Madden NFL 15 - Test, Sport, 360, PlayStation4, XboxOne, PlayStation3
Seine stärkste Phase hatte die Madden-Serie Anfang des Jahrtausends, als man sich mit Visual Concepts NFL-2K-Spielen einen heißen Kampf um das beste American-Football-Spiel lieferte. Doch nachdem 2K Sports die Lizenz nicht mehr nutzen konnte und EAs Football nahezu konkurrenzlos war, machte man nur noch das Nötigste. Mit Independent-Produktionen wie Backbreaker, das bis heute eine beispiellose Kollisions-Physik bietet, kam zwar ansatzweise so etwas wie Wettbewerb auf, doch die Dominanz von Madden blieb ungebrochen. Das Ergebnis waren jährlich neue Spiele, die unter dem Strich zwar mehr waren als Kader-Updates (das Phänomen der Legacy Editions sollte FIFA vorbehalten sein), die aber auch immer näher an das ominöse „Update zum Vollpreis“ herankamen.
Die gute alte Zeit
Und das ist dort dieses Jahr nicht anders. Zwar profitieren auch 360 und PS3 von den Fortschritten, die z.B. die in den Fokus gerückten Defensiv-Systeme machen. Doch die wesentlichen Änderungen, vor allem hinsichtlich Präsentation und Kulisse, bleiben den neuen Systemen von Sony und Microsoft vorbehalten. Angefangen bei den Modi über den Einstieg in die Partien bis hin zur Spielzugauswahl hat man mitunter Probleme, festzustellen, ob jetzt die aktuelle Version oder die des letzten Jahres im Laufwerk von 360 oder PS3 rotiert. Also doch erstmals eine Madden "Legacy Edition"? Nein. Denn auch, wenn man hinsichtlich der Präsentation keine Fortschritte mehr macht, sind die wenigen Änderungen, die sich spielerisch auswirken, mehr zu spüren als in den letzten Jahren. Dennoch wirkt es so, als ob sich EA spätestens nächstes Jahr intensiv mit dem Abschied von den Konsolen befassen wird, auf denen die Madden-Serie nach starkem Beginn ihre anhaltende "Ausruhphase" hatte.
Zweierlei Maß
Auch das Umfeld zeigt sich verbessert: Die Zuschauerreihen flackern nicht mehr, die Kamerafahrten bei Kick-Offs zeigen den Rasen in seiner ganzen Halmpracht und bei kühlen Witterungsbedingungen sieht man den Atem kondensieren - schön. Leider hat man es aber noch nicht geschafft, alle Details am Spielfeldrand in dieser Qualität zu präsentieren. Zwar sehen die Figuren, die abseits des Spielfeldes warten oder arbeiten (Linienrichter, Fotografen, Zuschauer auf dem Trainingsgelände) besser aus als letztes Jahr, doch aufmerksamen Beobachtern wird auffallen, dass sie sich sehr häufig das gleiche Gesicht teilen.
Umfeld mit Auf und Ab
Doch viel wichtiger ist: Spielerisch ist Madden NFL 15 (ab 9,97€ bei
Die Null muss stehen
Um alle neuen Mechaniken zu erlernen, sich ggf. umzugewöhnen oder auch, um als Einsteiger die Grundlagen zu erlernen, wurden die so genannten "Skill Games" erweitert und auch um taktische Erläuterungen sowie Übungen ergänzt. Obendrauf gibt es einen arcadigen Modus namens "Gauntlet", in dem man das Gelernte unter Druck (man hat nur fünf "Leben") umsetzen muss. Hier kommt es sogar alle fünf Übungen zu einem „Bosslevel“, wo man z.B. mit Unterstützung von Orkanwinden ein Field Goal über das gesamte Feld erzielen muss. Das mag alles nicht realistisch sein, macht aber genau deswegen Spaß - was für mich auch ein Indiz dafür ist, dass EA Tiburon mit Madden auf den neuen Systemen ebenfalls wieder zum Spaß zurückgefunden hat. Ich hoffe nur, dass dieser Eindruck auch in den nächsten Ausgaben der Serie zu spüren ist und nicht so schnell wieder Tristesse einkehrt.
Alles bekannt
Dennoch habe ich dieses Jahr auch in diesen Bereichen mehr Spaß am American-Football-Spektakel. Wieso? Ganz einfach: Die mechanischen Fortschritte sind für mich ungleich mehr wert. Nur dank ihnen kann ich in den anderen Modi, gleichgültig ob on- oder offline, so gut unterhalten werden. So gut wie schon lange nicht mehr bei Madden. So gut, wie ich es eigentlich für den Systemwechsel letztes Jahr erhofft hatte.
Fazit
Nach Jahren, in denen EA gerade mal das Nötigste machte oder die Änderungen nur in den nachgelagerten Spielebenen zu spüren waren, ist die Madden-Serie endlich wieder auf Kurs. Während die Versionen für die alten Systeme zwar in Ansätzen von den mechanischen Neuerungen profitieren, die weiter reichen als die letzten Jahre zusammen genommen, ist man hinsichtlich visueller Fortschritte scheinbar am Ende der Fahnenstange angelangt - die Geister der „Legacy Editionen“ der FIFA-Serie rücken unaufhörlich an. Ganz im Gegensatz zur auf PS4 und Xbox One eingesetzten Ignite Engine, die in dieser Version endlich die Versprechen von Next-Gen-Kulissen einlöst. Die Physik liegt zwar immer noch ein Stückchen hinter der von Backbreaker und leistet sich ab und an noch Aussetzer, hat aber den Abstand deutlich verkürzt. Doch viel wichtiger: Das Spielgefühl ist dank neuem Defensiv-Fokus, optimierten Kontroll-Optionen und verbesserter KI angenehm frisch und hat mich so intensiv wie schon lange nicht mehr ans Pad gefesselt. Ich hoffe, dass Electronic Arts an diesem Weg der Neuausrichtung festhält und sich in den kommenden Jahren nicht wieder auf nur kleine Änderungen konzentriert. Madden NFL 15 ist vor allem auf PS4 und Xbox One in dieser Form auf einem verdammt guten Wege, an die Form anzuknüpfen, die die Serie vor gut zehn Jahren auszeichnete.
Pro
- stark verbesserte Kulisse (PS4, One)
- Präsentation erinnert dank neuer Kamera-Perspektiven noch mehr an TV-Übertragungen
- zahlreiche Off- und Online-Modi, die miteinander verknüpft werden...
- deutlich verfeinerte Spielzug-Auswahl mit sinnvollen Hinweisen
- Defensive hat einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht
- akkurate Steuerung
- neue defensive Kameraeinstellung bringt einen direkt ins Geschehen
- Ultimate Team wurde entschlackt
- "Skill Games" führen Anfänger in die Feinheiten von Regeln und Mechanik ein
- KI reagiert deutlich besser als in den letzten Jahren
- "Gauntlet" eine unterhaltsame Reihe von Arcade-Übungen inkl. "Bosskämpfen"
Kontra
- nur wenige visuelle Fortschritte auf PS3 oder 360
- Physik immer noch mit Aussetzern
- ... aber trotz Ergänzungen nichts Neues bieten
- nicht alle mechanischen Fortschritte in PS3 oder 360 enthalten
- niedrige Details bei Objekten am Spielfeldrand
- Ultimate Team wird ohne Mikro-Transaktionen zu einem Grind
- Kommentare nutzen sich schnell ab