeiten auf Verbindung
- Drag&Drop-Probleme in der Steuerung
- unheimlich schlechte Matchdarstellung
- kaum fußballerischer Einfluss auf das Team
- billiger Sammelfokus statt Managertaktik
- nervige Ladezeiten
- alles läuft auf schnöden Bezahlmurks hinaus
- nur englische Texte