Mugen Souls Z - Test, Rollenspiel, PC, PlayStation3

Mugen Souls Z
05.08.2014, Benjamin Schmädig

Test: Mugen Souls Z

Ein Däumling auf Kriegsfuß

Ich wusste gar nicht mehr, dass ich den Test des Vorgängers geschrieben hatte. Kein Wunder: Das taktische Rollenspiel hinterließ nur einen mäßigen Eindruck, weil Technik und Spielfluss ins Stocken gerieten. Das will der Nachfolger besser machen. Also lasse ich mich ein zweites Mal auf die quirlige Lady Chou-Chou und ihre albernden Untertanen ein - auf ein Intermezzo mit einem Däumling und den Göttern der zwölf Welten.

Es fängt drollig an: Lady Chou-Chou, unangefochtene Göttin, wird auf die Größe einer Streichholzschachtel geschrumpft und trifft zu allem Überfluss eine Ultimative Göttin. Ist "ultimativ" größer als "unangefochten"? Knifflig! Aber eigentlich egal, denn es gibt nicht weniger als elf weitere ultimative Götter, deren Welten Chou-Chou ohnehin erobern wollte. Jetzt ist genau das ihre einzige Chance, zu alter Größe zurückzufinden, also macht sie es sich auf dem Kopf der ultimativen Göttin Syrma gemütlich und steuert den Feldzug von dort.

Neue Größe, alte Stärke

Syrma übernimmt deshalb Chou-Chous Fähigkeiten – die Fortsetzung hat also allen Grund, ihrem Vorgänger in weiten Teilen zu gleichen. Das gilt leider auch für die nach spätestens einer Stunde zu drögem Quatsch zerredeten Dialoge: Der leichtfüßig gedachte Unsinn ist erstens zum Augenrollen und zweitens viel zu lang. Außerdem liegen die Kleider der sehr jungen Damen unnötig locker auf der nackten Haut.

Mugen Souls Z (ab 19,37€ bei kaufen) folgt dem Muster klassischer fernöstlicher Taktikrollenspiele: Im Rundenkampf werden viele schwache, dann ein starker Gegner besiegt, während Aufenthalte im Hauptquartier zum Ausrüsten

Die Geschichte wird in hübschen Bildern, aber durch alberne Dialoge erzählt.
und Stärken der Kämpfer sowie zum Aufstellen der Einsatztruppe dienen. Und weil die Basis hier ein Raumschiff ist, schlägt man gelegentliche Duelle mit feindlichen Schiffen in einer Art Schere, Stein, Papier – eine unterhaltsame Auflockerung.

Ein gutes Bad tut Wunder

Das zentrale Element sind verschiedene Charaktertypen aller Figuren: Ob ein Kämpfer masochistisch veranlagt ist, sadistisch oder taktvoll, entscheidet z.B. darüber, welche Zauber er nutzen kann. Man könnte beim Zusammenstellen des Teams also auf Vielfalt achten. Vor einem Einsatz darf die gesamte Truppe außerdem baden: Verschiedene Seifen und Shampoos verleihen mehr Gesundheit und andere Vorzüge.

Das Herumspazieren auf den sehr unterschiedlichen Planeten (von Mittelalter bis an "Tron" erinnernde Hightech ist alles dabei) ist leider wie schon im Vorgänger eine Enttäuschung. Es sind keine glaubhaften Welten, durch die Chou-Chou und Konsorten spazieren. Es sind überschaubare Levels, in denen sie etliche Male vor und zurück hetzen – meist, um an markierten Punkten den nächsten Dialog auszulösen. Unterwegs kämpft die Bande gegen die immer gleichen schwachen Kreaturen, nur selten steht ein gefährlicher Bösewicht im Weg. Die Kamera schaut diesmal zwar fast immer in die richtige Richtung und das leidlich flüssige Bild kommt seltener ins Stocken, das sind allerdings Verbesserungen mit Patch-Charakter.

Des Laufens willen

Seine größte Stärke zieht Mugen Souls Z aus den Gefechten, in denen verschiedene Elemente ineinander greifen. So sind die grauen Zellen zumindest im Kampf gegen mächtige Bosse gefordert. Die Kämpfer führen nach einer bestimmten Anzahl Treffer etwa einen mächtigen Schlag aus und nutzen die Nähe zu Kristallen, um mehr Erfahrungspunkte zu erhalten oder die Abwehr zu stärken. Syrma holt hingegen zu einem besonders mächtigen Schlag aus und kann Feinde kurzerhand versklaven. Ja, wirklich!

Sei mein Sklave!

Tatsächlich ist es erfrischend, das viele Kämpfe nicht vom schnöden Verkloppen bestimmt sind, sondern vom Gefangennehmen möglichst vieler Kreaturen. Das stärkt nicht nur die Angriffskraft des Raumschiffs, jede erfolgreiche Versklavung löst auch eine Aktion aus:

Trotz des Bezirzens der Gegner wirken die meisten Kämpfe wie Lückenfüller.
Entweder schmeißt Syrma einen Feuerball auf sämtliche Widersacher, heilt ihr Team oder verleiht ihm einen Geschwindigkeitsvorteil.

Wie die Göttin ihre Gegner gefangennimmt? Sie bezirzt sie. Dafür nimmt sie eine Form an, die dem Charaktertyp des Feindes entspricht. Anschließend muss sie in drei Schritten eine Ansprache wählen, die das Wesen zu einem trauen Untertanen macht, es in einen wertvollen Gegenstand verwandelt oder in Rage bringt. Jeder Teil der Ansprache erhöht dabei die Chance auf mindestens eine der drei Möglichkeiten und weil die Ergebnisse jedes Schrittes diesmal angezeigt werden, ist das Bezirzen kein Glücksspiel mehr.

Immer die richtige Antwort

Das deutliche Vorhersehen nimmt ihm allerdings auch jede Spannung. Und so wird das notwendige Versklaven viel zu schnell zu einer langweiligen Routine. Die größte Stärke der Rundentaktik ist damit wie schon im Vorgänger auch eine große Schwäche. Und damit symptomatisch für das ganze Spiel.

Fazit

Nichts gegen frivolen Anime-Blödsinn! Aber Mugen Souls Z überzieht stillos sowohl das Alberne als auch das Anzügliche. Die Fortsetzung ist keine spritzige Unterhaltung, sondern bemühter Dauerquatsch. Mugen Souls Z sieht selten gut aus und stellt eine biedere Spielwelt dar, die wenig mehr ist als ein begehbarer Stichpunktgeber für Dialoge und Gefechte. Eine Weile konnte ich mich damit arrangieren – auch dank der sinnvoll verbundenen taktischen Ebenen. So kann die Position einzelner Kämpfer einen schweren Kampf ebenso entscheiden wie das richtige Timing eines schweren Angriffs. Das witzige Versklaven der Gegner ist zudem eine unterhaltsame Abwechslung zum gewöhnlichen Töten. Wären die meisten Kämpfe nicht viel zu leicht und würde die Gefangennahme nicht mehr aufhalten als motivieren, wäre hier mehr drin gewesen. In dieser Form heißt das leider, dass Chou Chou zu viele Schwächen des ersten Mugen Souls konsequent weiterführt.

Pro

  • Gefangennahme statt Kampf als zentrales taktisches Element...
  • ineinander greifende Systeme bei Charakterentwicklung und Kampf
  • detaillierte Mangazeichnungen in Dialogszenen
  • Raumschiffkämpfe lockern Ablauf auf
  • englische oder japanische Sprache

Kontra

  • ... das spielerisch uninteressant und langweilig ist
  • Gegner sind über weite Strecken leicht zu besiegen
  • kleine Schauplätze stellen keine glaubwürdigen Welten dar
  • unzeitgemäße Grafik
  • anstrengende Musik
  • bemühter Humor
  • keine deutschen Texte

Wertung

PlayStation3

Taktikrollenspiel mit sinnvoll verbundenen Elementen, das erzählerisch und spielerisch aber in Monotonie versinkt.