Dynasty Warriors: Gundam Reborn - Test, Action-Adventure, PlayStation3

Dynasty Warriors: Gundam Reborn
18.07.2014, Benjamin Schmädig

Test: Dynasty Warriors: Gundam Reborn

Ein Name wie ein Neubeginn...

Viereck, Viereck, Viereck, Dreieck – es ist nicht so, dass die Mecha-Schlachten eine Ausgeburt taktischer Finesse wären. Es war aber so, dass mich das profane Blechprügeln überraschend gut unterhalten hat. Die dünne Viereck-Dreieck-Formel war der perfekte Lückenfüller fürs abendliche Abschalten. "War." Denn anstatt die Tradition fortzuführen, macht Dynasty Warriors: Gundam Reborn (ab 69,00€ bei kaufen) gleich mehrere Schritte zurück.

Ich habe mich gefragt, woran es liegt: Warum quäle ich mich durch den vierten Science-Fiction-Ableger der Dynasty-Warriors-Serie, nachdem ich mit den Vorgängern Spaß hatte? Indizien waren schnell gefunden. Vielleicht hängt mir das Zerschlagen regungsloser Tausendschaften nach drei Spielen einfach zum Hals heraus. Auch dieses Dynasty Warriors besteht ja nur aus dem Verkloppen namenloser Zielscheiben, weniger starker Gegner sowie dem Einnehmen kleiner Felder, um größere Einsatzgebiete zu erobern. Womöglich liegt es auch daran, die Serie vom ansehnlichen Comicstil des dritten Teils zur Modellbauästhetik der ersten beiden zurückkehrt.

Tränen, Schicksale – und viele Fragen

Oder ist es die Geschichte, die im Official-Modus gleich mehrere Abschnitte der Gundam-Historie nacherzählt? Immerhin erlebe ich keine vollwertigen Handlungsbögen; stattdessen werden wichtige Ereignisse von einem Erzähler umrissen und mit knappen Dialogschnipseln garniert. Das ist keine Geschichte, das ist ist ein Stichpunktzettel! Es hilft nicht, dass Gundam Reborn zum ersten Mal auf englische Sprachausgabe verzichtet – weil ich im schnellen Gefecht den Untertiteln kaum folgen kann, verpasse ich etliche Wendungen, Schicksale, Tränen. Deutsche Texte gibt es übrigens nicht.

Was passiert denn, wenn ich den Vorgänger einlege? Langweile ich mich dann imme... huch! Der macht ja Spaß. Und nach einem genauen Blick auf die Vergangenheit wurde mir auch bewusst, wieso. Der Teufel steckt im Detail – z.B. dort,

Technisch reißt Dynasty Warriors: Gundam Reborn keine Bäume aus - schicke Effekte hinterlassen aber einen imposanten Eindruck.
wo man im Weltraum kämpft. Es wirkt nämlich albern, wie am Boden über begrenzte, zweidimensionale Ebenen zu fliegen. Es hatte dem Vorgänger gut getan, dass er solche Gefechte abgeschafft hatte. Jetzt sind sie wieder da...

Abgehoben

Auf eine zuletzt eingeführte Neuerung verzichtet Reborn hingegen: Das Einnehmen bestimmter Felder brachte im dritten Spiel kleine Vorteile und mithilfe von Katapulten konnten die Mechs das halbe Schlachtfeld überwinden. Doch anstatt die taktischen Finessen auszubauen (nötig hätten sie es gehabt), fallen sie im Wesentlichen weg. Den Versuch gibt es ja – aber anstatt tatsächlich gegen Schlachtschiffe zu kämpfen, muss ich nur die Felder einnehmen, über denen sie regungslos schweben. Das sture Einnehmen der Gebiete steht also wieder im Vordergrund.

Selbst die Action mit ihren farbenfrohen Lichtexplosionen und imposanten Rauchwolken wurde so vereinfacht, dass wichtige Kleinigkeiten wegfallen. Das fängt dort an, wo ich zur gleichen Zeit zuschlage wie mein Gegner. Dann muss ich nämlich keine Tastenkombination mehr eingeben – ein einziger Knopf reicht jetzt. Es geht dort weiter, wo sich Feinde schlechter verteidigen und hört ganz allgemein bei dem viel zu einfachen Schwierigkeitsgrad nicht auf.

Licht und Rauch

Richtig ärgerlich ist das Fehlen von Partnern, die ich in Teil drei zu Hilfe rufen konnte. Befand ich mich dann in ihrer Nähe, führten wir gemeinsam einen schweren Angriff aus. Häufige Zusammenarbeit verbesserte meine Beziehung zu den Kameraden. Und jetzt? Jetzt schlage ich eine Zeitlang stärker zu, anstatt einen Kameraden in den Kampf zu holen. Und ich löse Partnerattacken aus, ohne dass ein Partner neben mir steht. Schlachtschiff-Kommandanten brennen dann zwar satte Luftangriffe in den Boden, doch aus dem coolen Kumpelspiel wurde ein gewöhnlicher Spezialangriff. Natürlich spielte Dynasty Warriors: Gundam 3 nicht in einer Liga mit Devil May Cry, Darksiders oder God of War. Aber es war vielseitiger als Reborn.

Immerhin: Im Gegenzug sitze ich diesmal im Cockpit ganzer 120 Mechs, Panzer und der riesigen Mobile Armors. Die Kriegsgeräte unterscheiden sich spielerisch zwar kaum, trotzdem ist das Ausprobieren immer neuer Maschinen motivierend.

Schlachtschiffe können zerstört werden und greifen über Spezialangriffe in den Kampf ein.
Außerdem gefällt mir das Sammeln von Bauteilen, durch die meine Mechs schneller, widerstandsfähiger oder stärker werden: Weil ich nicht beliebig viel Material verbauen darf, ziehe ich immer mit der Hoffnung ins Gefecht, ein richtig gutes Ersatzteil zu finden. Hier steckt eine wohl dosierte Portion Diablo drin.

Hilfe!

Eine gute Idee ist auch das weltweite SOS, denn im Ultimate-Modus (kurze Kampagnen außerhalb bekannter Gundam-Geschichten) kann ich Onlinespieler um Hilfe bitten sowie anderen Notrufen nachkommen. Dann spielen wir zusammen, was zumindest mit Freunden unterhaltsamer als der Alleingang ist.

Fazit

"Gundam Reborn" – das klingt nach Neubeginn. Weit gefehlt! Tatsächlich rührt es alten Zement neu an, den der Vorgänger längst ersetzt hatte. Der bot wahrlich keine Offenbarung, aber die Gefechte waren sowohl im Kampf Mech gegen Masse als auch in der taktischen Gebietseroberung vielschichtiger. Mich schmerzt vor allem der Wegfall der Partnerangriffe, weil sie dem stupiden Kloppmist ein wenig Herz verliehen. Anstatt solche Feinheiten auszubauen, spielt sich der vierte Dynasty-Warriors-Ableger so routiniert und glatt, so anspruchslos und viel zu vertraut, dass der Vorgänger auch in Zukunft meine erste Wahl bleibt, wenn ich mal abschalten will.

Pro

  • Einbeziehung vieler Gundam-Serien und -Filme
  • Einladen und Beitreten in Missionen anderer Onlinespieler
  • etliche Mechs und Figuren...
  • motivierende Entwicklung der Maschinen und Fähigkeiten
  • Filmszenen lockern Missionen auf
  • komplett am geteilten Bildschirm spielbar

Kontra

  • weniger taktische Eroberung als im Vorgänger
  • keine echten neuen Angriffsmuster
  • ... die sich spielerisch kaum unterscheiden
  • Kampf gegen Landungsschiffe gleicht normaler Felderoberung
  • kein Zusammenspiel mit Partnern mehr
  • kein Ausbau der Bindung an andere Kämpfer
  • vereinfachte Duelle
  • normaler Schwierigkeitsgrad viel zu leicht
  • knapp abgerissene Geschichten im Official-Modus
  • Abkehr vom gelungenen Comicstil
  • ausschließlich japanische Sprachausgabe und englische Texte

Wertung

PlayStation3

Oberflächliche Fortsetzung der Gundam-Ableger - spielerisch schwächer als der Vorgänger.