Warriors Orochi 3 Ultimate - Test, Action-Adventure, XboxOne, PlayStation3, PS_Vita, PlayStation4

Warriors Orochi 3 Ultimate
11.09.2014, Mathias Oertel

Test: Warriors Orochi 3 Ultimate

Massenschlachten mit Massenappeal

Krieger. Überall Krieger. Dynastien. Samurai. Legenden Trojas. Gundam. Und demnächst auch in Hyrule. Wenn es um handfeste Massenkeilereien geht, ist Koei das Maß aller Dinge. Mit Warriors Orochi 3 Ultimate (ab 16,98€ bei kaufen) wird etwa zwei Jahre nach der Premiere eine aufgebohrte HD-Variante eines der interessanteren Serien-Ableger veröffentlicht. Mehr dazu im Test.

Kennt man einen, kennt man alle. Die Rede ist von den zahlreichen Teilen der Warriors-Spiele aus dem Hause Tecmo Koei. Egal ob sie nun aus der chinesischen Dynasty- oder japanischen Samurai-Ecke stammen, ob sie im antiken Griechenland angesiedelt sind oder die Schauplätze gar in den Weltraum verlegt und mit der Gundam-Lizenz angereichert werden. Abgesehen von den Texturen der Hauptfiguren oder den Effekten der Spezialangriffe hat sich meist wenig getan - zumindest zu wenig, als dass man abseits der Kulisse von einem kontinuierlichen Fortschritt sprechen könnte. Wobei die Schlachtfelder nie Grafikbäume ausreißen konnten und sich im Bestfall maximal durchschnittlich präsentierten.

Immer wieder dasselbe? Ja und Nein!

Der Gauntlet-Modus mit seinen Fünferteams, Formationen sowie zufällig generierten Missionen und Abschnitten ist eine gelungene Ergänzung des ohnehin prall gefüllten Action-Pakets.

Doch ein Ableger der Warriors, die Orochi-Reihe, war schon immer etwas anders - zumindest inhaltlich. Ohne den Zwang, sich geschichtlichen Ereignissen unterordnen zu müssen, waren die gemeinsamen Kämpfe der Krieger aus den Samurai- und Dynasty-Serien gegen einen Dämonenkönig eine Experimentierwiese - so auch Warriors Orochi 3 Ultimate (WO3U). Zwar bleibt man hinsichtlich der Kampfmechanik prinzipiell den Wurzeln treu und bietet ein Kombosystem mit zwei Knöpfen plus Block, Sprung und Spezialattacke. Auch bei der Visualisierung der Schlachten braucht man nicht auf ein Wow-Erlebnis offen. Es bleibt weiterhin beim oberflächlichen Design, das trotz nicht gerade üppiger Details mit aufploppenden Gegnern schockt - und das auch auf den neuen Systemen Xbox One oder PlayStation 4. Hier hätte Koei durchaus noch etwas mehr Zeit investieren dürfen. Doch abseits des nur marginalen grafischen Fortschritts, der sich nur bei einigen hübscheren Texturen und einer Standard-1080p-Auflösung zeigt, bietet Warriors Orochi 3 Ultimate die gleichen Überraschungen wie die Fassungen auf PS3 oder 360, mit denen man die herunterladbaren Inhalte teilt und auf Sony-Systemen sogar Speicherdaten von PS3 oder Vita übernehmen kann.

Dazu gehört z.B. die Geschichte, die einen zu Beginn sofort in ein Finale wirft: Mit einem Kämpfertrio, bei dem ein ständiger Wechsel zwischen den Kriegern nicht nur möglich, sondern erwünscht ist, um Kombos aufzubauen, attackiert man eine von Untoten umringte Hydra - und scheitert! Doch man muss nicht verzagen: In letzter Sekunde wird man von einer zeitreisenden Priesterin gerettet und findet sich in einem als Verteilerknoten dienenden Camp wieder. Um das Ende (den Kampf gegen die Hydra) erfolgreich zu gestalten, muss man immer wieder in der Zeit zurückreisen, dort die verschiedenen Schlachtfelder dominieren, seine Figuren aufleveln und neue Kämpfer sammeln. Mitunter besucht man einige Gebiete sogar wiederholt, wobei man jedoch andere Bedingungen vorfindet oder sich neue Bereiche öffnen, da man in der Zwischenzeit in einer anderen hiermit verbundenen Schlacht etwas ausgelöst hat, was Auswirkungen zeigt. Dies ist eine hilfreiche Technik, um das Umgebungsrecycling argumentieren zu können.

Man lebt nur zweimal

Von Ryu Hayabusa bis Sophitia feiern viele Figuren anderer Spiele bzw. Serien einen Gastauftritt

Bei der Krieger-Auswahl beschränkt man sich dieses Mal jedoch nicht auf die bekannten Serien, auf die sich Orochi bislang gestützt hat. Neben den chinesischen und japanischen Feudalkriegern bekommt man Unterstützung von Figuren aus anderen Tecmo Koei-Titeln. Warriors: Legends of Troy, das strategisch angehauchte Bladestorm: Der hundertjährige Krieg, das Action-Rollenspiel Trinity: Souls of O’Zill, Dead or Alive, Ninja Gaiden, die Atelier-Serie  - sie alle entsenden mindestens einen Krieger, um für Abwechslung zu sorgen. Selbst Sophitia aus Soul Calibur zückt ihr Schwert, um gegen den Schlangendämon zu kämpfen. Die Kämpferriege wurde auf den neuen Konsolen von 120 auf fast 150 spielbare Figuren aufgestockt. Das sollte genug Auswahl sein, um ein möglichst schlagkräftiges Trio auf die Beine zu stellen. Johanna von Orleans kämpft an der Seite von Achilles? Kein Problem! Der Ninja Ryu Hayabusa soll ebenfalls eingreifen? Nur zu! Und Ayane soll nicht nur Zak verprügeln, Ryu unterstützen oder auf irgendwelchen Stränden Volleyball spielen? Jawollja! Bei dieser Anzahl treten jedoch auch immer wieder Balancing-Probleme auf: Manche Figuren wirken mächtiger als andere und sind vor allem in Kombination (so man sie denn findet) ein potentes Mittel, um mehr oder weniger problemlos durch den "normalen" Schwierigkeitsgrad zu rauschen.

An der Kernmechanik hat sich nichts geändert: Viele Gegner und ein einfaches Kampfsystem.


Umfangreiches Drumherum

Vor allem dann, wenn man die Möglichkeiten wahrnimmt, die einem im Camp zur Verfügung stehen. Waffen können nicht nur gekauft, sondern auch „verschmolzen“ werden, wobei die schwächere Waffe in der stärkeren aufgeht und man evtl. damit verbundene Boni ebenfalls einschmiedet. Natürlich funktioniert das auch mit Klingen, die man während der Gefechte findet.

Man findet bzw. bekommt eine Figur, zögert aber, sie ins nächste Gefecht mitzunehmen, weil sie deutlich unter dem Level des "Stamm-Teams" ist? Kein Problem: Neben der Erfahrung, die das gerade aktive Mitglied des Trios für erledigte Feinde sammelt, wird ein Teil auch in einen allgemeinen Pool ausgeschüttet. Diesen kann man verwenden, um das berüchtigte Grinden zu minimieren und gezielt Charaktere ohne Kampfeinsatz auf neue Stufen zu hieven, bevor man in den Krieg zieht.

Als ob die umfangreiche und für ein Warriors-Spiel erstaunlich gut erzählte Geschichte sowie all die freispielbaren Figuren (jeweils mit eigenen Erzählsträngen und –Missionen) nicht reichen würden, um zig Stunden unkomplizierter Massenprügeleien zu füllen, hat Tecmo Koei zwei frische Modi spendiert. Der Duell-Modus darf dabei als Verbeugung vor den Ursprüngen der Warriors-Serie verstanden werden. Denn wie damals in der guten alten PSone-Zeit, als Dynasty Warriors mit Tekken um die Prügelkrone stritt, kämpft man nicht gegen hunderte oder tausende gegnerische Soldaten, sondern gegen nur einen Feind - genauer gesagt: Gegen ein Dreierteam in einer kleinen Arena. Das klingt auf dem Papier gut, doch die Motivation wird in der Praxis durch das überschaubare Kampfsystem zurechtgestutzt und kann auch nicht durch die einsetzbaren Spezialkarten das gesamte Potenzial ausschöpfen.

Mehr drin als je zuvor

Der Duell-Modus ist eine auf dem Papier gelungene Hommage an das erste Dynasty Warriors. In der Praxis bietet die Kampfmechanik für einen klassischen Prügler nicht genug Tiefe.

Ganz anders der fordernde "Gauntlet"-Modus. Hier ist man nicht nur mit drei Recken, sondern mit fünf Kämpfern unterwegs, die zudem alle gleichzeitig auf dem Bildschirm zu finden sind. Durchschalten kann man aber dennoch, wobei die KI ebenfalls anständig, aber mitunter ineffizient kämpft - wenn ein Zwischen- oder Endboss in der Nähe ist, würde ich mir wünschen, dass die KI ihn als Hauptziel erkennt oder zumindest mein Ziel angreift. Sie ist zwar in der Lage, zumindest Zwischenbosse eigenständig auszuschalten, doch nimmt mitunter einen Umweg. Befehle kann man leider nicht geben, einzig Boni spendierende Formationswechsel sind möglich. Besonderen Reiz gewinnt dieser Modus durch seine komplett zufällig generierte Endlos-Struktur, die an eine Variante des Abenteuer-Modus erinnert, den man aus Diablo 3 Reaper of Souls kennt. Und natürlich durch die Beute, die man hier bekommen und die man auch in den Story-Modus importieren darf.

An der Kulisse im Allgemeinen wurde nur wenig, and den Klongegnern und der maroden Feind-KI nichts verbessert.


Mehr Strategie

Aber es ist nicht nur der schiere Umfang, der Orochi 3 vom üblichen Warriors-Einerlei abhebt und immer wieder dafür sorgt, dass man den mangelnden Fortschritt innerhalb der Grundmechanik nur selten bedauert. Denn unter dem Strich findet man hier trotz der nur leicht verbesserten Knopfgehämmer-Schlachten das taktisch tiefste Warriors-Spiel seit langem. Damit meine ich nicht nur die Team-Auswahl per se, die beeinflusst, wie man sich schlägt. Denn zusätzlich haben viele Figuren untereinander einen Beziehungsstatus, der wiederum Boni und weitere Hilfen auf dem Feld der Ehre freischaltet. Dabei muss man nicht nur zwangsläufig die jeweilige Figur mit in den Kampf nehmen. Mal reicht es auch, Missionen für sie zu erledigen und später kann man sich die Freundschaften sogar im Teehaus teuer erkaufen.

Auch in strategischer Sicht findet eine positive Rückbesinnung statt: Zwar bestechen die Klonarmeen immer noch eher durch Masse als durch KI-Klasse, doch selten waren die Auswirkungen der eigenen Aktionen auf die mit einem kämpfenden Truppen und Generäle stärker zu spüren als hier. Mitunter habe ich mich positiv an die Kessen-Serie (ebenfalls Koei) oder Phantagrams Kingdoms under Fire-Debüt auf der Xbox erinnert gefühlt. Nicht nur, dass sich scheinbar mehr Truppen um mich scharen, wenn ich erfolgreich durch die Gegner pflüge: Auch die unabhängig von mir kämpfenden und dynamisch durch die Gebiete wandernden Offiziere mit ihren Gefolgsleuten wirken deutlich aktiver, effektiver und ziehen auch ohne mein Zutun Zwischenbosse aus dem Verkehr. Dass man nicht die Hälfte der Spielzeit mit "Babysitting" beschäftigt ist, tut der Dynamik nur gut!

Warriors Orochi 3 setzt auf japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln.


Japanische Kommunikation

Ungewöhnlich ist die Entscheidung Koeis,  an der Entscheidung festzuhalten, den Kriegern nur japanische Sprachausgabe zu spendieren und diese Englisch zu untertiteln. Ich vermisse zwar das übertriebene Pathos der englischen Sprecher nicht. Doch angesichts der Flut an fernöstlicher Akustik, die auch während der Kämpfe auf einen einprasselt und über entscheidende Wendungen sowie Ereignisse informiert, wird man immer wieder durch die Untertitel abgelenkt, die einem diese Infos visuell weitergeben. Abgesehen davon wird durch die enorme Fülle an Sprachsamples eine interessante Atmosphäre aufgebaut, die auch von der Musik unterstützt wird. Die gibt sich für ein Warriors-Spiel erstaunlich untypisch und baut eher selten auf den japanischen Pop-Rock, den man eigentlich mit diesen Titeln assoziiert, sondern bietet einen interessanten Mix. Schnelle Beats wechseln sich ab mit ruhigen Melodien oder traditionellen fernöstlichen Kompositionen, wobei man in den Ladepausen, die für Xbox One und PS4 zu lang dauern, sogar selbst entscheiden darf, was man hören möchte.

Fazit

Schon vor zwei Jahren war Warriors Orochi 3 der Leuchtturm in der Sturmflut der Massenkeilereien von Tecmo Koei. Und daran hat sich in der erweiterten Neuauflage auf PlayStation 4 und Xbox One nichts geändert - ganz im Gegenteil: Mittlerweile gibt es fast 150 spielbare Charaktere, die schier endlose Kombinationen aus Dreierteams ermöglichen. Es gibt nicht nur Erweiterungen des klassischen, nach wie vor interessant erzählten Story-Modus, sondern auch frische Betätigungsformen. Dabei schöpfen die Duelle als Anlehnung an das Ur-Dynasty-Warriors das Potenzial allerdings nicht aus, während der fordernde Gauntlet-Modus mit zufällig generierten Abschnitten und wertvoller Beute den ohnehin üppigen Umfang nochmals aufstockt. Außerdem sind die Auswirkungen der eigenen Aktionen in den Kriegsgebieten hinsichtlich Moral sowie Kampfverhalten der anderen Armeeteile deutlich spürbarer, so dass auch der strategische Faktor stärker betont wird als in anderen Warriors-Titeln. Schade ist allerdings, dass die Kampfmechanik immer noch zu oberflächlich ist und die Technik abseits von nativer 1080p-Unterstützung nahezu keine Fortschritte macht. Dennoch: Wie bereits auf PS3 und 360 könnten all diejenigen, die bislang einen weiten Bogen um die Warriors-Spiele gemacht haben, von Orochi 3 Ultimate eines Besseren belehrt werden.

Pro

  • beinahe 150 spielbare Figuren aus zahlreichen Serien
  • eingängiges Kampfsystem...
  • interessante Geschichte mit Zeitreise-Flair
  • japanische Sprachausgabe sorgt für Atmosphäre...
  • enormer Umfang
  • oberflächliches Beziehungssystem mit Boni
  • Waffen-Aufrüstung und -Modifikation
  • neuer Gauntlet-Modus eine interessante Variante mit Fünferteams
  • umfangreicher Soundtrack
  • ordentliche Mitstreiter-KI

Kontra

  • Klongegner ohne Ende
  • ... das aber oberflächlich bleibt
  • grafisch trotz 1080p-Optimierungen nicht auf der Höhe der Zeit
  • ... das ggf. nötige Lesen der englischen Untertitel lenkt vom Kampfgeschehen ab
  • schwache Gegner-KI
  • Duell-Modus schöpft Potenzial nicht aus

Wertung

XboxOne

Mehr Inhalte und neue Modi machen Orochi 3 Ultimate zu einem der besten Warriors-Spiele - auch wenn die simple Kampfmechanik nicht angefasst wurde.

PlayStation4

Mehr Inhalte und neue Modi machen Orochi 3 Ultimate zu einem der besten Warriors-Spiele - auch wenn die simple Kampfmechanik nicht angefasst wurde.