Air Conflicts: Vietnam - Test, Simulation, 360, PlayStation3, PlayStation4, PC
Dieser Krieg dauert schon lange. Viel zu lange. Nach 25 Missionen und etwa sieben Stunden ist immer noch kein Ende in Sicht und allmählich beginnt mir das alles auf die Nerven zu gehen. Und damit meine ich nicht den Dschungel, den Vietcong oder die drückende Hitze, sondern das furchtbare Missionsdesign, das mir in immer neuer Variante aufgezwungen wird. Dafür habe ich mich nicht gemeldet! Mir wurde doch „Spielspaß ohne Ende“ versprochen, als ich mich verpflichtet habe. Wo ist diese „fesselnde und emotionale Story“, von der man mir im Rekrutierungsbüro vorgeschwärmt hat?
Der endlose Krieg
Wer an dieser Stelle denkt, die Navy (oder Air Force, man nimmt es da bei Gamesfarm nicht so genau und springt munter zwischen den Begriffen) wäre nichts für ihn, hat Recht! Air Conflicts: Vietnam hat aber noch weit mehr zu bieten als nur schlechtes Missionsdesign. Da wäre zum Beispiel die Flugphysik des Kampfgerätes. Diese ist selbst für
einen Arcade-Flieger zu simpel. Strömungsabriss? Ein Fremdwort! Dafür gibt es aber eine Luftbremse, die das Flugzeug beinahe zum Stillstand bringt, bevor es abschmiert. So ähnlich hatte ich Fliegen in Erinnerung.Luftkrampf
Auch die Steuerung ist so einfach wie es nur geht. Links, rechts, oben, unten - fertig. Rollen fliegen darf ich nicht selbst, das macht das Spiel für mich, wenn ich eine Taste drücke. Auch das Seitenruder darf ich nicht selbst bedienen. Warum eigentlich nicht?
Immerhin hatte man ein Einsehen bei der Helikoptersteuerung: Diese ist zwar nach wie vor extrem simpel, Neigung und Schub sind aber, anders als auf den alten Konsolen und dem PC, nicht mehr voneinander getrennt. Trotzdem fliegt sich die Cobra der Wahl oft wie ein störrischer Sack Zement, da man nun den Heli nicht mehr auf der Stelle drehen oder gar unabhängig von der Bewegung zielen kann. Zudem ist die Bildrate in Bodennähe zumeist unerträglich, was sinnvolle Flugmanöver von vornherein ausschließt.
Die Inszenierung der Hintergrundgeschichte ist vollkommen öde. In beinahe schon albern synchronisierten Textsequenzen lese ich Briefe von meiner Familie, die sich über meinen Kriegseinsatz beschwert. Das war‘s. Es gibt keine Gesichter zu den Stimmen, keine Fotos und schon gar keine Videos. Auch ich selbst bleibe gesichtslos. Das ist nicht emotional, das ist mir bestenfalls egal und schlimmstenfalls nervig. Auch die Briefings werden ähnlich „stark“ präsentiert.
Einmal Kriegsverbrechen zum Mitnehmen, bitte!
Wer jetzt noch sagt „Egal,Hauptsache die Kulisse rockt“, den muss ich enttäuschen. Das tut sie nämlich auch auf der PS4 nicht. Zwar kann man fast zum PC aufschließen, dafür ruckelt und teart es jetzt aber dauerhaft. Kurz: Die Technik ist auch auf Sonys jüngstem System völlig indiskutabel. Flugzeugmodelle, Oberflächen, Pappkameraden-Bäume, Sichtweite, Effekte - nichts entspricht den heutigen Standards. Es gibt außerdem brutale Pop-Ups und merkwürdig morphende Umgebungen. Wenigstens sind die komischen roten Wände entfernt worden -
viel zu klein sind die Einsatzgebiete aber nach wie vor. Auch die neuen Optionen des DualShock 4 werden restlos ausgeschöpft. So imitiert die Lightbar durch Rot-Orange flackernde Farben das Mündungsfeuer der Flugzeuge, wenn ich das Feuer eröffne - glatter Wahnsinn!Hässlicher Krieg
Da ist es auch fast egal, dass die Freund-KI nicht nur schlecht, sondern quasi nicht existent ist. Wenigstens kann ich manuell zwischen ihnen Wechseln und selbst die Kontrolle übernehmen. Es ist unerheblich, dass die Ränge meiner Flügelleute keine Rolle spielen und es während der Mission keine Kommunkation zwischen ihnen gibt. Selbst dass meine Spielfigur während laufender Missionen ständig automatisch auf magische Weise das Fluggerät wechselt (Jäger – Bomber – anderer Jäger) kann mich nicht mehr irritieren. Hauptsache es ist vorbei, denn dieser Krieg ist die Hölle.
Fazit
Respekt Gamesfarm. So schwungvoll wurde schon lange keine Serie mehr gegen die Wand gefahren. Auch auf der PS4 stimmt wirklich gar nichts: Das Flugmodell ist extrem simpel, die Steuerung ist ebenfalls sehr einfach, dabei aber umständlich belegt. Die Kulisse ist unterer Durchschnitt und dank Rucklern und massivem Tearing technisch völlig indiskutabel. Dazu gesellt sich eine mies inszenierte Story, dröges Missionsdesign, eine miserable Freund-KI sowie ein überflüssiger Mehrspieler-Modus. Sowohl die exklusive Bonus-Kampagne als auch ein weiterer Online-Spielmodus können hier nichts mehr retten. In Zeiten von H.A.W.X. und angesichts eines Ace Combat: Assault Horizon so einen Murks zu veröffentlichen, zeugt von Mut - oder Leichtsinn. Schade um eine aufstrebende Arcade-Flieger-Reihe, aber nach diesem Absturz wird es wohl keine Überlebenden geben.
Pro
- Viele Flugzeuge und Helikopter aus der Vietnam-Ära
- Cockpit-Perspektive
Kontra
- veraltete Kulisse
- Tearing/Ruckeln
- ödes Missionsdesign
- schlimme Railshooter-Sequenzen
- zu simples Flugmodell
- furchtbare Helikoptersteuerung
- langweilig inszenierte Handlung
- Die Kritik am Vietnamkrieg wirkt im Rahmen eines Arcade-Shooter völlig deplaziert