Transformers: The Dark Spark - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation4, PC, Wii_U, XboxOne, PlayStation3, 3DS

Transformers: The Dark Spark
03.07.2014, Mathias Oertel

Test: Transformers: The Dark Spark

Das schlechte aus zwei Welten

Die Transformers-Spiele der letzten Jahre lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Auf der einen Seite stehen die Lizenzvehikel, die zum jeweiligen Michael-Bay-Film größtenteils negativ auffallen. Und auf der anderen die bislang von den High Moon Studios hergestellten Action-Adventure rund um Cybertron, dem Heimatplaneten von Autobots und Decepticons. Für Transformers - The Dark Spark werden nicht nur diese beiden Elemente in einen Topf geschmissen, mit Edge of Reality sitzt zudem ein neues Studio am Ruder. Ein gewagtes Unterfangen, wie der Test verrät.

Wieso schafft es eigentlich kein Entwickler, ein Transformers herzustellen, dass dem mittlerweile zehn Jahre alten PS2-Abenteuer der Autobots den Rang abläuft? Die High Moon Studios, die für Activision die letzten Ballereien produziert haben, waren auf einem guten Weg. U.a., weil sie sich im Gegensatz zu den weitaus weniger gelungenen Umsetzungen zu den Michael-Bay-Filmen viele Freiheiten nehmen konnten und mit dem Heimatplaneten der mechanischen Gestaltwandler einen interessanten Schauplatz anboten. Und nun dürfen sich Edge of Reality, zuletzt aufgefallen durch den Free-to-play-Shooter Loadout (Wertung: 60%), an den Hasbro-Robotern versuchen.

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Dass The Dark Spark sich bei bekannten Elementen bedient, ist nicht verwerflich - dass diese nicht gut zusammengefügt wurden, hingegen schon.
In der Theorie haben sie eine gute Idee: Lasst uns eine Geschichte um den Dark Spark (eine düstere Variante des All-Spark) erzählen, fügt dem Autobot-Decepticon-Mix die Combaticons  (eine Söldner-Gruppierung) hinzu und teilt die Story in zwei Bereiche auf, die in der Vergangenheit (auf Cybertron) bzw. in der Gegenwart (auf der Erde) angesiedelt sind. Praktisch fällt jedoch das Fehlen eines guten Drehbuchs auf. Außer dem Dark Spark als verbindendes Element könnten die beiden Erzählstränge auch zwei verschiedene Spiele darstellen. Das, was auf dem „alten“ Cybertron mit Transformers im Design der alten Cartoons passiert, steht in keinem Zusammenhang mit dem, was die aus dem aktuellen Film stammenden Kämpfer um Optimus Prime in der Gegenwart erleben.

Dass man ständig zwischen den spielbaren Figuren wechselt, kennt man aus den Cybertron-Titeln. Doch wo dieses Stilmittel dort nicht nur dazu genutzt wurde, Variationen in der stringenten Baller-Action einzubringen, sondern auch erzählerisch eine Rolle spielte, wirkt es hier beliebig. Zumal man nur selten mit den lieb gewonnenen Decepticons oder Autobots unterwegs ist, sondern stattdessen mit Jazz, Cliffjumper oder Drift durch die Level stolziert. Und so verpufft auch die eigentliche gute, aber nur noch in Englisch (mit deutschen Untertiteln) verfügbare Sprachausgabe, in deren Zentrum abermals Peter Cullen als Optimus Prime steht. Man  findet keinen Bezug zu den Figuren und die belanglose Story geht einem alsbald am Metallhintern vorbei - zumal sie auch auf PS4 oder Xbox One nur in grobkörnigen sowie niedrig aufgelösten Videos fortgeführt wird.

Der Shooter-Schuh passt

Wenigstens die Ballermechanik geht in Ordnung.
Immerhin: Mechanisch funktioniert die Action, die im Wesentlichen immer noch auf schnelle Ballereien mit zwei Waffen, Positionswechseln sowie ein rudimentäres Deckungssystem setzt, die durch eine Nahkampfattacke ergänzt werden. Die ist allerdings ebenso übermächtig wie der Spezialangriff jedes einzelnen Transformers – gleichgültig ob er zu den Autobots oder den Decepticons gehört. Die Abkühlphase ist enorm kurz und wenn man wie bei Drift gleich mehrere Gegner mit einer Attacke auf den Schrottplatz befördern kann, wenn das Timing stimmt, wird deutlich, dass das Balancing ziemlich weit unten auf der Prioritäten-Liste stand. Das merkt man übrigens auch an der Hand voll Trial-and-Error-Sequenzen, die man über die 14 Kapitel dauernde Kampagne erleidet und die gewaltig an der ohnehin niedrigen Motivation nagen. Oder daran, dass man nach einem Wechsel in die Fahrzeugform häufig mit deutlich stärkeren Waffen ausgestattet ist, die viele der Standardgefechte zu einem Spaziergang machen.

Immerhin: Man kann seine Bewaffnung an den entsprechenden Stationen aus den bislang freigespielten Schießprügeln auswählen und damit rudimentär an seine Spielweise anpassen. Und nicht nur das: Man kann die Knarren sogar aufrüsten, wenn man die jeweils „zuständigen“ Energiepunkte gefunden hat. Die kann man in Kisten finden, die wiederum für das Erreichen von Meilensteinen, einer neuen Figurenstufe oder dem Erledigen von Sekundärmissionen freigeschaltet werden. Darin befinden sich übrigens auch neue spielbare Figuren (für den Multiplayer) oder Booster (für den Multiplayer). Nur wenn diese Sachen ohnehin nur im Mehrspieler-Modus, einer Horde-Variation namens Eskalation,  zur Verfügung stehen, wieso muss ich auch als Solist dann bei jeder der geöffneten Kisten das ganze nervige Brimborium über mich ergehen lassen, bis endlich jedes Gimmick und jeder Gegenstand ausgepackt ist? Hätte man das Zeug nicht als Belohnung im ohnehin kaum frequentierten Online-Spiel zur Verfügung stellen können? Es passt einfach kaum etwas zusammen.

Wo ist das Spaß-Upgrade?

Denn bei all den konzeptionell Sinn ergebenden Elementen, immerhin haben alle Versatzstücke in irgendeinem anderen Titel funktioniert, ist die Mischung nicht gelungen. Zu häufig fehlen Verbindungspunkte, die aus den kleinen Mosaiksteinen ganzheitliche Videospiel-Unterhaltung  machen. Stattdessen hat man eine Sammlung bekannter Ideen, die mal mehr, häufiger jedoch weniger gut funktionieren .

Optimus Prime, das hast du nicht verdient...
Für Besitzer von PS3 und Xbox 360 erfreulich: Visuell liegen die "alten" Systeme nicht so weit zurück, wie ich anfänglich vermutet hätte. Das ist jedoch nicht der außergewöhnlich guten Ausnutzung oder Optimierung der verwendeten Unreal-Technologie zuzuschreiben. Sondern eher der unter dem Strich schwachen Umsetzung auf den HD-Systemen. Ja: Alles wirkt bedingt durch höhere Auflösung etwas klarer auf PS4 oder Xbox One. Doch bessere Animationen, weniger Bugs, Clipping-Fehler, Kantenbildung und überhaupt "Flair" sucht man hier wie da vergebens. Wo die Abschnitte in der Vergangenheit wenigstens mit dem Asset-Recycling einen Hauch Atmosphäre verströmen und Erinnerungen an den Kampf um bzw. den Untergang Cybertrons wecken, sind die Missionen auf der Erde der Gegenwart grafisch einfach nur schwach.

Alt? Neu? Egal!

Besonders schmerzhaft wird dies in den Abschnitten deutlich, in denen man mit Grimlock unterwegs ist. Egal ob man dabei als Mega-Transformer oder in seiner Fahrzeug-Form als Feuer spuckender Metall-T-Rex unterwegs ist, bleiben die Umgebungen erschreckend schwach und erinnern eher an schwache PS2-Kulissen denn an Häuserschluchten, die mit modernen Texturtapeten beklebt wurden. Dafür glänzen die Figuren richtig schön metallen. Auf den neuen Sony- und Microsoft-Systemen sogar mit einer so übertrieben Pixelpracht, dass die Roboter nicht zu glänzen scheinen, sondern fast durchsichtig wirken.

Fazit

Sorry, Edge of Reality. Aber das war nix. Nicht nur, dass man es auch im x-ten Anlauf nicht geschafft hat, die Klasse des mittlerweile zehn Jahre alten PS2-Transformers von Melbourne House zu erreichen. Schlimmer noch: Nachdem die letzten Cybertron-Abenteuer der Roboter Grund zur Hoffnung gaben, kehrt man mit The Dark Spark zur Transformers-Tristesse zurück. Erzählerisch, mechanisch und visuell erinnert viel zu viel an die schwachen Lizenzspiele zu den Filmen. Die Gefechte werden mechanisch ordentlich inszeniert, doch das gesamte Umfeld passt nicht. Die Vehikelfähigkeiten sind zu mächtig. Die Spielbalance könnte kaum unausgewogener sein. Es gibt unnötiges Trial & Error. Die Auswahl der spielbaren Figuren konzentriert sich in der Kampagne zu selten auf die Fan-Lieblinge. Die Geschichten aus Vergangenheit und Zukunft werden unzureichend zusammengeführt. Der Horde-ähnliche Eskalations-Modus ist kaum besucht - was auch nicht verwundert, da er keinen Hund hinter dem Ofen hervor holen kann. Man könnte die Liste noch fortsetzen und damit die wenigen positiven Elemente wie die prinzipiell funktionierende Baller-Mechanik vollkommen in Vergessenheit geraten lassen. Doch auch so würde ich allen Transformers-Fans raten, entweder die mittlerweile zum Kampfpreis erhältlichen Sclachten um Cybertron nochmals aufleben zu lassen oder evtl. doch über die Anschaffung einer PS2 samt dem zehn Jahre alten Klassiker nachzudenken.

Pro

  • Geschichte versucht eine Brücke zwischen den Cybertron-Titeln und dem Film zu schlagen...
  • haufenweise Belohnungen...
  • die Cybertron-Abschnitte erinnern an die letzten Transformers-Titel
  • Bewaffnung kann verändert und aufgerüstet werden
  • englische Sprecher um Peter Cullen als Optimus Prime mühen sich nach besten Kräften...

Kontra

  • ... scheitert aber in vielerlei Hinsicht: dramaturgisch, inhaltlich, Dialoge
  • ... Belohnungskisten ein sinnfreies und Zeit verschwendendes Element
  • unausgewogener Schwierigkeitsgrad
  • schwache Kulisse
  • ... können sich aber auch nicht gegen das schwache Drehbuch stemmen
  • Bugs (in Architektur steckende Figuren, Wegfindung, Kollisionsabfrage)
  • sehr mächtige Fahrzeugform verändert nachhaltig die Spielbalance
  • nervige Trial-and-Error-Sequenzen
  • Spezialfähigkeiten laden viel zu schnell wieder auf
  • mauer Mehrspieler-Modus in Form der Horde-Variation 'Eskalation' vier Spieler

Wertung

360

Nach den letzten ordentlichen Cybertron-Auftritten von Autobots und Decepticons ist The Dark Spark ein Rückschritt in jeder Hinsicht.

PlayStation4

Nach den letzten ordentlichen Cybertron-Auftritten von Autobots und Decepticons ist The Dark Spark ein Rückschritt in jeder Hinsicht.

XboxOne

Nach den letzten ordentlichen Cybertron-Auftritten von Autobots und Decepticons ist The Dark Spark ein Rückschritt in jeder Hinsicht.

PlayStation3

Nach den letzten ordentlichen Cybertron-Auftritten von Autobots und Decepticons ist The Dark Spark ein Rückschritt in jeder Hinsicht.