Transformers: The Dark Spark - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation4, PC, Wii_U, XboxOne, PlayStation3, 3DS
Wieso schafft es eigentlich kein Entwickler, ein Transformers herzustellen, dass dem mittlerweile zehn Jahre alten PS2-Abenteuer der Autobots den Rang abläuft? Die High Moon Studios, die für Activision die letzten Ballereien produziert haben, waren auf einem guten Weg. U.a., weil sie sich im Gegensatz zu den weitaus weniger gelungenen Umsetzungen zu den Michael-Bay-Filmen viele Freiheiten nehmen konnten und mit dem Heimatplaneten der mechanischen Gestaltwandler einen interessanten Schauplatz anboten. Und nun dürfen sich Edge of Reality, zuletzt aufgefallen durch den Free-to-play-Shooter Loadout (Wertung: 60%), an den Hasbro-Robotern versuchen.
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Dass man ständig zwischen den spielbaren Figuren wechselt, kennt man aus den Cybertron-Titeln. Doch wo dieses Stilmittel dort nicht nur dazu genutzt wurde, Variationen in der stringenten Baller-Action einzubringen, sondern auch erzählerisch eine Rolle spielte, wirkt es hier beliebig. Zumal man nur selten mit den lieb gewonnenen Decepticons oder Autobots unterwegs ist, sondern stattdessen mit Jazz, Cliffjumper oder Drift durch die Level stolziert. Und so verpufft auch die eigentliche gute, aber nur noch in Englisch (mit deutschen Untertiteln) verfügbare Sprachausgabe, in deren Zentrum abermals Peter Cullen als Optimus Prime steht. Man findet keinen Bezug zu den Figuren und die belanglose Story geht einem alsbald am Metallhintern vorbei - zumal sie auch auf PS4 oder Xbox One nur in grobkörnigen sowie niedrig aufgelösten Videos fortgeführt wird.
Der Shooter-Schuh passt
Immerhin: Man kann seine Bewaffnung an den entsprechenden Stationen aus den bislang freigespielten Schießprügeln auswählen und damit rudimentär an seine Spielweise anpassen. Und nicht nur das: Man kann die Knarren sogar aufrüsten, wenn man die jeweils „zuständigen“ Energiepunkte gefunden hat. Die kann man in Kisten finden, die wiederum für das Erreichen von Meilensteinen, einer neuen Figurenstufe oder dem Erledigen von Sekundärmissionen freigeschaltet werden. Darin befinden sich übrigens auch neue spielbare Figuren (für den Multiplayer) oder Booster (für den Multiplayer). Nur wenn diese Sachen ohnehin nur im Mehrspieler-Modus, einer Horde-Variation namens Eskalation, zur Verfügung stehen, wieso muss ich auch als Solist dann bei jeder der geöffneten Kisten das ganze nervige Brimborium über mich ergehen lassen, bis endlich jedes Gimmick und jeder Gegenstand ausgepackt ist? Hätte man das Zeug nicht als Belohnung im ohnehin kaum frequentierten Online-Spiel zur Verfügung stellen können? Es passt einfach kaum etwas zusammen.
Wo ist das Spaß-Upgrade?
Denn bei all den konzeptionell Sinn ergebenden Elementen, immerhin haben alle Versatzstücke in irgendeinem anderen Titel funktioniert, ist die Mischung nicht gelungen. Zu häufig fehlen Verbindungspunkte, die aus den kleinen Mosaiksteinen ganzheitliche Videospiel-Unterhaltung machen. Stattdessen hat man eine Sammlung bekannter Ideen, die mal mehr, häufiger jedoch weniger gut funktionieren .
Alt? Neu? Egal!
Besonders schmerzhaft wird dies in den Abschnitten deutlich, in denen man mit Grimlock unterwegs ist. Egal ob man dabei als Mega-Transformer oder in seiner Fahrzeug-Form als Feuer spuckender Metall-T-Rex unterwegs ist, bleiben die Umgebungen erschreckend schwach und erinnern eher an schwache PS2-Kulissen denn an Häuserschluchten, die mit modernen Texturtapeten beklebt wurden. Dafür glänzen die Figuren richtig schön metallen. Auf den neuen Sony- und Microsoft-Systemen sogar mit einer so übertrieben Pixelpracht, dass die Roboter nicht zu glänzen scheinen, sondern fast durchsichtig wirken.
Fazit
Sorry, Edge of Reality. Aber das war nix. Nicht nur, dass man es auch im x-ten Anlauf nicht geschafft hat, die Klasse des mittlerweile zehn Jahre alten PS2-Transformers von Melbourne House zu erreichen. Schlimmer noch: Nachdem die letzten Cybertron-Abenteuer der Roboter Grund zur Hoffnung gaben, kehrt man mit The Dark Spark zur Transformers-Tristesse zurück. Erzählerisch, mechanisch und visuell erinnert viel zu viel an die schwachen Lizenzspiele zu den Filmen. Die Gefechte werden mechanisch ordentlich inszeniert, doch das gesamte Umfeld passt nicht. Die Vehikelfähigkeiten sind zu mächtig. Die Spielbalance könnte kaum unausgewogener sein. Es gibt unnötiges Trial & Error. Die Auswahl der spielbaren Figuren konzentriert sich in der Kampagne zu selten auf die Fan-Lieblinge. Die Geschichten aus Vergangenheit und Zukunft werden unzureichend zusammengeführt. Der Horde-ähnliche Eskalations-Modus ist kaum besucht - was auch nicht verwundert, da er keinen Hund hinter dem Ofen hervor holen kann. Man könnte die Liste noch fortsetzen und damit die wenigen positiven Elemente wie die prinzipiell funktionierende Baller-Mechanik vollkommen in Vergessenheit geraten lassen. Doch auch so würde ich allen Transformers-Fans raten, entweder die mittlerweile zum Kampfpreis erhältlichen Sclachten um Cybertron nochmals aufleben zu lassen oder evtl. doch über die Anschaffung einer PS2 samt dem zehn Jahre alten Klassiker nachzudenken.
Pro
- Geschichte versucht eine Brücke zwischen den Cybertron-Titeln und dem Film zu schlagen...
- haufenweise Belohnungen...
- die Cybertron-Abschnitte erinnern an die letzten Transformers-Titel
- Bewaffnung kann verändert und aufgerüstet werden
- englische Sprecher um Peter Cullen als Optimus Prime mühen sich nach besten Kräften...
Kontra
- ... scheitert aber in vielerlei Hinsicht: dramaturgisch, inhaltlich, Dialoge
- ... Belohnungskisten ein sinnfreies und Zeit verschwendendes Element
- unausgewogener Schwierigkeitsgrad
- schwache Kulisse
- ... können sich aber auch nicht gegen das schwache Drehbuch stemmen
- Bugs (in Architektur steckende Figuren, Wegfindung, Kollisionsabfrage)
- sehr mächtige Fahrzeugform verändert nachhaltig die Spielbalance
- nervige Trial-and-Error-Sequenzen
- Spezialfähigkeiten laden viel zu schnell wieder auf
- mauer Mehrspieler-Modus in Form der Horde-Variation 'Eskalation' vier Spieler